Anjuli Aishani. Janina Gerlach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Janina Gerlach
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Любовное фэнтези
Год издания: 0
isbn: 9783957442062
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vrai?»

      Ich lächelte zurück, bestätigte ihr, dass ich die neue Schülerin war und schaute mich in der Klasse um. Daniel hatte leider kein Französisch, sondern Latein, und so musste ich mir wohl oder übel einen neuen Sitzpartner suchen. In der ersten Reihe saß ein Mädchen ganz alleine an ihrem Tisch. Ihre langen, goldbraunen Haare fielen ihr ins Gesicht, während sie sich nach vorne beugte, um zu lesen. Als ich auf sie zukam, schaute sie auf und lächelte mir entgegen. Ihre blauen Augen strahlten, als sie mir sagte, dass der Stuhl neben ihr frei wäre und fragte, ob ich nicht neben ihr Platz nehmen wollte. Dankbar nickte ich und setzte mich gerade noch rechtzeitig hin, bevor das laute Schrillen einer Glocke durch den Raum tönte und mich zusammenzucken ließ.

      »Erschreck dich nicht«, flüsterte das Mädchen neben mir. »Das macht sie immer wenn der Unterricht beginnt. Damit alle leise sind, verstehst du?«

      Ich deutete ein Nicken an und konzentrierte mich dann wieder auf Madame Ciboulette, die auf mich zukam und mich aufforderte, mich vorzustellen. Ohne Fehler berichtete ich nun der Klasse, wie ich hieß, dass ich 16 Jahre alt war, vorher in Portland gewohnt hatte und was man eben noch so sagt, wenn man sich vorstellt und kassierte dafür ein »Très bien!«.

       Endlich mal ein guter Start in den Unterricht. Wenn schon in Mathe nicht klappt, werde ich hoffentlich in Französisch gute Noten bekommen.

      Der restliche Schultag verlief ähnlich. Auch in Englisch, Geschichte und Erdkunde begrüßten mich die Lehrer freundlich, wollten, dass ich mich kurz vorstellte und dann war ich auch schon wieder erlöst. Glücklicherweise hatte ich jedes der Fächer entweder mit Daniel oder Kathy – dem Mädchen aus Französisch – zusammen, und so war es kein Problem, die Räume zu finden, ohne sich zu verlaufen. Um 12 Uhr klingelte es endlich zur Mittagspause und Kathy und Daniel schleppten mich mit in die überfüllte Cafeteria. Sie wollten mich ihren Freunden vorstellen, die bereits an einem langen Tisch in der Ecke Platz genommen hatten. Kathy setzte sich neben einen großen Jungen mit leicht orange-rötlichem Haar und grünen Augen, der mir als Finch vorgestellt wurde, und bedeutete mir mit einer Handbewegung, dass ich mich neben sie setzen sollte. Außer meinen zwei neuen Freunden und Finch waren noch vier weitere Personen am Tisch: Zwei Mädchen, Danielle und Victoria, die exakt dieselben dunkelbraunen, fast schwarzen Haare hatten, mich mit denselben braunen Augen anlächelten und sogar den gleichen grünen Pullover trugen. Auf meine eigentlich schon überflüssige Frage wurde mir bestätigt, dass sie eineiige Zwillinge waren.

      Anstatt die zwei weiteren Personen am Tisch genauer zu betrachten, wurde meine Aufmerksamkeit auf den Tisch dahinter gelenkt. Möglichst unauffällig versuchte ich zwischen Danielle und Victoria hindurch zu gucken, um den Jungen und das Mädchen, die ganz alleine am Nachbartisch saßen, genauer in Augenschein zu nehmen. Sie saß mit dem Rücken zu uns, strich sich kurz mit der Hand durch ihre langen gelockten Haare, die im Licht wie pure Seide glänzten, und nahm einen Schluck aus einer silbrigen Flasche. Der Junge saß ihr gegenüber und somit genau in meinem Blickfeld. Obwohl seine Augen durch eine dunkle Sonnenbrille verdeckt wurden, kam er mir unheimlich bekannt vor. Für einen Jungen hatte er relativ lange Haare, die schon fast seine Schultern berührten, und obwohl er somit eigentlich nicht so mein Typ war, hatte er etwas seltsam Anziehendes an sich.

      Als ich einen Stich in meiner Seite spürte und erschrocken hochfuhr, registrierte ich, dass mein Blick zum Nachbartisch wohl doch nicht so ganz unbemerkt geblieben war. Kathy grinste mich an.

      »Ah, natürlich. Du wärst wirklich unnormal gewesen, wenn du sie nicht angestarrt hättest!«

      Ein kurzer Blick zu den anderen Tischen zeigte, dass ich nicht die Einzige war, die immer wieder mal einen Blick zu den beiden hinüber warf.

      »Das sind Steven und Britney Hawk. Irgendwo hier müsste sich noch ihr Bruder Nathan rumtreiben. Er ist in unserer Stufe und ich kann dir sagen: Du wirst vom Hocker fallen, wenn du ihn siehst.«

      Natürlich. Die leicht gebräunte Haut, die markanten Wangenknochen…Steven sah, abgesehen von den Haaren, seinem Bruder sehr ähnlich. Deshalb kam er mir so bekannt vor. Ich erwähnte nicht, dass ich Nathan eigentlich schon getroffen hatte und wirklich, wie sie gesagt hatte, fast vom Hocker – beziehungsweise vom Autositz – gefallen war. Es war ja nur eine kurze Begegnung gewesen und ich wusste immer noch so gut wie nichts über ihn. In der Hoffnung, vielleicht mehr über seine Familie zu erfahren, fragte ich bei Kathy nach.

      »Was ist denn so Besonderes an ihnen? Wieso starren die alle so an?«

      »Nun ja, wie du ja bestimmt schon bemerkt hast, sehen alle drei ziemlich gut aus und haben…diese gewisse Anziehung, die jeden träumen lässt, der nicht gerade eifersüchtig ist. Nathan ist wie gesagt in unserer Stufe, Steven ist ein Jahr älter als er und Britney ist erst 14. Sie leben seit circa vier Jahren in Floresville und kommen ursprünglich irgendwo aus Europa, glaube ich. Keiner weiß genau wieso, aber sie lassen sich so gut wie nie irgendwo blicken. Weder auf Schulveranstaltungen noch in der Cafeteria, deshalb werden sie auch jetzt von allen so angestarrt.« Sie zwinkerte mir zu. »Auch du machst da keine Ausnahme.«

      Während ich über das nachdachte, was Kathy mir gerade erzählt hatte, schrillte es plötzlich erneut über unseren Köpfen und ein Blick auf die Uhr zeigte, dass die Mittagspause schon wieder zu Ende war. Kaum zu glauben, dass ich die ganze Zeit damit verbracht hatte, irgendwelche anderen Leute anzustarren, ohne auch nur einen Bissen von meinem Brot zu nehmen. Hastig biss ich ein paar Mal ab und legte es in meinen Rucksack zurück. Finch und die anderen beiden Jungs hatten die Cafeteria bereits verlassen und auch Victoria und Danielle machten sich auf den Weg zu den letzten beiden Stunden für heute. Daniel setzte sich mir gegenüber und streckte die Hand aus.

      »Zeig mal deinen Stundenplan, dann kann ich dir sagen, wo du jetzt hin musst.«

      Nach kurzem Kramen fischte ich ihn irgendwo aus meiner Tasche, warf einen Blick darauf und verkündete erfreut, dass ich jetzt eine Doppelstunde Kunst haben würde.

      »Welcher Lehrer?«, fragte Daniel sofort und klang so, als würde er sich an meiner Stelle nicht so freuen.

      »Ehm, Carrol.«

      Die Züge meines Gegenübers entspannten sich. »Da hast du aber Glück gehabt«, meinte Daniel und grinste, während er fortfuhr: »Wir haben hier fünf Kunstlehrer an unserer Schule. Vier davon sind verhasst – Ms. Carrol wird von allen angehimmelt. Du Glückspilz.«

      Er stand auf und zog mich durch die schon fast leere Cafeteria hinter sich her, während er sich im Slalom an den leeren Stühlen vorbei kämpfte.

      »Sie ist zwar eine der beliebtesten Lehrerinnen hier, aber sie kennt keine Gnade für Zuspätkommer.« Er zwinkerte mir zu. »Du solltest also besser einen Zahn zulegen. Siehst du die bunte Tür da unten? Da musst du hin. Viel Erfolg!«

      Verblüfft blieb ich stehen. »Du kommst nicht mit?«

      Das hatte wohl doch ein bisschen zu traurig geklungen, denn Daniel grinste schon wieder. »Sorry, Anjuli. Aber das schaffst du bestimmt auch ohne mich.«

      Er lächelte mich noch einmal ermutigend an, drehte sich dann um und verschwand im nächsten Gang. Ich schaute ihm noch eine Sekunde hinterher, biss mir leicht auf die Lippe und machte mich auf den Weg zum Kunst-Raum. Zum Glück war ich noch rechtzeitig, denn die Tür stand offen und Ms Carrol war mit einigen Unterlagen beschäftigt. Nach einem kurzen Blick durch den Raum fand ich einen leeren Tisch und setzte mich, jedoch nicht ohne die neugierigen Blicke der anderen Schüler auf mir zu spüren. Ashley, meine frühere beste Freundin, hätte sich bestimmt wohl und bestätigt gefühlt, wenn so viele Blicke auf sie gerichtet waren. Mir war das Ganze jedoch eher unangenehm. Vor allem, weil meine kastanienbraunen Haare nicht wie sonst leicht gelockt auf meine Schultern fielen, sondern eher wie Stroh fad herunterhingen. Leise verfluchte ich mich dafür, verschlafen zu haben.

      Endlich schob Ms. Carrol ihre Unterlagen beiseite und hieß uns alle in ihrem Unterricht willkommen. Ich war gespannt, denn Kunst lag mir eigentlich ziemlich gut und zeichnen war meine Leidenschaft, obwohl ich zuvor nicht allzu viel Glück mit den Lehrern gehabt hatte. Ms. Carrol jedoch schien anders zu sein. Sie war noch ziemlich jung, ich schätzte sie auf etwa achtundzwanzig, trug eine weiße Bluse, hatte ihre blonden