Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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zur Federal Plaza fahren..."

      "Bin ich verhaftet?"

      Clive schüttelte den Kopf. "Nein, wir vernehmen Sie als Zeugen, Mister Moshkoliov."

      Der Elf machte eine wegwerfende Geste. "Sie können sich Ihr ganzes Theater meinetwegen sparen."

      "Möchten Sie nicht, dass die Schuldigen an diesem Anschlag auf Ihr Leben gefasst werden?", fragte Clive verwundert.

      "Doch, das möchte ich schon. Ich traue Ihnen und dem FBI nur nicht besonders viel zu!"

      ​6

      Wie lange war ich auf Neptun gewesen?

      Eine Sekunde?

      Ein Jahr?

      Es ist schwer, die Zeit zu schätzen.

      Träume oder das, was man dafür hält, sind per se zeitlos.

      Jetzt war ich jedenfalls unvermittelt wieder in New York.

      Mein Leben als Android Jesse Ambalik 7774 setzte sich genau an dem Punkt vor, von dem ich gedacht hatte, dass es dort zu Ende gewesen war.

      Ich hätte Grund genug gehabt, mir über meine Desorientierung Sorgen zu machen.

      Aber dazu hatte ich im Moment keine Zeit.

      In manchen Momenten muss man einfach handeln.

      Man hat keine Zeit für eine eingehende algorithmische Evaluation. Wenn ich ein Mensch wäre würde ich stattdessen sagen: Für tiefergehende Gedanken.

      Das Ticken des Zeitzünders war kaum zu hören.

      Tylo stieß auf meinen Ruf hin die Tür auf.

      Er taumelte hinaus, stürzte auf einen Hauseingang zu. In letzter Sekunde rettete er sich in die Nische.

      Ich rannte ebenfalls.

      Als die Explosion losbrach, hechtete ich mich zu Boden und rollte mich seitwärts über den Asphalt. Im nächsten Moment befand ich mich unter einem der am Straßenrand parkenden Fahrzeuge. Eine Welle aus Druck und Hitze fegte über mich hinweg. Die Sprengladung, die der Roller-Skates-Oger unter dem Chevy angebracht hatte, ließ eine gewaltige Flamme aufscheinen. Die Bombe wirkte wie eine Art Zünder, denn im nächsten Moment gab es eine zweite Explosion. Der Tank flog in die Luft. Ich betete dafür, dass nicht weitere Wagen Feuer fingen und explodierten. Aber dazu schien die Sprengladung nicht groß genug gewesen zu sein. Ich rollte mich unter dem parkenden Wagen hervor. Es handelte sich um eine Ford-Limousine, deren Unterboden ziemlich rostzerfressen war.

      Auf der anderen Seite des Fords tauchte ich wieder auf. Ich rappelte mich hoch. Während die Flammen loderten, rief ich nach Tylo.

      "Alles klar, Jesse!", antwortete Tylo.

      Ich war nahe davor aufzuatmen. Doch da sah ich den roten Punkt an der Brownstone-Mauer auf der Seite von Mortons Drugstore tanzen.

      Der Laserpointer eines elektronischen Zielerfassungsgerätes, wie man sie inzwischen als Zubehör zu zahlreichen Gewehren und Pistolen geliefert bekam.

      Ich duckte mich.

      Der Schuss zischte dicht über mich hinweg, fraß sich ins Mauerwerk und sprengte einen handgroßen Steinbrocken heraus. Ein zweiter Schuss folgte nur Sekundenbruchteile später. Ich zog die SIG, ließ den Blick schweifen. Mein integriertes Ortungssystem erfasste die Umgebung.

      Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein dreistöckiges Gebäude, das die Form eines Quaders hatte. Im Erdgeschoss hatte sich früher mal ein Supermarkt befunden. Jetzt waren die Fensterfronten mit Spanplatten vernagelt. In einer dieser Platten war ein Loch. Der Lauf eines Gewehrs ragte etwa zwanzig Zentimeter ins Freie. Das Mündungsfeuer blitzte erneut auf.

      Ich nahm hinter der Motorhaube des Fords Deckung.

      Tylo feuerte in Richtung des Unbekannten. Ich schoss gleichzeitig mit meiner SIG. Ein Schrei gellte. Offenbar hatten wir jemanden getroffen. Spanplatten bildeten keinen Schutz gegen Projektile. Die Kugeln meiner SIG vermochten sie mühelos zu durchdringen.

      "Gib mir Feuerschutz!", rief ich an Tylo gerichtet.

      Wir hatten ja keine Ahnung, ob unser Gegner allein operierte.

      Tylo schoss, was das Zeug hielt.

      Ich lief in geduckter Haltung den Bürgersteig entlang. Die parkenden Fahrzeuge boten dabei etwas Deckung. Dann schlug ich einen Bogen, lief über die Straße.

      Ich pirschte mich an den ehemaligen Supermarkt heran, presste mich schließlich gegen die Mauer. Es wurde nicht mehr geschossen. Zwischen dem Supermarkt und dem Gebäude zur Linken befand sich die Zufahrt zu einem an der Rückfront gelegenen Parkplatz. Ich spurtete los. An der Ecke stoppte ich, pirschte mich heran und tauchte mit der SIG im Beidhandanschlag aus der Deckung hervor.

      Ein einzelner Van befand sich auf dem Parkplatz.

      Typ, Baujahr und die ersten Ziffern des Nummernschildes stimmten mit dem überein, was ich mir von Mortons Fahrzeug gemerkt hatte. Es war niemand im Wagen.

      Auf der Rückfront des Supermarktes befand sich eine Laderampe für Zulieferer. Daneben eine Tür für den Personalzugang. Sie stand einen Fußbreit offen, flog im nächsten Moment zur Seite.

      Ich riss die SIG empor.

      Mein Gegenüber trug eine Wollmütze, ziemlich weite Hosen und in der Rechten ein Sturmgewehr, wie es von Scharfschützen-Androiden der Army benutzt wurde.

      "Waffe weg, FBI!", rief ich.

      Er erstarrte für eine Sekunde.

      Sein graues Fleece-Shirt wies einen ziemlich großen, dunkelroten Fleck auf. Der Kerl hatte offensichtlich eine Kugel abbekommen.

      "Hey, Mann, immer cool bleiben!", brachte der junge Mann heraus. Er atmete schwer. Die Wunde machte ihm offenbar zu schaffen. Aber da er ein Oger war, hatte er sie zumindest überlebt.

      Ich näherte mich.

      "Bist du allein?"

      "Scheiße, wenn ich 'ne Antwort gebe, legst du mich um!"

      "Ich bin G-man, kein Killer! Leg jetzt verdammt noch einmal die Waffe auf den Boden! Und zwar ganz langsam!"

      Er schluckte.

      Dann riss er plötzlich sein Sturmgewehr hoch, feuerte einhändig in meine Richtung. Ein ziemlich ungezielter Schuss. Ich warf mich seitwärts, feuerte beinahe im selben Moment. Ein Mensch kann sowas nicht. Ein Androide aber schon. Die Kugel meines Gegners pfiff dicht an mir vorbei.

      Ich hatte auf seine Beine gezielt, ihn aber offenbar ebenfalls verfehlt.

      Er befand sich nicht mehr in der Tür. Ich rappelte mich auf, pirschte mich an die Tür heran. "Geben Sie auf! Sie kommen da nicht heraus!"

      Ich hörte Geräusche aus dem Inneren.

      Tylo bog inzwischen um die Ecke.

      "Alles klar, Jesse?", fragte er.

      Ich nickte. "Der Schütze ist da drinnen. Er hat eine Schussverletzung am Oberkörper."

      "Ich habe Verstärkung gerufen."

      "Die haben wir auch dringend