Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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Hasard. „Vielen Dank. Wir reiten nach Osten – dort befinden sich die Dodullu-Berge. Wir haben den ganzen Tag über Zeit, nach der Burg zu forschen. Wie weit ist es von hier bis in die Berge?“

      „Zwei Stunden müßt ihr für den Ritt rechnen, bei anhaltendem Trab.“

      „Also müssen es an die fünfzehn bis zwanzig Meilen sein“, rechnete der Seewolf aus. „Weiter müssen wir einige Zeit für die Suche veranschlagen.“

      „Wenn wir das Gemäuer am Nachmittag finden, haben wir Glück“, sagte Don Juan.

      „Dodullu ist übrigens auch ein Dorf“, erklärte der Kaufmann. „Ein winziges Nest zwischen den Felsen. Möglich, daß ihr dort Auskunft erhaltet, wo die Burg steht.“

      „Wir werden unser Glück versuchen“, sagte Hasard. „Im Dunkelwerden legen wir dann los. Wir dringen in die Burg ein und reden ein paar Wörtchen mit den Porceddu-Kerlen.“

      Carberry rieb sich grinsend die Hände. „Ich glaube, das wird eine feine Unterhaltung. Aber sicher, ich freue mich schon darauf.“

      Kemil Haydar warf ihm einen verwunderten Blick zu und sagte: „Ich wünsche euch viel Glück bei eurem Vorhaben. Aber wollt ihr nicht wenigstens Balat als Helfer und Dolmetscher mitnehmen?“

      Wieder lehnte der Seewolf ab. „Wir finden uns schon allein zurecht. Außerdem habe ich ja meine beiden Söhne als Übersetzer.“ Daß er Balat Haydar eher als eine Belastung bei dem Unternehmen angesehen hätte, sprach er natürlich nicht aus. Aber so war es – wenn die Mannen auch noch auf einen Begleiter aufpassen mußten, waren sie in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

      „Ja, das ist wahr, das sehe ich ein.“ Der Kaufmann sah Hasard junior an. „Wo habt ihr jungen Männer überhaupt so gut die türkische Sprache gelernt?“

      „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete Hasard junior. „Ich glaube, ich erzähle sie lieber, wenn wir von unserem Ausflug zurückkehren. Sonst verlieren wir jetzt zuviel Zeit.“

      „Gewiß.“ Kemil Haydar erhob sich. „Laßt uns jetzt die Pferde auswählen, Freunde.“

      Etwas später standen sie im Stall und prüften die Pferde eines nach dem anderen. Der Seewolf und seine vier Mann waren zufrieden. Es waren gute Tiere, sie standen allesamt gut im Futter. Sie würden den Tagesritt mit Leichtigkeit überstehen, ohne viel zu ermüden. Im übrigen waren die Pferde das Reiten im Bergland gewohnt. Auch das war von größter Wichtigkeit.

      Ferris, der Profos und Don Juan begaben sich mit den Pferden, die von Lakaien des Kaufmanns geführt wurden, zum Hafen. Hasard und sein Sohn ließen sich so präzise wie möglich den Weg in die Dodullu-Berge beschreiben.

      Inzwischen war auch Balat Haydar hinzugetreten. Er bot sich ebenfalls noch einmal an, den Trupp zu begleiten, aber der Seewolf setzte auch ihm auseinander, warum es besser sei, daß er mit seinem Vater in Üsküdar blieb. Balat sah es ein.

      Die beiden Killigrews verabschiedeten sich von den Gastgebern. Rasch kehrten sie zum Hafen zurück. Hasard wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren. Die Männer, die an dem Unternehmen dabeisein sollten, hatte er schon am Vorabend ausgesucht. Sie brauchten jetzt nur noch loszureiten.

      Der Seewolf und sein Sohn trafen an der Pier ein, an der die Dubas vertäut lag.

      „Neuigkeiten?“ fragte Hasard seinen Ersten Offizier und Bootsmann.

      Ben Brighton verneinte. „Nichts. Wie sieht es bei euch aus?“

      „Wir sind bereit“, erwiderte der Seewolf. „Es kann losgehen.“ Er schwang sich in den Sattel eines hochbeinigen Falben, den Kemil Haydar ihm besonders empfohlen hatte. „Es bleibt bei dem, was wir vereinbart haben. Morgen im Laufe des Tages sehen wir uns wieder.“

      „Na, hoffentlich“, brummte Old Donegal Daniel O’Flynn und spuckte in hohem Bogen ins Wasser. Das war seine ganz persönliche Art, den Kameraden Erfolg zu wünschen.

      Der Trupp, den der Seewolf zusammengestellt hatte, verließ die Dubas und nahm die Pferde von den Lakaien in Empfang: Carberry, Ferris Tucker, Don Juan de Alcazar, Batuti, Roger Brighton, der Kutscher, Dan O’Flynn, Big Old Shane, Matt Davies, Al Conroy, Luke Morgan, Stenmark, Higgy, Jack Finnegan, Paddy Rogers – und Plymmie, die Wolfshündin. Der Seewolf wollte sie unbedingt dabeihaben. Die Zwillinge hockten bereits in den Sätteln.

      Ben Brighton übernahm das Kommando auf der Dubas, die weiterhin gefechtsbereit war. Bei ihm blieben als „Restcrew“ Old O’Flynn, Mac Pellew, Bob Grey, Gary Andrews, Smoky, Sam Roskill, Blacky, Pete Ballie, Jeff Bowie, Will Thorne, Bill, Piet Straaten, Jan Ranse, Sven Nyberg und Nils Larsen, außerdem der Schimpanse Arwenack und der Papagei Sir John.

      Carberry wollte auf keinen Fall, daß der Aracanga sie begleitete, deshalb hatte er ihn ins Kabelgatt gesperrt. Dort zeterte und wetterte Sir John jetzt – auf englisch und auf spanisch.

      Somit war einerseits Hasards Aktionskommando stark genug, es mit den sardischen Banditen aufzunehmen. Andererseits blieben genug Mannen an Bord der Dubas. Der Zweimaster war nach wie vor voll manövrierfähig und gefechtsklar.

      Auch das konnte für den Fall, daß die Porceddus doch noch einen Abstecher nach Üsküdar unternahmen, von größter Wichtigkeit sein. Die Arwenacks trennten sich – doch beide Gruppen blieben eine wehrhafte Einheit.

      Nur knapp war der Gruß, den die Männer wechselten. Hasard und sein Trupp verließen die Pier, ritten durch die Stadt und von dort aus zu den im Osten liegenden bewaldeten Hügeln. Ben und die Crew blickten ihnen nach, bis sie verschwunden waren. Die Lakaien zogen sich in die Stadt zurück.

      „Na dann“, sagte Ben, „wird schon schiefgehen. Was sagt dein Beinstumpf, Donegal?“

      „Schlechtwetter ist angesagt.“

      „Ach ja? Haben wir auch lange nicht mehr gehabt.“

      Old O’Flynn grinste schief. „Was fragst du mich dann? Du kennst mich doch. Ich sehe fast immer schwarz. Aber das kann auch ein gutes Omen sein.“

      „Ja, da hast du recht.“ Ben trat ans Schanzkleid und blickte zum Wasser. „Es ist nur schade, daß wir nicht mit dabeisein können. Uns sind die Hände gebunden, und die Warterei kann einem auf den Geist gehen, wenn sie sich ausdehnt.“

      „Darum empfehle ich Schnaps als Medizin“, erwiderte der Alte. „Der ist immer noch das beste Mittel gegen Trübsinn und schlechte Laune. Was sagst du dazu, Mac?“

      „Melde ungehorsamst, daß sich Brandy, Wodka und Raki unter Verschluß befinden“, antwortete Mac mit der üblichen sauertöpfischen Miene. „Und den Schlüssel hat der Kutscher mitgenommen.“

      „Was?“ Old O’Flynn lief grünlich im Gesicht an. „Ist das dein Ernst? Du spinnst wohl! Mister Pellew, bist du unter die Puritaner, Klugscheißer und Betbrüder gegangen? Was fällt dir ein, den Kutscher einfach mit dem Schlüssel abhauen zu lassen? Hast du keinen Grips mehr im Schädel, du triefäugige Miesmuschel?“

      Mac zeigte etwas, das an den Anflug eines öden Grinsens erinnerte. „Habe nur einen Witz gerissen, Sir. Natürlich stehen uns die Schnäpse zur Verfügung.“

      Old O’Flynn stieß einen pfeifenden Seufzer aus. „Hölle, du willst mich wohl in die Kiste hüpfen sehen, was?“

      „Ich darf doch wohl auch mal Spaß machen“, knurrte Mac beleidigt.

      „Der hat vielleicht einen Humor“, stöhnte der Alte.

      Die Männer konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen.

      „He, Donegal!“ rief Blacky. „Du hast wohl ganz vergessen, daß im Dienst nicht gesoffen wird!“

      „Das gilt nicht für mich“, erwiderte das alte Rauhbein. „Ab zwölf Glasen habe ich dienstfrei.“

      Der Seewolf und seine Begleiter hatten sich unterdessen den Hügeln genähert. Plymmie lief den Reitern voraus. Sie stoppte ab, senkte ihre Nase auf den Untergrund und verfolgte eine Spur. Fast konnte man meinen, sie sei einem wilden Tier