Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karlheinz Gerlach
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783962851637
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Adelung erhielt 1759 eine Lehrstelle (Professur) am evangelischen Ratsgymnasium in Erfurt, ging 1761 als Bibliothekar nach Gotha, 1762 mit dem Titel herzoglich sachsen-gothaischer Rat, und ließ sich 1763 in Leipzig als freier Schriftsteller und Herausgeber nieder, unter anderen der Leipziger Zeitungen (Redakteur) und des Leipziger Wochenblatts für Kinder, der ersten deutschen Kinderzeitschrift. Er schrieb 1774-1786 in Leipzig sein Hauptwerk, den Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders der oberdeutschen, das erste moderne Wörterbuch der deutschen Sprache (5 Bände, bei Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn in Leipzig). Mehrere gelehrte Gesellschaften wählten ihn zum Mitglied: 1784 die Deutsche Akademie in Mannheim, 1785 die Deutsche Gesellschaft in Leipzig, eine von Johann Christoph Gottsched geprägte Sprachgesellschaft mit dem Ziel einer von Fremdwörtern gesäuberten und von mundartlichen Färbungen freien überregionalen deutschen Einheitssprache, sowie am 27.9.1787 die Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum Auswärtigen Mitglied und 1793 die Deutsche Gesellschaft in Königsberg (s. Artikel Lindner, Johann Gotthelf). Adelung folgte 1787 einem Ruf von Kurfürst Friedrich August III. (1750-1827) nach Dresen, der ihn zum Oberbibliothekar der kurfürstlichen Bibliothek im Japanischen Palais mit dem Titel Hofrat sowie zum Bibliothekar seiner Privatbibliothek ernannte.

      Adler, Peter Philipp (1726-1814), ref.

      Der Kaufmann Peter Philipp Adler, Direktor der kgl. Assekuranz-Gesellschaft in Frankfurt (Oder), war ein bedeutender Numismatiker. Das kgl. Münzkabinett kaufte nach seinem Tod 1821 seine Münzsammlung (28 000 antike, mittelalterliche, neuzeitliche und orientalische Münzen) und seine Bibliothek. Die Berliner Loge Zu den drei Weltkugeln nahm Adler nach einstimmiger Ballotage am 7.8.1752 als Freimaurer an. Er war 1776 Mitgründer der Loge Zum aufrichtigen Herzen in Frankfurt (Oder), die ihn am 24.1.1776 zum Schatzmeister wählte (bis 1778).

      Alessandri, Felice (24.11.1747 Rom [oder San Damaso bei Modena?]-15.8.1798 Casinalbo bei Modena), kath., ∞ Buffa-Sängerin Maria Lavinia Guadagni (1735-um 1790).

      Friedrich Wilhelm II. berief den italienischen Cembalisten und Opernkomponisten Felice Alessandri, der in St. Petersburg (1786-Mai 1789) vergeblich auf eine Hofanstellung als Komponist gehofft hatte, auf Betreiben des Hofpoeten der kgl. Italienischen Oper in Berlin Antonio de Filistri da Caramondani und der portugiesischen Sängerin Luisa Rosa de Aguiar Todi (1753-1833) im Herbst 1789 als 2. kgl. Kapellmeister nach Berlin (3000 Rtl Jahresgage auf drei Jahre). Er komponierte in Berlin mehrere Opern, von denen indes nur Il ritorno di Ulisse a Penelope (1790) Erfolg hatte. Der unzufriedene König entließ am 4.7.1792 Alessandri, der nach Italien zurückkehrte. Wann und wo er Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. In Berlin schlug → Concialini ihn seiner Loge Royale York de l'Amitié vor, die ihn am 8.4.1790 aufnahm. Sie nannte ihn letztmals am 24.6.1792 im V. Grad.

      Ambrosch, Josef Karl (Ambrož, Josef Karel) (6.5.1759 Krumau [Český Krumlov]/Böhmen-8.9.1822 Berlin), kath., V Joseph Adelbert Ambrož, ∞ Charlotte Zander aus Rathenow,

      Sohn:

      Josef Julius Athanasius Ambrosch (1804 Berlin-1856 Breslau), Klassischer Philologe, Archäologe, 1849/50 Rektor der Universität Breslau, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Mitglied der Loge Friedrich zum goldenen Zepter in Breslau

      Josef Karl Ambrosch war in Ansbach, Bayreuth, Hamburg, Hannover und schließlich 1791 am kgl. Nationaltheater Berlin als Operntenor engagiert. Er trat in Opern und Singspielen und auch als Schauspieler auf. Ambrosch sang in der Berliner Erstaufführung von Mozarts Zauberflöte am 12.5.1794 den Tamino und danach 1806-1812 noch 21-mal. Er gehörte nach seiner Pensionierung 1810-1817 der Berliner Sing-Akademie an. Die Loge Zur Beständigkeit (GLL) nahm Ambrosch am 25.5.1792 einstimmig auf. Die Bürgschaft übernahmen → Josef Michael Böheim und → Karl Hermann Heinrich Benda. Die Loge beförderte ihn am 30.3.1793 zum Gesellen und am 7.3.1794 zum Meister. Ambrosch gab mit → Böheim die Freymäurerlieder mit Melodien heraus (1793 Teil 1-2, 1795 Teil 3 Böheim allein). Warum er am 23.10.1801 das Freimaurersystem wechselte und der Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) beitrat, ist unbekannt. Die Loge beförderte ihn auf den Schottengrad. Das Musikalische Kollegium (s. Artikel Becžwarżowský, Anton Franz) wählte ihn 1802-1810 zum 2. Vorsteher. Seine Loge führte ihn noch 1815 als Mitglied, er blieb aber vermutlich bis zu seinem Tod ihr Mitglied.

      André, Johann (28.3.1741 Offenbach/Main-18.6.1799 Offenbach), aus hugenottischer Familie in St. Gilles bei Nîmes, V Marc-André André, Seidenweber, Seidenfabrikant in Offenbach, M Marie Juliane geb. Pfaltz (V Tuchfabrikant in Mannheim), ∞ Catharina Elisabeth Schmaltz (V Bankier in Mannheim), S Johann Anton André (1775-1842), Musikverleger Musikhaus André in Offenbach, Komponist, Musiktheoretiker, erwarb 1799 von Constanze Mozart den handschriftlichen Nachlaß Wolfgang Amadeus Mozarts

      Wolfgang Amadeus Mozart (27.1.1756 Salzburg-5.12.1791 Wien), V Leopold Mozart (14.11.1719 Augsburg-18.5.1787 Salzburg, a. 6.4.1785 Wien Zur Wohltätigkeit, II. 16.4.1785 Zur wahren Eintracht, III. 22.4.1785 in Anwesenheit seines Sohnes, Ehrenmitglied), M Anna Maria geb. Perti (25.12.1720 Sankt Gilgen-3.7.1778 Paris), ∞ 4.8.1782 Constanze Weber (5.1.1762 Zell im Wiesental-6.3.1842 Salzburg), Sopranistin in Mannheim, a. 14.12.1784 Wien von der Loge Zur Wohltätigkeit (2.2.1782 von der Loge Zur gekrönten Hoffnung [diese 9.2.1776 GLL] gegründet), II. 7.1.1785 in der Loge Zur wahren Eintracht, III. (1.2.?)1785, Mitglied der Sammelloge Zur neugekrönten Hoffnung (gegründet Januar 1786), gleichsam ihr Hauskomponist, erste maurerische Komposition 1772 in Salzburg Lobgesang auf eine feierliche Johannisloge, Maurerische Trauermusik (1785), Gesellenreise (1785), Kantate Die Maurerfreude (1785, zu Ehren von Ignaz v. Born), Maurerlieder (1785) und Kantaten (1791), Oper Die Zauberflöte (1791), die Wiener Freimaurer druckten nach seinem Tod die Kleine Freimaurer-Kantate zugunsten der Witwe und eine Rede der Taruerloge für Mozart (Helmut Reinalter, in: ders.: Freimaurerische Persönlichkeiten, 119-121; ders.: Aufklärung, Humanität und Toleranz, 314-329).

      Johann André erlernte in Offenbach, Mannheim (1758) und Frankfurt a. M. (1760/61) die Handlung. Er trat indes nicht in die Firma seines Vaters ein, sondern erlernte nach der Bekanntschaft mit der Theatertruppe von Theobald Hilarius Marchand (1741 Straßburg-22.11.1811 München, Wundarzt, Bassist, Hofschauspieler, Prinzipal) autodidaktisch das Klavierspiel. Er komponierte 1773 das Singspiel Der Töpfer, das Goethe zu Erwin und Elmire anregte und mit dessen Vertonung er André beauftragte (1775). André gründete 1774 in Offenbach eine Notendruckerei mit Verlag, damit einen der ersten deutschen Musikverlage (heute Musikhaus André in Offenbach). Sein Haus war ein gesellschaftlicher Mittelpunkt des Rhein-Main-Gebietes. Auch Mozart stieg auf einer Durchreise mit seiner Familie bei ihm ab. Karl Theophil Döbbelin engagierte André 1777 als Musikdirektor seines Theaters in Berlin (Behrenstraße), ohne daß dieser seinen Verlag aufgab (bis 1784). Er schrieb als einer der Ersten Bühnenmusiken zu Shakespeares Stücken König Lear und Macbeth. Goethe besuchte ihn am 17.5.1778 in Berlin. Am 31.12.1777 schlug der Berliner Verleger → Christian Friedrich Himburg André seiner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) vor, die ihn am 1.4.1778 aufnahm und am 14.8.1778 zum Gesellen und am 20.11.1779 zum Meister beförderte. Sie nannte ihn letztmals 1784 (IV. Grad). Ob er später noch einer anderen Loge beitrat, ist nicht ermittelt. Markgraf → Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt berief André am 20.4.1784 zum Kapellmeister ehrenhalber der Schwedter Hofkapelle, die seine Singspiele aufführte. Er komponierte etwa 30 Singspiele, Balladen und Lieder. In seinem Verlag erschienen bis zu seinem Tod etwa 1300 musikalische Werke.

      Anthing, Johann Friedrich (25.5.1753 Gotha/Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg-1805 St. Petersburg), luth., V Johann Philipp Anthing († 1771), Garnisonprediger, M Dorothea Amalia geb. Schierschmidt (1732-1797), ∞ Louise Antoinette Tassin.

      Johann Friedrich Anthing erhielt nach dem Studium der Theologie in Jena die Stelle eines Pagenhofmeisters in Gotha, wonach er ab 1783 als Silhouettenschneider tätig war. Die Berliner Loge Zum Pilgrim (GLL) nahm ihn auf Vorschlag des deputierten Meisters der Gothaer Loge Zum Rautenkranz,