Kurz und knapp: Rede kein dummes Zeug. Und bitte nicht um den »Unmöglichen Pass«. Er kommt nicht.
Hinweis für Trainer: Verlangen Sie bei jeder geeigneten Übung von Ihren Spielern, dass sie sinnvoll kommunizieren. Es ist erstaunlich, wie viel einfacher das Fußballspielen wird, wenn die Spieler nützliche Informationen geben und empfangen.
4. KAPITEL
Zuspielwinkel und Einfühlungsvermögen
Kommen wir zu der Sache mit dem Zuspielwinkel … Man ist noch lange kein großer Spieler, wenn man gute Zuspielwinkel schnell und sicher erkennt, aber ohne diese Fähigkeit wird man nie ein großer Spieler.
Ein Zuspielwinkel ist ein Raum, der sich zwischen Spielern (meist: Gegenspielern) oder zwischen Spielern und Spielfeldbegrenzung auftut, in den man den Ball spielen kann, ohne dass er abgefangen oder abgefälscht wird. Sofern der Spieler, der den Ball erhält, nicht vollständig umzingelt ist, gibt es so eine Lücke immer. Ein Mitspieler, der den Ball haben will, muss etwas tun, um ihn in einer dieser Lücken annehmen zu können. Fußball ist ein dynamisches Spiel, deshalb bewegen sich diese Räume ständig – sie entstehen, verschwinden, sind wieder da. Ein cleverer Spieler erkennt den Bewegungsablauf der Spieler, die sich zwischen ihm selbst und dem Ball befinden, macht so die Lücken aus, die dem Ballführenden die beste Chance für ein Zuspiel bieten, und (das ist das Wichtigste) bewegt sich so, dass er in den Zuspielwinkel gelangt.
Auf dem Spielfeld geht nichts über ein hohes Spieltempo. Die Fähigkeit, den Ball schneller zu spielen, als der Gegner laufen und sich organisieren kann, ist die sicherste Methode, ihn auszuspielen. Wenn der Ball schnell durch die eigenen Reihen laufen soll, muss der Spieler, der den Ball hat, rasche Entscheidungen treffen. Die Fähigkeit, sich schnell zu entscheiden, hängt jedoch von den Möglichkeiten ab, die man hat, wenn man den Ball bekommt. Und diese Möglichkeiten beruhen ganz und gar auf der Fähigkeit der Mitspieler, Lücken für Zuspiele zu erkennen und sich in diesen Bereichen anzubieten.
Wir verlangen oft, dass unsere Spieler mit nur einem Ballkontakt auskommen. Das kann ein Spieler aber nur leisten, wenn ihm die Mitspieler entsprechende Möglichkeiten bieten, vor allem in Blickrichtung. Bewegt sich mindestens ein Mitspieler in eine bespielbare Lücke in dieser Richtung, kann der Spieler den Ball mit einer einzigen Berührung annehmen und weiterleiten. Das Spiel mit nur einer Ballberührung ist die schnellste Variante überhaupt.
Klingt einfach, nicht wahr? In der Theorie ist es das auch. Aber bei jeder praktischen Ballbesitz-Übung sieht man sofort zahlreiche Spieler, die im toten Winkel verharren, anstatt sich in die Lücken hineinzubewegen. Und deshalb wirst du auch in jedem Spiel zahllose Beispiele dafür finden, dass eine Mannschaft den Ball verliert, obwohl das in der Situation absolut unnötig ist.
Abb. 4.1: Der Angreifer am Ball (Nr. 1) hat drei Abspielmöglichkeiten. Die Angreifer Nr. 2 und Nr. 3 haben sich in zwei dieser Räume bewegt, aber Nr. 4 befindet sich im toten Winkel hinter zwei Verteidigern.
Eine Lücke zu erkennen, ist gar nicht so schwer. Man braucht dafür nur eine einzige Eigenschaft – Einfühlungsvermögen. Versetz dich an die Stelle des Mitspielers, der demnächst den Ball bekommt. Frag dich dabei: »Wenn ich an seiner Stelle wäre und den Ball direkt weiterleiten wollte: Wohin wünschte ich mir meinen Mitspieler?« Du würdest dir mit Sicherheit nicht wünschen, dass er sich hinter Gegenspielern versteckt. Du möchtest ihn in einer Lücke sehen, die sich zwischen den Gegenspielern auftut. Diese Lücke zu erkennen ist der erste Schritt.
Der zweite Schritt ist dann, sich in diese Lücke hineinzubewegen. Die einzige Frage, die du dir dabei stellen musst, ist, ob du den Ball haben willst oder nicht, denn du wirst ihn nicht bekommen, wenn du dich hinter einem Gegner versteckst. Der Ball kann den Gegner nicht durchdringen, aber durch die Lücke kann er sehr gut fliegen. Wenn du den Ball willst, mach deinem Mitspieler das Leben leichter, und biete dich in diesem Winkel an.
Hinweis für Trainer: Scheuen Sie sich nicht, Ballbesitz-Übungen jedes Mal zu unterbrechen, wenn ein Spieler nicht für eine ideale Anspielmöglichkeit sorgt. Sie müssen bei jedem Training auf dieses Thema zu sprechen kommen. Dass ein Spieler versteht, wohin er sich bewegen muss, bedeutet noch nicht, dass er es auch tut. Die Spieler müssen diese Aufgabe verinnerlichen.
5. KAPITEL
Ballannahme mit dem richtigen Fuß
Hat man die Lücke für das Anspiel erkannt und sich dorthin begeben, folgt die nächste Herausforderung: den Ball mit dem richtigen Fuß annehmen. Im Normalfall ist das der Fuß, der weiter von dem Abwehrspieler entfernt ist, der verhindern will, dass das Zuspiel ankommt. Aber auf einem höheren Spielniveau sollte man dazu eine Reihe von Entscheidungen getroffen haben, noch bevor der Ball auf einen zukommt. Von diesen Entscheidungen hängt ab, mit welchem Fuß der Ball angenommen werden sollte.
Bei der Entscheidung für die Ballannahme musst du dir die folgenden Fragen stellen:
•Welcher Fuß hilft mir, dem Gegner zu entwischen?
•Welcher Fuß hilft mir, den Ball nach vorne zu bringen?
•Mit welchem Fuß will ich meinen nächsten Pass spielen?
Achte unbedingt darauf, dass die erste Ballberührung nicht unter Druck erfolgt. Stell dich darauf ein, bei der Ballannahme sofort den eigenen Körper zwischen den Ball und den angreifenden Verteidiger zu bringen.
Vergiss bei der Ballannahme nicht – ganz gleich, mit welchem Fuß sie erfolgt –, dass dir nicht immer zwei Kontakte vergönnt sind. Es gibt keine Regel, die besagt, dass es dir zusteht, jeden Ball zu stoppen, der den Weg zu dir findet. Stell dich darauf ein, mit einem Ballkontakt auszukommen, denn sehr oft wirst du nicht mehr bekommen. Reichen Zeit und Platz nicht aus, um den Ball zu stoppen, mach gar nicht erst den Versuch. Stell dich darauf ein, und beschränke dich auf einen Kontakt.
Die Fähigkeit zur Abwägung der passenden Ballannahme entscheidet mitunter über Sieg oder Niederlage.
Hinweis für Trainer: Spieler, die den Ball mit dem falschen Fuß annehmen, wissen entweder nicht, was sie falsch machen, oder sie sind träge. Die einzige Möglichkeit, das richtige Verhalten zur Gewohnheit zu machen, besteht darin, im Training eine perfekte Ausführung zu verlangen. Details sind wichtig.
6. KAPITEL
Zuspiel auf den richtigen Fuß
Im 5. Kapitel warst du der Spieler, der auf ein Zuspiel hoffte. Jetzt bist du der Spieler am Ball, und dein nächster Spielzug ist ein Pass zu einem Mitspieler.
Erinnere dich an die Bedeutung des Spieltempos. Du musst deinen Mitspieler so anspielen, dass auch er schnell spielen kann oder zumindest eine reelle Chance hat, den Ball zu behaupten. Und dazu gehört, ihm den Ball auf den richtigen Fuß zu spielen.
Beim Fußballspielen gibt es viele wichtige Kleinigkeiten, und diese Sache gehört dazu. Es ist erstaunlich, wie viele aussichtsreiche Angriffe nicht vom Gegner, sondern von einem der eigenen Mitspieler vereitelt werden, indem der den Ball auf den falschen Fuß spielt. Hierzu ein Beispiel.
Unser zentraler Mittelfeldspieler führt den Ball in Richtung des rechten Flügels und schafft dort eine 2:1-Überzahlsituation zum Nachteil des gegnerischen linken Außenverteidigers (vgl. Abb. 6.1). Hier soll er den Verteidiger auf sich ziehen und dann den Ball an ihm vorbei zum rechten Flügelspieler passen, der an der Seitenlinie lauert. Der Mittelfeldspieler macht das genau so, wie er es im Training gelernt hat: Der linke Außenverteidiger greift an, und unser Mittelfeldmann schiebt den Ball außen an ihm vorbei. Landet der Pass am rechten Fuß