Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
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erreichen wir nichts“, sagte der Seewolf nach einem kurzen Dialog mit Carberry. „Die Eingeborenen müssen das Dorf ohnehin neu aufbauen, und es ist fraglich, ob sie es am selben Platz tun werden.“

      „Wir haben hier also unsere Schuldigkeit getan“, meinte der Profos. „Wir können wieder abhauen, oder?“

      „Nicht ganz. Ich will die Eingeborenen suchen.“

      „Hasard“, sagte Carberry mit düsterer Miene. „Es könnten Kopfjäger sein wie die Burschen auf Kalimantan. Was haben wir davon, wenn sie uns die Rüben abhacken, sie in einen großen Topf schmeißen und Schrumpfschädel daraus herstellen?“

      Dan grinste diabolisch. „Einen echten Gewinn, zumindest, was dich betrifft, Ed.“

      „Sei du bloß still …“

      „Wenn dir nämlich nach dem Abhacken ein neues Haupt nachwächst“, fuhr Dan unbeirrt fort, „ist das bestimmt besser mit Grips aufgefüllt als die jetzige Birne. Außerdem hast du dann ein neues, schöneres Gesicht und …“

      „Köpfe wachsen nicht nach“, sagte der Profos drohend. „Und wenn du nicht aufhörst, hau ich dir den Schädel platt, daß das ganze Stroh ’rauskommt. Kapiert?“

      Er holte schon mit der rechten, klüsengroßen Pranke aus, und Dan hielt es nun wirklich für angebracht zu schweigen.

      Edwin Carberry wandte sich noch einmal an den Seewolf. „Du willst dich allen Ernstes in den verteufelten Busch wagen und nachsehen, wohin sich die Wilden verzogen haben? Jetzt, mitten in der Nacht?“

      „Ja. Ich glaube nicht, daß die Leute Kopfjäger sind. Nein, auch keine Kannibalen, Ed. Sun Lo hat mir gesagt, daß so rüde Bräuche nur auf den weiter östlich liegenden Inseln herrschen.“

      „Der ist auch nicht allwissend.“

      „Profos“, sagte der Seewolf hart. „Du kannst ja an Bord der ‚Isabella‘ zurückkehren, wenn du die Hosen voll hast.“

      Das saß. Carberry senkte den Schädel ein wenig, streckte sein Rammkinn vor und marschierte als erster auf den Inselurwald zu. Nein, als Feigling ließ er sich nun wirklich nicht einstufen. Entschlossen zückte er seinen schweren Cutlass und begann, auf das widerspenstige Dikkicht einzudreschen, um einen Durchlaß zu schaffen.

      Hasard ließ sich von Dan O’Flynn eine mitgebrachte Pechfackel anzünden. Damit gab er ein Zeichen zur „Isabella“ hinüber, und Ben antwortete, indem er die inzwischen in Betrieb gesetzte Achterlaterne der großen Galeone zweimal kurz zudeckte und dann wieder aufflammen ließ.

      „Gehen wir“, sagte der Seewolf. „Fackeln und Waffen haben wir genug mitgeschleppt, wir werden schon heil zurückkehren.“

      Schwitzend, außer Atem und nervlich fast völlig zerrüttet verhielt der Teniente Savero de Almenara. Es hatte ihn Kraft und Schweiß gekostet, sich mit dem Säbel durch das schlüpfrig-feuchte Dickicht zu arbeiten. Er hatte die Orientierung fast völlig verloren, schaute zu dem blassen Mond und den Sternen auf, fand aber auch dort keine Möglichkeit, sich zu orientieren, wo Norden, Süden, Osten und Westen lagen.

      „Hölle“, keuchte er. „Ich bin Soldat. Kein Seemann.“

      „Das hat nie jemand bezweifelt“, raunte eine Stimme rechts neben ihm.

      Sie gehörte dem Feldscher der „Santa Barbara“. Der Mann hatte sich ihm angeschlossen, als er, de Almenara, vom Strand aus die Flucht ins Inselinnere angetreten hatte. Außer ihnen beiden hatte sich noch Siabu, der Batak, absetzen können – und ein vierter Mann, ein einfacher Soldat, der beim Sturz aus dem Boot seinen Helm eingebüßt hatte.

      „Laß deine dämlichen Witze“, sagte der Teniente rauh. „Wir sitzen tief genug in der Tinte. Da brauchen wir uns nicht gegenseitig aufzuziehen.“

      „Es ist das einzige, was mich hochhält“, sagte der Feldscher. „Übrigens habe ich den Richtungssinn auch verloren.“

      „Laßt mich vor“, flüsterte der Batak. „Ich finde mich schon zurecht. Sie müssen mir nur sagen, wohin Sie wollen, Teniente.“

      „Das weiß er selbst nicht“, zischte der Feldscher.

      „Feldscher, paß auf, daß ich dir nicht die Faust ins Gesicht schlage“, sagte der Teniente nur mühsam beherrscht. „Ich kann deine Art auf den Tod nicht leiden.“

      „Du wirst dich daran gewöhnen“, erklärte der Wundarzt. „Wir sitzen in einem Boot.“

      „Eben deshalb hast du dich meinem Kommando unterzuordnen.“

      „Du irrst dich, Teniente. Ich bin auf der ‚Santa Barbara‘ gefahren, du kommst von der ‚Santissima Madre‘. Aber ein Mann meines Berufs läßt sich von einem Teniente nichts vorschreiben, und wenn dieser tausendmal vom Flaggschiff des Verbandes stammt.“

      „So ist das also“, sagte de Almenara. Er ballte die Hände fest zusammen und beschloß, sich bei nächster Gelegenheit entsprechend zu revanchieren. Im Moment erschien es ihm wenig aussichtsreich, handgreiflich zu werden und den Feldscher auf diese Art zu unterwerfen. Er konnte ja nicht einmal sehen, wo der Kerl stand.

      „Ich schlage vor, wir beschreiben einen Bogen, pirschen zum Dorf zurück und schnappen uns eins der Eingeborenenboote“, wisperte der Feldscher. „Was bietet uns die Insel? Keinen wirklichen Schutz. Vielleicht suchen der Seewolf und seine Bastarde bald nach uns, vielleicht scheuchen sie uns den Wilden in die Hände – oder dem ‚Tiger von Malakka‘, der sich ja auch hier irgendwo versteckt halten könnte.“

      „Es ist noch zu früh“, entgegnete der Teniente.

      „Das finde ich auch“, pflichtete der Batak ihm bei. „Der Seewolf hat den Kampf gewonnen, wer von unseren Kameraden noch fliehen konnte, hat das getan.“

      „Daran besteht kein Zweifel“, sagte der Feldscher. Es klang spöttisch.

      „Jetzt warten die Korsaren auf jeden Fall den Morgen ab“, fuhr Siabu fort. „Sie stellen Wachen auf und knallen jeden ab, der sich der Küste nähert. Sie können sich doch auch an fünf Fingern abzählen, daß wir zurückschleichen und aufs Meer zu entkommen versuchen.“

      „Dazu müssen sie erst mal wissen, daß wir hier im Urwald sind“, sagte der Soldat. „Ich glaube, sie haben nicht beobachten können, daß wir auf und davon sind.“

      „Könnte stimmen“, sagte der Feldscher lakonisch.

      „Folglich?“ fragte Siabu.

      „Folglich schlagen wir uns durch, so gut es geht, und warten, bis der Feind abgerückt ist“, erwiderte der Teniente. „Ihr könnt es drehen und wenden, wie ihr wollt, es bleibt unsere einzige Chance. Suchen wir jetzt einen Unterschlupf für die Nacht.“

      Der Batak drückte sich an ihm vorbei und untersuchte die Umgebung, so gut das bei den Lichtverhältnissen möglich war. Nur ein paar Streifen fahlen Mondlichts drangen bis auf die ledrigen Blätter des Lianengesträuchs. Aber Siabu war sich seiner Sache bald sicher.

      Er trat wieder neben den Teniente und wies in eine Richtung, die de Almenara völlig falsch erschien.

      „Hier entlang“, flüsterte der Batak jedoch. „Wir gelangen auf diesem Weg zum höchsten Punkt der Insel. Dort wachsen weniger Bäume und Büsche, und dort finden wir vielleicht eine Höhle oder wenigstens einen Überhang, der uns Schutz bietet.“

      Der Soldat hatte sich vorgeschoben. „Gibt es hier wilde Tiere?“

      „Natürlich gibt es die“, erwiderte der Feldscher voll Sarkasmus. „Giftige Schlangen, faustgroße Spinnen, die dir ins Gesicht beißen, Blutsauger, Raubkatzen. Was willst du mehr?“

      „Hör auf“, zischte der Teniente.

      „Vielleicht lauert uns sogar ein echter Tiger auf …“

      Der Teniente hatte den Standplatz des Feldschers entdeckt und wollte jetzt mit der Faust in diese Richtung schlagen, aber Siabu legte ihm die Hand