Raus aus der Angst - rein ins Leben. Thomas Hartl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Hartl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783866164093
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und bleibt er so lange liegen, bis das Papier vergilbt und die Schrift verblasst? Oder können wir das auch anders? Wir könnten es versuchen wie diejenigen, die es zu etwas bringen: nicht zögern, sondern die Idee verwirklichen. Und wieder gilt: Bloß nicht lange fackeln, bloß keine Zeit mit der Suche nach der besten, schönsten, elegantesten aller Lösungen verschwenden. Diese gibt es ohnehin nicht. Die Idee umsetzen, solange sie noch heiß ist!

      Selbstbestimmt leben

      So leben, wie man selbst will, das tun, was man liebt. Selbstmanagement, das Leben in die Hand nehmen. Nicht auf Glücksfälle hoffen, nicht auf andere setzen, selbst die Verantwortung übernehmen. Selbst denken, statt das nachzuplappern, was andere sagen: andere Menschen, vermeintliche Autoritäten, Meinungen, transportiert via Medien. Sich klarmachen, dass das, was wir als „normal“ bezeichnen, höchstens der Mehrheitsmeinung entspricht, was normal sei.

      Meinungen ändern sich ständig. Was wir vor 100, 50 oder auch nur vor zehn Jahren als normal angesehen haben, gilt längst nicht mehr. Auch nicht für uns. Wir selbst ändern ständig unsere Meinungen, auch wenn es uns nicht auffällt. Auch ist das, was heute „gilt“, regional völlig unterschiedlich. Auf jedem Erdteil denken die Menschen sehr verschieden: Was hier gut ist, ist dort schlecht. Was hier als modern gilt, ist dort des Teufels. Selbst innerhalb eines Staates sind die gesellschaftlichen Normen oft völlig unterschiedlich. Ein Bauer vom Land hat in seinen Ansichten mit einer künstlerischen Großstadtpflanze so viel gemeinsam wie ein Burger mit Kulinarik.

      Selbstbestimmung heißt auch Eigenverantwortung. Ein jeder von uns ist selbst verantwortlich, wie er sein Leben verbringt, inklusive, ob er glücklich und frei lebt oder als unterdrückter Hamster im Rad. Wollen wir glücklich/frei/entspannt/begeistert oder was auch immer sein, müssen wir das als Erstes für uns beschließen. Am Beginn einer jeden Veränderung steht ein neues Bild. Ein Bild, das wir von uns selbst machen müssen. Wir können uns als die Person vorstellen, die wir sein möchten. Will ich frei sein, sehe ich den freien Typ, der lässig und entspannt sein Ding macht. Kann ich es sehen, kann ich mich auch entschließen, diesem Bild ab sofort Schritt für Schritt näher zu kommen. Indem ich so denke, spreche und so handle, wie das ein freier, lässiger Typ tun würde. Klar, das gelingt nicht sofort und oft genug heißt es zurück an den Start, aber wer dranbleibt, der wird bemerken, hey, das kann funktionieren. Und irgendwann kapieren es auch die anderen, und dieser Moment ist ein herrlicher Moment. Und wenn wir dann zurückblicken, zum Moment, an dem die Veränderung begonnen hat, werden wir erkennen, es war der Tag des Entschlusses, der Tag, an dem wir uns auf die Socken gemacht haben, um aus uns den zu machen, der wir sein möchten. Es war ein guter Tag.

      Ich mache mein Ding

      Sie sehen einen Menschen, der sich voller Hingabe einer Tätigkeit widmet, der mit Begeisterung bei der Sache – seiner Sache ist und dabei die Welt um sich herum vergisst, einem kleinen Kind gleich, das fasziniert einem Käfer zusieht oder mit seinen Spielfiguren hantiert. Oder Sie lesen oder sehen im Fernsehen von einem Menschen, der sich so sehr „seinem Ding“ verschrieben hat, dass er letztendlich höchst erfolgreich und/oder glücklich damit wurde. Sie sehen ihn und sind automatisch angesteckt von seiner Begeisterung? Sind sie nicht etwas Wunderbares, diese Menschen, die so sehr entflammt sind für etwas, dass sie ihrer Sache mit enormen Einsatz, Freude und Liebe folgen und folglich mit sich selbst im Einklang leben?

      Solche Menschen berühren uns, weil sie ganz bei sich angekommen sind, weil sie etwas haben, das wir auch gerne hätten. Ein höchst motivierendes Tun oder wenigstens ein großes Ziel. Wenn Sie „Ihr Ding“, also Ihre Leidenschaft (die Leiden schafft, wenn Sie ihr nicht nachkommen), bereits kennen, es aber noch nicht gewagt haben, ihr zu folgen, dann zählen Sie zu den Glücklichen, denn Sie brauchen nur mehr eine Hürde zu nehmen: den Hintern hochbekommen und handeln. So einfach ist das. Wenn Sie es nicht machen, selber schuld.

      Schwieriger ist es, wenn man sein Ding noch nicht entdeckt hat. Hunderte Bücher wurden zu diesem Thema geschrieben, wie man denn sein Ding, seine Berufung entdecken kann. Die Essenz in einem Satz: Höre auf dein Herz/Gefühl/Bauch, auf das, was du eigentlich gern machen würdest, wenn du könntest/dürftest. Und folge ihm so radikal wie möglich.

      Nicht vergleichen

      Manch anderen dafür zu bewundern, dass er sein Ding gefunden hat und es lebt, ist die eine Sache. Sie ist fördernd und beflügelt uns. Die andere Sache ist es, wenn man sich mit anderen vergleicht. Genau so reich, schön und/oder erfolgreich zu sein wie sie oder er, das wäre doch was. Während man über einen solchen Menschen liest, ihn im TV sieht oder von ihm hört, ist man zwar schnell einmal fasziniert, doch danach kommt der Frust. Man ist halt nicht Frau Supertoll oder Herr Superreich. Wie schaffen die es bloß, so viel Geld zu verdienen, dabei auch noch so gut auszusehen? Und die größte Frechheit: Die werden immer jünger! Was bleibt, ist ein schlechtes Gefühl. Dass man es nicht so gut getroffen hat, wie die; dass man ein Versager ist; dass das Schicksal es schlecht mit uns meint. Kein Lotto-Sechser, kein Schloss geerbt, nicht mal einen Benz. So ein Mist aber auch.

      Wenn Sie sich jeden Tag die sogenannten VIPs im Fernsehen reinziehen und vielleicht auch noch Sendungen über das Luxus-Lotterleben der Millionäre ansehen – und das Gesehene auch noch glauben und – noch schlimmer – wenn Sie meinen, dass die ihres Reichtums wegen zwangsläufig superglücklich sind – und am allerschlimmsten – auch noch glauben, dass Sie ein solcher Reichtum auch zwangsläufig supersuperglücklich machen würde, na, Sie wissen ja selbst, dass das Blödsinn ist. Und doch: Nachdem man sich wieder einmal so eine Sendung zu Gemüte geführt hat, da bleibt etwas zurück: das ungute Gefühl, dass wir es schlecht getroffen haben im Leben. Dass wir jeden Euro dreimal umdrehen müssen, um uns das zu leisten, was „die“ aus der Portokasse zahlen. Also: sich nicht vergleichen. Die Promi/Glamour/Seitenblicke-Sendungen streichen. Seine Zeit mit etwas Sinnvollerem nützen.

      Die Opferrolle opfern

      Höre ich Menschen sprechen und sehe ich ihre Mienen, dann erscheint es mir mitunter, als wäre die Welt voll von Opfern. Und sehe ich in den Spiegel, dann erkenne ich an manchen Tagen das Opfer der Opfer. Tragisches Gebaren, zu schwach, um klar zu sprechen, ein Tonfall, der mehr als tausend Worte sagt. Tiefes Seufzen, zu müde, um die Hände zu ringen. Ich mag mich im Spiegel gar nicht anschauen, ich weiß, welcher arme Mensch mich aus trüben Augen anblicken würde. Leiden ist sein Name. Geschlagen vom Schicksal, umringt von Ignoranten, Schuften, Dränglern und überhaupt: böse Menschen, böse, böse, böse Menschen.

      Wenn mir bewusst wird, in welche bemitleidenswerte Rolle ich mich wieder einmal manövriert habe, geht es mir gleich besser. Ich atme tief durch und denke nach, was mich in die Defensive gebracht hat. Welch böser Mensch hat mich schief angesehen? Oder hat es gar jemand gewagt, mich mit einem wenig huldvollen Tonfall zu belegen? War er nicht meiner Meinung? Warum irren sich die anderen bloß ständig und warum behalten sie ihre irrigen Meinungen nicht für sich? Wenn ich die letzten Stunden Revue passieren lasse, kommt mir nichts in den Sinn, was mich verletzt oder beleidigt haben könnte. Aber, ah, ja doch, da hat diese arrogante Schnepfe von Redakteurin gemeint, ich hätte mir nicht sonderlich viel Mühe gegeben bei der Arbeit. Hätte den Artikel lieblos aus den Fingern gesaugt. Diese Kuh, diese blöde. Wie kann sie es wagen, diese Anfängerin, jung und blond (und blöd hätte ich jetzt fast geschrieben) und keine Ahnung von nichts, erdreistet sich zu einem derartigen Tonfall. Das schreit nach Konsequenzen. Kündigen werde ich ihr, soll sie einen Anfänger ins Boot holen, den sie anschnauzen kann, diese Möchtegern-Journalistin. Also ehrlich, das hat bisher noch niemand gewagt, mich so frech zu kritisieren. Viele Chefredakteure habe ich schon mit Artikeln beliefert, angesehene und erfahrene, ja ausgezeichnete Frauen und Männer, und da kommt jetzt diese Tussi daher und hält mir vor, ich hätte mich nicht angestrengt. Ob sie Recht hat oder nicht, darüber will ich gar nicht nachdenken, ist ja auch egal, aber von so einer muss ich mir das nicht gefallen lassen. Der kündige ich. So viel steht fest. Wenn ich mich nächste Woche immer noch über diese „Frau“ ärgere, dann kündige ich, das verspreche ich.

      Und während auf der Puppenbühne meiner Gedanken der Kasperl den Knüppel schwingt und auf die blonde Uschi munter drauflosschlägt, erkenne ich den Prügel in meiner Hand, schlage noch ein paarmal kräftig zu und lassen ihn dann sinken. Ja, das tut doch gut. Nicht wahr? Jetzt kann ich doch glatt wieder lächeln.

      Die