Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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niemand. Aber es wird gemunkelt, daß sie ihr Hilfe angeboten haben.“

      „Hilfe wobei?“ stieß Ayasli hervor.

      „Diejenigen zu finden, die für den Tod ihres Mannes verantwortlich sind.“

      „Die Auftraggeber?“

      „Ich weiß es nicht, Effendi.“

      „Oder die Ausführenden?“

      „Ich weiß es wirklich nicht, Effendi. Aber wenn ich meinen nüchternen Menschenverstand gebrauche, sage ich mir, daß sie sowohl hinter den Auftraggebern als auch hinter den Ausführenden her sind. Wenn sich diese Ungläubigen einmischen, so vermute ich, dann tun sie das gründlich. Sie fühlen sich uns überlegen, diese Ausländer. Und sie wollen uns beweisen, daß sie es sind.“

      Ayasli grinste. Sein Furchengesicht wurde zu einer diabolischen Maske. „Du hast unsere Feinde sehr genau studiert, mein Lieber. Du bist überhaupt nicht auf den Kopf gefallen. Was würdest du mir also raten?“

      Der kleine Mann mit den vom Schießpulver geschwärzten Händen wurde rot vor Verlegenheit. „Ich würde etwas gegen diese ungläubigen Bastarde unternehmen, bevor sie es tun können.“

      Ayasli klopfte ihm auf die schmale Schulter. „Das ist es! Wir sind uns in unserem Denken sehr ähnlich. Ich nehme deinen Rat an. Du wirst mich zum Hafen führen und mir das Schiff zeigen. Ist die Zeit dafür günstig?“

      „Sie könnte nicht günstiger sein, Effendi. Mitternacht ist vorüber. Wir werden zwar aufpassen müssen, daß wir keiner Streife in die Hände fallen, aber sonst wird es wohl niemanden geben, der uns aufhält.“

      Süleyman Ayasli überlegte nicht lange und holte seinen schwarzgrauen Umhang. Nachdem sie alle Fenster und Türen sorgfältig verriegelt hatten, strebten Öbül und er durch die Dunkelheit der Stadt entgegen. Der Gehilfe des Höllenfürsten kannte selbst die winzigsten Pfade und die engsten Gassen.

      Zielstrebig führte er seinen Herrn durch das Hafengebiet, bis sie jenen Kai erreichten, auf dem sich erst vor Stunden das blutige Geschehen abgespielt hatte, dessen Opfer Kemal Yildiz und seine Sänftenträger geworden waren.

      Ayasli und sein Gehilfe drückten sich in eine Tornische.

      Der Höllenfürst ließ seinen Blick über den Platz vor dem Kai und über die Liegeplätze der Schiffe an den Piers gleiten. Wie mochte es hier ausgesehen haben, als die Bombe unter der Sänfte hochgegangen war? Welches Entsetzen, welche panische Angst mochte um sich gegriffen haben?

      Er konnte es sich nur vorstellen. In diesem Fall hatte er den entscheidenden letzten Schritt des Vorhabens auch nicht selbst gestalten können. Die Handlanger seiner Auftraggeber hatten es übernommen, sich in Yildiz’ Kontorhaus einzuschleichen und die Bombe unsichtbar unter der Sänfte zu befestigen.

      Es mußte eine leichte Aufgabe gewesen sein, denn das Kontorhaus wurde nicht bewacht. Natürlich nicht. Welche Gefahr sollten Pfeffersäcke auch schon zu befürchten haben?

      Ayasli spähte zu dem Zweimaster hinüber. Die Hecklaterne brannte, und die Gestalt eines einzelnen Mannes, der an Deck auf und ab schritt, war zu erkennen. Die Wache. Ein Mann, mehr nicht. Günstiger konnte man es nicht antreffen. Das Risiko war minimal.

      Entsetzen und panische Angst bei der Explosion der Yildiz-Bombe.

      Schlimmeres Entsetzen und größere Angst, wenn der Zweimaster auseinanderflog. Dies, so beschloß Ayasli, während er weiter beobachtete, sollte seine Meisterleistung sein.

      Und das Ergebnis seiner Meisterleistung würde er mit eigenen Augen beobachten. Es sollte etwas Großartiges werden, soviel stand fest.

      Niemals zuvor hatte jemand eine Bombe gebaut, die unter Wasser explodierte. Er setzte ein wasserdichtes Gehäuse für das Pulver und ein wasserdichtes Gehäuse mit Luftzufuhr für die brennende Lunte voraus. Kein Mensch hatte so etwas jemals geschafft. Er, Süleyman Ayasli, würde es zustande bringen.

      Diese britischen Bastarde würden in ihre Christenhölle geblasen werden, bevor sie überhaupt wußten, wie ihnen geschah!

      Nur einmal, am darauffolgenden Tag, sahen Hasard und Don Juan ihren Informanten im Gewühl des Kaffeehauses. Ahmet Ezgin schob sich durch die Tischreihen und gab mit keiner Miene zu erkennen, daß er mit den Männern von Bord der Dubas etwas zu tun haben wollte oder gehabt hätte.

      Erst bei beginnender Dämmerung näherte sich ihnen jemand. Es war ein drahtiges Kerlchen, das da mit verschwörerischem Grinsen herantänzelte und sich unaufgefordert an ihrem Tisch niederließ. Ein Ziegenbart gab dem Kerlchen ein Aussehen, das zum Lachen reizte.

      „Ich habe gehört, die Gentlemen suchen einen Boten für gewisse Nachrichten?“ Er blickte lauernd-listig von einem zum anderen.

      „Wie heißt du?“ antwortete der Seewolf mit einer Gegenfrage.

      „Oh, mein Name tut nichts zur Sache. Wenn Sie auf solche Nebensächlichkeiten Wert legen, sind wir die falschen Gesprächspartner. Aber Sie sollten es sich überlegen. Ich bin der beste Nachrichtenübermittler, den Sie sich wünschen können. Weil ich nämlich die besten denkbaren Beziehungen in Istanbul habe.“

      „Man könnte annehmen“, sagte Don Juan lächelnd, „daß ohne dich praktisch jegliches Leben unmöglich ist.“

      Das Kerlchen verzog sein Ziegenbartgesicht. „Sie müssen selber wissen, wie Sie entscheiden. Ich dränge mich nicht auf.“

      „Nicht beleidigt sein.“ Hasard klopfte ihm freundlich auf die schmale Schulter. „Vielleicht kommen wir ins Geschäft. Aber wir möchten dir unsere Nachricht nicht hier drinnen anvertrauen. Hier gibt es zu viele Ohren.“

      „Wie Sie wollen. Mein Lohn beträgt einen Piaster. Ich weise vorher darauf hin, damit es nachher keine Unklarheiten gibt. Und gezahlt wird immer im voraus.“

      „Selbstverständlich“, sagte der Seewolf mit wegwerfender Handbewegung.

      „Haben Sie Ihre Nachricht nicht schriftlich aufgesetzt?“ fragte das Kerlchen erstaunt.

      „Wir vertrauen deinen Fähigkeiten als bester Übermittler von Istanbul“, sagte Don Juan grinsend. „Und jetzt raus mit uns, sonst palavern wir uns hier drinnen noch fest.“

      Sie nutzten einen Moment, in dem im Kaffeehaus besonders reges Kommen und Gehen herrschte. So gelang es ihnen, auf den schon hinreichend bekannten Hinterhof hinauszuschlüpfen, ohne daß jemand mit sonderlichem Interesse darauf achtete.

      „Du kennst den Höllenfürsten?“ fragte Hasard, als sie im Schatten eines Mauerwinkels standen. Die Dunkelheit würde innerhalb weniger Minuten hereinbrechen.

      „Den kennt niemand“, sagte das Kerlchen. „Und wenn ihn jemand kennt, dann ist das gleichbedeutend mit dem sicheren Tod.“

      „Aber du weißt, wie man ihm eine Botschaft übermitteln kann“, fuhr der Seewolf fort.

      „Klar“, erwiderte der kleine Türke etwas prahlerisch. „Ich habe schon jede Menge Nachrichten für ihn angenommen und korrekt weitergegeben. Allerdings immer schriftlich. Mündlich ist es das erste Mal, daß ich …“

      Er gurgelte vor Schreck, denn der Seewolf hatte ihn blitzartig am Kragen gepackt. Ohne sonderliche Mühe hob Hasard das Kerlchen hoch, so daß es um Fußeslänge über dem Boden schwebte.

      Er riß den Mund auf, um zu schreien. Und er wollte anfangen zu zappeln.

      Don Juan hob die flache Hand zur Ohrfeige.

      Das Kerlchen blieb ruhig. Sein Gesicht wurde weißgrau, und die Augen ragten daraus wie sich wölbende starre Knöpfe hervor.

      „Wir wollen keine Zeit verschwenden“, sagte der Seewolf eisig. „Wenn du unsere Fragen beantwortest, passiert dir nichts. Darauf gebe ich dir mein Wort.“

      „Aber ich – ich kenne den – den Höllenfürsten wirklich nicht!“ stotterte der kleine Mann. „Ich habe ihn nie gesehen. Kein Mensch kennt ihn!“

      „Uns