Ein verlorenes Paradies. Monika Dahlhoff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monika Dahlhoff
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783962298272
Скачать книгу
andere Dinge eintauschen, das war zu viel für heute. Wie eine Schlafwandlerin ging ich, ohne etwas zu essen, in mein Bett, unter Tränen schlief ich doch noch ein. In den Schweinestall ging ich nie mehr, obwohl mir Mutti gesagt hatte, dass das Schwein leider an seiner Krankheit gestorben war. Es hätte eine Schweinekrankheit gehabt, die man Rotlauf nennt.

      Ich wurde größer, älter, erwachsener, lernte, mit den Tieren zu leben. Lernte auch, dass es Nutztiere und Streicheltiere gab. Ich musste ebenso lernen, dass man sich manchmal von einem Tier trennen musste.

      Inzwischen waren viele Jahre vergangen. Meine Pflegeeltern, meinen Bruder Albrecht, auch das Gut, habe ich verlassen. Warum wirst du dich nun fragen?

      Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

       Es war das Jahr 1958

      Erwachsen war ich geworden, das heißt, dass ich nun schon 18 Jahre jung war. Erwachsen war ich noch lange nicht. Von dieser großen Welt hatte ich keine Ahnung. Und aus dem Elternhaus meiner Mama war ich bei Nacht und Nebel weggelaufen. Ja, ich bin wegelaufen, denn in meinem Elternhaus passierten schlimme Dinge, über die ich jetzt nicht sprechen möchte. Das ist eine andere Geschichte.

      Bei diesem Weglaufen lernte ich einen Mann kennen, der 20 Jahre älter war als ich. Mit ihm lebte ich von nun an zusammen. Sein Name war Erich Simon. Wir wohnten in einer schönen Wohnung auf der Königsallee in Düsseldorf.

      Eines Tages, es war fast ein Jahr vergangen, stellte Erich fest, dass mir ein Tier zum Streicheln fehlte. Nicht nur ein Tier fehlte mir, auch die Wälder und Wiesen standen auf meiner Vermisstenliste. Da Erich Mitleid mit mir hatte, machte er sich Gedanken, wie er mir helfen konnte.

      Das Schicksal wollte, dass ich wieder einen neuen Freund bekam, einen kleinen, weißen Pudel.

      Nun aber erst einmal etwas über diesen kleinen, weißen Hund. Er hatte fünf Geschwister, davon war er der Kleinste, der Schwächste, der Hässlichste, niemand wollte ihn haben. Ja, er war ein kleiner, weißer, reinrassiger Pudel. Sein Frauchen war sehr unglücklich, dass er als sechster Hund noch geboren wurde. Doch seine Hundemama gab ihm Milch und war genauso lieb zu ihm wie zu seinen Geschwistern.

      Als er geboren wurde, sagte der Pudelverband, dass es immer nur fünf Hunde in einem Wurf geben darf. Wenn aber einer mehr geboren wird, soll der ganze Wurf nicht anerkannt werden.

      Du hörst schon, auch kleine Tiere könnten viel erzählen. Und da dieses kleine Wesen nicht sprechen kann, mache ich es für ihn.

      Da sein Frauchen Geld mit den Hunden verdienen wollte, musste sie diesen kleinen, weißen Hund verschweigen. Somit war er einfach nicht da. Keiner aus seiner Menschenfamilie wollte ihn behalten, er sollte irgendwie verschwinden. So haben ihn seine Menschen auch behandelt, keiner war lieb zu ihm, keiner streichelte ihn.

      Er aber wusste von all dem nichts. Er spielte mit seinen Geschwistern und wenn er vom Spielen mit ihnen müde geworden war, kuschelte er sich an sie.

      Eines Tages kam ich. Einen Karton Wein sollte ich hier abgeben.

      Da stellte mir die Frau ihre Hunde vor. Nur ein Hund wurde in ein anderes Zimmer geschoben, den sollte ich nicht sehen. Dabei war er doch auch so schön weiß und lieb wie die anderen, dachte ich.

      Dieses Wegsperren ließ sich der kleine Hund nicht gefallen, er piepste, so laut er konnte. Gerne hätte er gebellt, doch dafür war er noch zu klein. Doch ich hatte das Piepsen gehört und bat die Frau, mir den kleinen, piepsenden Hund zu zeigen.

      Da wurde plötzlich die Türe geöffnet, der kleine Hund stürzte herein zu den anderen. Nein, sagte die Frau, den kann ich ihnen nicht verkaufen, den können sie geschenkt bekommen. Wie kam sie darauf, dass ich einen Hund kaufen wollte? Ich sollte doch nur den Wein abgeben. Ich bückte mich zu dem kleinen Hund hinunter, nahm ihn in meine Arme und hatte plötzlich das Gefühl, er fühlte sich wohl auf meinem Arm.

       Sicher waren das seine Gedanken

      Dieser netten Frau, die mich auf ihrem Arm hält, muss ich erst einmal ihr Gesicht lecken, tatsächlich er tat es. Nun drückte er auch noch sein Köpfchen fest an mich und wenn er sprechen könnte, würde er wohl sagen, nimm mich doch bitte mit.

      Dass ich diesen Hund nun als Geschenk haben sollte, ließ ich mir nicht zweimal sagen, es machte mich überglücklich. Ich drückte ihn noch fester an mich und verabschiedete mich schnell, damit die Frau es sich nicht doch noch anders überlegte.

      Als ich mich verabschiedete, fiel mir plötzlich ein, warum ich eigentlich gekommen war. Ach, rief ich noch beim Gehen, was ich noch sagen wollte, ich hätte es fast vergessen, der andere Wein wird morgen um 11 Uhr nachgeliefert.

      Fest an mich gedrückt, hielt ich das kleine, weiße Knäuel. So schnell ich konnte, ging ich nach Hause. Die Menschen, die mir begegneten, wollten alle meinen kleinen, neuen Freund streicheln, ich ließ es geschehen. Wenn jemand fragte, wo der denn herkommt, sagte ich, das weiß ich nicht, er ist ein Geschenk.

      Als ich dann zu Hause ankam, sollte er erst einmal sein neues Herrchen kennenlernen. Ich setzte den kleinen Hund vor sein neues Herrchen auf den Fußboden und sagte schnell, er war ein Geschenk, wir müssen ihn behalten, das habe ich versprochen.

      Natürlich werden wir ihn behalten, sagte Erich, wie heißt dieser kleine Kerl? Er hat noch keinen Namen, sagte ich, na dann muss er jetzt einen bekommen.

      Herrchen und ich, wir setzten uns an den kleinen Sofatisch und suchten in einem Buch, in dem viele Namen standen, nach einem Namen. Plötzlich sagte ich, du Erich, ich weiß, wie wir ihn nennen werden.

      Er ist klein, wird immer klein bleiben, also muss er einen großen Namen bekommen.

      Wir werden ihn Ali nennen, so wie in dem Märchen Alibaba und die 40 Räuber.

      Alibaba ist zu lang, also wird er Ali heißen. Es wurde beschlossen und so blieb es.

      Ali wuchs heran, er wurde zu einem schönen, weißen Zwergpudel. Er war nicht mehr hässlich, so wie sein erstes Frauchen gesagt hatte. Er bekam von mir und seinem Herrchen alle Liebe, Pflege und auch besonders gutes Fressen. Wir nahmen ihn überall mit hin. Zum Spazieren, in Restaurants und in den Urlaub.

      Ali wohnte nun mit uns auf der Prachtstraße von Düsseldorf, auf der Königsallee. Wir waren eine richtig elegante Familie. Überall wo wir zu dritt hinkamen, wurden wir bestaunt. Auch ein schönes Ferienhaus hatten wir mitten zwischen Wald und Feld. Dort fuhren wir zu dritt an den Wochenenden hin.

      Ali durfte hier sogar alleine spazieren gehen. Er war immer sehr aufgeregt, wenn ich ihm die Haustüre von unserem Ferienhaus öffnete. Er schoss wie ein kleiner Blitz nach draußen. Er tat es wie Kinder, die endlich die Freiheit auf ihrem Spielplatz genießen können. Unsere Haustüre blieb immer offen stehen, damit Ali kommen konnte, wann immer er wollte. Er genoss es, wenn er nach Hause kam, war sein Futter schon in seiner Schüssel. Wir frühstückten in unserem Ferienhaus immer sehr lange und genossen die Zeit, in der wir hier waren. So wie auch Ali die Ruhe und die Freiheit genoss.

      Ali lag immer mit seinem Deckchen in einem Sessel, auf dem er sich von seinem Morgenspaziergang ausruhte. Für ihn war seine kleine Welt in bester Ordnung. Keine Autos, kein Straßenlärm, nur Freiheit, Frauchen und sein Herrchen. Wie gesagt, ein richtig gutes Hundeleben hatte er.

      Ali war nicht nur ein kleiner Stadthund, in einem Pudel steckt auch ein wenig Jagdinstinkt. So wurden seine Spaziergänge in Freiheit immer ausgedehnter.

      Heute kam er nicht wie sonst nach Hause. Da die Sonne schon so schön am Morgen schien, es draußen warm war, machte ich mir keine Gedanken, dass er beim Frühstück nicht bei uns war.

      Sicher liegt er vor der Haustüre und genießt die warme Sonne? Nur wenn es regnete, lief Ali schnell zum Pipi machen raus und war dann auch schnell wieder im Haus. Er ließ sich dann noch brav die Füßchen abputzen und sprang in seinen Sessel, der an einem Fenster stand. Von diesem Platz hatte er eine sehr gute Aussicht nach draußen.

      Heute war wieder die warme Sonne