Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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Pech angestrichen und dadurch gleichfalls wasserfest abgedichtet hatte. Das untere Ende des Rohrs mündete durch eine sorgfältig mit Pech verschmierte Öffnung in die Brennkammer.

      Ayasli vergewisserte sich noch einmal, daß Öbüls Beschreibung stimmte.

      Das Schiff der britischen Christenhunde lag ungefähr zweihundert Yards von der Werft entfernt an einer Pier.

      Mit der Lunten-Brenndauer von einer Stunde würde es reichen.

      Er mußte die Lunte zünden und die Kammer gründlich verschließen, bevor er losschwamm. Und er mußte gefahrlos zurückschwimmen können, um das Feuerwerk aus sicherer Entfernung beobachten zu können.

      Er baute darauf, daß die Explosion der Unterwasserbombe das Schiff aufreißen und in Brand setzen würde. Entweder würde es durch raschen Wassereinbruch schnell sinken, oder es würde durch die explodierende Munitionskammer in Stücke gerissen werden.

      Wenn die Engländer zurückkehrten, würden sie mächtig ins Staunen geraten.

      Voller Vorfreude rieb er sich die Hände.

       8.

      Philip Hasard Killigrew und seine Männer verharrten in dem Olivenhain oberhalb des verwinkelten Gemäuers. Rechtzeitig hatten sie die Laterne gelöscht und waren im Dunkeln weiter vorgedrungen.

      Zwischen den Olivenbäumen war es stockfinster, aber das Gebäude, in dem sich die Werkstatt des Höllenfürsten befand, war recht gut zu erkennen. Nach wie vor war der Himmel sternenklar.

      Nirgendwo brannte Licht. Und kein Laut war zu hören.

      Hasard gewann den Eindruck, daß es sich nicht um ein gegenseitiges Belauern handelte. Dank Öbüls Geständnis ließen sich zwei und zwei leicht zusammenzählen. Der Höllenfürst mußte bereits unterwegs sein, um sein sogenanntes Meisterstück zu vollbringen.

      Hasard, Ben Brighton, Dan O’Flynn und Don Juan de Alcazar drangen als erste zum Gebäude vor.

      Abermals blieben sie bewegungslos stehen, als sie die Außenwand eines der verwinkelten Trakte erreichten.

      Kein Laut war aus dem Haus zu hören.

      Der Seewolf stieß einen leisen Pfiff aus – das Zeichen für die anderen. Sie rückten nach und kreisten das Gebäude innerhalb von Sekunden ein.

      Mit ihren Entersäbeln hebelten Hasard und Ben Brighton einen Fensterladen auf. Der Seewolf zertrümmerte die Fensterscheibe, öffnete das Fenster und schwang sich hinein. Es war ein Wohnraum, in dem er sich befand. Den Säbel in der Rechten, orientierte er sich rasch und fand den Vordereingang.

      Kurz darauf waren alle Fenster und Türen geöffnet. Die Männer entfachten vorhandene Öllampen und verschafften sich einen Überblick.

      Hasard zog die Kommode beiseite, die der Beschreibung nach jenes Möbelstück sein mußte, das den Zugang zum Schatz Ayaslis verdeckte.

      Der Teil der Fußbodendielen, der eine Luke bildete, war nicht zu übersehen.

      Im Halbdunkel erblickten die Männer die gestapelten Beutel aus Leinen und Leder. Batuti hatte eine Schubkarre in einem Lagerraum entdeckt. Sie holten die Beutel mit Gold und Silber aus dem Hohlraum und verluden den Reichtum auf die Karre. Dann sahen sie sich weiter um.

      Al Conroy hatte sich in der Werkstatt bereits bestens orientiert.

      „Ein teuflisches Genie“, sagte der schwarzhaarige Stückmeister und zeigte dem Seewolf eine Tabelle, die er gefunden hatte. „Luntensorten, Brennzeiten und so weiter. Alles exakt bis ins kleinste Detail festgehalten. Die interessantesten Sachen haben wir aber wohl hier.“ Er wies auf die Versuchsanordnungen, mit denen Ayasli und sein Gehilfe geprüft hatten, in welchen Arten von Hohlräumen und mit wieviel Luftzufuhr Lunten am besten brannten.

      Das Pulverlager befand sich in einem Raum neben der Werkstatt, wohlweislich durch eine Doppeltür gesichert.

      Ein besonderes Stück fanden die Arwenacks auf einer Werkbank am anderen Ende der Werkstatt.

      Eine kleine Truhe, wie man sie für wichtige Dokumente und sonstige persönliche Habseligkeiten verwendete.

      Al Conroy überprüfte das Schloß mit dem verbundenen Steinschloßmechanismus und führte die Funktion vor.

      Betroffenes Schweigen kehrte ein.

      „Zum Kotzen!“ knurrte Carberry in die Stille. „Einfach widerlich, solche Sachen. Was für verdammte, lausige Schurken müssen das sein, die mit so was ihre Gegner aus dem Weg räumen!“

      Die Arwenacks nickten beipflichtend.

      Ihnen drehte sich fast der Magen um, wenn sie sich vorstellten, wie wehrlose und vor allem völlig ahnungslose Menschen mit solchen Höllenmaschinen ins Jenseits befördert wurden. Die gemeinste und widerwärtigste Art der Auseinandersetzung überhaupt.

      Der Seewolf sah sich noch einmal um. „Wenn wir die Bude vernichten, tun wir ein gutes Werk. Oder ist jemand anderer Meinung?“

      „Keiner!“ rief Ferris Tucker überzeugt. „Besser würde uns wahrscheinlich gefallen, wenn wir den Höllenfürsten mit in die Luft jagen könnten!“

      Beifallsgemurmel wurde laut.

      Hasard sorgte mit einer Handbewegung für Ruhe. „Ich will nicht sagen, daß wir uns einfach so zurückziehen. Aber ich schlage vor, daß wir Al freie Hand lassen, damit er sein Meisterwerk vollbringen kann.“

      Die Arwenacks stimmten begeistert zu.

      Der schwarzhaarige Stückmeister lächelte gerührt. Hasard legte ihm die Hand auf die Schulter. „Einverstanden, Al?“

      „Keine Frage.“

      „Kriegst du es so hin, daß von dem gesamten Gemäuer nichts mehr übrigbleibt?“

      Al grinste und deutete auf die Tür zum Pulverlager. „Mit dem Vorrat da drinnen, könnte ich halb Istanbul in die Luft jagen.“

      Seine Gefährten glaubten es ihm unbesehen. Hasard mahnte zum Aufbruch. Sie vereinbarten, sich in fünfhundert Yards Entfernung an einer Gassenkreuzung zu treffen, die sie noch gut in Erinnerung hatten. Batuti übernahm die Schubkarre, und Stenmark ging mit der Laterne voraus.

      Der Stückmeister blieb zurück – in seinem Element.

      Al öffnete das Pulverlager und begann, Fässer mit Schwarzpulver in die einzelnen Räume des Gemäuers zu tragen. Er verteilte das Pulver so, daß auf jeden Raum etwa gleich große Ladungen entfielen.

      In der Werkstatt suchte er Luntenrollen zusammen. In einem Korridor, so ermittelte er, befand sich ungefähr der zentrale Punkt, den alle Lunten von den einzelnen Räumen aus erreichen mußten.

      Er wählte die Lunten für die jeweiligen Ladungen sehr sorgfältig aus. Wo die Entfernung bis zum zentralen Punkt etwas größer war, verkürzte er die Brenndauer, indem er eine dünnere Luntenart verwendete.

      Schließlich verband er alle Lunten miteinander und verflocht sie mit einem einzelnen Strang, den er so durch die vordere Haustür führte, daß er keine der sternförmig auseinanderlaufenden anderen Lunten berührte.

      Er unternahm einen letzten Kontrollgang durch das Gemäuer und überzeugte sich, daß alle Luntenverbindungen in Ordnung waren.

      Die nächsten Nachbarn wohnten weit genug entfernt. Sie würden unsanft aus dem Schlaf geweckt und vielleicht ein leichtes Beben ihrer Häuser verspüren. Dafür aber wurden sie von der Hexenküche eines unheimlichen Zeitgenossen befreit.

      Vor dem Haus entfachte Al Conroy das Luntenende, indem er zwei Flints aneinanderschlug. Er richtete sich erst auf, als er sicher war, daß die leise zischende Glut in dem Gewebestrang nicht mehr verlöschen würde.

      Über den Daumen gepeilt, mußte es eine halbe Stunde dauern, bis die gesamte Bude in die Luft flog.

      In leichtem Trab lief Al Conroy hinter seinen