Offene Arbeitsfenster: Wandernde Aufmerksamkeit
Scheingeschwindigkeiten: Missverständnisse des Schnellen
Suchtpotential: Viele Dinge im Griff haben
4. Der Uhr-Instinkt
Polaritäten: Der Rhythmus der Naturzeit
Einteilungen: Der Takt der Uhrzeit
Handyzeit: Immer auf dem Punkt statt pünktlich
Zeitkollaps: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen
Verspielt: Das Glück des Fließens
Wunschmaschinen: Der Jagdinstinkt
5. Weltvergesslichkeit
Ewig on: Verlässlich bunt
Ortlos: Alles in Reichweite
Trost und Sicherheit: Rasender Stillstand
Verloren: Die bessere Welt
Die Grenzen des Zoombaren: Tiefe spüren
6. Das Vertrauensseelchen
Unser Freund: Unser Helfer
Selbsttäuschung: Berechnet, nicht gemeint
Was wir nicht sehen: Verraten und verkauft
Stolz und Vorurteil: Teil der erlösten Welt
Auslesbar: Die Metadaten sind die Botschaft
Ende der gemeinsamen Welt: Microtargeting und Filterblasen
Überwachung und Steuerung: Social Credit System
Profiling: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß
Meine Daten: Das Erdöl der digitalen Welt
Durchsichtig: Gen-Code plus Daten-Bild
Das Missverständnis: Ich habe nichts zu verbergen
Menschengemachte Rechenregeln: Algorithmen sind nicht wie das Wetter
7. Der Wisch-Welt-Daumen
Im Großen und Gleichen: Alles hat sein Recht
Wisch und weg: Mensch und Bot
Emotionsmotor Handy: Die große Sorge
In Wallung: Kampfmodus an
8. Die Dunkellinse
Was Schlagzeilen macht: Instinkt der Negativität
Medien haben Regeln: Annäherungen an die Wahrheit
Smarte Nachrichten: Wenn die Geschichte und die Erzähler verschwinden
Der entfesselte Skandal: Jeder mischt mit
Meditation der Hölle: Der Sog der isolierten Nachricht
Gemeine-Welt-Syndrom: Ach ist es nicht schrecklich
Aushalten: Schlecht und besser
Informationstremolo: Wir sind überall, nur nicht bei uns
9. Hornhaut auf der Seele
Tausend Bilder: Kein Augenblick
Nachlese in der Galerie: Reflexion statt Erleben
Für dich geschossen: Dokumentation als Selbstzweck
Unendlich viel: ist nichts
Hinter Panzerglas: Ich und Du
10. Der Daten-Virus
Tief in uns: Die Motorisierung der Fortbewegung
Die Enteignung der Straße: nicht mehr kreuz und quer, sondern rechts vor links
Weiterfahren: Die Nähe ist zerstört
Smart-Home: Das Handy als Cockpit
Internet der Dinge: Komfort, Sicherheit, Nachhaltigkeit
Ohne uns: Wir können uns rausrechnen
Praktisch: Apps nehmen uns das Leben ab
Verrechnungen: Transformator Smartphone
Ende der Verantwortung: Vermessung des Körpers
Der Vergleich des Unvergleichlichen: Alles verrechenbar
11. Die Schäm-dich-Backe
Die vierte Kränkung der Menschheit: die Antiquiertheit
Rückzugsgefechte: Was ist das Humanum?
Nebenwirkungen: Spiegel im Spiegel
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Beipackzettel: Liebe macht blind
Du hast eine Anatomie des Handy-Menschen in der Hand. Ein kleines anatomisches Lehrbuch. Eine Momentaufnahme. Manches ist noch unscharf. Manches versteckt sich noch. Manches wird sich wieder verwachsen. Aber schon der erste Blick zeigt: Wir sind nicht mehr dieselben. Wir sind über uns hinausgewachsen.
Kopf hoch: Vom Display aufschauen
Wir haben einige neue Organe entwickelt, die unsere medizinischen Lehrbücher und Gesundheitslexika nicht kennen. Darum ist die bevorstehende Tomographie des smarten Menschen eine Entdeckungsreise. Ein echtes Forschungsgebiet. Mit Risiken und Nebenwirkungen. Wir sind mehr oder minder auf uns allein gestellt, aber wir müssen da durch, wenn wir uns weiterhin selbst verstehen wollen. Wenn wir freie Menschen bleiben wollen.
Einige Spezialisten haben wir natürlich bereits an unserer Seite. Ein wenig seelsorgerliche Begleitung aus den Fachbereichen Philosophie, Ethik, Soziologie, Medienkunde, Kommunikationswissenschaft, aus der Mathematik, der Hirnforschung und verschiedenen therapeutischen Disziplinen, dazu Wissenschaftsjournalisten und Feuilletonisten. Denn natürlich versuchen gegenwärtig viele, das Neue zu fassen, was uns umgibt, prägt und was wir mit unserem Handyleben wiederum mitprägen. „Fassen“ ist in diesem Zusammenhang das richtige Wort, denn irgendwie scheinen uns die Gedanken und Gefühle rings um das Neue sofort wieder zu entgleiten, weil die digitale Revolution keine Rücksicht auf menschliches Zeitempfinden nimmt. Sie ist „disruptiv“, sprengt mit großer Macht vieles auf, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir sind nicht mehr dieselben – und diese Veränderung geht auf der einen Seite so rasend schnell, dass im Alltag kaum einer dazu kommt, darüber mit Sinn und Verstand zu reflektieren. Auf der anderen Seite geht sie so unbewusst und selbstverständlich vonstatten, dass wir oft gar kein klar umrissenes Bild davon haben, worüber denn zu reflektieren wäre, sollten wir doch einmal vom Display aufschauen und innehalten. Wir bemerken nur dieses diffuse Gefühl, dass wir uns verändert haben und uns ständig weiterverändern, gemeinsam mit der Zeit, in der wir leben. Und mit dem Smartphone in der Hand. Die Corona-Krise hat dabei die Entwicklung der vergangenen Jahre noch einmal radikalisiert – aber auch manches wieder neu in Frage gestellt.
Man kann die Folgen dessen, was Digitalisierung genannt wird, technisch, mathematisch, biologisch, psychologisch, wirtschaftswissenschaftlich, soziologisch, philosophisch, ethisch und sicher noch auf ein Dutzend andere Weisen beschreiben. Wir werden es in diesem etwas anderen Anatomie-Lehrbuch im umfassenden Sinne des Wortes menschlich angehen. Wir gehen nicht vom „User“ aus, sondern vom Menschen. Vom ganzen Menschen, den ich als lebendiges, vielschichtiges, prinzipiell weltoffenes Wesen verstehe. Es geht um uns. Um dich und mich.
Wie jede bahnbrechende kulturelle Errungenschaft ist auch das Smartphone sowohl Ausdruck als auch Motor des Neuen. Es ist Konzentrationspunkt