Meine Geparden sind auf dem Weg. Vahid Monjezi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Vahid Monjezi
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783954885893
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glänzte wieder diese rote Stoffrose.

       Das Gesetzbuch fiel aus der Hand des Richters

       und seine Blätter verteilten sich zwischen den Menschen.

       Jetzt beurteilen alle nach dem Gesetz, von dem sie nur ein Blatt gelesen haben.

      Ich wusste nicht, wie Khozeyme unser Religionslehrer geworden war, weil er niemals Lehrer studiert hatte. Gerüchten zufolge war er vor der islamischen Revolution als Grabredner auf dem Friedhof tätig gewesen. Nach der Revolution, als die Mullahs an die Macht kamen, erhielt auch er wie viele andere treue Anhänger eine „anständige“ Position.

      Wir waren in der vierten Klasse und hatten an diesem Tag Religionsunterricht bei Mullah Khozeyme.

      Er las uns Verse aus dem Koran vor, die über Dämonen berichteten.

      Er stand von seinem Stuhl auf und ging zur Tafel, nahm ein Stück Kreide und schrieb mit großer Schrift Dschinn.

      Khozeyme: „Heute reden wir über die Dschinns. Wer weiß, was Dschinns sind?“ Ein paar Hände gingen nach oben. Khozeyme wies auf einen Schüler.

      Khozeyme: „Ja, du. … Der da hinten. … Sag an.“

      1. Schüler: „Herr Lehrer, Dschinn ist ein unsichtbares Wesen, das sich jederzeit, wenn es will, den Menschen zeigen kann. Herr Lehrer, das hat soooo große rote Augen.“

      Er zeigte die Größe mit seiner vollen geöffneten Hand.

      Khozeyme: „Jawohl, gut gelernt. … und jetzt du, ja du, daneben.“

      2. Schüler: „Herr Lehrer, meine Oma hat immer ein paar Stecknadeln an ihrer Schürze. Sie sagt, dass es bei den Dschinns genau so ist wie bei den Menschen. Es gibt Muslime und Ungläubige und die ungläubigen Dschinns ärgern die Menschen. Das Ärgern kann man nur mit Stecknadeln bekämpfen, denn die Dschinns haben keine Finger wie wir. Meine Oma sagt, dass die Dschinns wie Maultiere und Esel sind. Die haben Hufe, deshalb können sie die Stecknadel, die man ihnen ansteckt, nicht herausziehen. So verschwinden sie und lassen uns in Ruhe.“

      Khozeyme: „Ausgezeichnet, du hast eine kluge Oma. … Ältere Leute sind immer noch gläubiger. … und jetzt du, mein Junge.“

      3. Schüler: „Herr Lehrer, jedes Mal, wenn meine Mutti Reis kocht und das heiße Wasser wegschütten will, sagt sie immer erst: „Im Namen Allahs“. Dann erst schüttet sie das heiße Wasser aus.

      Sie sagt nämlich, dass viele Dschinns im Abfluss wohnen. Wenn wir das heiße Wasser wegschütten und ihnen nicht vorher im Namen Allah das sagen, verbrennen sie sich und nehmen Rache.

      … Herr Lehrer! Unser kleiner Bruder hat nur wegen diesem heißen Reiswasser einen Wasserkopf. Damals, als meine Mutti schwanger war, hat sie einmal, bevor sie das heiße Wasser ausschüttete, vergessen: „Im Namen Allahs“ zu sagen. Sie hörte nach ein paar Sekunden ein komisches Geräusch … Ja, das war so und deshalb ist mein Bruder jetzt ein Depp.“

      Khozeyme nickte sehr verständnisvoll.

      Khozeyme: „Deine Mutter hatte recht, Inschallah, Gott segne deinen Bruder. Bravo Kinder. Eure Religionskenntnisse sind ausgezeichnet.

      Gestern sprach ich mit dem Schuldirektor und sagte, jedes Mal, wenn ich euch religiöse Kinder sehe, setze ich meine ganze Hoffnung in die Zukunft unseres islamischen Landes.

      Ihr seid alle gottesfürchtig und religiös aufgewachsen. Die islamische Wissenschaft habt ihr sehr gut gelernt. Dank der vielen Koranschulen, die heutzutage überall in jeder Gasse existieren, seid ihr auf so einem guten Stand. Gott segne euch.“

      Ein Mitschüler hob seinen Zeigefinger hoch und rief:

      „Herr Lehrer? … Warum müssen Dschinns überhaupt existieren.“

      Khozeyme: „Hm, das ist eine gute Frage? Allah erlässt im Koran Kapitel 55 Vers 15:

      ‚Ich habe Dschinns aus dem rauchlosen Feuer erschaffen, dass sie mich anbeten. …‘

      Es bedeutet, Dschinns sind genau wie die Menschen für das Anbeten und den Gehorsam geschaffen worden.

      Die Dschinns leben zwischen uns Menschen, aber wir können sie nicht sehen.

      Es gibt zwei Arten von Dschinns. Die muslimischen Dschinns, das sind die aufrichtigen und besseren.

      Sie helfen uns überall, ohne dass wir es merken.

      Es gibt aber auch die ungläubigen Dschinns. Sie nutzen jede Gelegenheit, die Menschen zu ärgern.

      Sie sehen hässlich aus und haben einen behaarten Körper. Sie leben meistens in dunklen Kellern, Brunnen, in Abwasserleitungen und auf alten Bäumen.

      Mit ihrer Stimme erschrecken sie die Menschen in der Nacht.

      Ein anderer Schüler fragte: „Herr Lehrer! … Gibt es in unserer Schule auch Dschinns?

      Khozeyme: „Sehr gut, noch eine gute Frage. Aus diesem Grund, dass eure Schule ein altes Gebäude ist und ich aus Erfahrung weiß, dass die Dschinns alte Gebäude lieben, bin ich sicher, dass in eurer Schule sogar eine Kolonie existiert. Besonders in der unteren Etage. … Ich warne euch! Geht nie, hört ihr, nie in den Keller!“

      Alle Schüler bekamen richtige Angst, wir schauten uns gegenseitig an und mussten erst einmal schlucken. Khozeyme redete weiter.

      Khozeyme: „Ja, ja Kinder, nehmt euch in Acht vor den Dschinns, sie wechseln manchmal sogar ihr Aussehen. Sie können sich in einen schwarzen Hund, eine schwarze Katze oder eine alte Frau verwandeln. Die einzige Waffe, mit der ihr euch vor diesen Dschinns schützen könnt, ist im Namen „Allah“. Vor dem Namen „Allah“ haben Dämonen und Dschinns große Angst und laufen weg.“

      Plötzlich gab es einen lauten Knall und etwas flog an unser Fenster. Alle Kinder schrien vor Angst und versteckten sich unter ihren Bänken. Mullah Khozeyme selbst versteckte sich unter seinem Tisch. Nach einigen Schrecksekunden atmete er tief durch und sagte ein paar Mal: „Im Namen Allah, im Namen Allah, im Namen Allah.“

      Dann schaute er vorsichtig unter seinem Tisch hervor.

      Vom hinteren Teil unseres Schulhofes drang fröhliches Kindergeschrei zu uns herauf: „Tor, Tor!“

      Die fünfte Klasse hatte Sportstunde. Ihr Ball war es, der unser Fenster getroffen hatte.

      Khozeyme stand vorsichtig auf, atmete tief durch, ging zum Fenster, schaute kurz hinaus und sagte leise: „Ihr Bastarde!“

      Als er sicher war, dass keine Dschinns in der Nähe waren, ging er zur Tür und rief unseren Hausmeister. Er bestellte für sich einen Tee mit viel Zucker und trank einen Schluck.

      Dann packte er seine Lehrhefte in die Tasche und verließ den Raum.

      Wir Kinder lachten und die restliche halbe Stunde unserer Unterrichtszeit verbrachten wir mit Späßen über die Dschinns.

      In der nächsten Stunde hatten wir Geschichtsunterricht.

      Das Thema war: „Der Untergang des Persischen Reiches“.

      „Warum musste eine so große Zivilisation mit Autorität und Herrlichkeit durch die Hand einiger weniger nomadischer Araber vernichtet werden?“, fragte unser Lehrer, Herr Esfandiary.

      „Wer trug die Schuld daran? … Womit hat das angefangen?“

      Er lief durch