9. KAPITEL
Besser als quer
In den vorhergehenden Kapiteln war bereits die Rede vom Einfühlungsvermögen zugunsten des Mitspielers, der als Nächster den Ball erhalten soll, und von Unterstützung für diesen Spieler, indem man sich selbst in eine gute Anspielposition bringt. Sieh dir die Situation in Abb. 9.1 an: Der vom ballführenden Spieler zu bedienende Angreifer wird demnächst den Ball erhalten, ist aber eng bewacht und steht mit dem Rücken zum Tor. Der unterstützende Mitspieler muss sich in einer Position anbieten, die der aktuellen Anspielstation die Sache möglichst leicht macht und ein direktes Ablegen auf ihn mit nur einer Ballberührung ermöglicht.
Aber allzu oft läuft der unterstützende Mitspieler bereits an der Anspielstation vorbei, wenn der Ball erst dort eintrifft. Geschieht das so, ist es für den Angespielten nicht einfach (oft sogar unmöglich), den Ball weiterzuleiten. Da der Ball nicht wie von Zauberkräften beflügelt durch den Verteidiger hindurch zum Mitspieler gelangen kann, ist der unterstützende Mitspieler aus dem für Zuspiele geeigneten Bereich hinausgelaufen.
Bedenke, dass ein Zuspiel in Blickrichtung immer am Einfachsten ist. Da geht es den Mitspielern nicht anders als dir. Wer sich in einem günstigen Zuspielwinkel anbieten will, darf nicht am ballführenden Spieler vorbeilaufen. Er muss ihm eine Gelegenheit anbieten, den Ball in Blickrichtung zu spielen. Auch wenn man noch nicht vollständig an ihm vorbeigelaufen ist, heißt das nicht unbedingt, dass man ihm einen guten Zuspielwinkel anbietet. Wenn die von dir angebotene Zuspielmöglichkeit einen exakten Querpass verlangt, ist das Abspielen nicht wirklich leicht.
Der unterstützende Mitspieler ist, wenn der Ball bei der Anspielstation ankommt, oft schon so weit aufgerückt, dass nur noch ein Querpass – ein exakt aufgelegter Querpass – übrigbleibt. Das ist immer noch besser, als ganz an der Anspielstation vorbeizulaufen – aber nur geringfügig. Die Anspielstation kann zwar noch in Blickrichtung spielen, aber nur mit knapper Not, und dabei bleibt kein Spielraum für Ungenauigkeiten mehr. Der Angespielte muss einen perfekt abgestimmten Ball spielen, der ganz genau zum Laufweg passt, und das verlangt einen hohen Grad an Perfektion. Ist das Timing des abgelegten Balles auch nur um den Bruchteil einer Sekunde ungenau, wirst du den Pass nicht mitnehmen können. Ist der Ball erst einmal verpasst, wird es dir nicht mehr gelingen, anzuhalten, dich zu drehen und ihn dir zurückzuholen. Dieser Spielzug ist gescheitert, und jetzt hat der Gegner den Ball erobert. Außerdem gilt: Selbst wenn dein Mitspieler einen perfekten Querpass spielt, bringt der ihn bedrängende Abwehrspieler vielleicht doch noch ein Bein dazwischen und lenkt den Ball ab, bevor er bei dir abkommt.
Die einfache Lösung ist, vom Gas zu gehen und dem Spieler am Ball einen günstigeren Abspielwinkel anzubieten. Anstatt also an der Anspielstation vorbeizuziehen und sie zu einem bemerkenswerten Zuspiel aufzufordern, bremst du einfach ab, wartest mit dem Antritt und bietest deine Unterstützung hinter dem Ball an, sodass ein Abspiel in Blickrichtung möglich ist. Biete ihm einen Zuspielwinkel an, der günstiger ist als bei einem Querpass. Gib ihm etwas Spielraum für Ungenauigkeiten. Mach ihm das Leben leichter. Einfühlungsvermögen – du erinnerst dich.
Wenn du hinter dem Ball bleibst, muss der abgelegte Ball nicht perfekt sein, eine ordentliche Genauigkeit reicht aus. Der Ball muss nur irgendwo vor dir abgelegt werden. Du kannst dich auf den gespielten Ball einstellen. Und weil du dich hinter der Anspielstation befindest, kann dich dieser Mitspieler vom Verteidiger in seinem Rücken abschirmen und dir so eine Sekunde mehr Zeit am Ball verschaffen.
Ein weiterer, bei den unterstützenden Spielern verbreiteter Fehler in Situationen dieser Art ist, dass sie nicht erkennen, auf welcher Seite der Anspielstation der einleitende Pass ankommen wird. Wenn du dich auf der Außenseite anbietest, der einleitende Pass aber zum Innenfuß gespielt wird, musst du den Zuspielwinkel verändern und dich weiter nach innen bewegen. Du musst den Pass sehen und die Körpersprache der Anspielstation deuten können. Verlange nicht von deinem Mitspieler, den Ball mit nur einem Kontakt auf die andere Körperseite zu verlegen. Denke daran, dass du als Mitspieler die Aufgabe hast, dem Teamkollegen das Leben so einfach wie möglich zu machen. Dazu muss man sich nur in die Lage des Spielers versetzen, der die Anspielstation ist, und sich fragen: »Wo würde ich meinen Mitspieler gerne sehen, wenn ich an seiner Stelle wäre?« Und dann beweg dich schnell dorthin.
Abb. 9.1 – Der weiße Bereich vor der Anspielstation steht für den Raum, der besser ist als ein Querpass. Die Anspielstation (T) erhält den Ball, wird aber von einem Abwehrspieler (D) bedrängt, während Angreifer Nr. 2 einen günstigen Zuspielwinkel aufgibt, indem er an der Anspielstation vorbeiläuft. Angreifer Nr. 3 bietet sich in einer günstigen Position vor der Anspielstation an. Er erleichtert dem Mitspieler die Aufgabe, indem er sich für ein Zuspiel in Blickrichtung anbietet, was Spielraum für Ungenauigkeiten lässt.
Hinweis für Trainer: Diese Problem ist eines, das Sie in Rage versetzen wird, wenn Sie es nicht angehen, das aber eigentlich leicht zu lösen ist. Den Ausdruck »Besser als quer« führte ich vor ein paar Jahren ein und habe festgestellt, dass er sehr einprägsam ist und den Spielern im Gedächtnis bleibt.
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