Einleitung
Neulich tauchte ein kleiner gescheckter Plotthund auf meiner Veranda auf. Er war am Verhungern und so unterernährt, dass er nur halb so groß wie ein normaler ausgewachsener Plott Hound war. Sein Körper war von alten Bisswunden übersät, weil er von anderen Hunden angegriffen worden war. Als ich zu ihm ging, um ihn am Kopf zu streicheln, duckte er sich. Das ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass ein Hund geschlagen worden ist. Er wollte gerettet werden. Da der Hund sich gut mit meinen eigenen Hunden vertrug, beschloss ich, ihn zu behalten, wenn er sich meinen anderen Tieren anpassen konnte. Wenn nicht, würde ich ein gutes Zuhause für ihn finden.
Als erstes führte ich ein langes Gespräch mit ihm. Dabei sprach ich laut zu ihm, so als könnte er jedes Wort verstehen, was ich sagte. Ich erklärte, wie er sich den Pferden und den Katzen gegenüber verhalten muss, wenn er bei uns bleiben will. Nach unserem Gespräch schloss ich die Augen und stellte mir vor, dass er genau das tat, worum ich ihn gebeten hatte. Um ihn an den Pferden zu testen, ging ich mit ihm hinunter zum Stall. Zuerst rannte er ihnen nach, doch sobald ich ihm sagte: »Du musst nett zu den Pferden sein und sie in Ruhe lassen«, blieb er stehen und setzte sich hin. Als wir zwischen den Pferden hin und her gingen, wies ich ihn an: »Bleibe ihren Hufen fern und bleibe immer ruhig, wenn du in ihrer Nähe bist.« Innerhalb weniger Minuten hatte er es kapiert und bewegte sich so gekonnt, als wäre er schon sein Leben lang mit Pferden zusammen gewesen.
So weit, so gut, aber ich muss noch sehen, wie er sich den Katzen gegenüber benimmt. Solange er kein allzu aggressives Verhalten zeigt, glaube ich, den neuen Hund und meine Katzen in einer Woche dazu bringen zu können, einander zu tolerieren. Dazu brauche ich ihnen nur mitzuteilen, was ich möchte, und mir dann vorstellen, dass sie sich vertragen. Wahrscheinlich muss ich mir ein paar Dinge einfallen lassen, mit denen ich meine Katzen bestechen kann, damit sie bei dem Experiment mitmachen. Und vielleicht muss ich noch ein paar traditionelle Trainingssitzungen mit positiven Bestätigungen hinzufügen, um das Verhalten des Hundes erfolgreich zu verändern. Der Prozess wird jedoch immer noch schneller sein, als traditionelles Training allein bewirken könnte. Das weiß ich daher, weil ich seit über einem Jahrzehnt an meinen eigenen Tieren und den Tieren meiner Klienten erfolgreich telepathische oder gedankliche Kommunikation anwende, um Harmonie zwischen Tieren zu schaffen und andere Verhaltensprobleme zu bewältigen. Ich nenne dies intuitive Kommunikation und arbeite als Tierkommunikatorin. Dabei unterstütze ich Menschen und ihre Tiere und helfe den Leuten zu hören, was ihre Tiere ihnen zu sagen haben.
Wie so ziemlich jeder auf dieser Welt dachte ich anfangs auch, dass eine intuitive Kommunikation mit Tieren reine Science-Fiction wäre. Doch zugleich faszinierte mich diese Vorstellung. Daher suchte ich mir Romane aus, in denen telepathische Kommunikation mit Tieren vorkam, und träumte vor mich hin, wie es wäre, wenn Menschen und Tiere auf diese Weise miteinander in Kontakt treten könnten. Ich habe sicher jedes Buch verschlungen, das Marion Zimmer Bradley und Andre Norton je geschrieben haben. Und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aufregend es war, eine Geschichte über eine Frau zu lesen, die mit ihrer Schlange sprechen konnte, mit der sie Krankheiten und Wunden heilte, und eine andere Geschichte über eine Frau, die Falknerin war und mit ihrem Habicht Gedanken austauschen konnte. Während ich diese Bücher las, hatte ich noch keine Ahnung, dass es Menschen wirklich möglich ist, das zu tun, was darin beschrieben wurde, oder dass ich es mir zu meiner Lebensaufgabe machen würde, Menschen auf der ganzen Welt zu helfen, ihre Fähigkeit der intuitiven Kommunikation mit Tieren und der Natur zu erkennen und auszubilden.
Meine Sicht der Welt änderte sich für immer, als ich Urlaub in den White Mountains von Kalifornien machte. Dort hörte ich von einer Frau, die Menschen beibrachte, wie man intuitiv mit Tieren kommuniziert. Ich war von der Vorstellung fasziniert und hoffte nur, dass es kein Märchen war. Ich konnte es kaum erwarten, einen Kurs zu besuchen, und meldete mich sofort nach meiner Heimkehr an. Meine Eindrücke waren nach diesem Abenteuer jedoch gemischt. Zwar war ich ziemlich sicher, dass die Lehrerin und ein paar der Kursteilnehmer wirklich mental mit Tieren kommunizieren konnten, doch ich zweifelte stark an meinen eigenen Fähigkeiten. Ich bin von Haus aus Wissenschaftlerin, habe Biologie studiert und arbeitete zum Zeitpunkt des Kurses als Umweltforscherin. Meine wissenschaftliche Ausbildung gab mir eine skeptische Einstellung zur unsichtbaren Fähigkeit der intuitiven Kommunikation. Wie ich merkte, würde ich einige greifbare Beweise brauchen, bevor ich glauben konnte, mit Tieren gedanklich zu kommunizieren. Daher startete ich die interessantesten wissenschaftlichen Experimente, die ich jemals durchgeführt habe.
Letztendlich brachte ich mir selbst bei, wie man intuitiv mit Tieren kommuniziert. Als Erstes las ich alle Bücher über übersinnliche Wahrnehmungen, Telepathie, hellseherische Fähigkeiten und Intuition, die ich finden konnte - und die ich alle für unterschiedliche Begriffe ein und desselben Phänomens halte. Das inspirierendste Buch von allen war für mich Die große Gemeinschaft der Schöpfung von J. Allen Boone. Boone, der in den 1940er Jahren Drehbücher für Hollywood schrieb, erzählt in seinem Werk, wie ein berühmter Fernsehhund namens Strongheart ihm die stumme Sprache der intuitiven Kommunikation beibrachte. Wenn Sie nur ein einziges Buch über Tierkommunikation lesen, dann sollten Sie dieses wählen. Als ich die Grundprinzipien, wie man durch Gedanken und Gefühle Informationen aussendet und erhält, verstand, fing ich an zu üben. Ich sprach mit allen lebendigen Kreaturen und begrüßte jedes Tier, dem ich begegnete, in Gedanken. Ich kann mich vor allem noch an einen Hund erinnern, der mir den Rücken zugekehrt hatte, als ich ihm einen mentalen Gruß schickte. Als Antwort drehte er sich sofort um, überschlug sich fast vor Freude und versuchte, zu mir herüberzurennen, um mich zu begrüßen. Sein sprachloser Besitzer bemerkte: »Wow, aus irgendeinem Grund mag er Sie total!«
Ich kommunizierte mit wilden Tieren und Insekten - Schmetterlingen, Rehen, Kolibris und Ameisen. Ich redete sogar mit den Pflanzen in meinem Garten und ermutigte sie zum Wachsen und zum Blühen. Freunde, Verwandte und Kollegen der wissenschaftlichen Fakultät, denen ich meine Versuche anvertraute, hielten mich für komplett verrückt. Aber es war mir egal; zu diesem Zeitpunkt war ich schon völlig in den Bann der Tierkommunikation gezogen und konnte nicht mehr anders, als meine Experimente fortzusetzen.
Da ich ausgebildete Wissenschaftlerin bin, sorgte ich dafür, dass wenigstens ein Teil meiner Arbeit nachgeprüft und verifiziert werden konnte. Das tat ich, indem ich Haustieren Fragen stellte und mir die Antworten anschließend von den Menschen bestätigen ließ, die die Tiere kannten, um meine Ergebnisse zu untermauern. Oft tat ich dies, ohne dass irgendjemand es ahnte. So stellte ich zum Beispiel im Wartezimmer der Tierklinik einer Katze Fragen über den Grund, warum sie dort war, und fragte ihren Halter dann beiläufig dasselbe. Oder beim Spazierengehen fragte ich einen Hund, ob er Kinder mochte oder gern im Wasser schwamm, und dann stellte ich seinem Menschen unter irgendeinem Vorwand dieselbe Frage über den Hund. Auf diese Weise konnte ich auswerten, ob das, was ich empfing, korrekt war, und ob ich wirklich intuitiv mit Tieren sprechen konnte.
Nach ungefähr sechs Monaten erlebte ich ein paar durchschlagende Erfolge, bei denen ich Informationen erhielt, die ich mir nicht eingebildet haben konnte. Das überzeugte mich schließlich, dass ich die Fähigkeit zur Tierkommunikation besitze und dass die erhaltenen Informationen akkurat sind. Mittlerweile erlebe ich solche Erfolge täglich. Vor kurzem sprach ich aus einer gewissen Entfernung mit einer Hündin, die ich noch nie gesehen hatte. Ich hatte nur ihren Namen und eine Beschreibung. Von ihr erhielt ich die Auskunft, dass sie eine herumstreunende Hündin gewesen war, die fast verhungert wäre, und dass sie eine Frau namens Cheryl sehr mochte. Ihr Frauchen bestätigte, dass die Hündin umher gestreunt und fast verhungert war, als sie aufgegriffen wurde. Sie sagte auch, Cheryl sei die Lieblingshundetrainerin der Hündin.
Ich