Hoffnung
Noch fehlt den Bäumen Frühlingsduft.
Die Berge ragen hoch im Schnee;
doch Hoffnung sprengt die Trauergruft,
dass ich schon Blütenmeere seh’
von weiß und rosa, lichtgetränkt,
im blattumrankten frischen Grün
und Früchte, Früchte, unbeschränkt,
die satt in ihrer Reife glühn. –
Noch fehlt den Bäumen Frühlingsduft.
Der Frostwind durch die Lüfte hetzt.
Doch Hoffnung sprengt die Trauergruft
und sieht das Morgen schon im Jetzt.
Lass den Frühling in dich ein
Lass den Frühling in dich ein,
Gott ruft dich zum Leben!
Vor der Sonne Kraft und Schein
gilt kein Widerstreben.
Nun entsag der Düsternis,
ist nicht Zeit zu klagen!
Gottes Liebe ist gewiss.
Alle sind getragen.
Rühme Gottes Jahreslauf,
geh in seinen Garten!
Frühling schließt die Herzen auf,
lässt die Frucht erwarten.
Sommer
Wend dein Gesicht zur Sonne,
damit du nicht blind wirst
vom Trübsinn der Düsternis.
Leg dich ins Gras
und blick in die Sonne,
damit dich die Weite des Himmels beseelt.
Die letzten Tage im August
August, August,
hast du noch Lust,
den Sommer zu genießen?
Dann freue dich und sei vergnügt,
weil nur zu leben nicht genügt.
Jawohl, August,
vermeid den Frust!
Und doch, August,
bleib dir bewusst,
dass deine Zeit zu Ende geht,
weil Zeit sich niemals rückwärts dreht.
Noch und bald
Feierabend
hat sich in den Blütenkelchen verfangen.
Schönheitskönig Sommer nimmt Abschied;
hüpft über Berge und Hügel,
lugt in Türen und Fenster,
erhascht einen Zipfel Zukunft
und steckt – wie immer –
den Dufthauch Erinnerung in den Briefkasten.
Herbst
So rot war selten je ein Herbst;
und sieh, was vorher grün, wirkt duftig gelb.
Die Zeit blüht auf.
Die Zeit blüht auf, bevor der Wind
den Rest der Blätter ins Vergessen fegt
und Nebel kommt.
Und Nebel kommt? Blick nicht betrübt!
Was ist, füg in dein Herz und sei gewiss:
Die Zeit ist gut.
Es ist Herbst geworden
Weit dehnt sich das Tal;
grüngefleckt, strohern und rostig.
Schmerz und Hoffnung
wehen über die Hügel,
ziehen hin bis zur Waldung
am Horizont und vereinen sich
mit dem grau-blauen
Blinklicht des Himmels.
Die eiligen Tage
verzögern den Schritt.
Es ist Herbst geworden.
Abschied und Ernte
genießen die Zeit.
Sieh!
Sieh den Kastanienbaum!
Sein Blattwerk mahnt: Das Jahr ist alt geworden.
Das späte Licht hat sich entfernt, doch du
bemerkst es kaum.
Der Herbst zürnt aufgebracht
und schickt zum Stoppelfeld die Sturmeshorden.
Die Zeit bezieht Quartier für eine lange
Winternacht.
Was folgt? Was kommt danach?
Bringt uns der neue Frühling neues Morden?
Erwächst uns Frieden?
Oder bleibt der Zukunftsacker brach?
Die Fragen schweigen nicht.
Was tun, wenn Angst, Befürchtung überborden?
Verzagtheit ist ein wirres Spiel. –
Erhebe dein Gesicht!
Winter
So sanft in Stille eingewoben
verbring ich nun die Winterzeit.
Die Zeit: Gelegenheit zum Loben,
zum Rückblick und zur Dankbarkeit.
Was war, was immer kam gegangen
im trägen Schritt, im Überfall
des jähen Lichtes auf den Wangen,
es blinkt und schwingt, wird Widerhall;
wird Widerhall von Ruf und Gnade,
wird Einsicht in der Führung Sinn.
Ich stehe an des Stroms Gestade
und weiß, dass ich verwandelt bin.
Getröstet
Viel Schnee ist schon gefallen
in letzter Nacht.
Das Weiß der weiten Felder
erstrahlt in Pracht.
Sie Saat ruht in der Erde.
Das Korn vergeht;
und keimt doch hin zum Leben,
das aufersteht.
Ich sehe und betrachte
dies Winterbild.
Hat sich nicht Gleichnishaftes
an uns erfüllt?
Es waren unsre Sünden