Ich habe diese achtfache Beschreibung des Gehens Jesu und des Kommens des Heiligen Geistes mit Bedacht aufgeführt, um die ganze Wucht dieser Feststellungen zur Wirkung zu bringen. Wer sich nach dieser überaus deutlichen Erklärung, dass der Heilige Geist an die Stelle Jesu getreten ist, um dessen Leben, Lehre und Verdienste fortzuführen und anzuwenden, nun doch nach wie vor ständig an den Herrn wendet, wiewohl der Herr im Himmel ist und der Heilige Geist hier auf Erden unser Ansprechpartner ist, der darf sich nicht wundern, wenn sein geistliches Leben zäh und defizitär bleibt. Das ist vorsätzlicher Ungehorsam, auch wenn er scheinbar im höchsten Namen geschieht.
Unser Herr hat es nun einmal verfügt, dass wir uns an den Heiligen Geist wenden sollen. Wir sollen den Herrn nicht im direkten Kontakt, sondern über den Heiligen Geist erfahren. Das ist der göttliche Standard; das gilt!
Wer sich an diesem neutestamentlichen Prinzip versündigt, der wird weder seine Seligkeit verlieren, noch vom Herrn verurteilt werden. Er wird aber manche Erfahrungen des Heils in seltsamer Unwirklichkeit und nicht in der Unmittelbarkeit und emotionalen Erlebnistiefe machen, die typisch ist für den Gläubigen, der mit dem Heiligen Geist lebt und umgeht. Erst im Kontrast zu seinen neuen intensiven Berührungen mit dem Heiligen Geist erkennt der Gläubige, was ihm früher entgangen ist. Rückblickend wird er wahrnehmen, dass er ohne die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist in seiner Beziehung zum göttlichen Vater nicht so beglückt und geborgen war und auch Jesus nicht so direkt und hautnah erfahren hatte, wie es nun möglich erscheint.
Wie sieht nun demgegenüber die positive Erfahrung aus, die wir machen können, wenn wir ausdrücklich den Willen des Herrn beherzigen und mit dem Heiligen Geist einen direkten Kontakt suchen? Die Innenerfahrungen eines solchen Gläubigen haben einen eigenartigen und unverwechselbaren Zuschnitt: Wer die Person des Heiligen Geistes als Person anerkennt und mit ihr bewusst kommuniziert, erlebt manche Dinge der unsichtbaren Welt direkter und deutlicher. Fraglos werden die Erfahrungen des Übernatürlichen intensiver und selbstverständlicher erlebt. Typisch ist dabei, dass von seinem Körper Auswirkungen und Ausstrahlungen ausgehen, wie auch Jesus sie kannte [Johannes 7). Der Gläubige erlebt die Kraftwirkungen an sich selbst, an seiner Psyche und auch im körperlichen Bereich und spürt, wie sie von ihm auch auf andere Menschen übergehen. Das Moment der sichtbaren körperlichen und emotionalen Auswirkungen des Heiligen Geistes bekommt unübersehbar einen höheren Stellenwert. Das ist nicht die Folge einer raffinierten Steuerung durch Menschen oder Methoden, sondern ein Geschehen, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man die Person des Heiligen Geistes anerkennt und einlädt.
Wir fassen also zusammen: Es gibt sehr viel Anlass, aufgrund der biblisch nachgewiesenen Fakten, unsere Beziehung zum Heiligen Geist zu überdenken und ihn nicht nur formal anzuerkennen, indem wir ihn in unseren Formulierungen und Gebeten immer wieder pflichtgemäß erwähnen, aber als Person praktisch nicht beachten. Jesus hat erklärt, dass der Heilige Geist sein Statthalter auf Erden ist und dass er sich nur durch ihn äußert. Das ist eine außerordentlich wichtige Botschaft, an der sich die Christenheit ganz offensichtlich über Jahrhunderte beharrlich vorbeigemogelt hat. Nun erleben wir jedoch, dass der Himmel die Anerkennung des biblisch authentischen Befundes anmahnt. Ich glaube, dass die jüngste Bewegung des Heiligen Geistes, die jetzt so viel Aufsehen erregt, die Wiederentdeckung dieser Wahrheit zur Mitte hat.
1.2 Eine Person macht sich breit
Was wir in den letzten ein bis zwei Jahren weltweit in der geistlichen Landschaft sehen können, ist die Umsetzung dieses eben erhobenen biblischen Befundes zu einer erfahrbaren Realität: Der Heilige Geist offenbart der Gemeinde Jesu und den einzelnen Gläubigen, dass er eine Person ist. Ich weiß noch, wie ich in früheren Jahren – ich befand mich damals in meiner alten Gemeinde, die eine klassische Freikirche mit großer Offenheit für den Heiligen Geist war – in manchen Gesprächen mit meinen Geschwistern die vehement vorgetragene Ansicht vernahm, dass der Heilige Geist keine Person sei. Man sah ihn als ein Fluidum, als einen starken Einfluss an, als die Auswirkung und die Kraft, die von Gott und von Jesus ausgingen, aber nicht als ein Wesen mit eigener Persönlichkeit, das denken, wahrnehmen, lieben und handeln kann.
Der Heilige Geist ist eine Person. Diese Wahrheit ist mittlerweile in fast allen christlichen Kreisen Allgemeingut geworden. Trotzdem stellte sich ein merkwürdiger Sachverhalt ein: Was die Christen glaubten, setzten sie nicht in der Praxis ihres Gebetslebens, ihres Alltags und ihrer Beziehung zum Heiligen Geist um. Es wird der personale Charakter des Heiligen Geistes heute kaum mehr bestritten, aber man tritt nicht in eine persönliche Beziehung zu ihm.
Und nun scheint so etwas wie ein himmlisches Kommando ergangen zu sein, wonach der Heilige Geist sich selbst deutlicher offenbart, sodass wir erkennen können, dass er wirklich die entscheidende Person ist, die wir hier auf Erden brauchen. Wie geht man nun angemessen mit einer Person um? Die Antwort ist so einfach wie alltäglich: Man erkennt diese Person an, man tritt in eine Beziehung zu ihr und pflegt Gemeinschaft, indem man sich mit ihr unterhält, sie anredet, ihre Reaktion entgegennimmt und darauf wieder reagiert.
Das, was bei einer Beziehung zu Personen auf Erden selbstverständlich ist, wird jedoch von der Christenheit faktisch in Abrede gestellt, wenn es um die Person des Heiligen Geistes geht. Das ist um so tragischer und unverständlicher, als das Neue Testament den Gesichtspunkt der Gemeinschaft als die führende Eigenschaft und den Auftrag des Heiligen Geistes beschreibt. Der Heilige Geist ist eine Person, die Austausch, Beziehung und Gemeinschaft mit uns pflegen will, und das in einem solchen Ausmaß und mit einer solchen Hingabe, dass das Wort Gottes dieses Verlangen als wesentliche Eigenschaft des Heiligen Geistes beschreibt! Wir finden im Neuen Testament an zwei Stellen den Begriff der Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Philipper 2,1
Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus gibt, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches Mitleid und Erbarmen...
Während an dieser Stelle der Begriff des Heiligen Geistes lediglich erwähnt wird, ist die andere Textstelle von besonderer Aussagekraft:
2. Korinther 13,13
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Dieser wohlvertraute Satz, der häufig als Segensspruch am Ende von Gottesdiensten gebraucht wird, ist insofern bemerkenswert, als er in knappster Form verdeutlicht, welches die jeweilige herausragende Eigenschaft der drei göttlichen Personen ist. Vom Vater wird gesagt, dass er ein Vater der Liebe ist. Jesus, unser Herr, ist voller Gnade und gibt Gnade. Es war sein Auftrag, dass er seinem Wesen gemäß die Gnade Gottes auf die Erde brachte. Was wird nun vom Heiligen Geist gesagt? Es ist eigentlich eine erstaunliche Beschreibung seines Wesens und seines Verlangens, auf die wir ohne diese Schriftoffenbarung nie kommen würden: Er ist ein Heiliger Geist der Gemeinschaft.
Der Heilige Geist ist gleichsam die Beziehung und die Gemeinschaft in Person. Er hat das Verlangen, sich mitzuteilen und ständig mit uns zusammenzusein. Er möchte reden und hören, raten und lieben, er möchte einfach da sein, helfen und schützen, und zwar gerade jetzt und hier unter den gegenwärtigen irdischen Bedingungen!
Das ist erregend und durchaus anders, als vieles, was wir früher gehört, gesagt und geglaubt haben. In der Tat ist es sehr praktisch, und wer das so sucht und erfährt, wie es hier angeboten wird, der erlebt gewaltige Veränderungen in seinem Leben.
Zu lange haben wir gedacht, dass der Heilige Geist jene dritte Person Gottes sei, die ausschließlich dazu da ist, Jesus zu verdeutlichen und zu verherrlichen; die das Wort austeilt, übernatürliche Kräfte vermittelt und für Geistesgaben, Heilungen und Wunder sorgt. Dabei haben wir seine wahre Natur und seinen eigentlichen Auftrag völlig verkannt!
Natürlich stimmt es, dass der Heilige Geist, wie wir es im Johannesevangelium, in den Kapiteln 14 bis 16, gesehen haben, Jesus und das Wort herausstellen und dann auch seine Gaben und Kräfte freisetzen möchte. Es