Anjuli Aishani. Janina Gerlach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Janina Gerlach
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Любовное фэнтези
Год издания: 0
isbn: 9783957442062
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Als wäre das Erklimmen des Throns nicht schwierig genug gewesen, sieht er sich bereits neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Als er es nicht mehr aushält, steht er auf und zieht den schwarzen Umhang enger um seinen Leib. Das Echo seiner langsamen Schritte hallt im ganzen Raum wider, als er sich ziellos im Kreis bewegt.

       Plötzlich vernimmt er ein Geräusch und wirbelt herum. Im Seiteneingang erscheinen drei Gestalten. Zwei von ihnen sind in dunkle Mäntel gehüllt und haben den Dritten in ihre Mitte genommen. Mühsam stützen sie ihn und schleppen seinen schlaffen Körper zum König hin. Dieser strafft die Schultern und bewegt sich nun zielstrebig auf die Neuankömmlinge zu.

       »Warum hat das so lange gedauert? Berichte mir!« Seine wütende Stimme donnert durch den Saal.

       Die beiden Gestalten setzen den sichtlich verletzten Mann in ihrer Mitte ab, treten ehrfürchtig zurück und verlassen den Raum. Dickes, dunkelrotes Blut bahnt sich seinen Weg über den schwarzen Marmor, als der auf dem Boden Zusammengekauerte seinen Kopf hebt und zu sprechen beginnt.

       »Es … es gab Komplikationen.« Seine Stimme ist heiser und schwach. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass … sie werden nicht kampflos aufgeben.« Er hält inne und wartet auf eine Reaktion. Als diese nicht kommt, spricht er weiter. »Sie sagen, wenn wir uns nicht augenblicklich aus ihrem Territorium zurückziehen, werden sie uns bekriegen.«

       Stille.

       Die tiefschwarzen Pupillen in den Augen des Sprechers weiten sich, als er angsterfüllt zu seinem Meister empor blickt. Er hat keine guten Nachrichten überbracht und er weiß, dass ihm das zum Verhängnis werden kann. Einen endlos langen Moment sagt keiner von beiden etwas, dann bricht der König plötzlich in ein schallendes Gelächter aus, das von den Wänden widerhallt.

       »Krieg?«, fragt er in einem ekstatischen Aufschrei. »Krieg? Den können sie haben!«

      Er reißt die Arme in die Höhe und brüllt zahllose Anweisungen durch die Gegend. »Verstärkt die Armee und schlagt sie nieder!« »Bildet neue Krieger aus…und schafft dieses Bündel Elend hier weg.« Er wirft einen abwertenden Blick auf den Mann zu seinen Füßen, dreht sich dann um und marschiert zu seinem Thron zurück. Dort lässt er sich zufrieden niedersinken und sieht zu, wie ein Dutzend dunkle Gestalten den Saal betreten, um seine Befehle auszuführen.

      KAPITEL 4 – CLEOPATRA

      Endlich zu Hause! Glücklich über den Schulschluss tippte ich den Pin-Code zum Deaktivieren der Alarmanlage ein und bog schließlich mit meinem Auto in die Hofeinfahrt. Eine Doppelstunde Mathe mit Mr. Black hatte mir für heute den Rest gegeben. Da hatten nicht einmal Daniel und Kathys Aufmunterungsversuche helfen können.

      Ich hoffte nur, dass wenigstens meine Eltern gut gelaunt sein würden, als ich den Haustürschlüssel im Schloss drehte und das große Eichenportal aufsprang. Auch noch nach einer Woche kam mir das Haus von außen vor wie eine Geistervilla.

      Ein riesiges Bauwerk mit hohem Metallzaun, dessen lange schwarze Spitzen in den Himmel ragten, über und über bedeckt mit Efeu und anderen Schlingpflanzen, die an der Fassade empor kletterten. Dazu kamen die riesigen, in Holz gefassten Fenster, deren Läden, teils morsch und kaputt, wie gebrochene Flügel einer Fledermaus an den Seiten hinab hingen. Vervollständigt wurde das Bild durch die riesige Eingangstür und den daran befestigten Türklopfer in Form eines Fabelwesens, mit einem langen Horn auf der Stirn und spitzen Eckzähnen. Die äußere Fassade des Hauses erinnerte an die Zeit, in der dort mal ein reicher Adeliger gewohnt und alles nach seinem Geschmack eingerichtet hatte.

      Ich war sichtlich froh, unsere gewohnt moderne Einrichtung zu erblicken, als ich den Flur betrat. Ich stellte meinen Rucksack ab und ging zu meiner Mutter in die Küche. Sie saß bereits am Tisch, der für zwei Personen gedeckt war, da mein Vater natürlich arbeiten musste, und las wie so oft in letzter Zeit in einer ihrer Zeitschriften. Als ich mich zu ihr setzte, blickte sie auf und legte die Zeitung weg.

      »Wieso bist du denn heute so spät? Das Essen ist schon fast kalt. Du kommst doch sonst immer gegen viertel vor, oder?«

      Ich rollte vielsagend die Augen und erklärte ihr, dass Mr. Black nach der Stunde noch mit mir geredet hatte, um sich zu erkundigen, was wir in Portland an der Schule im Unterricht durchgenommen hatten. Ich hoffte nur, dass sie das Thema Mathe für heute nicht mehr ansprechen würde.

      Ich hatte Glück. »Nun gut«, war ihr einziger Kommentar dazu. »Ich habe eine Überraschung für dich, Anjuli«, fuhr sie fort. »Nachdem wir diese Woche so viel Stress mit dem Umzug hatten, wollten dein Vater und ich uns mal eine kleine Auszeit gönnen und übers Wochenende zusammen weg fahren. Wäre das ok für dich?«

      Was für eine Frage – natürlich war das ok für mich. Ich lächelte bei dem Gedanken, dass meine Eltern endlich mal wieder etwas zusammen unternehmen würden. Die Angst, die ich am vorigen Tag noch gehabt hatte, fiel endgültig von mir ab.

       Wenn sie zusammen in den Urlaub fahren, werden sie sich bestimmt nicht trennen.

      Ich nickte heftig und schenkte meiner Mutter ein Lächeln, um ihr zu zeigen, dass sie ohne schlechtes Gewissen fahren konnte.

      »Freut mich«, sagte sie und lächelte zurück. »Das war aber eigentlich noch nicht die Überraschung. Wir haben uns überlegt, dass wir dich ungern ganz alleine lassen wollen.« Sofort verschwand das Lächeln wieder aus meinem Gesicht.

      Ich rechnete damit, dass sie mir jetzt ein neues Hausmädchen oder ähnliches vorstellen würde, wie ich es bereits damals in Portland gehabt hatte. Obwohl die Betreuerin sehr nett gewesen war, hatte ich mich immer ein bisschen zu bemuttert gefühlt und konnte mich erst mit zwölf Jahren endlich durchsetzen und durfte auf mich selbst aufpassen. Während ich mir schon in Gedanken ausmalte, mit welchen Argumenten ich protestieren könnte, sprach meine Mutter weiter:

      »Du wolltest doch damals in Portland immer ein Haustier haben, stimmt’s?«

      Erstaunt blickte ich auf. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Schon seit ich denken konnte, hatte ich mir eine kleine Katze oder einen Hund gewünscht. Da wir jedoch so nah an einer stark befahrenen Straße gewohnt und keinen wirklich großen Garten besessen hatten, mussten mir meine Eltern den Wunsch wohl oder übel jedes Jahr erneut aus dem Kopf schlagen. »Ich weiß nicht, ob du dich nicht schon zu alt dafür fühlst, aber wenn du magst, können wir heute noch zum Züchter fahren und dir ein Tier aussuchen.«

      Ich konnte nicht mehr aufhören zu strahlen und eine Welle der Freude breitete sich in mir aus. Sofort sprang ich von meinem Stuhl auf, hüpfte einmal im Kreis, dann zu meiner Mutter rüber, wobei ich wahrscheinlich aussah wie ein Floh auf Extasy, und nahm sie dankbar in die Arme.

      »Freut mich, wenn’s dir gefällt. Sobald du mit den Hausaufgaben fertig bist, können wir los«, brachte sie gerade noch so unter meinen Armen hervor.

      Ohne zu überlegen, ließ ich das Essen stehen, raste die Treppe hinauf, schlug mein Hausaufgabenheft auf und war erleichtert, als ich sah, dass ich lediglich Hausaufgaben in Mathe und Französisch machen musste. Den Text, den wir für mein Lieblingsfach verfassen sollten, hatte ich in Nullkomma nix fertig und auch Mathe erledigte ich in meiner persönlichen Rekordzeit.

      So schafften wir es noch vor 5 Uhr im Wagen meiner Eltern zu sitzen und Richtung Innenstadt zu fahren. Meine Mutter hatte sich bereits am Tag zuvor erkundigt und einen Katzenzüchter in Floresville ausfindig gemacht. Mein Herz raste, als wir dem Haus näher kamen und ich freute mich wie ein kleines Kind. Noch bevor meine Mutter den Motor ausstellten konnte, hatte ich mich bereits abgeschnallt, die Autotür aufgemacht und war schon auf halbem Weg nach draußen. Ungeduldig wartete ich schließlich an der Treppenschwelle.

      Gemeinsam stiegen wir die grauen Granitstufen hinauf, bis wir uns vor einer kleinen Tür befanden, an der ein noch kleineres Schild mit der Aufschrift »Katzenzucht, Familie Charles« angebracht war.

      Nachdem meine Mutter geklingelt hatte, dauerte es eine Weile, bis endlich eine dunkle Gestalt hinter