Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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      Eine junge Frau. Eine Androidin, wie im Infrarot-Scan schnell sah. Sie trug eine Sonnenbrille, aber ich erkannte sie trotzdem.

      Dort stand niemand anderes als Evita Jackson.

      Ihr dunkles Haar trug sie zu einem Knoten zusammengefasst. Ihre Züge wirkten angestrengt. Sie gestikulierte stark. Oleg fasste sie bei den Schultern. Sie stieß ihn von sich. Zwischen den beiden schien ein heftiger Streit im Gang zu sein.

      Ich versuchte, etwas näher heranzukommen.

      Hinter dem Van eines Pizza-Service nahm ich kurz Deckung, verbarg mich dann in der Türnische eines fünfstöckigen Brownstone-Gebäudes.

      Der Straßenlärm verhinderte allerdings, dass ich von dem Gespräch zwischen Oleg und Evita etwas mitbekam. So leistungsfähig, um das in diesem Fall herauszufiltern, waren nichtmal meine Richtmikros.

      "Du glaubst nicht, mit wem sich Oleg gerade streitet..."

      In knappen Worten fasste ich ihm die neue Lage zusammen.

      "Was hast du vor?", fragte Tylo.

      "Ich will mich an Evita dranhängen, sobald dieses Rendezvous beendet ist! Sie muss uns einiges erklären!"

      "Scheint, als würden die Ukrainer vielleicht doch stärker in der Brooklyn-Bridge-Sache drinhängen, als du gedacht hast, was?"

      "Zugegeben. Ruf Verstärkung. Oleg sollte auch weiter beschattet werden..."

      "Übrigens, der Fahrer steigt jetzt gerade aus, Jesse."

      "Behalte ihn im Auge!"

      "Okay!"

      Ich unterbrach die Verbindung.

      Oleg Moshkoliov packte Evita grob am Kragen, versetzte ihr eine Ohrfeige. Aber Evita befreite sich mit einem heftigen Stoß. Sie schrie Oleg an. Ihr Gesicht war eine Maske. Dann ging sie davon. Sie überquerte den Peck Slip.

      Olegs Bodyguards wollten ihr nachsetzen.

      Oleg hielt die Männer zurück, schüttelte den Kopf. Der Elf machte eine wegwerfende Geste. Die blanke Wut war ihm anzusehen.

      Das Trio machte sich auf den Rückweg zum Wagen. Sie gingen an mir vorbei, ohne auf mich zu achten.

      Sobald sie hinter der nächsten Ecke verschwunden waren, machte ich mich daran, Evita Jackson zu verfolgen.

      Auch sie hatte ein ziemlich großes Tempo drauf.

      Ich folgte ihr hundert Meter weit den Peck Slip entlang, dann bog sie in die Font Street ein. Dort stand ihr Wagen, ein Porsche mit offenem Verdeck.

      Sie stieg ein. Ich setzte zum Sprint an. Der Porsche-Motor heulte schon auf, als ich mit der ID-Card in der Hand vor der Motorhaube erschien.

      "Warten Sie, Miss Jackson!"

      Sie starrte mich mit offenem Mund an.

      Ich setzte mich neben sie auf den Beifahrersitz.

      Sie stellte den Motor wieder ab.

      "Was soll das, Mister Ambalik?"

      "Sie können mich ruhig Jesse nennen!"

      “Ein Flirt unter Maschinen? Ich bitte Sie!”

      “Hören Sie, ich...”

      "Lassen Sie mich einfach in Frieden!"

      "Sagen Sie, ist dies der Wagen, in dem Jack Rezzolotti starb?"

      "Nein, das ist er nicht! Der ist noch in Ihren verdammten Labors, ohne dass etwas dabei herausgekommen wäre." Sie verzog das Gesicht. "Jack war so großzügig, mir einen baugleichen Wagen zu schenken."

      "Dann fuhren Sie ja quasi im Partner-Look!"

      "Ihr Humor gefällt mir nicht, G-man!"

      "Schade."

      "Was wollen Sie?"

      "Ich habe gerade Ihre Unterhaltung mit Mister Oleg Moshkoliov mitbekommen."

      Sie schluckte. Eine dunkle Röte überzog ihr Gesicht. "Sie haben mich beschattet?"

      "Nicht Sie, sondern Ihren Freund Oleg. Sein Vater und ein Großteil der Leute, die unter seinem Kommando gestanden haben, wurden heute Nacht auf grausame Weise ermordet. Wir vermuten, dass die Rezzolotti-Familie dahintersteckt. Wie Sie sich vorstellen können, hat es mich etwas überrascht, dass Oleg in dieser Situation nichts besseres zu tun hat, als sich mit der Frau zu treffen, die neben Jack Rezzolotti im Wagen saß..."

      "Habe ich mich irgendwie strafbar gemacht?"

      "Vielleicht waren Sie ja bei der Sache auf der Brooklyn Bridge gar nicht das Opfer..."

      Sie hob die Augenbrauen. "Sondern?"

      "Mal vorausgesetzt, diese Roller-Skates-Oger handelten im Auftrag und das Ganze war eine gezielte Aktion..."

      "Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie viel Fantasie so ein G-man hat!" Ihre Stimme bekam jetzt einen scharfen Unterton.

      "Sie könnten mit einem Funksignal dafür gesorgt haben, dass die Attentäter genau wussten, wo Jack Rezzolotti zu finden war!"

      "Sie hätten Drehbuchautor werden sollen, Jesse!"

      "Okay, wenn Sie das witzig finden, dann nehme ich Sie jetzt einfach fest und wir fahren zur Federal Plaza. Entweder mit Ihrem oder mit unserem Wagen, das ist mir gleichgültig. Aber vielleicht werden Sie ja doch noch vernünftig und packen jetzt endlich aus!"

      Sie atmete tief durch, nahm die Sonnenbrille ab und klappte sie zusammen.

      Anschließend drehte sie sich herum, so als hätte sie Angst beobachtet zu werden.

      "Es ist nicht so, wie Sie denken."

      "Nur zu, ich bin auf Ihre Version schon sehr gespannt!"

      "Ich sage Ihnen alles. Aber nicht hier."

      "Wo dann?"

      "Zwei Straßen weiter ist eine Bar..."

      “Mit guter Steckdose und Datenübertragung?”

      “Ja. Für Maschinen.”

      "Nichts dagegen."

      "Außerdem ist dies eine Einbahnstraße. Es gibt sowieso keinen anderen Weg..."

      Sie startete den Motor, der Porsche scherte aus der Parklücke. Ich ließ den Blick schweifen. Tylo meldete sich per Handy. "Ich habe den Fahrer verloren...", sagte er.

      "Macht nichts", erwiderte ich. "Oleg und sein Gefolge sind auf dem Rückmarsch."

      "Dann werden sie mir ja bald entgegenkommen. Kommst du allein klar, Jesse?"

      Ich blickte kurz zu Evita hinüber.

      “Ja.”

      Tylo unterbrach die Verbindung. Mein Kollege hatte Recht. Jemand musste an Oleg Moshkoliov dranbleiben. Da lief etwas im Hintergrund ab, das uns vielleicht der Lösung des Falls näher brachte. Niemand im Field Office hätte mit einer Verbindung zwischen Evitas Jackson und Oleg Moshkoliov gerechnet. Ich war gespannt, was noch an verdeckten Verbindungen des Ukrainers ans Tageslicht kam.

      Evitas Porsche bog in die Dover Street. Rechts befanden sich Brownstone-Bauten. Keines hatte mehr als drei oder vier Geschosse. Es gab viele Bars und Pubs hier. Rechts ragte die Brooklyn Bridge hoch empor. Erst einige hundert Meter weiter endete diese riesenhafte Brücke und teilte sich in Park Row und Police Plaza auf. Gewaltige Pfeiler hielten die bogenförmige Konstruktion aus Stahl und Beton. Ein paar Graffiti-Künstler hatten sich darauf verewigt.

      Hinter einem dieser Pfeiler blitzte etwas auf.

      Das Mündungsfeuer einer MPi.

      Ein kleines rotes Loch befand sich plötzlich an Evitas Schläfe. Sie sackte zur Seite.

      Ich handelte gemäß meiner Programmroutine und