Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745215021
Скачать книгу

      „Ja, genau den meine ich.”

      36

      An die Namen der Kollegen, die ihn befragt hatten, konnte sich Bendix nicht mehr erinnern. Aber er identifizierte Theo Görremann, Reinhold Kahlmann und Dieter Reims.

      „Halten Sie mich aus der ganzen Sache raus, wenn ich auspacke?”, fragte er.

      „Sie bekommen ganz erhebliche Schwierigkeiten, wenn Sie nicht auspacken”, widersprach ich ihm. „Hier geht es um die Ermordung mehrerer BKA-Ermittler, so ein Fall besitzt höchste Priorität. Da können Sie nicht erwarten, dass das vollkommen unter der Decke gehalten werden kann, was Sie uns sagen.”

      „Falls Sie allerdings um Ihre eigene Sicherheit fürchten, können wir was für Sie tun”, meinte Rudi.

      „Hartmut Kreutzer hat offenbar jahrelang für das BKA als Informant gearbeitet”, sagte Bendix. „Und ein Teil der Informationen, die er weitergab, stammte von mir. Ich war immer dicht dran an all den Geschäften, die Dorian Rinescu betrieben hat. Nie beteiligt, aber immer dabei. Jemand, den man nicht beachtetet. Jemand, der wie Luft ist, aber Luft mit Augen und Ohren, wenn Sie verstehen, was ich meine.”

      „Nachdem die Liga hochgenommen wurde, dürfte es damit vorbei gewesen sein”, meinte Rudi.

      „Da habe ich mich mit der Limousine selbstständig gemacht. Das eine oder andere interessante Gespräch bekommt man dabei auch mit, aber Sie haben Recht. Ich war für Kreutzer nicht mehr so interessant. Als Quelle für Informationen, meine ich. Aber Harry hat offenbar die ganzen Jahre über den Kontakt zu seinem BKA-Kommissaren gehalten. Dann gab es Gerüchte. Gerüchte darüber, dass die Liga wiederauferstanden sei. Nur etwas kleiner und im Verborgenen... Hartmut Kreutzer hat davon seinem BKA-Kontaktmann erzählt...”

      Er sprach nicht weiter.

      „Fahren Sie ruhig fort.”

      „Garantieren Sie mir, dass ich meinen Wagen behalten kann?”

      „Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie sehr wahrscheinlich nicht ins Gefängnis müssen, wenn Sie uns jetzt reinen Wein einschenken! Aber mit jedem Detail, das Sie jetzt zurückhalten, wird das schwieriger. Und die Frage, ob Sie diesen Wagen behalten dürfen, wird am Ende ihre geringste Sorge sein, das allerdings kann ich Ihnen garantieren.”

      Er schien noch mit sich zu kämpfen. Und ich gab ihm die die Minuten, die er brauchte, um sich zu entscheiden.

      „Gut”, sagte er schließlich. „Reinen Tisch.”

      „Reinen Tisch”, wiederholte ich. „Wir hören.”

      „Sie wissen ja, dass ich vieles mitbekommen habe, was nicht für meine Ohren bestimmt war. Gespräche, Telefonate... Ich will da nicht weiter in die Einzelheiten gehen. Aber Tatsache ist folgendes: Herr Rinescu hat irgendwann mitbekommen, dass eine Sonderabteilung gegründet worden war, die man speziell dazu geschaffen hatte, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Offenbar hatte er keinerlei Zugriff auf diese Truppe. Er hatte keine Spione und dadurch, dass diese Gruppe wohl ziemlich auf sich allein gestellt operierte, konnte er auch seine anderen Informationsquellen nicht abschöpfen. Die Folge war, dass er die Bedrohung viel zu spät erkannte.”

      „Er musste also etwas unternehmen.”

      „Und das hat er getan. Er hat es so gedreht, dass dieser Truppe bei einer Razzia nicht nur Drogen in die Hände fielen, sondern auch ein Koffer mit Schwarzgeld. Geld, von dem niemand etwas wusste, das in keiner Bilanz auftauchte, das niemand einklagen oder vermissen könnte. Es muss ein zweistelliger Millionenbetrag gewesen sein. Groß genug, dass man der Versuchung nicht widerstehen kann.”

      „Sie meinen, die Kommissars haben das Schwarzgeld unterschlagen?”

      „Nicht nur das. Rinescu hat sie dabei gefilmt. Ich habe die Videoaufnahmen hier in diesem Wagen selbst mitangesehen. Wie sie beraten haben, was sie tun sollen. Dass es ohne Risiko wäre, da offiziell nur erwartet worden war, eine große Drogenmenge zu finden, aber nicht dieses Schwarzgeld. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass es vollkommen risikolos wäre. Ich kann diese Männer sogar verstehen. Jeder von denen hat mehr gekriegt, als er je verdienen wird. Sie standen immer auf der Seite des Gesetzes und haben ihren Kopf dafür hingehalten - aber das ist ihnen nicht sehr hoch vergütet worden. Aber diejenigen, gegen die sie ermittelt haben, leben in unvorstellbarem Reichtum. Wie gesagt, ich selbst...“ Er unterbrach sich und fuhr dann fort. „Ich habe diesen Wagen.”

      „Rinescu hatte die Mitglieder der Task Force gegen das organisierte Verbrechen also in der Hand”, schloss ich. „Und doch wurde die Liga zerschlagen!”

      „Ja, das war nicht mehr zu vermeiden. Herr Rinescu sah das wie eine große Welle auf sich zukommen. Wenn Dieter Reims und die anderen aus dieser Truppe plötzlich nicht weiter ermittelt hätten, wäre alles rausgekommen. Das hätte die Staatsanwaltschaft und die Vorgesetzten misstrauisch gemacht und am Ende wäre doch alles zusammengebrochen. Nein, es gab nur einen Weg. Und um die BKA-Leute dazu zu zwingen, da mitzuspielen, hatte Rinescu nun die Mittel.”

      „Ich nehme an, wir kommen jetzt zu der Explosion in seiner Villa”, wurde mir plötzlich klar. „Man hat Rinescus Leiche nie gefunden.”

      „Ja. Aber in Wahrheit ist er bei der Explosion nicht umgekommen. Er war gar nicht dort. Er hatte mit Dieter Reims und den anderen einen Pakt geschlossen: Sie werden mit ihrem Schwarzgeld glücklich und lassen sich nach Beendung der Liga-Prozesse in alle Winde versetzen. Möglichst in andere Tätigkeitsfelder. Und sie sorgen dafür, dass am Explosionsort Ermittlungen, die in Richtung eines vorgetäuschten Todes gehen, im Sande verlaufen.”

      „Und Rinescu?”

      „Der durfte den Teil seines Vermögens genießen, den er bereits gesichert hatte. Und er konnte unter neuem Namen ein zweites Leben anfangen - mit der Bedingung, nie wieder die alten Geschäfte aufzunehmen.”

      „Dann lebt Rinescu noch.”

      „Ja.”

      „Und Sie wussten davon.”

      „Natürlich.”

      Langsam wurde mir einiges klar. „Ich nehme an, Herr Rinescu hat sich irgendwann nicht mehr an seinen Teil der Abmachung gehalten”, schloss ich. „Und davon haben die ehemaligen Ermittler irgendwie erfahren.”

      „Herr Rinescu hat sich nie daran gehalten. Er hat von Anfang an darauf hingearbeitet, die Liga irgendwann neu entstehen zu lassen. Das ist der Teil, von dem ich zunächst auch nichts wusste. Aber es gab irgendwann Gerüchte in diese Richtung. Gerüchte, die auch Hartmut Kreutzer erreicht haben und der Idiot hatte nichts Besseres zu tun, als seinem alten BKA Kontakt das brühwarm zu erzählen. Zumindest reime ich mir