Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
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Fragen auf einmal“, murmelte der Seewolf. „Aber ich werde sie dir gebührend beantworten, Don Felipe.“ Laut erwiderte er: „Das kann ich Ihnen nur in einem Gespräch unter vier Augen mitteilen, Comandante. Bitte haben Sie Verständnis dafür. Ich werde jetzt übersetzen, Ihnen eine Visite abstatten und Ihnen alles persönlich erklären, was Sie zu erfahren wünschen.“

      Ben Brighton schaute seinen Kapitän ziemlich verdattert an. Nicht wegen der gedrechselten Redeweise, die dieser an den Tag legte, sondern wegen des Vorhabens.

      Ben kam aber nicht dazu, seine Einwände zum Ausdruck zu bringen.

      „Soll das heißen, daß Sie in geheimer Mission unterwegs sind?“ schrie Escribano vom Achterdeck seiner „Santissima Madre“.

      „Si, Senor“, antwortete Hasard.

      „Ich erwarte Sie, Buendia!“

      Hasard sprang vom Schanzkleid aufs Deck und wandte sich sofort seinen Männern zu. „Ben, du übernimmst das Kommando über die ‚Isabella‘. Wenn es richtig losgeht, knöpfst du dir die beiden anderen Galeonen vor, verstanden?“

      „Aye, Sir.“

      „Shane, Blacky, Dan und Sam Roskill begleiten mich als Rudergasten im Boot.“

      „In Ordnung“, sagte Big Old Shane. „Ed, du kannst das Boot abfieren lassen.“

      „Hol’s der Henker“, ertönte Carberrys Stimme auf der Kuhl. „Das nenne ich den Teufel am Schwanz ziehen.“

      „Sei doch still“, zischte Dan O’Flynn. „Willst du, daß die Dons dich hören? Wenn du schon herumbrüllst, dann wenigstens auf spanisch.“

      „Eines Tages“, sagte der Profos so freundlich wie ein hungriger Hai, „eines Tages ramme ich dich wegen deiner vorlauten Klappe ungespitzt in die Kuhl, du verlauster Floh.“

      Hasard hatte auf der Heckducht des Bootes Platz genommen und bediente die Ruderpinne. Über Shanes, Blackys, Dans und Sams Köpfe weg hatte er einen phantastischen Ausblick auf die Galeone „Santissima Madre“, ein Meisterwerk spanischer Schiffsbaukunst. Im Dahingleiten der Jolle stufte er das Flaggschiff als der 300-Tonnen-Klasse zugehörig ein. Das Schnitzwerk und die goldenen Verzierungen der Achterpartie konnte er nur bewundern, aber man mußte den Spaniern vorwerfen, daß sie es immer noch nicht gelernt hatten, ihren Seglern eine schlankere, flachere Form zu geben.

      Dadurch wären die Schiffe schneller und beweglicher geworden. Aber der Trichter, mit denen man es den Dons ins Hirn hätte eingeben können, mußte erst noch erfunden worden. Sie betrachteten ihre Galeonen in erster Linie als Transportmittel für Gold, Silber, Diamanten, Soldaten und Passagiere. Es wurde viel dafür getan, die Schiffe so voll wie möglich zu stopfen, nichts aber für den Fortschritt in der Konstruktion.

      „Eines Tages werden diese dicken Kästen mit dazu beitragen, daß Spanien als Weltmacht untergeht“, sagte Hasard. „Wenn sie es nicht fertigbringen, bessere Schiffe zu basteln und mit der Zeit zu gehen, übertrumpfen wir sie.“

      „Ja“, sagte Shane mit einem breiten Grinsen. „Aber es fragt sich, ob wir dann noch am Leben sind oder im vernichtenden Kreuzfeuer den Hintern zugekniffen haben.“

      „Mußt du das ausgerechnet jetzt anbringen?“ sagte Dan gedämpft. „Mann, du verunsicherst mich.“

      „Das mußt gerade du sagen“, erwiderte Shane, ohne mit dem Grinsen aufzuhören. „Was ist, Hasard, jubeln wir diesem elenden Zuber gleich zur Begrüßung ein paar Höllenflaschen unter? Stecken wir sie ihm in die Kanonenmündungen?“

      Hasard verfolgte, wie an Steuerbord der „Santissima Madre“ eine Jakobsleiter ausgebracht wurde. Sicherlich wartete Arturo Diaz Escribano bereits voller Ungeduld darauf, von „Vicente Buendias“ geheimer Mission zu erfahren.

      Wundern sollte der sich!

      „Nichts in der Richtung“, sagte Hasard zu dem graubärtigen Riesen. „Damit würden wir den Zweck der Übung verfehlen. Unser Ziel ist es, erst mal an Bord des Flaggschiffs zu gelangen. Paßt auf, wie ihr euch ausdrückt. Shane, halte dich mit dem Sprechen zurück, bei dir hört man den englischen Akzent noch am meisten heraus. Wenn sie zu früh spitzkriegen, daß wir nicht ihre Landsleute sind, sieht die Sache übel für uns aus.“

      Die Jolle war der Bordwand des Spaniers nahe. Wuchtig wuchs das Schiff vor ihnen hoch. Hasard lenkte das Boot längsseits des wehrhaften Giganten, sie dümpelten auf die Jakobsleiter zu und verhielten, während Fender aus Tau und Kork den Anprall dämpften.

      Hasard kletterte als erster die Sprossen der Jakobsleiter hoch. Er sprang lächelnd auf die Kuhl der Galeone, schaute sich um und begegnete der Mannschaft mit den üblichen Begrüßungsfloskeln – umständlichen Redewendungen, wie sie in Spanien verwendet wurden.

      Der Großteil der Besatzung, vor allen Dingen die Soldaten, befand sich an Land, wie er schnell feststellte. Unter Deck vermutete er keinen der Männer. Es sei denn, das Ganze war tatsächlich eine Falle.

      Aber diese Wahrscheinlichkeit rückte immer mehr in den Hintergrund.

      Hasard schritt auf den Steuerbordniedergang zu, der zur Hütte hinaufführte. Er benutzte ihn so selbstverständlich, als würde er tagtäglich nichts anderes tun, als fremden Kriegsschiffskommandanten geheime Nachrichten mitzuteilen.

      Niemand schien Unrat zu wittern. Noch nicht.

      Arturo Diaz Escribano war ein Mann mit ausdrucksstarken, markanten Zügen. Die Hände hatte er auf dem Rücken ineinandergelegt. Seine Augen richteten sich forschend auf den Seewolf.

      Drei Männer befanden sich in Escribanos Nähe – ein erster und ein zweiter Offizier sowie ein Bootsmann. Der Rudergänger stand unterhalb des Achterdecks auf dem Quarterdeck, das sich zwischen der achteren Erhöhung des Kastells und der Kuhl befand.

      Hasard ließ den Kommandanten nicht aus den Augen, aber gleichzeitig gewahrte er auch den Ausdruck auf den Gesichtern der drei anderen Spanier.

      Besonders der Bootsmann hatte eine Miene aufgesetzt, die Alarmzeichen in Hasard wachrief. Er beeilte sich, die Distanz zwischen sich und den vier Männern zu überbrücken. Keine Minute mehr konnte er die Maskerade aufrechterhalten, die Spanier waren keine Narren.

      Er blieb dicht vor Escribano stehen und streckte ihm die Rechte hin.

      „Es freut mich, einen tapferen Comandante der Armada kennenzulernen, über den ich bereits einiges vernommen habe“, sagte er.

      Escribano drückte die ihm dargebotene Hand. „Willkommen auf der ‚Santissima Madre‘, Capitán Buendia. Nun, lassen Sie uns gleich auf den Kern der Sache zu sprechen kommen, denn ich habe keine Zeit zu verlieren. Verzeihen Sie die Hast, aber Sie wissen ja, was ich auf der Insel zu erledigen habe. Also bitte, reden Sie nur ganz offen.“

      Hasard wandte etwas den Kopf und musterte den zweiten Offizier und den Bootsmann, die links vom Kommandanten standen. Der Bootsmann schaute immer skeptischer und verdrossener drein.

      Aus den Augenwinkeln sah der Seewolf nun auch Dan O’Flynn und Big Old Shane. Sie hatten das Achterdeck ebenfalls erreicht und verharrten im vorderen Bereich der Steuerbordseite.

      Sam und Blacky standen weisungsgemäß unten auf der Kuhl. Leutselig grinsten sie die spanischen Decksleute und Soldaten an.

      „Euer Schiff liegt ziemlich tief“, sagte einer der Soldaten. „Was habt ihr denn geladen?“

      „Streng geheim“, erwiderte Blacky in tadellosem Spanisch. „Laß dir aber soviel gesagt sein: Es handelt sich um Schnaps und anderes hochbrisantes Zeug.“

      Der Soldat lachte. „Dann müßt ihr eigentlich einen ausgeben.“

      Sam Roskill antwortete freundlich: „Ihr kriegt schon noch genug ab, verlaßt euch drauf.“

      „Comandante“, sagte Hasard in diesem Moment auf dem Achterdeck. „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber was ich Ihnen auseinanderzusetzen habe, ist wirklich eine Sache, die sich nur unter vier Augen besprechen