7. Dieses ist in der Tat „ein Beutel, der nicht alt wird“, eine Wegzehrung zum ewigen Leben,2336 „ein unerschöpflicher Schatz im Himmel“,2337 denn der Herr spricht: „Große Barmherzigkeit werde ich dem erweisen, dessen ich mich erbarme.“2338
34.
1. Er sagt dies aber auch zu denen, die um der Gerechtigkeit willen arm sein wollen.2339 Denn sie haben durch das Gebot gehört, daß „eine breite und geräumige Straße zum Verderben führt und viele es sind, die auf ihr gehen“.2340
2. Von nichts anderem spricht er hier als von Schwelgerei und Weiberliebe, von Ehrgeiz und Herrschsucht und den ähnlichen Leidenschaften. Denn „du Tor“, so sagt er, „noch diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und was du für sie bereitet hast, wem wird das zufallen?“2341
3. Und das Gebot lautet wörtlich so: „Hütet euch also vor aller Habsucht! Denn nicht darin, daß einer Überfluß an Besitz hat, besteht sein Leben.“2342.
4. „Denn welchen Nutzen hat ein Mensch, wenn er die ganze Welt gewänne und an seiner Seele Schaden litte? Oder was könnte ein Mensch als Tauschmittel für seine Seele geben?“2343
5. „Deshalb sage ich: Sorgt nicht für euer Leben, was ihr essen werdet, und nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet! Denn das Leben ist mehr wert als die Speise und der Leib mehr wert als die Kleidung.“2344
6 Und wieder: „Denn euer Vater weiß, daß ihr all dieser Dinge bedürfet. Trachtet aber zuerst nach dem Himmelreich und nach der Gerechtigkeit! Denn das sind wichtige Dinge; was aber unbedeutend ist“ und zum Leben gehört, „das wird euch noch dazu gegeben werden.“2345
35.
1. Befiehlt er uns nicht ausdrücklich, dem gnostischen Leben nachzustreben, und treibt er uns nicht an, mit Tat und Wort nach der Wahrheit zu trachten? Als reich erachtet daher Christus, der die Seele erzieht, nicht die Gabe, sondern die Gesinnung.2346
2. Deshalb soll Zakchaios, nach anderen Matthias, ein Oberzöllner, als er gehört hatte, daß der Herr ihn würdigte, zu ihm zu kommen, gesagt haben: „Siehe, die Hälfte meiner Habe gebe ich als Almosen, Herr; und wenn ich etwas von jemand erpreßt habe, so gebe ich es vierfach zurück.“ In bezug auf ihn sagte auch der Heiland: „Der Menschensohn ist heute gekommen und hat das Verlorene gefunden.“2347
3. Und wieder, als er sah, daß der Reiche in den Opferkasten entsprechend seinem Besitz eingelegt hatte, die Witwe aber zwei Kupfermünzen, da sagte er, die Witwe habe mehr eingelegt als alle anderen; denn jener hatte den Beitrag aus seinem Überfluß, diese aber aus ihrer Armut geleistet.2348
36.
1. Daß der Herr aber bei allem an die Erziehung der Seele dachte, das zeigt sich, wenn er sagt: „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden die Erde erben.“2349
2. Sanftmütig sind aber diejenigen, die den unversöhnlichen Kampf in der Seele gegen Zorn und Begierde und die als Unterarten zu diesen beiden gehörenden Leidenschaften zu Ende gebracht haben. Er lobt aber als sanftmütig diejenigen, die es aus freien Stücken, nicht aus Zwang sind.
3. Denn es gibt bei dem Herrn verschiedene Belohnungen und Wohnungen2350 entsprechend der Art des Lebens.
4. Denn es heißt: „Wer einen Propheten mit Rücksicht auf seine Eigenschaft als Prophet aufnimmt, wird den einem Propheten gebührenden Lohn empfangen; und wer einen Gerechten mit Rücksicht auf seine Eigenschaft als Gerechter aufnimmt, der wird den einem Gerechten gebührenden Lohn empfangen; und wer einen von diesen geringen Jüngern aufnimmt, der wird seinen Lohn nicht verlieren.“2351
5. Und wieder hat er die dem Verdienst entsprechenden Unterschiede, die trefflichen Belohnungen der Tugend, durch die ungleiche Zahl der Arbeitsstunden, dazu aber auch durch den gleichen, jedem Arbeiter ausgezahlten Lohn (das ist das Heil, das mit dem Denar gemeint ist) die gleichartige Gerechtigkeit derer aufgezeigt, die während der an Zahl nicht gleichen Stunden gearbeitet hatten.2352
37.
1. Sie werden also in den Wohnungen arbeiten, die den Ehrengaben entsprechen, deren sie gewürdigt wurden, als Mitarbeiter der unaussprechlich hohen Weltregierung und des heiligen Dienstes.
2. „Die aber, bei denen es sich zeigt, daß sie sich in heiligem Leben besonders ausgezeichnet haben“, sagt Platon, „das sind die, die von dem Leben hier auf der Erde befreit und wie aus einem Gefängnis erlöst werden und nach oben in eine reine Wohnung gelangen.“
3. Und noch deutlicher sagt er das gleiche mit folgenden Worten: „Von eben diesen leben diejenigen, die sich in der Philosophie genügend gereinigt haben, ohne Körper durchaus für alle Zeit.“ Freilich umkleidet er die Seelen mit gewissen Gestalten, die einen mit luftigen, die anderen mit feurigen.
4. Ferner fügt er hinzu: „Und sie gelangen in Wohnungen, die noch schöner als diese sind; sie zu beschreiben, ist nicht leicht; auch ist jetzt nicht Zeit genug dazu vorhanden.“2353
5. Deshalb heißt es mit Recht: „Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“2354
6. Denn diejenigen, die ihr früheres böses Leben bereut haben, werden zur Berufung gelangen; das ist mit dem „getröstet werden“ gemeint.
7. Es gibt aber zwei Arten des Bereuens, die gewöhnlichere Art: Furcht wegen dessen, was man getan hat, und die mehr besondere Art: die Unzufriedenheit der Seele mit sich selbst infolge schlechten Gewissens, sei es nun hier, sei es anderswo, da es ja keinen Ort gibt, an dem sich die Güte Gottes nicht wirksam zeigte.
38.
1. Wiederum heißt es: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden selbst Erbarmen finden.“2355 Denn Erbarmen (Mitleid) ist nicht, wie einige Philosophen angenommen haben, Trauer über fremdes Unglück,2356 sondern etwas Schönes, wie die Propheten sagen: „Denn Barmherzigkeit“, so heißt es, „will ich und nicht Opfer.“2357
2.2358 Barmherzig sind aber nach seiner Auffassung nicht nur diejenigen, die Barmherzigkeit durch die Tat erweisen, sondern auch diejenigen, die barmherzig sein möchten, auch wenn sie nicht können, die, bei denen das Handeln der Absicht nach vorhanden ist.
3. Denn manchmal möchten wir durch eine Geldgabe oder durch eine persönliche Hilfeleistung Barmherzigkeit erweisen, z.B. einem Bedürftigen helfen oder einen Kranken pflegen oder einem, der ins Unglück geraten ist, beistehen, aber wir sind, entweder wegen Armut oder Krankheit oder hohen Alters (auch dieses ist ja eine natürliche Krankheit2359) nicht dazu imstande, unseren Vorsatz auszuführen, zu dem wir uns getrieben fühlen, so daß wir das, was wir wollten, nicht zu Ende führen können.
4. Die gleiche Ehre also wie die, die etwas tun konnten, werden die erlangen, die den Willen dazu hatten, bei denen die Absicht die gleiche war, wenn auch das Vermögen bei anderen größer war.
39.
1. Da es aber für die, welche zur Vollkommenheit gelangen wollen, zwei Wege des Heils gibt, die Werke und die Erkenntnis, nannte der Herr die selig, die reinen Herzens sind; „denn sie werden Gott schauen“.2360
2. Und in der Tat, wenn wir überlegen, wie es sich in Wahrheit verhält, so ist das Erkennen, wenn es eine Reinigung der in der Seele herrschenden Vernunftkraft ist, auch eine gute Betätigung.
3. Gut nennen wir nun das eine um seiner selbst willen, das andere, weil es am Guten Anteil hat, wie die guten Taten. Ohne die in der Mitte liegenden Dinge aber, die eben die Stelle des Stoffes einnehmen, können weder die guten noch die bösen Taten zustande kommen, ich meine z.B.