Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8). Jork Steffen Negelen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jork Steffen Negelen
Издательство: Автор
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Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961451654
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erstaunen sahen die Freunde, wie Trond den Worten des kleinen Königs zustimmte. »So wie du es gesagt hast, so soll es getan werden, mein kleiner fliegender Freund.«

      Der Fürst wollte sich sofort an die Arbeit machen, doch Urgos mischte sich jetzt ein. »Wir können noch mehr tun«, sprach er so leise er konnte. Trotzdem erklang seine Stimme wie ein entfernter Donnerhall. »Ich werde mein Volk zur Drachenwiege rufen und dann sehen wir uns diese Insel Selan an.«

      Als Trond dem Drachen zustimmte, kletterte Tabor auf Urgos Rücken und der Drachenkönig erhob sich sofort in die Luft.

      Barbaron saß wieder auf Theodoras linker Schulter. »Ist er nicht zum Knutschen, unser Freund Urgos?«, flüsterte er mit einem honigsüßen Lächeln der Feenkönigin ins Ohr.

      Die Königin hatte plötzlich sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. Am liebsten hätte sie laut losgelacht, doch das wollte sie nicht. Sie drehte sich um und sah zu den Erz-Elfen. Norger hatte einen Hammer und ein großes Stück Eisen in seinen Händen. Trond arbeitete mit zwei seiner Gesellen am Schmelzofen. Jeder Mann und jede Frau in der Schmiede hatte etwas zu tun.

      »Du hörst jetzt auf mit deinen vorlauten Sprüchen«, zischte Theodora Barbaron zu. »Befrage lieber deinen Kompass. Ich will wissen, was Dämonicon vorhat. Der gibt sich bestimmt noch nicht geschlagen.«

      Barbaron sprang auf eines der Wolfsfelle, die noch immer auf dem Schnee lagen. Dann zog er seinen Kompass aus seinem Zauberbeutel. Sofort umringte ihn sein Volk. Selbst der kleinste Minitroll wollte jetzt wissen, was sein König dem Kompass für ein Geheimnis entlocken würde.

      Barbaron beschwor den Trollkompass und er befragte ihn nach Dämonicon. »Ach du meine Güte«, fluchte der kleine König aller Minitrolle los. »Was zum Kuckuck noch mal ist denn ein Seelenfinder? Der Kerl will wohl ein Heer aus Geistern aufstellen. Er lässt allerhand Dinge im Bluthort der Schattenalps zusammentragen.«

      »Was sind das für Dinge?«, fragte Bärhand, als er sich neben dem kleinen König auf das Wolfsfell setzte. Ihn beschlich ein finsterer Verdacht. »Befrage den Kompass weiter. Wir müssen es wissen, denn es ist bestimmt sehr wichtig für uns.«

      »Es sind sogenannte magische Ingredienzien«, erklärte Barbaron. »Feinste Pulver aus verschiedenen Steinen, Erzen und Holzkohle sind dabei. Dazu kommen Goldpulver, Wasser und ein schwarzer Altar.«

      »Das kann man alles für die Herstellung von Nekromantenkörpern verwenden«, sprach Bärhand und seine Stimme wurde bei seinen Worten immer leiser.

      »Wie groß sind die Mengen der Ingredienzien, die Dämonicon zusammentragen lässt?«, wollte Albanarius wissen.

      Barbaron drehte sich zu ihm um und sah ihn erschrocken an. »Es sind viele Fässer und Säcke. Der schwarze Prinz bereitet alles für die Erschaffung eines Nekromantenheeres vor.«

      »Nein, das werden keine Nekromanten«, erklärte Artur laut und alle Freunde sahen ihn an. »Ein einfacher Nekromant ist zu leicht zu besiegen. Dämonicon will etwas anderes erschaffen. Was er braucht, das sind wirklich starke Krieger, die für ihn siegen können. Vaghos Schattenalp werden ihm nicht stark genug sein. Er wird die Krieger eines Volkes ins Leben zurückrufen, das schon längst vergessen ist.«

      »Welches Volk meist du?«, fragte Theodora. »Doch nicht etwa diese Bärenmenschen, die Urtaren? Das wäre eine Katastrophe.«

      Artur sah, wie die Feenkönigin noch weißer wurde, als sie sonnst schon war. »Genau dieses alte Volk meine ich«, erklärte er.

      »Zumindest hat er die Seele eines großen Kriegsherrn gerufen«, verkündete der kleine König. »Hat jemand schon mal was von einem Moragh gehört? Der soll einst ein großer König gewesen sein.«

      »Oh ja, das haben wir«, sprach Albanarius. »Er war einst ein Verbündeter des letzten Königs der Erz-Elfen. Albaron war sein Name und er führte vor langer Zeit einen erbitterten Krieg gegen seinen Bruder Leanderich. Als es zur Entscheidungsschlacht kam, sollte Moragh Albaron helfen. Doch der König der Urtaren verriet ihn. Nachdem sich die Heere der Erz-Elfen gegenseitig fast völlig vernichtet hatten, ließ Moragh alles abschlachten, was er an Erz-Elfen finden konnte. Dann plünderte er die Schatzkammern von Silvergard. Doch dabei muss etwas schief gegangen sein. Außerdem hatte Moragh sich die schwarze Fürstin Monga zum Feind gemacht, als er sich mit Albaron gegen sie verbündete. Die Helusen aus Ategared waren auch dabei. So nannte man in alter Zeit die Halbriesen. Es war ein merkwürdiger Bund, dem auch Brando, der letzte König der Halbriesen beitrat. Sie sorgten dafür, dass Monga für lange Zeit verschwand. Doch sie kehrte ab und zu als schwarzer Geist zurück. Das muss Moragh im Augenblick seines größten Sieges zum Verhängnis geworden sein. Das Gold der Erz-Elfen von Silvergard soll ihn in den Wahnsinn getrieben haben.«

      »Ich war ebenfalls ein Teil dieses Bundes«, fügte Aurelia hinzu. »Ich habe sie damals im Kampf besiegt. Sie dachte, dass sie mit der Hilfe des schwarzen Brunnens von Dragon-Gorum über uns siegen würde. Doch die Macht der weißen Magie war stärker. Den Körper, den sie jetzt besitzt, den hat sie bestimmt von ihrem Sohn Dämonicon bekommen.«

      »Und damit wären wir auch schon bei der nächsten Frage«, erklärte Ohle. Das Licht seiner Laterne leuchtete bei seinen Worten auf und er streichelte sie, als wäre sie ein geliebter Freund. »Zu was braucht der schwarze Prinz einen Altar? Dafür gibt es doch nur zwei Erklärungen. Er will bestimmt, dass seine Mutter ihm das Gift herstellt, dass die Urtaren in Wehralps verwandeln kann. Und er wird diese Wehralps mit der Hilfe eines schwarzen Portals nach Selan schicken. Nur ein ebenso schwarzer Altar kann so ein Portal lange genug offen halten. Die Obinarer und die Dragolianer auf der Insel würden gegen einen übermächtigen Feind kämpfen müssen. Die Waffen der Erz-Elfen würden ihnen nicht lange helfen. Was sie brauchen, das ist ein wirksamer Schutz gegen Mongas Gift.«

      »Wir sollten versuchen, den Bluthort so schnell wie möglich zu vernichten!«, rief Telos aufgebracht und seine Schwester stimmte ihm sofort zu.

      »Das ist nicht so schnell möglich«, erklärte Barbaron. »Der Bluthort liegt gut geschützt unter einem starken Schutzbann. Dämonicon hat ihn vor wenigen Augenblicken errichtet. Der Kerl ist nicht dumm. Er hat den Schutzbann so beschworen, dass wir den Bluthort nur dann finden können, wenn wir direkt vor ihm stehen.«

      »Von solchen Dingen versteht der schwarze Prinz etwas«, meinte Ohle. »Nicht umsonst konnte sich der Bann von Selan so lange halten. Wir konnten die Insel nicht finden und somit war die Quelle der schwarzen Magie immer geschützt. Deshalb konnte er warten, denn er hatte ja viel Zeit. Doch jetzt muss er handeln und ich kann wittern, dass er uns schon bald eine Kostprobe seiner Macht geben wird.«

      Selbst die Erz-Elfen in der Schmiede hörten aufmerksam den Worten von Ohle zu. Als sie verklungen waren, schwangen sie ihre Hämmer und das glühende Eisen formte sich zu Schwertern und Rüstungen für die Krieger von Selan. Trond sah Norger an und sie wussten beide, dass sie keine Worte brauchten. Jetzt konnten sie ihren neuen Freunden helfen und ihre Seelen flogen nicht mehr durch die Lüfte. Niemals mehr mussten sie hilflos zusehen. Und wenn eines Tages die Zeit gekommen war, so würden auch sie mit dem Schwert in der Hand kämpfen. Da waren sie sich absolut sicher.

       Die Rückkehr der Halbriesen

      Monga war geradezu entzückt, als sie sah, dass der Bluthort sogar aus der Nähe nicht zu sehen war. Selbst der Schneefall verriet nicht, wo sich die alte Festung befand. Von den neuesten Plänen ihres Sohnes war sie dagegen weniger entzückt. Dass ausgerechnet die Urtaren wieder auferstehen sollten, das passte ihr nicht wirklich.

      Im Bluthort war überall ein geschäftiges Treiben zu sehen. Vaghos Krieger schleppten Kisten, Säcke und Fässer in den großen Festungshof. Dort wurden die Steine aus dem Boden gestemmt, die vorher als Hofpflaster dienten. Dann gruben die Krieger drei Dutzend Gruben in den gefrorenen Boden. Sie legten diese Gruben mit Tüchern aus und schütteten, nach genauen Anweisungen von Dämonicons neuem Magier Laygon, die Ingredienzen hinein.

      Überall zog ein übler Geruch durch die alte Festung. Monga und Vagho sahen sich das Spektakel von einem der oberen Wehrgänge an. Dort roch es nicht so stark nach den Zutaten.

      Als