Von Selbst zu Selbst. Martha Sweezy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martha Sweezy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783867813471
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wir hören zu, wenn bei einem oder beiden Teile vorhanden sind, die nicht mitmachen wollen. Manchmal liegt das daran, dass sie bei früheren Therapieversuchen negative Erfahrungen gemacht haben, manchmal sind die sie beschützenden Teile besorgt darüber, was in der Therapie aufgedeckt werden könnte. In anderen Fällen fühlt eine der beiden Personen sich genötigt oder in die Enge getrieben.

      Wenn einer oder beide Bedenken äußern, müssen wir mit dem dafür verantwortlichen Teil verhandeln. Zum Beispiel können wir vorschlagen, vor der Entscheidung zu einer längeren therapeutischen Arbeit erst drei oder vier Sitzungen abzuhalten. Außerdem können wir darauf hinweisen, dass grundsätzlich beide jederzeit beschließen können aufzuhören. Fragen wie Was war in Ihrer letzten Therapie hilfreich und was nicht? und Wie ist es für Sie, heute hier zu sein? locken Teile hervor, die sonst unter Umständen stumm bleiben.

      Fragen kann das Paar auch zu uns selbst und zur Behandlungsmethode haben: Welche Ausbildung mussten Sie machen? Welche Philosophie steckt hinter der Methode? Wie sind Ihrer Erfahrung nach die Erfolgschancen damit? Offen für alle Teile des Paares zu bleiben, trägt dazu bei, Sicherheit und Verbundenheit zu schaffen. Die Arbeit beginnt, sobald wir neugierig auf die Bedenken der beiden sind, eine Therapie zu machen.

      »Haben Sie irgendwelche Fragen über meine Arbeitsweise?«, frage ich.

      »Da wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagt Marco.

       »Haben Sie denn schon mal gemeinsam eine Therapie gemacht?«

      »Ich war vor Jahren mal bei einer Beratung«, sagt Susan. »Marco hat noch nie eine Therapie gemacht, und in der Eheberatung waren wir auch noch nicht.«

      »Wie ist es denn für Sie, heute hier zu sein, Marco?«, frage ich und sehe ihn an.

      »Ganz in Ordnung, denke ich«, antwortet er. »So richtig wohl fühle ich mich allerdings nicht, wenn Sie darauf rauswollen. Ich musste erst mal überzeugt werden, dass das eine gute Idee ist.«

       »Haben Sie denn spezifische Bedenken darüber, hier zu sein?«

      »Ich weiß, dass wir Hilfe brauchen, und deshalb bin ich hier. Aber ich will nicht unter Druck gesetzt werden. Sie wissen schon: zwei Frauen, ein Mann, so in der Richtung.«

      »Danke, dass Sie das offen ausdrücken«, sage ich. »Ich will auf keinen Fall, dass Sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Wenn das doch mal der Fall sein sollte, würde es mir helfen, wenn Sie es mir sagen.«

      »Okay«, sagt er. »Das mache ich.«

      »Darauf können Sie sich verlassen!«, sagt Susan lächelnd.

      »Wie steht es mit Ihnen, Susan?«, frage ich. »Irgendwelche Bedenken?«

      »Ich bin eher erleichtert als besorgt, hier zu sein«, sagt Susan.

      THERAPEUTISCHE TIPPS

       Um Sicherheit zu schaffen, müssen wir offen für die Bedenken des Paares sein und auch jene seiner Teile willkommen heißen, die sich nicht so leicht äußern.

       Viele Menschen sprechen nicht von sich aus über zwiespältige Gefühle, Ängste und Skepsis; außerdem geben sie eventuell nur zögernd zu, dass sie in einer früheren Therapie verletzt wurden.

       Sich nach Bedenken zu erkundigen, kann auch für uns in der therapeutischen Rolle befreiend wirken. Wenn wir die Einstellung jener Teile erfahren haben, die nicht in der Sitzung sein wollten, hilft uns das zu verstehen und zu akzeptieren, falls das Paar sich entscheidet, nicht wiederzukommen.

      Ziele und Wünsche

      Die Ziele und Absichten des Paares, die sich unweigerlich im Lauf der Zeit verändern, geben unsere Richtung vor und halten den Therapieprozess auf Kurs. Besteht ein Ziel zum Beispiel darin, die Art der Kommunikation zu ändern, ermöglicht uns das, auf dysfunktionale Kommunikationsmuster hinzuweisen. Wenn wir umgekehrt Fortschritte hinsichtlich der Ziele bemerken, ist das von unschätzbarem Wert in jenen schwierigen Momenten, wenn die Partner den Eindruck haben, mit den ewig gleichen Themen im Kreis zu gehen. Das äußert sich etwa in Ansichten wie Wenn er sich nicht ändert, kann ich einfach nicht weitermachen oder Das Problem ist doch eigentlich meine Frau – können Sie die vielleicht wieder hinbekommen?

      Wir sollten es uns immer zum Prinzip machen, Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche der beiden wahrzunehmen. Dann können wir darauf reagieren, indem wir ihnen versichern, dass ihre Sorgen während der Therapie erforscht werden.

      Susan und Marco

      In einer frühen Therapiephase ist das Paar oft in einer Polarität zwischen hoffnungslosen und hoffnungsvollen Teilen gefangen. Wenn sich die Beziehung gerade stabil anfühlt oder wenn eine Therapiesitzung gut läuft, dominiert die Hoffnung, und mit gutem Timing kann sie zu Veränderungen beitragen. Verfrühte Hoffnung führt jedoch eher zu Enttäuschung, weil es doch wieder zu Konflikten kommt und weil bei den Therapiesitzungen ein Gefühl der Unvollständigkeit herrscht. Um eine solche Polarität zu entschärfen, spreche ich mit dem Paar über die vorhandenen Möglichkeiten.

      »Das hört sich ganz so an, also ob Sie beide manchmal darin festhängen, sich abwechselnd hoffnungsvoll und hoffnungslos zu fühlen?«, frage ich.

      »Ja, und das Hin und Her ist schlicht erschöpfend«, sagt Susan.

      »Das verstehe ich«, sagte ich. »Sogar so gut, dass ich Ihnen etwas Neues vorschlagen will. Statt sich so angestrengt an Hoffnungen zu klammern und dann doch enttäuscht zu werden, könnten Sie sich vorläufig daran festhalten, dass es eine Möglichkeit zur Veränderung gibt. Hoffnung orientiert Sie nämlich in die Zukunft, während Hoffnungslosigkeit Sie in die Vergangenheit zurückwirft. Wenn Sie sich aber an das halten, was hier und jetzt möglich ist, wenn Sie einen Schritt nach dem anderen tun und sich auf Ihre Absicht konzentrieren, Ihre Beziehung zu verändern, verschafft Ihnen das meiner Erfahrung nach einen gewissen Abstand vom Auf und Ab der hoffnungsvollen und hoffnungslosen Teile. Das sind Teile, die Ihre Hilfe brauchen, und ich kann Ihnen zeigen, wie Sie ihnen helfen können.«

      »Ich glaube, ich verfange mich in diesem Kreislauf öfter als Marco«, sagt Susan.

      »Nein, mir passiert das auch«, sagt er. »Es ist schwer, das nicht zu tun, weil es so schnell passiert.«

      Die Anfänge der Beziehung

      Wenn in den ersten ein oder zwei Sitzungen genügend Zeit ist, sollte man sich nach dem Anfang der Beziehung erkundigen. Wie hat das Paar sich kennengelernt, was am anderen hat sie angezogen, wie war es, miteinander auszugehen und sich zu verlieben? Oft entspannen beide sich dann und erinnern sich daran, wieso sie zusammen sind. Außerdem löst es die wichtige Frage aus: Was ist eigentlich mit uns passiert? Das Gespräch darüber könnte man wie folgt einleiten.

      Susan und Marco

      »Erzählen Sie mir doch mal, wie Sie sich kennengelernt haben und was sie aneinander angezogen hat!«

      Die beiden lächeln sich an.

      »Willst du anfangen?«, fragt Susan.

      »Ich weiß noch, wie ich Susan zum ersten Mal gesehen habe«, erzählt Marco. »Ich war richtig überwältigt. Damals hat sie im Sommerlager einen Lauf organisiert, an dem ich teilgenommen habe. Sie war nicht nur kompetent, sondern hat auch noch toll ausgesehen. Aber als ich versucht habe, sie auf mich aufmerksam zu machen, hat sie mich völlig ignoriert.«

      »Ich war doch total mit der Organisation beschäftigt! Außerdem war ich verschwitzt, dreckig und erschöpft. Überhaupt nicht sexy.«

      »O doch, total sexy«, sagt Marco.

      »Und wie ging es