Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745214451
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sogar wagen, mit Rancher Lamont wegen Elaine zu reden.

      Auf die Ranch war er nicht scharf. Die würde sowieso mal Ronny bekommen, wenn er auch jetzt erst vierzehn war. Er war bereit, sich sein Heim selbst aufzubauen. Aber Elaine sollte ihm dabei helfen.

      „Hör auf zu träumen, Andie!“ Doan rüttelte ihn am Arm. Der Junge schreckte aus seinen Gedanken. „Was ist los?“

      „Die Tiere sind unruhig. Ich denke, wir sehen mal nach.“

      „Meinst du, dass es die Shadows sind?“

      „Mal den Teufel nicht an die Wand, Kleiner. Mit denen möchte ich nicht unbedingt was zu tun haben. Denen ist es egal, ob sie eine Kugel mehr oder weniger verpulvern.“

      „Aber vielleicht können wir sie endlich erwischen?“

      „Wir zwei?“

      Doan, ein Kerl mit einem Kreuz wie ein Scheunentor, lachte böse auf.

      „Das haben schon andere probiert, und jetzt sind sie verteufelt dürr, weil die Würmer das letzte Fleisch von ihnen runtergenagt haben.“

      Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten dorthin, wo die Schatten der Rinder friedlich schwammen.

      „Aber juckt es dich nicht in deinen Fäusten, die Halunken mal tüchtig in die Mangel zu nehmen?“, forschte Andie Morton.

      Der Große nickte. „Es juckt mich tatsächlich. Und wenn ich einen von den Banditen erwische, werde ich ihn auch nicht lange nach seinen Wünschen fragen. Trotzdem ist es mir lieber, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe. Solche Brüder sind mir unheimlich. Ich mag die Kerle nicht, die sich wie Schatten anschleichen und ihre Gesichter verstecken. Ich will meinen Gegner sehen. Dann nehme ich es mit jedem auf.“

      Sie erreichten die Herde. Die Tiere schienen noch immer etwas unruhig. Sie witterten das Ungewohnte, das Fremde. Die beiden Cowboys hatten nicht so empfindliche Nasen. Doch die brauchte man in Gibsonville ...

      2

      „Schieß doch endlich!“ Die Stimme klang unter der Maske verzerrt.

      Der Aufgeforderte lag hinter einem Gebüsch. Die beiden waren nicht allein. Es handelte sich insgesamt um sechs Gestalten, die alle vermummt waren. „Warum warten wir nicht, bis sie weg sind?“

      „Die Shadows warten nicht, sie handeln“, konterte der andere. „Hast du vielleicht Angst?“

      „Angst?“ Die Stimme klang unsicher. Auch der Revolver in seiner Hand stand nicht völlig ruhig. „Der Mann hat mir nichts getan.“

      „Als ob es darauf ankäme. Wenn du warten willst, bis er dir was tut, wirst du nicht lange leben.“

      „Es war nie davon die Rede, dass ich einen umbringen soll.“

      „Aber jetzt ist davon die Rede. Ist dir das klar? Du kannst ja von mir aus verschwinden. Aber dann darfst du dich nicht über die Folgen beschweren. Du hattest doch am Anfang so eine große Klappe, dass ich schon dachte, du wolltest mir das Amt des Anführers streitig machen.“

      „Das will ich nicht. Du bist besser als ich. Bestimmt!“

      Der andere unterdrückte ein Lachen.

      „Da bin ich aber erleichtert. Also pass auf! Du nimmst den Mageren, und ich erledige den Kerl, der so breit ist wie sein eigener Gaul.“ Blitzschnell hatte nun auch er seinen Revolver in der Faust. Er nahm das genannte Ziel ins Visier, doch bevor er zum Schuss kam, ballerte schon der Kleinere los.

      Der peitschende Knall zerriss die Stille. Ein verhaltener Schrei, der sich eher wie ein Fluch anhörte, mischte sich mit dem Brüllen der Rinder, die sich jetzt in Bewegung setzten.

      Doan sah den Kumpel neben sich zusammenzucken. Seine Kanone flog aus dem Holster. Er presste sich dicht an den Hals seines Pferdes und feuerte die Trommel seines Colts in das Gebüsch ab, aus der der kurze Blitz gedrungen war. Dann riss er seinen Hengst herum und preschte genau auf den Heckenschützen zu. Er zerrte das Gewehr aus dem Scabbard und schoss immer genau dorthin, wo er ein Mündungsfeuer aufblitzen sah.

      Doch er merkte schnell, dass er es nicht nur mit einem einzigen Gegner zu tun hatte. Von drüben empfing ihn ein wahrer Kugelregen. Und die Banditen verstanden, mit den Revolvern umzugehen.

      Doan spürte den Schlag gegen die Brust. Er ließ das Pferd weiter galoppieren. Er selbst rutschte seitwärts aus dem Sattel, wurde noch ein Stück mitgeschleift, weil sich sein Stiefel im Steigbügel verfing, und blieb dann liegen.

      Die Horde brach aus dem Gebüsch hervor. Sie ballerten wild in die Luft, wodurch sie die Herde in helle Aufregung versetzten. Ihre eigene Aufregung war allerdings auch nicht gering, als aus nicht zu großer Entfernung ihre Schüsse unerwartet beantwortet wurden. Sie stutzten und warteten auf das Kommando ihres Anführers. Das ließ nicht auf sich warten.

      „Auf die Pferde und ab für heute!“, schrie er. „Die Biester holen wir uns ein andermal!“

      Sechs vermummte Gestalten sprangen auf ihre Gäule, verwuchsen förmlich mit den Tieren und waren Sekunden später in der Dunkelheit verschwunden. Die Nacht hatte sie wie ihren eigenen Schatten verschluckt.

      3

      Andie Morton dachte nicht daran, hinter den Banditen herzujagen. Zu allererst musste er sich um Doan kümmern, den es anscheinend böse erwischt hatte. Der mächtige Cowboy krümmte sich auf der Erde und fluchte laut vor sich hin: „Diese Schweine! Das sollen sie mir büßen! Ich mache sie fertig!“

      Im Augenblick sah es allerdings nicht so aus, als würde er jemals noch irgendjemanden fertigmachen. Die Kugel des unbekannten Schützen hatte ihn in der Brust getroffen. Er verlor ziemlich viel Blut. Andie sah, dass er schnellstens Hilfe brauchte.

      Jetzt hörte er wieder das rhythmische Geräusch von Pferdehufen. Er duckte sich und langte nach seinem Gewehr, das er neben sich gelegt hatte. Kamen die Banditen zurück? Hatten sie inzwischen erkannt, dass sie mit keiner ernsten Gegenwehr zu rechnen brauchten? Warum hatten sie überhaupt das Weite gesucht? War ihre Mission bereits erfüllt? Hatten sie lediglich Blut vergießen wollen? Kamen sie jetzt, um auch ihm noch den Fangschuss zu verpassen?

      Andie Morton merkte schnell, dass es sich lediglich um einen einzelnen Reiter handelte, der dazu noch aus der entgegengesetzten Richtung kam. Und jetzt begriff er allmählich die Zusammenhänge. Offenbar hatte dieser Fremde die Bande vertrieben.

      Jetzt erinnerte er sich. Da waren Schüsse gewesen, die er in dem Durcheinander nur unbewusst wahrgenommen hatte, die aber mit ziemlicher Sicherheit dieser Mann abgefeuert hatte, der nun dicht neben ihm seinen Hengst zügelte und aus dem Sattel glitt.

      „Ist er tot?“, fragte der Mann und beugte sich über den Verwundeten.

      Andie Morton konnte ihn nicht genau erkennen, denn die Sterne gaben nicht genügend Licht. Doch dass es sich um ein Gesicht handelte, das er noch nie in Gibsonville gesehen hatte, dessen war er sicher.

      Der Mann war groß und hatte breite Schultern, ohne massig zu wirken. Seine schwarzen Haare glänzten wie Seide. Sein Gesicht wirkte markant und entschlossen.

      „Noch lebt er, Mister“, antwortete er, „aber ich fürchte, das wird er nicht mehr lange, wenn sich nicht schnellstens ein Doc um ihn kümmert.“

      „Praktiziert der alte Bishop noch?“, wollte der Unbekannte wissen.

      Andie Morton kannte sich immer weniger aus. Der Mann schien nicht das erste Mal in der Gegend von Gibsonville zu sein.

      „Ja“, gab er verwirrt Auskunft, „und er ist der beste Doc weit und breit.“

      Der Fremde nickte.

      „Dann fass mit an! Wir müssen ihn auf sein Pferd binden. Hoffentlich hält er den Transport durch.“

      Sie hoben den Angeschossenen auf den Braunen, der