Zum Nachdenken: Welches der beiden oben zitierten Modelle der Ehe kommt Ihrem persönlichen Ehebild am nächsten? Unterhalten Sie sich darüber, inwiefern das ältere, restriktivere Modell in Wirklichkeit befreiender sein kann.
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, dass das Ehegelübde letztlich frei macht – so wie auch es Freiheit bringt, ihm zu dienen.
28. Januar
[Das traditionell-christliche Ehebild sah] den Zweck der Ehe darin, einen Rahmen für die lebenslange Liebe und Hingabe zwischen Mann und Frau zu schaffen. Die Ehe war ein heiliges Band, das den Beteiligten helfen sollte, ihre Eigenimpulse und -interessen ihrer Beziehung unterzuordnen … Indem sie Mann und Frau in eine verbindliche Beziehung stellte, war sie eine Charakterschule, vor allem aber bot nur die lebenslange Ehe die nötige stabile soziale Struktur, in der Kinder aufwachsen und sich entwickeln konnten. (Ehe, S. 25)
DIE EHE ALS CHARAKTERSCHULE. Nichts bildet den Charakter so sehr wie die Ehe. Einer der Gründe dafür ist, wie wir schon sahen, dass niemand meine Schwächen so unbestechlich sieht wie mein Ehepartner. Er ist der Spiegel, in welchem ich mich am deutlichsten sehe – wenn ich denn den Mut habe hineinzuschauen. Doch es gibt noch einen zweiten Grund. Die Ehe gibt mir mehr Gelegenheiten zur freiwilligen Selbstaufopferung als selbst die Kindererziehung. (Bei den Kindern fühlen sich die Opfer nicht so freiwillig an.) Jeder Tag gibt mir hundert Gelegenheiten, gegenüber meinem Partner freundlich und nicht gereizt zu reagieren, ruhig und nicht arrogant. Lauter Gelegenheiten, Christus immer ähnlicher zu werden – wenn ich den Nerv habe, sie zu nutzen.
Zum Nachdenken: Gibt es noch mehr Gründe, warum die Ehe solch eine Charakterschule ist? Welche haben Ihnen besonders geholfen?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Sie durch Ihre Ehe Christus ähnlicher zu machen.
29. Januar
[In dem neuen Eheverständnis diente die Ehe] der emotionalen und sexuellen Befriedigung und Selbstverwirklichung des Einzelnen … Man heiratete für sich selber und nicht mehr, um seine Pflichten gegenüber Gott oder der Gesellschaft zu erfüllen … Die Aufklärung privatisierte die Ehe. Sie nahm sie aus dem Bereich der Öffentlichkeit heraus und sah ihren Sinn in dem persönlichen Glück des Individuums. Es ging … nicht mehr um ein „höheres Wohl“ wie die Spiegelung des Wesens Gottes, die Charakterschulung oder die Gründung einer Familie. Dieses neue Eheverständnis hat in den westlichen Kulturen langsam, aber sicher das frühere Ehebild verdrängt. (Ehe, S. 26)
EHE UND SOZIALE GERECHTIGKEIT. Den jungen Menschen von heute ist das öffentliche Wohl sehr wichtig – soziale Gerechtigkeit, Gesellschaftsreformen, eine bessere Welt. Wie ironisch, dass ausgerechnet sie die Ehe als etwas sehen, das allein ihrem privaten Glück zu dienen hat. Früher heiratete man und setzte Kinder in die Welt in dem Bewusstsein, dass dies wesentlich für das Wohl aller war. Diese Ehen waren oft nicht das reine Glück, aber man blieb zusammen, weil man Pflichten eingegangen war. Das Bild von der Ehe als dem privaten Himmel auf Erden dagegen setzt die Partner unter einen massiven Druck, sich pausenlos verliebt zu fühlen. Es ist an der Zeit, die Ehe (zumindest ein gutes Stück weit) wieder als öffentliche Institution zu sehen und nicht bloß als private Lebensstil-Option.
Zum Nachdenken: Wie ist das mit Ihnen? Betrachten Sie die Ehe als ein „öffentliches Wohl“? Inwiefern funktioniert sie als solches?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihre Gesellschaft und Ihre Nation zu stärken, indem er die Ehen in Ihrem Land stärkt.
30. Januar
Was viele junge Erwachsene meinen, wenn sie den seelenverwandten Partner suchen, der perfekt zu ihnen passt, [ist zweierlei:] … Der erste [Schlüsselfaktor] ist die körperliche Attraktivität und sexuelle Chemie … „Wir waren in einen Trott gefallen, wo wir nur noch einmal die Woche oder so miteinander schliefen, vielleicht auch weniger. Es gab keine Abwechslung, und innerlich hatten wir eigentlich nichts davon. Es gab nichts von dieser Spannung und Vorfreude, die den Sex so toll macht – von diesem Wunsch, den Partner zu verführen …“ (Ehe, S. 27-28)
WENN DER SEX IN DIE JAHRE KOMMT. Viele glauben, dass das, was den Sex so toll macht, der Wunsch ist, den Partner zu verführen und zu beeindrucken. Diese Definition schließt es geradezu aus, dass die sexuelle Beziehung in der Ehe auf Dauer frisch und wunderbar sein kann. Wie kann ich jemanden verführen oder beeindrucken, mit dem ich seit zwanzig Jahren verheiratet bin und der mir versprochen hat, durch dick und dünn zu mir zu gehen? Wo bleibt die große Spannung, wenn bei beiden Partnern der Körper unerbittlich älter und weniger attraktiv wird? Nein, wirklich beeindrucken kann ich meinen Ehepartner nur durch mein Wesen, und was mich attraktiv macht, ist meine Zuneigung zu ihm oder ihr. Das erhält das sexuelle Begehren über die Jahre hinweg und lässt es intensiver werden – und das ist unabhängig von der „sexuellen Chemie“.
Zum Nachdenken: Was meinen Sie: Was versteht man heutzutage unter „sexueller Chemie“? Inwiefern ist sie für Ehepaare wichtig und inwiefern eher hinderlich?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, wie Sie die Romantik in Ihrer Beziehung auf Dauer am Leben halten können.
31. Januar
Doch die sexuelle Attraktivität war nicht der Hauptfaktor, den die … befragten Männer nannten … „Nicht wenige Männer hatten etwas gegen Frauen, die versuchen, sie zu ändern … Einige der Männer beschrieben die passende Partnerin als eine, die ‚in ihr Leben passt‘. Einer der Interviewten drückte es so aus: ‚Wenn man wirklich zueinander passt, braucht man sich nicht zu ändern.‘“ (Ehe, S. 28)
DER REALISMUS DES BIBLISCHEN EHEBILDES. Als die Ehe noch als öffentliches Wohl betrachtet wurde, ging man davon aus, dass die Ehe beide Partner verändern würde. Jetzt, wo es vor allem um das persönliche Glück geht, verlangen viele Verheiratete, dass der Partner keine größeren Veränderungen von ihnen fordert. Doch mit einem anderen Menschen täglich zusammen zu sein, bedeutet immer eine Beschränkung der persönlichen Freiheit, und so bedeutet jede Ehe starke Veränderungen in meinem Leben – und die nötige Disziplin, um sie durchzuhalten. Die nächsten Veränderungen stehen an, wenn die Kinder kommen. Wieder sehen wir, wie die modernen Ehedefinitionen möglicherweise weniger realitätsnah sind als die biblische Sicht.
Zum Nachdenken: Was hat sich bei Ihnen durch die Ehe verändert? Was für Veränderungen sind noch auf der Wunschliste Ihres Partners?
Gebetsimpuls: Bitten Sie Gott, Sie offener zu machen für die Veränderungen, die die Ehe von Ihnen verlangt. Und fähiger, sich auch tatsächlich zu verändern.
1. Februar
So schuf Gott den Menschen als sein Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er ihn. Als Mann und als Frau schuf er sie … Dann sagte Gott, der Herr: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will jemand schaffen, der ihm beisteht und ihm ein Gegenüber ist.“ (1. Mose 1,27; 2,18)
MANN UND FRAU: UNERSETZLICH. Der Mensch hat immer als Mann und als Frau existiert. Dies zeigt sich in dem Ausdruck „ein Gegenüber“, das „beisteht“ (Luther übersetzte: „Hilfe, die ihm entspricht“, hebräisch ’ezer). Das Wort impliziert, dass die Frau Fähigkeiten hat, die die des Mannes ergänzen und vervollständigen, und umgekehrt. Die neue Einheit, die Adams „Alleinsein“