Wie Sie in den kommenden Kapiteln sehen werden, haben wir diese Liste an Verhaltensweisen, die einem integrierten PFC entspringen, übernommen und sie zu dem vereinfacht, was wir die vier Grundprinzipien des Ja-Gehirns nennen:
Wenn der PFC und verwandte Bereiche beteiligt sind und ihre Arbeit verrichten, bildet sich das Ja-Gehirn, da wir dem Kind erlauben und es ermutigen, zu wachsen und zu dem zu werden, der es ist. Indem wir stets darauf achten, sein individuelles Temperament und seine Identität zu berücksichtigen und anzunehmen, können wir ihm Fertigkeiten und Fähigkeiten vermitteln, die ihm auf seinem langen Weg zur Seite stehen. Diese vier Grundprinzipien sind die Signale, die von einem engagierten und integrierten oberen Gehirn ausgehen.
Wenn wir beispielsweise sehen, dass das Kind Schwierigkeiten hat, mit starken Emotionen umzugehen, helfen wir ihm, die Fähigkeit zur Balance aufzubauen, bei der es vor allem um die Regulierung seiner Emotionen und seines Körpers und das Treffen guter Entscheidungen geht, selbst wenn es durcheinander ist. Wenn es sich darüber Sorgen macht, in harten Zeiten ausdauernd zu sein, oder wenn es vor schwierige Situationen gestellt wird, können wir mit ihm daran arbeiten, resilienter zu sein. Hat es eine größere Balance und eine stärkere Resilienz entwickelt, ist es besser darauf vorbereitet, die Einsicht zu entwickeln, die nötig ist, sich selbst und seine Emotionen wirklich zu verstehen, das heißt, dass es tatsächlich bestimmt, worüber es sich sorgt und zu wem es werden will. Das ist der Kern dessen, was wir als inneren Kompass bezeichnen. Das Ja-Gehirn ist grundlegend empathisch, wenn das Kind diese Kräfte und Einsichten über sich selbst bündelt und sie dazu gebraucht, sich selbst besser zu verstehen, sich um andere zu kümmern und in einer moralischen und ethischen Art und Weise zu handeln. Wie wir in Kapitel 5 noch erläutern werden, verwenden wir hier den allgemeinen Begriff „Empathie“, und zwar mit seinem weiten Spektrum an wissenschaftlichen Bedeutungen, einschließlich der Wahrnehmung der Gefühle eines anderen (emotionale Resonanz), der Vorstellung einer anderen Sichtweise (Perspektivwechsel), des gegenseitigen Verstehens (kognitive Empathie), dem Teilen des Glücks eines anderen (empathische Freude) und einer freundlichen, fürsorglichen Anteilnahme mit dem Interesse, zu helfen (mitfühlende Empathie).
Alle vier Grundprinzipien müssen sich erst entwickeln, und jeder erfolgreiche Schritt hin zur Weltsicht eines Ja-Gehirns bringt Ihr Kind dem Ziel näher, ein Leben voller Balance, Resilienz, Einsicht und Empathie zu leben.
Beachten Sie außerdem, dass der Prozess zyklisch ist. Ein Ja-Gehirn führt zu größerer Balance, Resilienz, Einsicht und Empathie beim Kind. Wenn wir weiter daran arbeiten, zu diesen Grundprinzipien zu ermutigen und sie zu unterstützen, verstärken sie die Einstellung eines Ja-Gehirns zusätzlich, was wiederum zu noch mehr Balance, Resilienz, Einsicht und Empathie führt. Es ist ein wiederkehrender, wachstumsorientierter Prozess, der unsere Kinder von innen her stärkt. Dies bringt in vielerlei Hinsicht eine faszinierende Entdeckung seitens der Wissenschaft zutage: Integration schafft mehr Integration. Die Interaktion eines Ja-Gehirns ermutigt dazu, dass weitere Ja-Gehirnzustände ermöglicht werden. Wenn Sie, in der Rolle eines Elternteils, lernen, sich dieser Fertigkeiten bewusst zu werden und den Zustand eines Ja-Gehirns bei sich selbst entwickeln, werden Sie freudig überrascht entdecken – wie wir und so viele andere, mit denen wir zusammenarbeiten, es getan haben –, dass sich diese neuen Fertigkeiten auf positive Art und Weise selbst verstärken. (Sie haben das vielleicht bereits bemerkt und denken sogar, „Oh, Dan und Tina, das versteht sich doch von selbst“. Aber wir würden sagen, dass dies ein Ja-Gehirn ist!)**
Eingedenk der Idee, dass der PFC und der Rest des oberen Gehirns sich noch im Bau befinden, können wir daran arbeiten, geduldig zu sein, darauf bedacht, nicht mehr zu erwarten, als Kinder in puncto Verhalten und Sichtweise in der Lage sind zu tun. Aber indem Sie Ihren Kindern Erfahrungen ermöglichen, die sie dazu ermutigen, balancierter, resilienter, einsichtsvoller und empathischer zu sein, werden Sie ihr oberes Gehirn aufbauen, stärken und unterstützen und ihnen die Basis für ein glückliches und erfolgreiches Leben schaffen. Sie werden ihnen helfen, ein starkes Ja-Gehirn zu entwickeln, mit allen damit einhergehenden Vorteilen.
Denken Sie daran, jedes der vier Grundprinzipien ist eine Fertigkeit, die Ihr Kind mit Übung und Ihrer Anleitung entwickeln kann. Obgleich einige Kinder von Natur aus balancierter, resilienter, einsichtsvoller oder empathischer sind, ist jedes kindliche Gehirn auch plastisch und in der Lage, auf der Basis integrierender Erfahrungen, die das Kind durchlebt, zu wachsen und sich zu entwickeln. Daher werden wir Ihnen einige Basisinformationen über jedes der Grundprinzipien vorstellen, genauso wie praktische Schritte, die Sie gehen können, um diese besondere Fertigkeit im Leben Ihres Kindes unterstützen und entwickeln zu helfen.
Ein Ja-Gehirn zu ermutigen, bietet bedeutsame Vorteile, sowohl kurz- als auch langfristig betrachtet. Der unmittelbarste Vorteil besteht darin, dass Ihr Job als Eltern einfacher wird. Ein Kind, das eine stärkere Fähigkeit entwickelt hat, sich Zugang zu seinem Ja-Gehirn zu verschaffen, wird nicht nur glücklicher und interessierter an der Welt sein; es wird desgleichen flexibler und kooperativer sein, da Reaktivität durch Rezeptivität ersetzt werden wird (mehr davon in Bälde). Das ist also der tagtägliche Vorteil, wenn Sie Ihrem Kind die Fertigkeit vermitteln, sein Ja-Gehirn zu aktivieren: ein friedlicheres und entspanntes Kind und eine harmonische Eltern-Kind-Beziehung. Der langfristige Vorteil besteht darin, dass Sie das obere Gehirn Ihres Kindes aufbauen und integrieren und ihm Fertigkeiten vermitteln werden, die es seine ganze Jugend und sein Erwachsenenleben lang einsetzen wird. Letzten Endes sind diese vier Grundprinzipien die eudaimonia-Prüfsteine eines gesunden, glücklichen und authentischen Lebens.
Am Ende eines jeden Kapitels finden Sie zwei Abschnitte, die Ihnen weitere Wege aufzeigen, wie Sie die Ideen des Kapitels in die Praxis umzusetzen können. Der erste Abschnitt mit dem Titel „Die Kinder mit einem Ja-Gehirn“ ist eine Bildgeschichte, die Ihnen helfen soll, die Ideen dieses besonderen Grundprinzips mit Ihrem Kind zu besprechen. Wir haben uns dieses Zugangs in anderen Büchern bedient und haben immer wieder von Eltern, Lehrern und Klinikern gehört, wie hilfreich es ist, wenn sie die Informationen nicht nur selbst durchdenken, sondern sie auch den Kindern vermitteln. Wenn Sie beispielsweise das Kapitel über Resilienz gelesen haben, können Sie den Abschnitt über „Die Kinder mit einem Ja-Gehirn“ zusammen mit Ihrem Kind lesen und besprechen, was es bedeutet, sich Ängsten zu stellen, Hindernisse zu überwinden und wie man dies im Alltag bewerkstelligt.
Der zweite Abschnitt am Schluss eines jeden Kapitels wird als „Mein eigenes Ja-Gehirn“ bezeichnet. Hier werden wir Ihnen Gelegenheit bieten, über die Ideen in jenem Kapitel nachzudenken, und zwar nicht nur als ein Elternteil, der damit befasst ist, sein Kind zu verstehen und ihm wichtige Fertigkeiten zu vermitteln, sondern auch als ein Individuum, das an einem lebenslangen Wachstum und der Entwicklung seiner selbst interessiert ist. Schließlich sind Sie ein Vorbild für Ihr Kind und für die Art und Weise, in der Welt zu sein. Wie wir unserer Zuhörerschaft immer wieder sagen, gelten nahezu alle Ideen und Techniken, die wir lehren, für Erwachsene genauso wie für Kinder. Das heißt nicht, dass Sie die ganze Zeit über perfekt sein oder jeden Moment über den Dingen stehen müssen. Doch bessere Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit zu entwickeln, offener und empfänglicher für neue Erfahrungen zu sein, mehr Sinn im Alltagsleben