Der Herkules: 300 Jahre in Kassel. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783933617682
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das mit ganz anderen Dimensionen einem neuen Großdeutschen Reich dienlich gemacht würde. Mit einer sog. „Neuen Irminsul im Oktogon“ wäre eine 100 m hohe Stele in das offene Sockelbauwerk hineingesetzt worden (Abb. 1). Wäre die Irminsul zeitnah tatsächlich so realisiert worden, wäre möglicherweise schon zum „Großdeutschen Reichskriegertag“ 1939 eine propagandistisch aufwendige Weihung erfolgt.

      Zum Verbleib der abgetragenen Pyramide samt Herkules legte der Architekt in einer späteren Planung 1944 Rechenschaft ab, als er sich erneut mit Kassel befasste. Für seinen neuen Auftraggeber Rüstungsminister Speer, der angesichts der zerstörten Stadt „Wieder“-Aufbaukonzepte gefordert hatte, erfand Reissinger die Achse der Wilhelmshöher Allee neu, die in zwei Stränge aufgespalten durch eine neue Parklandschaft („Wilhelmshöher Alleenpark“) direkt auf ein vor den Torbauten am Grimm-Platz befindliches Rondell zuläuft. Auf dem Rondell steht ein unterfahrbares (Wilhelmhöher) Tor, auf dem der Herkules samt Pyramide seine neue Heimat findet. Unser Heroe blickt nunmehr vom Endpunkt des neu geschaffenen Parks nach rückwärts auf seinen alten Standort auf dem Karlsberg, von wo ihn die neue Stele mit dem Adler grüßt (Abb. 2). Ob der Herkules nunmehr vom Stadtplaner hier nur abgestellt oder aber von der NSDAP schon mit neuer Sinnunterlegung geparkt war, wissen wir nicht.

      Herkules ignoriert und relativiert

      Die zerstörte Stadt gab den Hintergrund ab nicht etwa für eine neue Bescheidenheit bei den Stadtplanern, sondern für Jetzt-erst-recht-Pläne, die sich nicht im Geringsten um die tradierten Vorgaben im Stadtraum kümmerten.

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      Alle in den Anmerkungen zitierten Pläne sind abgebildet und textlich ausführlich in ihrem historischen Kontext gewürdigt in: Folckert LÜKEN-ISBERNER, Große Pläne für Kassel 1919–1949, Projekte zu Stadtentwicklung und Städtebau, Marburg/L. 2016.

      The Versailles of Germany: Der Kasseler Herkules in internationalen Enzyklopädien

      Sabine Naumer

      Als weit sichtbare Marke nadelt sich der monumentale Mann aus Metall als Wahrzeichen Kassels in den Himmel. An der Autobahn wirbt die Stadt mit einem Welterbepiktogramm, das Herkules, Oktogon und Kaskaden repräsentiert. Um herauszufinden, ob und wie der Kasseler Koloss im Laufe der Jahrhunderte außerhalb der Stadt wahrgenommen wurde, werden in chronologischer Folge ausgewählte Allgemeinenzyklopädien konsultiert. Wird der Herkules in Universallexika erwähnt, beschrieben, bewundert, vielleicht sogar abgebildet? Gehört er damit zur Allgemeinbildung? Wenn ja, seit wann?