Unser Leben ist ein wunderbarer Nährboden für ein nicht enden wollendes Opferdasein, in das man sich mit betrübter Miene fallen lassen kann. Oder eben auch nicht.
Aber, meine Damen: Die Herren der Schöpfung sind auch nicht mehr, was sie einmal waren. Wenn man beim Familienmodell bleibt, zeigt sich das Bild, dass der Mann sich immer noch als Ernährer sieht und sich dafür abschuftet, die einen mehr, die anderen weniger. Auch sie trifft in der Mitte des Lebens oder einige Jahre danach die Erkenntnis, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Arbeiten ohne Ende und ohne dass es einem gedankt würde. Die Ehefrau hat sich längst in den sexuellen Vorruhestand verabschiedet und selbst ist man mit seiner schlappen Figur und dem trüben Gesicht auch kein Hingucker mehr. Und auch hier gilt: ein wunderbarer Nährboden für ein Opferdasein, in das man sich mit betrübter Miene fallen lassen kann. Oder eben auch nicht.
Ob man sein restliches Leben als Opfer verbringt oder ob man ein beschwingtes Leben führt, hat jeder Mann und jede Frau selbst in der Hand. Freilich bedarf es eines Aktes der Bewusstwerdung und dann eines Aktes der Entscheidung. Wer sich nicht bewusst ist, dass er sich in die Rolle des Opfers begeben hat und hier seine Tage absitzt, der kann sich auch nicht entscheiden, diese Rolle abzulegen. Wer wenigstens weiß, in welcher Sackgasse er steckt, der kann sich zumindest überlegen, was ihn bis zum Ende seines Lebens erwartet, wenn er so weitermacht und sich nicht gegen die Opferrolle entscheidet.
Gut, ich nehme an, die meisten Leserinnen und Leser haben langsam, aber sicher die Nase voll, das Opfer zu sein oder es zu spielen. Was bleibt zu tun? Als Erstes braucht es einen definitiven Entschluss: Groß und fett auf ein Blatt schreiben: Schluss damit! Ich bin kein Opfer mehr! Die Herren dürfen auch schreiben: Kein Waschlappen mehr! Es reicht!
Bleibt die Frage: Was jetzt? Wenn man etwas weggibt, und sei es auch nur eine Rolle, dann braucht man eine neue Rolle. Wie die aussehen könnte, kann ich hier natürlich nicht generell vorschlagen, aber wie wäre es zum Beispiel mit der Rolle eines selbstbestimmten Menschen, der sein Glück ab sofort selbst in die Hand nimmt?
Jetzt werden sicherlich viele Aber kommen. „Ja, das wäre schön, aber ich bin schon zu alt, zu schwach, zu sehr in Verpflichtungen verstrickt, habe nicht die finanziellen Mittel, um meine Lebenssituation zu ändern …. Welche Aber haben Sie? Tauchen Aber auf, und das werden sie, dann fragen Sie sich mal ehrlich: Wollen Sie Ihre Opferrolle überhaupt opfern? Oder lebt es sich nicht doch auch ganz angenehm in ihr? Als Opfer ist man immerhin nicht selbst schuld an seinem miesen Leben. Man verbringt seine Tage ruhig und fühlt sich wenigstens halbwegs sicher. Man muss seine Ängste nicht überwinden und nichts Neues wagen. Alle Tage verlaufen gleich, nicht gerade schön oder gar begeisternd, aber wenigstens weiß man, was man hat und wie es morgen aussehen wird. Wenn das auf Sie zutrifft und Sie wissen nun um Ihre Lage und lassen alles so, wie es ist, dann ist das auch eine Entscheidung. Eine Entscheidung, dass die Opferrolle zu Ihnen passt und dass Sie diese Rolle behalten wollen. Soll so sein, eine jede und ein jeder ist frei in seinen Entscheidungen.
Wer dagegen jetzt erstmals so richtig erkennt, dass er schon lange und ohne es zu wissen sich in der Opferrolle befindet, der darf sich nun dagegen entscheiden und sich der Aufgabe stellen, sich auszumalen, wie seine Rolle und sein Leben anders gestaltet sein könnte und was er dafür tun muss. Denn eines ist gewiss: Ohne Taten ist die Entscheidung schnell vergessen und man wird sich in der altbekannten Rolle einzementiert wiederfinden.
Ein jeder muss sich klarmachen, wie er nun sein will, was es dafür zu ändern gilt. Danach beginnt der spannende Prozess der Umsetzung, der einem zeigt, ob man das Zeug für eine andere Rolle und ein besseres Leben hat oder nicht.
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