Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
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Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783956179815
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kommst du darauf?“, fragte Li.

      „Evangelia! Hört Ihr nicht hin, wenn jemand redet?“

      „Natürlich höre ich hin, wenn Petros Makarios spricht. Und mein Griechisch ist inzwischen gut genug, dass ich wirklich nicht nur jedes Wort, sondern auch die feinen Unterschiede in der Betonung und im Tonfall zu erkennen vermag! Außerdem – wie sprichst du eigentlich mit mit?“

      „Entschuldigt, Evangelia. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten und schon gar nicht maßregeln.“

      „Nein, was dann?“

      „Ich wollte Euch nur warnen. Die Stimme dieses Petros Makarios war voller Falschheit. Er meint nicht das, was er sagt und ich würde mich auf seine Hilfe nicht verlassen.“

      Li sah den blinden Tagelöhner erstaunt an und runzelte die Stirn. „Und so etwas hörst du an der Stimme?“

      „Ich vertue mich selten.“

      Der Blinde blieb plötzlich stehen. „Es riecht eigenartig!“, stellte er fest.

      „Der Gestank der Straße – aber ich sage dir, es gibt Orte, in denen der schlimmer ist als hier in Konstantinopel!“

      Christos schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht... Evangelia! Es brennt hier irgendwo!“

      ––––––––

      Wenig später erreichten sie eine Nebenstraße. Lautes Stimmengewirr schlug ihnen entgegen. Um ein kuppelförmiges Gebäude stand eine Traube von Menschen herum. Flammen schlugen aus einem Fenster und Rauch stieg auf. „Wasser! Holt Wasser!“, rief jemand.

      „Ist es eine Kirche, die da brennt?“, fragte Christos.

      „Woher hast du das gewusst?“, fragte Li.

      Christos atmete tief durch. „Es betrifft meistens Kirchen, wenn Brände gelegt werden.“

      „Aber... Konstantinopel ist das Neue Rom! Die Hauptstadt der Christenheit! Wieso werden hier Kirchen angezündet?“

      „Das waren radikale Ikonoklasten“, antwortete Christos. „Bilderstürmer, die die Ikonen in den Kirchen für Götzenverehrung halten.“

      Siebzehntes Kapitel: Belagert

      Zum Nachmittag des nächsten Tages erschien Arnulf an der Tür ihrer Werkstatt. „Ich hoffe nicht, Euch zu stören, Li – oder ist Euch lieber, wenn ich Euch bei Eurem griechischen Namen nenne?“

      „Arnulf!“, entfuhr es ihr und für einen Augenblick spiegelte sich ihre Freude auf eine Weise in ihrem Gesicht wider, die sie selten nach außen dringen ließ, denn sie war es gewohnt, ihr Innerstes für sich zu behalten und dem anderen nichts weiter als eine Maske der Freundlichkeit zu zeigen. Eine Maske, die keinerlei Ecken und Kante aufwies und vor allem dem Gegenüber ein angenehmer, so wenig wie möglich irritierender Anblick sein sollte. „Nein, nennt mich ruhig Li, denn er wird immer mein wahrer Name sein. Evangelia ist wie eine Verkleidung, die man trägt, um gefälliger zu wirken.“

      „Dann werde ich Euch weiterhin Li nennen...“ Er sah sie an und es konnte ihm nicht entgangen sein, dass sie ihren Umhang angelegt hatte und am Gürtel eine Geldbörse trug. Es war also nicht zu übersehen, dass sie gerade im Begriff war aufzubrechen. „Ich scheine ungelegen zu kommen...“

      „Nein, ganz und gar nicht“, widersprach sie. „Ich glaube nicht, dass ich es je als ungelegen empfinden könnte, wenn Ihr vor meiner Tür steht...“

      „Aber von wichtigen Pflichten abhalten möchte ich Euch auch nicht!“

      „Ihr könntet mich zum Markt auf dem Forum Tauri begleiten. Und anschließend muss ich mit einem Schmied sprechen, ob er mir einen Draht ziehen kann, der noch um die Hälfte dünner ist, als der, den ich bisher von ihm bekommen habe!“

      „Ich begleite Euch gerne“, sagte Arnulf.

      ––––––––

      In Nord-Süd-Richtung verlief eine Hauptstraße, die vom Kriegshafen am Goldenen Horn, vorbei am Capitol schließlich zum Konstantin-Hafen am Marmara-Meer führte. Zwischen dieser Straße und dem Valenus-Aquädukt lag das Forum Tauri, einer der größten öffentlichen Plätze der Stadt. Der Name erinnerte daran, dass es wohl ehedem ein Viehmarkt gewesen war. Säulengänge grenzten den Platz ab.

      Eine Säule überragte alle anderen und war eines der unverwechselbaren Wahrzeichen der Stadt: Die Säule zu Ehren von Kaiser Theodosius, der das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte und dessen Name daher selbst am fernen Hof von Magdeburg noch einen erhabenen, fast legendären Klang hatte. Im Jahre 5698 nach der Erschaffung der Welt war dies geschehen, wie eine Inschrift in lateinischer und griechischer Sprache verriet – denn nach dem Datum der Erschaffung der Welt, wie es durch die Angaben der Bibel errechnet werden konnte, zählte man in Konstantinopel die Jahre.

      Arnulf blieb bei der Säule kurz stehen, die jetzt von den Händlerständen umlagert war, während dieser Platz zu anderer Gelegenheit der Schauplatz für den Aufmarsch von Kriegerkolonnen war.

      „Ich wusste nicht, dass es so viele Jahre gegeben hat“, sagte Arnulf.

      „Man zählt und rechnet sie überall in anderer Weise“, gab Li zurück. „Die Muslime können sich nicht einmal darauf einigen, ob sie nach Mond- oder nach Sonnenjahren zählen sollen, wenn sie von der Flucht des Propheten nach Medina an rechnen... Wie zählt man die Jahre in Saxland?“

      Arnulf lächelte. „Eigentlich nach der Gründung der Stadt Rom.“

      „Ah... des wirklichen Roms!“

      „So ist es. Aber in letzter Zeit ist die Sitte immer häufiger geworden, nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus zu zählen, die jetzt beinahe ein Millennium her sein soll.“ Arnulf zuckte mit den Schultern. „Diese Sitte kommt von unseren sächsischen Brüdern aus England. Die erste Frau von Otto Magnus war eine Angelsächsin und da ihr Andenken bis heute fast wie das einer Heiligen verehrt wird, finden es manche schick, so zu rechnen, wie sie es getan hat... Aber ich persönlich glaube nicht, dass das mehr als eine vorübergehende Mode ist.“

      „Aber wenn das Millennium