Drogenparty. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: münchenMAFIAmord
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020012
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neuer Wunderwaffe. Die Pistole hat ein Kaliber von 9×19 mm. Das Standardmagazin hat 17 Patronen, die Sturmvariante 30 Patronen. Gerade haben wir die im Kommissariat vorgestellt bekommen. Die Strisch ist besser als alles andere auf dem Markt. Wahnsinnig schnelle Schussfolge, hohe Treffergenauigkeit, wenig Rückstoß und eben mit einer Munition ausgestattet, die man sofort erkennt. Sie wurde speziell für die Polizei-, Sicherheitsbehörden und die Geheimdienste entwickelt.«

      Sepp war fasziniert und gleichzeitig geschockt.

      »Wenn die schon bei uns im Einsatz ist, dann haben wir es mit richtig bösen Buben zu tun.«

      Seine Art von Humor.

      Ella sah hinreißend aus.

      Der provisorische Verband am linken Oberarm stand ihr gut. Besser als das Chanel-Jäckchen. Ihr Make-up war gewöhnungsbedürftig. Sie versuchte es mit einem Lächeln. Das galt mir. Nachdem Sepp uns alle befragt hatte und wir, Fanny ausgenommen, unseren Senf abgegeben hatten, bot ich Ella an, sie zu ihrem Vater in die Klinik zu fahren …

      »Komm. Alles andere hat jetzt Zeit. Du solltest dir eine Auszeit gönnen. Ich bringe dich zu deinem Alten.«

      »Oh ja, das ist lieb von dir, Daniel«, flötete sie mich an und zu Herzog: »Adi. Es ist alles viel schlimmer! Aber ich bin sicher, Herr Richter kann dir helfen, okay?«

      Sie lächelte den Vater ihrer verstorbenen Freundin an, der noch immer völlig von der Rolle war. Nicht einmal eine Gauloises hing zwischen seinen Lippen.

      »Du solltest dich nachschminken«, antwortete er völlig zusammenhanglos. »Dein Lidschatten ist verschmiert, Kindchen.«

      Herzog deutete mit dem Zeigefinger auf Ellas Gesicht. Der Immo-König hatte wohl seine getötete Tochter vor Augen. Dann zog er aus seiner Manteltasche ein Kärtchen, überreichte es mir mit den Worten:

      »Kommen Sie morgen um elf in mein Büro!«

      Jetzt war er wieder ganz der große Macker in Sachen Immobilien. Herzog wurde auf mehrere Milliarden geschätzt. Allein auf der Straße der Schießerei sollen ihm an die zwanzig Häuser auf der Seite des Hotels ›Vier Jahreszeiten‹ gehören, die er über Jahre einem alteingesessenen Anwalt abgekauft – oder soll man sagen, weit unter Wert ‚abgeluchst‘?? – hatte.

      Er ging zu seinem BMW Z8, wir mit Ella und Fanny zu meinem läppischen Jaguar.

      Fanny schaute mich mal wieder schräg an, weil ich ihn nach hinten bat. Das musste sein, denn Ella war schließlich verletzt.

      Ich fuhr sie straight zur Klinik ihres Vaters, die den blöden Namen ›Temple de la Beauté‹, Tempel der Schönheit, trug, zur Scheinerstraße. Wolkenheim, der seine Professur angeblich irgendwo in Litauen erhalten haben soll, stand schon am Eingang, nachdem ihm Ella von unterwegs eine SMS geschrieben hatte. Wortlos übergab ich dem diensthabenden Schnippler seine Tochter und fuhr nach Grünwald.

      Mein Tag war gelaufen. Ich wollte jetzt nur noch zu Anna.

       V

      AKBAY Gökhan lag mit zwei blonden Schönheiten auf seiner Yacht. Die Sonne knallte auf die fast nackten Körper. Von Land hörte man den Muezzin vom Minarett der Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul rufen. Es roch nach Sonnencreme und Champagner. Die Yacht lag, leicht schaukelnd, nahe der Bosporusbrücke. Beide neben Akbay liegenden Handys klingelten fast zeitgleich.

      »Bu yanlış gitti budur…« = : „Es ist was schiefgegangen …“

      Der Himmelsherrscher, also Gökhan, so die Deutung seines Familiennamens, sprang hoch, rutschte auf einer Tube Sonnencreme aus, fluchte lautstark und beschimpfte die Blondinen, die nichts dafür konnten. Er trat erst der einen, dann der anderen mit voller Wucht in die Seite. Nierenschäden programmiert. Sie nahmen es, die Schmerzen unterdrückend, mit stoischer Ruhe hin. Schließlich wurden sie gut bezahlt.

      Schon klingelte das andere iPhone.

      »Gökhan!«, brüllte er in das Handy, das nichts dafür konnte, dass er ausgerutscht war.

      »Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wie oft soll ich euch noch sagen, dass der einfach zu jung ist, um den Markt richtig zu kontrollieren!«

      »Ja aber …«

      »Idiot! Nichts mit „aber“. Schafft die Küche weg. Aber schnell!«

      »Ist schon geschehen.«

      »Çok güzel, prima!«

      Und ins goldene iPhone:

      »Ich habe verstanden. Ein Grund zum Feiern. Ja. Aber: Alla kahretmesin! Ihr habt es wieder so dilettantisch gemacht wie letzte Woche in Amsterdam! Das ist Scheiße, bok, bok, bok!«

      Danach legte sich Akbay, was im Türkischen soviel wie „ein ehrlicher Reicher“ heißt, wieder zwischen die beiden Schönen. Er griff ihnen dahin, wo eigentlich ein Teil der Bikinis seinen Dienst versehen sollte um die letzte Nacktheit zu verbergen und freute sich, dass sie so ordentlich rasiert waren. Das mochte er. Dass er sie gerade Sekunden vorher halb totgetreten hatte, interessierte ihn wenig. Er wollte sich jetzt sofort und auf der Stelle von ihnen einen blasen lassen.

       Özensiz olmak!!

      Später hatte er noch ein Treffen mit Tjark Nazil. Gökhan wollte die Lieferquoten erhöht wissen. Der Afghane war schließlich einer der wichtigsten Großhändler von Opium, so wie Afghanistan der weltweit größte Anbauer von Schlafmohn ist. Der Basis für viele gute Produkte. Auf gut 300.000 Hektar wachsen zwischen Taliban und Maschinenpistolen, UN-Einsätzen und Drogendealern die wundervollen Pflanzen mit vierzig Alkaloiden wie Morphin, Codein, Papaverin, Noscapin, Thebain und Narcein.

      Für Details interessierte sich Gökhan nicht. Er wollte nur reich sein. Der Absatz boomte. Speziell in Deutschland waren die Süchtigen heiß auf seine Ware. Bayern war inzwischen sein Hauptabsatzmarkt. Da setzte er jährlich mehr als 600 Millionen um. Reingewinn für ihn: 180 Millionen Euro.

      Akbay Gökhan fühlte sich großartig. Und die Schlampen hatten sich zu fügen. Er beschenkte sie fürstlich. Dafür konnten sie schon mal ein paar Tritte aushalten. Und auch sonst musste er seinen Laden in Ordnung halten. Skrupel kannte der ‚ehrliche Reiche‘, Akbay, nicht.

       VI

      ‚DACKELBLICK‘ hatte Schiss. Ufuk wollte ihn sehen. Sofort. Also schwang er sich in den Maserati Ghibli, den er sich selbst verdient hatte. Mit Drogen.

      Café Schwabing.

       Warum muss der sich ausgerechnet da treffen wollen. Aber gut. Da kann er mir nichts anhaben. Der Laden ist immer voll. Sommer, Sonne, draußen sitzen. Mir kann nichts passieren …

      »Was ist gestern im MEGA abgegangen? Du sollst gut verkauft haben, Dackelblick!«, begrüßte ihn der bullige Ufuk, der in seinen besten Jahren mal Weltmeister in Aikidō war, einer japanischen Kampfsportart. Davon sah man nicht mehr viel, weil der Wohlstand zu viel Bauch über den Muskeln angesetzt hatte. Dennoch war Ufuk nicht zu unterschätzen und brutal. Das war ‚Dackelblick‘ bekannt.

      Drei seiner Dauerkunden aus gutem Hause, die Stoff wollten, aber nicht flüssig waren, hatten einsehen müssen, dass man einen Ufuk nicht abzocken kann. Er hatte ihnen kurzerhand die Fresse polieren lassen, als sie ihre Schulden nicht auf der Stelle begleichen wollten und nach einem Kredit bei ihm, ‚Dackelblick‘, angefragt hatten. Klar, dass er das Ufuk berichten musste. Und der wiederum hatte seine Schläger zu den Jungs geschickt. Selbst macht der sich nie die Hände schmutzig. Der hatte mal Jura studiert, hieß es in der Szene …

      »Ich kann mich nicht um jede süchtige Schlampe kümmern. Ist mir auch egal, ob sie verreckt oder nicht. Aber musste das ausgerechnet im MEGA passieren?!«

      Ufuk war stinksauer.

      »Das ist nicht gut fürs Geschäft. Mein Boss hat davon schon erfahren, bevor du es mir gesagt hast.«