Betroffen ist mindestens ein 6-Jahr-Molar. Die permanenten Inzisiven können, müssen aber nicht beteiligt sein (Abb. 2-1 und 2-2). Klinisch zeigt sich, dass die ersten Molaren meist häufiger und ausgeprägter befallen sind als die Schneidezähne. Sind die Inzisiven bei einem Patienten ebenfalls einbezogen, dann betrifft es offenbar vermehrt diejenigen im Oberkiefer2.
Abb. 2-1 MIH bei einer 7-jährigen Patientin an den Molaren und an den Inzisiven. a) Frontalansicht: Die Zähne 11, 21 und 31 weisen weiße Opazitäten auf. Die oberen seitlichen Schneidezähne sind noch nicht beurteilbar. b) OK-Aufsicht: Zahn 16 weist einen posteruptiven Schmelzeinbruch auf, Zahn 26 zeigt scharf begrenzte Opazitäten. c) UK-Aufsicht: Die Zähne 36 und 46 sind ebenfalls durch posteruptive Schmelzeinbrüche gekennzeichnet.
Abb. 2-2 MIH bei einem 8-jährigen Patienten ohne Einbezug der Inzisiven. a) Frontalansicht: Die bleibenden Schneidezähne sind gesund. b) OK-Aufsicht: Zahn 16 und Zahn 26 sind im okklusalen Relief mindermineralisiert. c) UK-Aufsicht: Zahn 36 ist gesund, Zahn 46 hat eine kleine weiße Opazität im okklusal-mesialen Bereich.
Fehlstrukturierte MIH-Zähne zeichnen sich klinisch zunächst einmal durch eine Veränderung in der Transluzenz des Schmelzes aus. Der hypomineralisierte Schmelz kann im Farbton von Weiß über Gelb bis Braun variieren (Abb. 2-3 und 2-4). Die Ränder bzw. Grenzen sind stets klar abgesetzt, gut definierbar und eindeutig von gesundem Schmelz zu unterscheiden.
Abb. 2-3 Opazitäten an MIH-Molaren unterschiedlicher Farbgebung. a) Zahn 46 mit weißlicher Verfärbung im vestibulären Bereich am mesiovestibulären Höcker in der Okklusalansicht. b) Zahn 46 aus Abb. 2-3a in der vestibulären Ansicht. c) Zahn 26 mit einer gelblichen Opazität. d) Zahn 26 mit einer braunen Opazität, die an den Rändern ins Weißliche übergeht.
Abb. 2-4 Opazitäten an MIH-betroffenen Inzisiven in verschiedener Farbgebung. a) Die Zähne 11, 21 und 22 mit einer weißen Opazität unterschiedlicher Ausprägung. b) Mittlere Oberkieferinzisiven mit einer weiß-gelben Opazität am Zahn 11 und einer weißen Opazität am Zahn 21.
Je dunkler die Farbe ist, umso weicher und poröser ist in der Regel der Zahnschmelz und umso höher damit die Gefahr eines posteruptiven Substanzverlusts mit Dentinexposition3. Diese Schmelzeinbrüche finden sich meist an den Zahnhöckern, können aber auch in anderen Bereichen lokalisiert sein (Abb. 2-5 und 2-6).
Abb. 2-5 Posteruptive Schmelzeinbrüche an MIH-befallenen Molaren. a) Substanzeinbruch im palatinalen Bereich des Zahns 26. b) Schmelzeinbruch im okklusalen und distopalatinalen Areal des Zahns 16. c) Okklusaler Substanzverlust bei Zahn 26. d) Einbruch der kompletten okklusalen Fläche mit Einbezug der Höcker am Zahn 46.
Abb. 2-6 Posteruptive Schmelzeinbrüche an hypomineralisierten Inzisiven. a) Substanzeinbruch an Zahn 11 im distoinzisalen Areal. b) Schmelzeinbruch im inzisalen Bereich von Zahn 42.
Die Mineralisationsstörung kann im Bereich der Molaren auf einen einzelnen Höcker beschränkt sein oder aber über die gesamte Glattfläche oder das Fissurenrelief bis hin nach zervikal reichen4 (Abb. 2-7). Sind bei einem Patienten mehrere Molaren betroffen, kann es auch hier zu Variationen kommen. Daher ist es möglich, dass bei einem betroffenen Patienten an einem Molaren kleine, intakte Opazitäten zu finden sind, während an einem anderen Molaren große Teile des Schmelzes bereits kurz nach der Eruption einbrechen5 (Abb. 2-8).
Abb. 2-7 Unterschiedliche Lokalisationen der Hypomineralisation. a) Zahn 36 mit weißer Opazität im vestibulären Bereich am mesiovestibulären Höcker. b) Opazität im Fissurenrelief des Zahns 26 sowie im palatinalen Bereich des distopalatinalen Höckers. c) Hypomineralisation (soweit beurteilbar) am Zahn 36 im Bereich der Okklusalfläche und auf die Höcker übergreifend.
Abb. 2-8 MIH-Molaren mit posteruptivem Einbruch kurz nach der Eruption. a) Noch nicht komplett eruptierter Zahn 36 mit kleiner Schleimhautkapuze im distalen Bereich, der bereits einen Substanzverlust aufweist. b) Zahn 16 mit Schmelzeinbruch während Eruption.
Die Inzisiven weisen die Hypomineralisationen meist im Bereich der bukkalen Flächen auf. Auch hier sind viele unterschiedliche Erscheinungsformen möglich (Abb. 2-9).