„2 Quels!“
„1 Quel!“
„Sprung!“
Es schien, als würde der Diskus sich auflösen. Als vager Schemen raste das Schiff durch den Raum und verschwand in einem Lichtblitz aus unserer Wahrnehmung und aus der Zielerfassung der Nekronautenbeiboote. Diese hatten unablässig auf ihn gefeuert, aber ob sie doch noch getroffen hatten, bevor er in andere Dimensionen geflüchtet war, war nicht sicher.
Der Tod hatte eine reiche Ernte auf Sator eingefahren. Unzählige waren ihm zum Opfer gefallen und ebenso viele zum Mutterschiff der Nekronauten gebracht worden. Dort hatten aber auch sie bald ihr Leben im Vitalextraktor ausgehaucht. Ihre Vitalenergie sicherte den Jüngern des Nekros das Überleben. Sie badeten förmlich darin und erneuerten ihre Körper. Wenn die Speicher sich wieder geleert hatten, würden sie sich erneut auf die Suche nach einem geeigneten Planeten machen müssen, um diesen und seinen Bewohnern die Lebensenergie zu rauben.
Die Beiboote zogen sich zurück zum Mutterschiff, schleusten ein und der gigantische Todesbringer nahm langsam Fahrt auf in die Tiefen des Universums, um irgendwann und irgendwo wieder Tod und Verderben über einem Planeten zu verbreiten.
Zeitsprung
2056 | Blutige Revolten der Jugend wegen Überalterung der Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Sozialsystems. |
2103 | Erdöl- und Gasvorkommen sind verbraucht – die arabischen Staaten stehen vor dem Aus. Russlands Reserven sind am Ende und sogar Nordamerika leidet unter der Rohstoffknappheit. |
2104 | Die Energiegewinnung muss umgestellt werden. Wind, Wasser und Sonne sind die neuen Energiespender. |
2207 | Erstkontakt mit den Sator’ri – einer humanoiden Lebensform aus Andromeda – die mit ihrem havarierten Schiff in der Nähe von Düsseldorf notgelandet sind. |
2212 | Der Klimawandel ist in vollem Gange, unzählige Menschen fallen ihm zum Opfer. |
2235 | Baubeginn der ersten Turmstädte in Europa und Nordamerika. |
2277 | Immer mehr der gigantischen Megatürme sind entstanden und bieten Heim, Arbeit und Erholung für Millionen von Menschen, die sich langsam aber sicher in den Schutz dieser Behausungen zurückziehen. |
2298 | Eine ökologische Katastrophe bahnt sich an, die Umweltverschmutzung fordert ihren Preis. Der Meeresspiegel steigt und viele Teile der Erde sind nicht mehr erreichbar. |
2301 | Der erste saure Regen fällt, Erdbeben und Vulkanausbrüche sind an der Tagesordnung. Durch die Asche in der Luft ist der Aufenthalt im Freien sehr riskant. |
2302 | Die Turmphobie rafft Hunderte dahin, kann aber gestoppt werden. |
Vorwort
Wir schreiben das Jahr 2308 und die Welt ist anders, als wir sie kannten. Die Menschen, die überlebt haben, leben in gigantischen Wohnpyramiden – Türme genannt.
Gebaut wurden diese von Menschen und den Sator’ri gemeinsam, wobei den Sator’ri der größte Anteil an diesen Projekten zuzuschreiben ist.
Die Sator’ri sind wahre Meister der Baukunst und nur ihnen ist es zu verdanken, dass die Menschheit einen sicheren Unterschlupf vor der nunmehr revoltierenden Natur gefunden hat. Ihre überragenden Fähigkeiten in Statik und Betonlegierungen waren der Grundstein, um die riesigen Türme überhaupt bauen zu können.
Ein Turm ist etwa drei Kilometer hoch und in ihm vereinigen sich Wohnen, Arbeiten und auch Freizeit miteinander. Selbst die Nahrung wird dort produziert: Obst und Gemüse in den Hydroponikgärten, Fleisch in den Zuchtanlagen. Sogar Fabriken sind in den Türmen zu finden, Schulen, Kindergärten, Unis – die Türme sind wie eine ganze Stadt, nur in die Höhe gebaut.
Ins Freie geht niemand mehr aus Angst vor dem sauren Regen und der sehr schlechten Luft.
Die Sator’ri haben sich ein Habitat außerhalb des Turmes gebaut, in dessen Nähe ihr Raumschiff steht, und leben mehr oder weniger zurückgezogen, um ihr 2207 havariertes Raumschiff instand zu setzen und eines Tages in ihre Heimat nach Andromeda zurückzukehren. Nur eine Etage des Turmes haben sie für sich in Anspruch genommen.
Die Sator’ri sind menschenähnliche Geschöpfe aus den Tiefen der Galaxis Andromeda. Der augenscheinliche Unterschied zu uns Menschen ist ihr Aussehen: ihre großen grünen Augen, ihr zahnloser Mund und ihre fehlende Körperbehaarung.
Ihr Schiff liegt in der Nähe des ehemaligen Düsseldorf, etwa einen Kilometer entfernt von Turm 17.
Es ist eigentlich ein ruhiges Leben, was die Menschen führen. Geld existiert nicht mehr, jeder hat seinen festen Platz in der Gemeinschaft, verrichtet seine Arbeit und bekommt alles, was er zum Leben so braucht.
Aber irgendwas stimmt trotzdem nicht …
Vorspiel
Allysia Lehmann kroch durch den Rohrschacht und schaute dabei konzentriert auf ihren Scanner.
Bis jetzt alles okay, dachte sie. Na ja, eigentlich wie immer.
Seit sie nach ihrer Ausbildung den Job beim Wartungsdienst angetreten hatte, war noch nie ein Fehler in den Rohrleitungen aufgetreten.
Also, weiter.
Sie wischte sich mit dem Handrücken etwas Schweiß von der Stirn, als sie das Schaben hinter sich hörte. Als würde ein Käfer über Glas krabbeln und mit seinen Beinen Kratzer in die Oberfläche ritzen. Doch sie konnte nichts hinter sich entdecken, der Schacht war bis auf sie leer.
Na, hab ich mir wohl eingebildet.
Meter für Meter arbeitete sie sich an den Rohrleitungen entlang und kontrollierte deren Zustand auf ihrem Scanner. Vielleicht würde sie nach ihrer Schicht mal wieder ausgehen und sich mit Freunden treffen. Und vielleicht wäre dann auch mal ein netter Typ dabei.
Da, schon wieder!
Da war wieder dieses Schaben und Kratzen, aber der Schacht war leer. Litt sie an Halluzinationen oder war ihr nur zu heiß und die abgestandene Luft im Schacht machte ihr was vor?
Werd doch nicht bekloppt, Allysia, dachte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
Schon wieder musste sie sich den Schweiß von der Stirn wischen, der ihr plötzlich in Strömen übers Gesicht rann. Sie bekam nun ernstliche Probleme, etwas auf ihrem Scanner zu erkennen, da ihr der Schweiß in die Augen floss. Sie wischte wieder und wieder über ihre Stirn und übers Gesicht, aber der Schweiß hörte nicht auf zu fließen. Zudem wurde ihr nun auch noch schwindelig und die Luft wurde knapp.
Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Schachtwand und versuchte tief durchzuatmen. Es wurde ihr aber nicht besser, sie rang nach Luft, sie schwitze wie ein Schwein und langsam begannen sich ihre Gedanken zu verwirren.
Oh, Mist, ich falle in Ohnmacht, waren ihre letzten Gedanken, bevor sie sanft und leicht wie eine Feder in die Dunkelheit schwebte.
Martha Blumenzweig liebte den Geruch von frisch gewaschener Wäsche.
Deshalb hatte sie den Job in der Turmwäscherei angenommen, obwohl sie sich mit ihrem Abschluss