Einzelne Besenruten lagen früher auf dem Küchenschrank und die Buben hatten einen Heidenrespekt davor. Das war der Schlagbesen des Vaters, der damit den Ungehorsam der Kinder bestrafte. Doch die strafende Rute des Nikolaus war ursprünglich das Reis, das Symbol der Fruchtbarkeit, durch dessen Berührung mitten im Winter die Hoffnung auf das Licht der Sonne wachgerufen wurde: Das Reis war die Lebensrute.
Das früheste geflügelte Wort aus dem deutschen Sprachschatz stammt aus Freidanks „Spruchdichtesammlung“ (um 1230), betitelt „Bescheidenheit“: „Der niuwe beseme kert vil wol, e daz er stoubes werde vol“: „Der neue Besen kehrt sehr wohl, eh’ dass er Staubes werde voll.“ Daraus wurde das sprichwörtlich gebrachte „Neue Besen kehren gut“. Der Besen, das „Zusammengebundene“, war der „Staubsauger“ unserer Vorfahren.
Zu den bäuerlichen Winterarbeiten gehörten früher neben dem Flechten von Körben, Stühlen und Kuchendeckeln und dem Binden von Besen auch das Herrichten des Geschirrs und der Zugseile, das Ausbessern der Wagen und Wagenräder, das Schärfen der Äxte und Beile und das Anspitzen der Bohnenstangen.
Auf den Bauernhöfen standen neben den Obstgärten gewöhnlich an den Grenzen zu den Nachbargrundstücken sogenannte „wilde“ Bäume: Birken zur Erlangung der nötigen Besenreiser, ein paar Weiden für Körbe, Stühle, Mulden, Schippen und Tröge, dazu Eschen, die jährlich geköpft wurden, so dass man die schlanken Zweige binden und zum Trocknen an Zäunen aufrichten konnte. Im Winter wurden sie den Schafen auf die Hilte gegeben. Die Tiere fraßen Blätter, kleine Zweige und die Rinde. Von den dicken Astteilen nagten sie den Bast ab. Mit diesen abgenagten Ästen wurden Zäune repariert und gebaut. Zwei bis drei Eichen standen auf dem Hof. Sie gaben Futter für die umherlaufenden Schweine. Schließlich gab es da noch den Walnussbaum und den Holunderstrauch, letzterer dicht an der Hauswand zur Abwehr von winterlichen Dämonen und Bereitung von heilenden Wintertees.
Ferne Erinnerungen an Groß- und Urgroßvaters Zeiten werden wach. Erinnerungen an die heimelige Atmosphäre in der gemütlich warmen Besenbinderstube: In mehreren Reihen lagen dicke Birkenreiser-Bündel („Birkenhecken“) mit Ruten verschiedener Länge auf den Dielen. Im November wurden die Besenreiser draußen geschnitten, an Ort und Stelle die abstehenden Seitentriebe um die innere Rute aufgedreht und die Nebenästchen am Reiseranfang ausgeputzt. Über Winter wurden die Besenreiser auf dem Speicher getrocknet.
Am besten waren Reiser von sieben – bis achtjährigen Birken, weil sie noch schlanker und biegsamer sind als Ruten von älteren Bäumen . Diese sind meist zu storzig und brechen leichter. In d er Besenbinderstube wurden die Reiser der Länge nach sortiert. In jede Hand kamen sieben lange Ruten, wurden nach unten fest zusammengedreht, über dem Knie mit einem Ring gespannt, die beiden Bündel überkreuzt und zum „Geißfuß“ zusammengesteckt. Weitere Ringe aus Draht oder Seil – sechs bis sieben an der Zahl – wurden nach und nach um die gedrehten und gespannten Reiserbündel gesetzt. In einem der mittleren Ringe steckte man dann kürzere, etwas angespitzte Ruten rundum ein, bis der Besen eine bestimmte Handlichkeit hatte und die Kehrseite „bauschig“ wurde. der Griff wurde „bündig“ geschnitten, noch vorhandene Stielreste glatt abgeschnitten, damit die Finger beim Kehren nicht aufrissen. Zum Schluss wurden die überstehenden Rutenspitzen an der bauschigen Kehrseite des Besens abgeschnitten.
Für die Herstellung der Besenringe haben früher die Besenbinder keinen Draht verwandt – der war zu teuer – sondern „Hassele-Stecke“ (Haselstrauch), die „Scheenstecke“. Die „Hassele“ waren etwa 1,50 m lang und so dick wie Flaschenköpfe. Die „Stecke“ wurden am Ende eingekerbt, von d en Kerben aus die Rinde in ½ cm breiten Riemen (Schalen oder Schienen) abgeschält. Die abgeschälte Rinde war das Flechtmaterial für das Zusammenbinden der Besenreiser.
Jeder Hof hatte früher ein ganzes Sortiment von Besen, zumeist aus Birkenreisern gebunden. Seltener waren Strohbesen, ganz selten Ginsterbesen. Letztere waren kurz und mit einem Stock versehen.
Die Besen fanden eine vielfältige Anwendung. Die Häuser wurden gekehrt, der Stall, der noch ungepflasterte Hof, die Scheune, die Wege, der Misthaufen, Laub im Herbst und Schnee im Winter.
„Nichts wurde unter den Tisch gekehrt“ bei unseren Vorfahren. Doch den „Dorfbesen“ gab es überall. Doch auch diese Zeiten sind längst vergangen: „Damals auf dem Dorf war vieles anders.“
Vom Pflügen, Eggen und Säen unserer bäuerlichen Vorfahren im März
Je nach Witterung begann die Arbeit des Bauern auf dem Feld Anfang/Mitte März. Oft hielt er sich auch an alte Kalendersprüche und Wetterregeln.
Am frühen Morgen wurden Pflug und Egge aus dem „Schuppen“ geholt und der Ochse wurde vorgespannt. Kühe wurden seltener verwendet, um die harte Pflugarbeit zu verrichten, weil der Milchertrag darunter litt. Oder ein Pferdegespann verrichtet die harte Arbeit. Das Pflügen selbst erforderte Kraft und Geschicklichkeit. Der „Pflugheber“, gewöhnlich war es der Bauer selbst oder der Großknecht, musste die Pflughörner richtig niederdrücken, damit das Pflugeisen in der entsprechenden Tiefe weiterging. Knapp hinter dem Pflug gingen die „Hauerinnen“, welche mit ihren Hauen die ausgehobene Erde zerkleinerten und ebneten. War nun der Boden durch den Pflug umgerissen und der Dünger in die Erde eingeackert, kam die Egge dran. Die Egge zerteilte die aus dem Grund gewühlten Schollen, was durch oftmaliges Überfahren erreicht wurde. Dann wurde gesät. Der Bauer in Hemdärmeln trug im Fürtuch den Samen und streute ihn mit voller Hand möglichst gleichmäßig nach links und rechts aus, ein heikles Geschäft, da der Samen weder zu dünn noch zu dicht liegen durfte. Im letzteren Falle nämlich wird das Wachstum gehemmt und erfordert ein späteres Jäten, damit die Halme zu Luft kommen. Um das Wachstum der Aussaat zu fördern, pflegte man die Körner einige Zeit vor dem Säen zu „kalken“, das heißt, man setzte ihnen Kalk mit Wasser gemischt bei.
Auf gleiche Weise wie die Aussaat des Roggens und Weizens ging auch die der Gerste und des Hafers vor sich, wofür man nach alter Gepflogenheit der Benediktustag (21. März) bestimmt war. Überhaupt hatte der Bauer früher fast für jede Fruchtgattung einen bestimmten Tag zur Aussaat. So sollten zum Beispiel die Hülsenfrüchte, die Bohnen und Erbsen, am Karfreitag gesetzt werden, auch Flachs am Karfreitag.
Während der letzten Tage der Karwoche ruhte in der Regel die Feldarbeit. Man brachte die Tage in frommer Trauer und gewissenhaftem Fasten zu, wofür man sich dann am Ostersonntag durch einen lukullischen Schmaus und am Ostermontag und Dienstag durch verschiedene Lustbarkeiten entschädigte.
Nach den Feiertagen kam dann ein weiteres Stück Arbeit, das Bauern und Knecht und die Ochsen richtig schwitzen ließ. Es begann die Bestellung der Kartoffeläcker. Man pflanzte die Erdäpfel, auch Grundbirnen genannt, gewöhnlich auf trockenen Sandboden, der zwar keine so reiche Ausbeute, aber Kartoffeln von vorzüglicher Güte liefert. Das Geschäft des „Setzens“ fiel gewöhnlich den Bäuerinnen und Mägden zu. Die Magd hackte mit der Karst die Grube aus und warf aus dem zu einem Sack gebundenen Tuch die Setzkartoffeln hinein. Durch das Aushauen der folgenden Grube wurde die vorangegangene, schon besetzte, zugeschüttet. Waren zwei Mägde da, so haute die eine und die andere setzte.
Mit dem Bestellen der Mais- und Kartoffelfelder waren die vorzüglichsten Frühlingsarbeiten der Hauptsache nach beendet, aber es gab trotzdem noch immer draußen und im Hause genug zu tun. So galt es zum Beispiel, den der Erde anvertrauten Samen vor fressgierigen Elstern und Rabenvögeln zu beschirmen, indem man Vogelscheuchen aufstellte. Es war aber auch wichtig, das Beschützen des Ackers vor bösen Geistern und vor der Ungunst des Himmels zu erreichen. Dafür war das sogenannte „Palmen“ gut. So gab man von d en am Palmsonntag geweihten Palmzweigen und von d en am Karsamstag gesegneten Kohlen einige in die Mitte und an den vier Ecken des frisch angesäten Ackers, oder man fertigte aus den bei der Feuerweihe angebrannten Osterscheithölzern kleine Kreuze und steckte sie in das Feld,