Aus einer Mittheilung des Defensor Romanus ersehe ich, daß das Kloster der Gottesmägde auf der Flur von Monotheum hinsichtlich eines ihm zugehörigen Grundstückes, welches dem Kloster überlassen worden sein soll, von unsrer Kirche zu Villanova eine Gewaltthat erlitten habe. Wenn es sich so verhält, so gebe Deine Wohlerfahrenheit das Grundstuck den Gottesmägden zurück sammt den Erträgnissen zweier Indiktionen, die Du eingenommen. Weil sich aber auch viele Juden auf den Landgütern der Kirche aufhalten, so will ich, daß ihnen Etwas von der Abgabe nachgelassfen werde, falls sie Christen werden wollen, damit durch diese Erleichterung angezogen auch andere sich zu solchem erlangen erschwingen.
Kühe, die schon vor Alter unfruchtbar sind, oder Ochsen, die nicht mehr brauchbar scheinen, soll man verkaufen, damit wenigstens aus ihrem Erlös sich ein Nutzen ergebe. Die Stutereien aber, die wir sehr nutzlos halten, sollen alle aufgelöst und nur 40 junge Stuten zur Nachzucht behalten werden. Man soll jedem der 400 Pächter eine Stute überlassen, wofür sie dann jedes Jahr Etwas zu entrichten haben. Denn es ist höchst unwirthschaftlich, 60 Solidi für die Roßknechte auszugeben und kaum 60 Denare aus den Stutereien zu beziehen. Deine Wohlerfahrenheit gehe also so zu Werk, daß ein Theil, wie gesagt, unter alle Pächter vertheilt, der andere verkauft und zu Geld gemacht werde. Die Roßknechte aber vertheile in den Besitzungen, damit sie durch Landbau sich nützlich machen können. Alles Sattelzeug aber, das etwa in Syracus oder Palermo der Kirche angehört, muß man verkaufen, ehe es vor Alter gänzlich zu Grunde geht.
Als der Diener Gottes, der Bruder Cyriakus, nach Rom kam, forschte ich ihn sorgfältig aus, ob er mit Dir vertraulich wegen der Annahme eines Geschenkes in der Sache einer gewissen Frau gesprochen habe. Der Bruder erklärte, er habe davon durch Deine Mittheilung erfahren, weil er von Dir gesandt worden sei, um zu erforschen, wer mit Überbringung des Geschenkes beauftragt sei. Ich glaubte ihm, nahm ihn freundlich in meine Gunst auf, führte ihn vor Klerus und Volk, vergrößerte seine Einkünfte,120 gab ihm eine höhere Stelle unter den Defensoren und lobte vor Allen seine Treue, die er in Deinem Dienste bewiesen habe, und sandte ihn deßhalb schleunig zu Dir zurück. Weil Du sehr Eile hast und ich trotz meiner Krankheit Dich zu sehen wünsche, so lasse ihn, den Du selbst in Allem erprobt hast, als Deinen Stellvertreter zu Syrakus121und beeile Dich zu mir zu kommen, damit wir, wenn es dem allmächtigen Gott so gefällt, gemeinsam darüber berathen können, ob Du selbst wieder dorthin zurückkehren sollst, oder ob ein Anderer an Deiner Statt aufgestellt werden soll. Zugleich habe ich den Notar Benenatus gesandt, damit er Deinen Platz im Palermischen Gebiete des Patrimoniums ausfülle, bis der allmächtige Gott bestimmt, was ihm wohlgefällt.
Den Romanus habe ich wegen seines Leichtsinnes tüchtig ausgescholten; denn ich finde jetzt, daß er in dem ihm anvertrauten Pilgerhause mehr auf seinen Nutzen als auf sein Verdienst bedacht war. Sollte es Dir also etwa gut scheinen, so hinterlasse ihn als Deinen Stellvertretet:!122 Siehe, wie Du ihn durch Drohung und Ermahnung dahin bringst, daß er einmal lerne, sich gegen die Landleute freundlich und dienstfertig zu betragen, gegen Fremde und Stadtleute aber in Allem gewandt und geschäftstüchtig sich zu erweisen. Indem ich aber Dieß sage, will ich nicht selbst die Wahl der Person vornehmen – sondern überlasse sie Deinem Urtheil; es genügt mir, für das Palermische Gebiet einen Stellvertreter für Dich erwählt zu haben. Ich will sehen, wie Du selbst für das Gebtet von Syrakus Sorge trägst. Wenn Du aber kommst, so bringe das Geld und die Schmucksachen mit, welche zum Antheil oder zum Vermögen des Antoninus gehören. Ebenso bringe die von Dir eingeforderten Erträgnisse der neunten und zehnten Indiktion, sowie auch alle Deine Rechnungen. Bemühe Dich, wenn es Gottes Wille ist, vor dem Feste des hl. Cyprian hieher zu kommen, damit nicht aus dem Zustand, in welchem sich das Meer immer in diesen Tagen befindet, eine Gefahr entstehe, Was Gott verhüte!
Auch sollst Du wissen, daß ich in meinem Herzen mir große Vorwürfe mache, weil ich den Gottesdiener Pretiosus wegen einer kleinen Schuld hart angelassen und ihn betrübt und erbittert von mir habe fortgehen lassen. Ich schrieb an seinen Herrn Bischof, er solle ihn mir wieder schicken, aber dieser wollte durchaus nicht. Ich darf und kann ihn nun nicht betrüben; denn weil er mit Gottes Angelegenheiten betraut ist, muß man ihm mit Trost zu Hilfe kommen, nicht ihn mit Bitterkeit überhäufen. Pretiosus aber, wie ich höre, betrübt sich sehr, weil er nicht wieder zu mir kommen darf. Ich kann nun, wie gesagt, dem Herrn Bischof, der ihn nicht fortlassen will, nicht vor den Kopf stoßen, und so bleibe ich unschlüssig zwischen zwei Klippen. Wenn nun Deine Weisheit größer ist als Dein kleiner Körper, so richte die Sache so ein, daß mein Wille geschieht, ohne daß dem Herrn Bischof vor den Kopf gestoßen wird. Merkst Du jedoch, daß es ihn nur ein klein wenig verdrieße, so rede von der ganzen Sache Nichts. Mich hat es aber von ihm verdrossen, daß er den Herrn Eusebius, einen so hochbetagten und schwer kranken Mann, excommunicirt hat. Darum mußt Du schon diesen Herrn Bischof im Vertrauen sagen, er möge in Fällung seiner Urtheilssprüche nicht voreilig sein; denn Fälle, die man durch Urtbeilssprüche entscheiden muß, müssen zuvor durch sorgfältige und oftmalige Untersuchung abgewogen werden.
Wenn die Listenführer des Heeres kommen, welche, wie ich höre, schon Rekruten ausheben, so gebe Deinem Vertreter den Auftrag, ihnen ein kleines Geschenk anzubieten, damit er sie in gute Stimmung gegen sich versetze. Gib auch den Beamten des Prätors Etwas nach alter Gewohnheit, bevor Du abreisest, jedoch durch die Hände Dessen, den Du zurücklassest, damit Du ihm ihre Gunst erwerbest. Damit auch Wir nicht als menschenfeindlich erscheinen, befiehl Deinen Stellvertretern, Alles genau auszuführen, was ich Deiner Wohlerfahrenheit einzelnen Personen oder Klöstern zu geben aufgetragen habe. Wie Dieß näher einzurichten sei, werden wir mit Gotteß Hilfe nach Deiner Ankunft verhandeln. Die 300 Solidi aber, die ich durch Dich den Armen zugewendet, sollen nach meiner Meinung nicht deren willkürlichen Verwendung überlassen werden. Deine Stellvertreter also sollen ibre Aufträge an die einzelnen Personen und Orte erfüllen.
Schon früher erinnere ich mich geschrieben zu haben, es sollten die Vermächtnisse, die nach der Testamentsbedingung des Antoninus von Uns auszuzahlen sind, den Klöstern und den andern bezeichneten Personen eingehändigt werden. Ich weiß nicht, warum Deine Wohlerfahrenbeit mit der Ausführung gezögert hat. Wir wollen also, daß Du aus den Kirchengeldern die Uns obliegenden Verpflichtungen erfüllest, damit Du nicht bei Deiner Hieherreise in Sicilien die Seufzer der Armen, die gegen Dich Klage führen, zurücklassest. Die Schuldscheine aber, die sich beim Vermögen des Antoninus gefunden haben, nimm gleichfalls mit Dir.
Romanus hat mir berichtet, die Gemahlin des Redemtus habe bei ihrem Tode mit ausdrücklichen Worten erklärt, eine ihr gehörige Schale solle verkauft und der Lösepreis ihren Freigelassenen gegeben werden; auch habe sie ein silbernes Schildchen einem Kloster vermacht. In beiden Fällen wollen Wir, daß ihr Wille genau erfüllt werde, damit wir nicht an kleinen Dingen uns großer Sünden schuldig machen.
Wie ich aus einer Anzeige des Bruders Marinianus, des Abtes, sehe, ist der Bau im Prätorianischen Kloster nicht einmal bis zur Hälfte ausgeführt. Wen sonst soll ich dafür loben, als den Eifer Deiner Wohlerfahrenheit?123
Aber wache wenigstens jetzt auf, nachdem man Dich ermahnt hat, und verlege Dich, soviel Du nur kannst, auf diesen Klosterbau. Ich habe gesagt, man solle den Mönchen Nichts von den Einkünften geben, nicht aber verboten, aus denselben das Kloster zu bauen. Schärfe also Deinem Stellvertreter in Palermo auf jegliche Weise ein, mit den kirchlichen Erträgnissen und Einkünften dieses Kloster zu bauen, damit der Abt Privatus nicht noch einmal mit einer Klage zu mir komme.
Auch ist mir kund geworden, Du wissest gar wohl, daß einige Gegenstände und Grundstücke andern Leuten gehören. Du nehmest aber wegen der Bitten gewisser Personen und aus Scheu vor ihnen Anstand, dieselben ihren rechtmäßigen Eigenthümern zuzustellen. Wenn Du ein wahrer Christ wärest, so würdest Du mehr das Gericht Gottes als das Gerede der Leute fürchten. Bedenke, daß ich Dich gerade in dieser Beziehung unaufhörlich ermahne. Wirst Du hierin nicht Folge leisten, so wird sich auch meine Stimme gegen Dich zum Zengniß erheben.
Wenn Du gottesfürchtige Laien findest, denen man die Tonsur geben kann, und die dann Sachwalter bei dem Landpfleger124werden sollen, so ist es mir sehr lieb. Man muß ihnen dann auch Zeugnisse zustellen.125
Du