Seewölfe Paket 30. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881043
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brannte. Befand sich im Haus ein Wächter oder nicht?

      Rodrigo robbte in den Raum hinter der Tür. Wieder tat sich nichts. Der junge Mann wagte es, sich aufzurichten. Er schaute sich um. Kein Mensch war zu sehen. Rodrigo schlich zur Kellerluke. Er bückte sich und öffnete sie. Das Knarren ging im Tosen des Sturmes unter.

      „Hallo, da unten!“ rief Rodrigo.

      „Wer bist du?“ fragte von unten eine Männerstimme.

      „Du solltest mich kennen, Hernán Zorba“, erwiderte Rodrigo.

      „Rodrigo, der junge Calafuria? Das kann nicht sein …“

      „Wir sind hier, um euch zu befreien!“ zischte Rodrigo. „Los, beeilt euch! Kommt herauf!“

      Zorba, seine Frau und seine beiden Söhne stiegen die Leiter hinauf, die den Keller mit dem Erdgeschoß verband. Inzwischen hatten auch Asuncion und Pamela den Raum betreten. Domingo Calafuria indes eilte weiter, zu einer anderen Hütte, um auch dort die Gefangenen zu befreien.

      Die Familie Zorba konnte ihr Glück noch gar nicht fassen. Hastig berichtete Rodrigo, was sich zugetragen hatte.

      „Recht so!“ zischte einer der Zorba-Söhne. „Das hast du gut gemacht, Rodrigo! Bringen wir auch die anderen Bastarde um!“ Er sah sich nach einer Waffe um.

      Mit Schaufel, einem Hammer und einem Bootsriemen bewaffneten sich die vier Zorbas, dann verließen alle zusammen die Hütte. Sie schlichen durch das Dorf und stießen zu Domingo, der mittlerweile weitere fünf Fischer befreit hatte. Dabei hatte er einen Piraten ausgeschaltet, der vor der Hütte Wache gegangen war.

      Domingo hatte dem Kerl von hinten den Pistolenkolben auf den Schädel gehauen. Als der Gegner zusammenbrach, hatte er ihm das Messer aus dem Gurt gerissen und damit zugestochen. Wieder ein Feind weniger – und nur noch drei Piraten waren im Dorf.

      Die Gestalten huschten hin und her und drangen in andere Hütten ein. Stöhnend brach der dritte Pirat zusammen. Asuncion tauchte plötzlich wie ein Spuk vor ihm auf und hieb mit dem Säbel zu, den sie mit beiden Händen hielt. Sie brauchte nur einmal zuzuschlagen. Tot blieb der Kerl vor ihr auf den Steinen liegen.

      Bald war es eine kleine Streitmacht, die sich durch den Ort bewegte. Die Fischer und ihre Familien kreisten die letzten beiden Wächter ein. Als sie sie umzingelt hatten, stürzten sie sich auf sie. Den einen prügelten und stachen sie sofort nieder.

      Der andere tat in seiner Panik das einzig Richtige. Er ließ sich auf den Boden fallen, kroch zwischen den Beinen der Gegner hindurch und ergriff die Flucht.

      Als sich der Pirat hinter den Fischern aufrappelte, drehte sich Hernán Zorba um und erblickte ihn.

      „Da! Der Hund will türmen!“ brüllte er.

      Der Pirat hob seine Pistole und drückte ab. Der Schuß krachte im Sturmheulen. Ein Fischer sank getroffen zusammen. Der Kerl warf sich herum und rannte davon, als hätte er tausend Teufel der Hölle im Nacken.

      Der getroffene Fischer blutete, aber er war nur an der Schulter verletzt. Die Frauen kümmerten sich um ihn. Die Männer nahmen die Verfolgung des Flüchtlings auf. Aber er hatte schon einigen Vorsprung gewonnen. Domingo zielte mit der erbeuteten Pistole auf ihn und drückte ab. Aber die Kugel ging weit an dem Kerl vorbei.

      Der Pirat raste einen der Hügel hinauf, die das Fischerdorf umgaben – und mit einemmal stolperte er Olivaro direkt in die Arme. Der Anführer packte ihn und schüttelte ihn.

      „Was ist da los?“ stieß er hervor. „Wir haben Schüsse gehört!“

      „Die Fischer, diese Hurensöhne!“ stammelte der Pirat. „Sie – sie haben sich befreit!“

      „Wie konnte das geschehen?“ brüllte. Olivaro.

      „Es – es ist nicht meine Schuld!“

      Olivaro verpaßte dem Kerl einen Fausthieb. Der Kerl stürzte in den Sand. Olivaro gab seiner Horde das Zeichen zum Angriff. Mit den Musketen und Pistolen im Anschlag rückten die Schnapphähne auf das Dorf zu. Sie waren angetrunken, aber so benebelt, daß sie nicht mehr kämpfen konnten, waren sie nicht.

      Plötzlich tauchten die Fischer aus dem Dunkel der Nacht auf.

      „Da sind sie!“ schrie Olivaro. „Drauf! Schießt sie zusammen, diese Drecksäcke!“

      Die Musketen krachten. Domingo Calafuria, Zorba und die anderen Männer aus dem Dorf feuerten zurück, aber sie waren klar unterlegen. Sie hatten nur die paar Waffen, die sie den toten Wächtern abgenommen hatten, mehr nicht.

      Im Kugelhagel der Piraten brachen fünf Männer getroffen zusammen, darunter auch einer von Zorbas Söhnen. Vier waren tot. Zorbas Sohn lebte noch. Sein Vater hob ihn vom Boden auf und nahm den Verletzten auf den Rücken.

      „Zurück!“ schrie Domingo. „Ins Dorf!“

      Die Fischer hetzten zu den Hütten zurück. Olivaro und seine Kerle folgten ihnen. Wieder krachten Schüsse. Ein Fischer strauchelte und blieb am Hang liegen. Die Piraten grölten und fluchten.

      Diejenigen Kerle, die die Fässer mit Whisky und Bier trugen, warfen jetzt ihre Lasten ab, um beweglicher und schneller zu sein. Die Fässer rollten den Hügel hinunter.

      Kapitän Burl Ives witterte seine Chance. Die Piraten hatten einen bemerkenswerten Fehler begangen: Sie hatten Farah Acton und ihm nicht die Hände gebunden. Ives griff in der allgemeinen Verwirrung nach der Hand des Mädchens und zog Farah mit sich fort.

      „Wir fliehen!“ rief er ihr zu. „Vielleicht können wir uns diesen Leuten dort anschließen!“

      Aber Olivaro war auf der Hut. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die zwei versuchten, sich von der Meute anzusondern.

      „Aufgepaßt!“ brüllte er. „Die hauen ab! Guzman!“

      Guzman wandte den Kopf und sah den Kapitän und das Mädchen, die nach links davonhasteten. Guzman nahm sofort die Verfolgung auf. Die Kerle folgten ihm. Fluchend rannten sie hinter ihren Geiseln her.

      Fast hatten Ives und Farah ein kleines Gehölz erreicht, in dem sie sich hätten verstecken können, da waren die Piraten bei ihnen. Guzman packte das Mädchen und warf es zu Boden. Farah schrie und zappelte. Sie kratzte und biß. Aber es nützte alles nichts, Guzman hielt sie lachend fest.

      Ives wurde von drei Kerlen gegen den Stamm eines Baumes gepreßt. Einer der Schnapphähne zückte sein Messer.

      „So, jetzt bringen wir dir Flötentöne bei!“ zischte er.

      Aber Olivaro war zur Stelle.

      „Das reicht“, sagte er. „Ich will die beiden lebend. Fesselt sie!“ Er trat dicht vor Ives hin und rammte ihm die Faust brutal in den Bauch. „Versuch das nie wieder, du Schweinehund!“ stieß er aus.

      Ives krümmte sich. Die Kerle rissen ihm die Hände auf den Rücken und fesselten ihn. Auch die Fußknöchel des Mannes wurden mit einem Stück Tau verbunden, so daß er nur kurze Schritte machen konnte. Ebenso verfuhren die Galgenstricke mit Farah Acton.

      Guzman fragte sich insgeheim, warum die beiden Gefangenen unbedingt am Leben bleiben sollten. Er wußte sich darauf keinen rechten Reim zu bilden. Sonst wurden die Besatzungen von Schiffen, die man aufbrachte, stets gnadenlos niedergemetzelt. Keiner durfte am Leben bleiben. Das war Olivaros Prinzip. Warum verhielt er sich dieses Mal anders? Steckte etwas dahinter?

      Guzman hatte vorerst keine Gelegenheit, weitere Überlegungen in dieser Richtung anzustellen. Die Jagd ging weiter. Olivaro gab erneut den Befehl zum Angriff. Die Piraten stürmten ins Dorf und zerrten die Gefangenen mit sich.

      Wegen des Zwischenfalles, für den Ives gesorgt hatte, hatten die Fischer unterdessen einen ziemlich großen Vorsprung gewonnen. Domingo Calafuria und Hernán Zorba, als Führer der Gruppe, waren sich einig. Sie konnten eine neue Auseinandersetzung mit den Piraten nicht riskieren. Olivaros Bande war zu stark.

      Es hatte auch keinen Sinn, sich in den Häusern zu verschanzen. Zweifellos würde