Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Horst-Joachim Rahn
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960085553
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zur Hoffnung: Der kranke Friedrich Hölderlin fragte: „Was wären wir Menschen ohne Hoffnung?“ Seine tiefgründigen Gedichte bildeten einen Höhepunkt der deutschen Lyrik. Wir Menschen brauchen die Hoffnung, vor allem, wenn uns die Erfüllung eines Vorgangs oder das Eintreten eines Ereignisses wichtig ist. Vor allem kranke und einsame Menschen brauchen Zuwendung und Hoffnung.149 Und es gilt weltweit auch folgende traurige Feststellung: „Hoffnung ist das Brot der Armen“ (Thales von Milet). Und: „Der Traum macht die Welt der Armen reich“ (E.R. Hauschka). Nietzsche meint dazu: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzen Bach des Lebens.“ Und Francis Bacon sagt dazu: „Die Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendbrot.“ Über den Tag hinaus gedacht: „Die kurze Lebenszeit verbietet, eine lange Hoffnung zu beginnen“ (Horaz). „Im Leben kommt vieles anders als man denkt, aber die Hoffnung sollte man vor allem dort nicht aufgeben, wo zumindest noch kleine Chancen bestehen.“*

      E. Kant fragte: „Was dürfen wir hoffen?“ Antwort: „Träume deine Träume, aber erwarte nicht, dass sie in Erfüllung gehen“ (P.O. Pirron). „Für den Fall, dass die Hoffnungen nicht erfüllt werden, sollten wir nicht resignieren, sondern nach neuen Wegen suchen.“* „Es wär’ so schön gewesen, es hat nicht sollen sein“ (J.V. von Scheffel). Zu beachten ist auch: „Wer nichts erwartet, wird nie enttäuscht“ (U. Erckenbrecht). Ein guter Rat eines klugen Menschen ist hier hilfreich:

      „Drei Dinge helfen, die Mühseligkeit des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen“

       (Emmanuel Kant)

      „Manchmal treibt uns die Hoffnung auch an.“* Eine Hoffnung kann sein: „Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her“ (Sprichwort). „Die Hoffnung, so trügerisch sie ist, dient wenigstens dazu, uns auf angenehmem Weg an das Ende des Lebens zu führen“ (La Rochefoucauld). Und es gilt auch: „Wenn eine über lange Zeit gehegte Hoffnung plötzlich vom Erfolg umarmt wird, dann ist das die größte Befriedigung auf dieser Welt.“* „Fast die Hälfte seines Lebens hofft der Mensch beinah vergebens. Würd’ die Hoffnung gänzlich fehlen, wär’s ein hoffnungsloses Leben.“ (H. Fleitmann). Und Jim Henson meint zum Schluss: „Ich hoffe immer noch, dass ich die Welt ein wenig besser verlasse, als ich sie vorgefunden habe.“

      Geduld ist die Fähigkeit eines Menschen, ruhig und beherrscht unangenehme oder lange andauernde Gegebenheiten zu ertragen.150 Hier muss der Mensch in der Lage sein, zu warten und Ausdauer zu zeigen. Der Engländer sagt dazu locker: „Abwarten und Tee trinken.“ Geduldig ist ebenfalls, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit, Standhaftigkeit und Sanftheit ertragen kann. Dazu gehört: „Sanftmut macht sich unsichtbar“ (S. Kirkegaard). Auch in der Bibel und im Koran wird die Geduld als Tugend an verschiedenen Stellen angesprochen. Das Gegenteil der Geduld ist die Eile bzw. die Hast: „Ungeduldig sucht sie zu beschleunigen, was eigentlich seine Zeit braucht“ (J. Dahl).

      ► Es gibt viele Thesen zur Geduld: „Geduld ist die Tugend der Glücklichen“ (B. de Spinoza). Glücklich sind vor allem Liebende: „Geduld und Liebe überwinden alles“ (Th. Storm). Grundsätzlich gilt: „Geduld ist die Kunst zu hoffen“ (Vauvenargues). Und es gilt auch hier: „Gut Ding will Weile haben“ (Ovid). Mit Bezug zur Natur heißt das: „Wenn man lange genug wartet, wird das schönste Wetter“ (aus Japan). Oder: „Geduld ist ein Baum, dessen Wurzeln bitter, dessen Früchte aber sehr süß sind“ (aus Persien). Tiefgründig ausgedrückt: „Die Geduld ist der Schlüssel zur Freude und zur Zufriedenheit“ (Sprichwort). Zur Abrundung der Bezug zur Hoffnung: „Geduld ist das Ausdauertraining für die Hoffnung“ (G. Uhlenbruck).

      ► Es gibt auch Antithesen zur Geduld: „Geduld ist eine Qual“ (P.E. Schumacher). Vor allem für hektische bzw. gehetzte Menschen gilt: „Geduld? Dafür habe ich keine Zeit!“ (unbekannt). Deshalb sollten wir beherzigen: „Wer die Geduld verliert, ist schon halb verloren“ (aus China). Mit Bezug zur Natur: „Der Ungeduldige fährt sein Heu nass ein“ (W. Busch). Merke dazu: „Wir sollten immer die Folgen unseres Verhaltens bedenken.“* Vor allem: „Durchschneide nicht, was du lösen kannst“ (J. Joubert). Auch wer sehr krank ist, hadert mit der Geduld: „Ungeduld begleitet wahre Leiden“ (W. Shakespeare).

      Der französische Philosoph Blaise Pascal151 ist als sehr geduldiger Mensch bekannt. Er hatte sich über eine Jahr lang dem Thema Nächstenliebe gewidmet. Ein besonders schwieriger Fall war der 80-jährige Fignon, der seit Menschengedenken darniederlag und noch immer nicht sterben konnte. Pascal setzt sich zu ihm ans Bett, wobei der alte Fignon ihn immer wieder aufs Neue dazu nötigte, den Vorhand auf und zuzuziehen, weil ihn das Licht störte. Auch ansonsten war der 80-Jährige etwas ungehalten und provozierte den Philosophen ständig. Pascal versuchte ihn zu beruhigen, indem er ihm geduldig einige seiner philosophischen Beiträge über den Menschen vortrug. „Aufhören!“ brüllte der Alte. „Bring mir Wein, denn dieses Gestammel ist nur mit Wein zu ertragen!“ Und er setzte noch etwas drauf: „Du bist nicht nur ein miserabler Krankenpfleger, sondern auch ein hundserbärmlicher Schriftsteller …“ schimpfte der Alte. Den ansonsten ruhigen Pascal packte plötzlich der Zorn und er holte von der Anrichte eine Karaffe Wasser und schüttete sie über dem verdutzten Alten aus. Dieser sagte: „Ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich bin. Endlich habe ich dich einmal zornig gesehen; jetzt aber weiß ich, dass du ein Mensch bist wie wir alle …!“ Dazu passend:

      „Geduld ist die Eigenschaft, die am dringendsten benötigt wird, wenn man sie verloren hat“

       (Caray Mac Williams)

      ► Zusammenfassend stellen wir fest: „Zuweilen hat auch der Geduldigste gar keine Geduld mehr.“* Trotzdem: „Geduld ist oftmals der einzige Weg zum Erfolg“ (M. Meurer). Aber sei nicht ungeduldig: „Man kann nicht Apfelbäume pflanzen und schon im nächsten Jahr die Früchte ernten“ (B. Beitz). Auch gilt: „Geduld ist aller Schmerzen Arznei“ (P. Sirius). Aus Frankreich stammt ein Sprichwort, das ebenfalls zur Arznei Stellung bezieht: „Geduld ist die beste Arznei im Unglück.“ Geduld braucht man fast immer: „Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern“ (Konfuzius). Auch beim Schreiben von Büchern ist Geduld nötig: „Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein“ (J.W. von Goethe). Geduld lässt sich durchaus lernen. „Die Geduld bleibt in unserer hektischen Zeit aber nicht selten auf der Strecke. So es für uns nicht immer einfach, geduldig und gelassen zu bleiben.“* Was heißt es denn gelassen zu sein? Ruhe und Ordnung im Kopf haben, Akzeptanz für Unabänderlichkeiten zeigen, maßvollen Umgang mit sich und anderen pflegen bzw. angemessenes Benehmen zeigen.152

      Wie soll man mit Trotz umgehen? „Den trotzigsten Sinn weiß Sanftmut nur zu heilen“ (Phädrus). Während in unserer Gesellschaft heute vieles relativ schnell bereitgestellt werden kann, ist der Geduldsfaden äußerst dünn gesponnen. Deshalb sollten wir uns viel mehr bewusst machen, wenn uns der Geduldsfaden mitunter reißt. Vor allem sollten wir daraus lernen. Gegen Ungeduld kann viel getan werden.153 Dabei sind manche Denkmuster zu ändern: Wir sollten beispielsweise versuchen, eventuelle Wartezeiten sinnvoll zu nutzen. Auch regelmäßige Übungen zur Entspannung (z. B. Yoga, Autogenes Training) können helfen, geduldiger zu werden. Gelassenheit lässt sich für uns Menschen auch trainieren. Und zum Schluss: „Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles“ (R.M. Rilke).

      Der Fleiß ist als strebsames Verhalten eine Tugend des Menschen, die mit Zielstrebigkeit, Eifer, Arbeitsamkeit und Beharrlichkeit verbunden ist.154 In wissenschaftlicher Sicht ist er ein wesentlicher Erfolgsfaktor. „Der Preis des Erfolgs ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will“ (F.L. Wright). In abwertender Sicht wird der Fleiß – mitunter gegen