Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
Скачать книгу
Kuchen dafür?“ begehrte er auf.

      „Er hat den Scheiß-Taifun ausgelöst …“

      „Du hast ja nicht alle!“

      „Wer war das?“ brüllte der Profos in die Tintenschwärze des Raumes.

      „Ich!“ rief der Kutscher.

      „Nein, das war O’Flynn!“ brüllte Carberry. „Ich hab die Stimme genau erkannt.“

      „Laß mich bloß in Ruhe!“ fuhr ihn der alte O’Flynn an. „Ich bin auch so schon sauer genug.“

      Carberry wollte entgegnen, daß er nicht den Alten, sondern dessen Sproß gemeint hatte, aber er ließ es bleiben, weil auch er genug damit zu tun hatte, sich Halt zu verschaffen.

      „Donegal!“ schrie Matt Davies. „Spuck bloß nicht so große Töne. Du hast es gerade nötig!“

      Ein Grollen sprang gegen die „Isabella“ an, ein Beben schüttelte das Schiff von oben bis unten durch, und Matt schwieg entsetzt.

      Dann aber, als das scheußliche Zittern wieder aufgehört hatte, fuhr er fort: „Eigentlich habe ich es ja immer gesagt, daß du ein Jonas bist. Einer, der hinter den Horizont schauen kann. Einer, der uns Unglück bringt, nichts als Unglück.“

      „Matt Davies, wenn das dein Ernst ist …“

      „Mein voller Ernst, was denn sonst?“

      „Warte, ich kriege dich zu fassen und schlag dir mit dem Holzbein den verdammten Schädel ein, daß das ganze Stroh ’rauskommt!“ brüllte Old Donegal.

      „Dazu mußt du mich erst mal gefunden haben!“ rief Matt im Orgeln des Sturmes.

      Hasard zwang seine Männer nicht zum Schweigen, damit hätte er alles nur noch verschlimmert. Die „Isabella“ trieb ruder- und führungslos, mit zerfetzten Segeln und berstenden Masten in der wirbelnden See, und da konnte man nur noch beten, fluchen oder reden, reden, reden, um den Ernst der Stunde zu überspielen.

      Eine Rauferei, dachte Matt Davies, eine richtig schöne Keilerei, das wäre genau das richtige, bevor wir pünktlich zu Weihnachten mit unsrer liederlichen Lady absaufen …

      Das Wetter tobte nicht vierundzwanzig Stunden, wie es der Chronist Coelius über einen anderen Taifun zu berichten gewußt hatte – nein, fast vierzig Stunden dauerte er an, bis zum zweiten Weihnachtstag 1584.

      Hasards Männer glaubten ernsthaft daran, den langen Sprung über die dunkle Schwelle bereits vollführt zu haben. Sie waren ein ramponierter, zerschundener Haufen geworden, der sogar den Geschmack am Meckern und Höhnen verloren hatte. Nein, diesmal war es ganz und gar ausgeschlossen, dem Leibhaftigen ein Schnippchen zu schlagen. Sie befanden sich in seiner Gewalt.

      Der Seewolf war es dann, der als erster eine gewisse Veränderung feststellte. Immer noch schienen Giganten an dem Schiff zu rütteln, aber das Abschwächen des Heulens und Tosens schien nicht nur in Hasards Einbildung, zu existieren.

      Er wägte es, sich an Oberdeck zu begeben. Nach ungezählten Stunden des Dahindämmerns unter Deck drückte er das Querschott des Vordecks auf und schob sich ins Freie. Sofort peitschte ihm Wasser entgegen, sofort mußte er sich wieder festklammern.

      Aber er brachte es doch fertig, bis auf die Back zu klettern. Unter den schwersten Bedingungen im Zentrum des Taifuns war dies schier unmöglich gewesen. Jetzt aber konnte er sich halten und nach allen Seiten Ausschau halten.

      Rundum kochte und brodelte es, als wolle es nie wieder aufhören. Hasard wollte entmutigt wieder zu den Kameraden zurückkehren, da sah er noch einmal voraus – und stieß einen Schrei aus.

      Blasse Formationen wuchsen aus dem Sturm hervor. Überkommende Seen raubten dem Seewolf die Sicht, aber er harrte aus und stellte schließlich fest, daß er keiner Halluzination erlegen war. Das da – das war wirklich Land!

      Festland? Wer konnte darauf schon antworten? Jedenfalls drückte der Wind die „Isabella“ genau auf das flache Ufer zu. Noch nie war der Seewolf froh darüber gewesen, in Richtung Legerwall befördert zu werden – jetzt lachte er vor Begeisterung. Wahrscheinlich würde sein Schiff stranden, vielleicht auf ein Riff laufen und sich den Rumpf aufschlitzen, aber was bedeutete das schon? Land, eine Insel vielleicht, das hieß Rettung vor der endgültigen Vernichtung, das war fast zu unglaublich, um wahr zu sein!

      Tatsächlich lief die „Isabella“ eine Viertelstunde später auf Grund.

      Aber sie holte sich kein Leck weg, ihr Vorsteven und Kiel hatten sich in sandigen Meeresboden gebohrt.

      Später, sehr viel später stellte der Seewolf anhand einiger Berechnungen fest, daß sie die Insel Babuyan nördlich von Luzon erreicht hatten.

      Ein Wunder schien geschehen zu sein. Die Männer der „Isabella“ bekreuzigten sich immer wieder und dankten dem Himmel für diese Fügung. Sie schämten sich nicht einzugestehen, daß der Taifun eine Nummer zu groß für sie gewesen war – beziehungsweise eine halbe Nummer, wie Carberry ziemlich großspurig verkündete.

      Babuyan – hier leckten die Seewölfe im Abklingen des Taifuns ihre Wunden. Hier begannen sie vor Jahreswende, ihr Schiff wieder flottzumachen und in eine geschützte Bucht zwischen seichten, sandigen Ufern zu verholen.

      Sie konnten wieder einmal mit dem Instandsetzen der „Isabella“ beginnen.

      Die „Bahia Blanca“ hatte den Taifun nicht überstanden. Lucio do Velho hatte von Bord der „Santa Luzia“ aus noch gesehen, wie die Galeone in Seenot geraten war, doch Braga de Sor und er sowie die Mannschaft der „Santa Luzia“ hatten nichts mehr für die andere Besatzung unternehmen können.

      Sie hatten selbst alle Hände voll zu tun gehabt, um die „Santa Luzia“ im Wetter zu halten.

      Die „Bahia Blanca“ war verschwunden – von der wahnwitzigen, gefräßigen See vertilgt worden. Mit ihr hatte es den Kommandanten Silvan da Odemira, den Kapitän Vincenzo Cunhal, den Kapitän Nuno Goncalves sowie gut vierzig Mann getroffen.

      Auf der „Santa Luzia“ befanden sich außer Lucio do Velho und Braga de Sor die Stamm-Mannschaft des Schiffes und einige Seeleute und Soldaten, die zu den Überlebenden der „Bartolomeu Diaz“, der „Vasco da Gama“ und der „Sao Paolo“ zählten. Ignazio, der Mann aus Porto, stand treu do Velho zur Seite.

      Im wildesten Taifun hatte dann ein Brecher den Kapitän Braga de Sor von Bord gespült – und mit ihm ein paar Decksleute. Lucio do Velho hatte das Kommando übernommen. Viel Chancen hatte er sich auch nicht mehr ausgerechnet. Doch dann hatte er geradezu sagenhaftes Glück gehabt.

      Er hatte den Dreimaster „Santa Luzia“ nach Y’ami steuern können, zu einer Insel der Batan-Gruppe. Mit einigen Schäden am Schiff und erschöpften, teils verletzten Männern an Bord war er in eine kleine, geschützt liegende Bucht eingelaufen.

      So war er glimpflich davongekommen.

      Als der Taifun in seinen letzten Zügen lag, trat Ignazio ergriffen zu seinem Kapitän aufs Achterdeck und sagte: „Das hätte ich nie gedacht. Wir haben dem Tod ins Antlitz gesehen, aber dank Euch hat er uns nicht gepackt. Mi capitán, das wird man Euch in Manila hoch anrechnen.“

      Do Velho nickte gnädig. „Ja, ich schätze auch, daß man mich zumindest belobigen wird. Ignazio, wir haben wieder ein Schiff. Wir reparieren es und laufen aus, sobald die See es zuläßt.“

      „Was mag aus den anderen geworden sein?“

      „Von wem sprichst du? Von de Sor und den armen Teufeln, die mit ihm in die Fluten gerissen worden sind?“

      „Auch. Und von dem Comandante, der ‚Bahia Blanca‘ …“

      Do Velho räusperte sich. Er holte zu einer theaterreifen Geste aus, seinem Auftreten mangelte es nicht an der notwendigen Grandezza. „Mein lieber Ignazio, man muß im Leben beweglich sein, sich auf neue Situationen rasch einzustellen wissen. Kannst du mir folgen?“

      „Ich glaube, Capitán.“

      „Welchen