Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212266
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      „Wo ist er?“, schrie er.

      „Wer?“

      „Du weißt, von wem ich rede!“

      „Wenn du Calhoun meinst, muss ich dir sagen, dass er in der Station geblieben ist. Er fühlte sich noch zu schwach, um in der Kutsche zu reisen.“

      „Soll das heißen, dass er ein Pferd genommen hat?“

      „Nicht bevor ich fortfuhr. Aber es ist möglich, dass er es tut, Cory.“

      „Bliff, untersuche den Wagen gründlich“, sagte Monk zu seinem Kumpan.

      Dreek hörte, wie sich der angesprochene Bandit entfernte. Dann knarrten Türscharniere, und irgend etwas wurde auf den Weg geworfen.

      Cory stand da, als wären ihm alle Felle weggeschwommen. Damit, dass Calhoun bei Kieler bleiben könnte, hatte er offenbar nicht gerechnet.

      „Ich werde das Gefühl nicht los, als würde Tom Calhoun mit uns allen spielen“, knurrte John Monk. „Er hatte öfters die Gelegenheit zu verschwinden. Aber die Mühe hat er sich nicht gemacht. Er hat es immer so eingerichtet, dass wir genau informiert waren, wo er sich aufhält. Jetzt also ist er in der Station, und ich bin fest davon überzeugt, dass er uns bereits erwartet.“

      „Rede keinen Unsinn“, brummte der Spieler. „Natürlich kommt er sich mächtig stark vor. Aber er hatte bisher einen Gefangenen bei sich. Deshalb war die Postkutsche für ihn der einzige Weg. Wäre er mit Warthon nach Shelton Falls geritten, hätte er auf alles allein achten müssen. So halfen ihm andere dabei.“

      „Du auch, Cory!“

      „Natürlich. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit. Aber ich war immer darauf bedacht, keinen von euch zu treffen.“

      „Das kannst du jetzt behaupten, Sam. Keiner von uns kann dir das Gegenteil beweisen!“

      „Ich habe nichts gefunden!“, rief Bliff. „Der Kutscher hat das Geld nicht.“

      „Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie versuchen würden, uns zu täuschen“, meinte Monk. „Was soll nun mit dem Kutscher werden?“

      „Nichts“, meinte Cory. „Aber das Gewehr müssen wir ihm wegnehmen. Sonst kommt er noch auf den verrückten Gedanken, hinter uns herzuschießen.“

      Verächtlich bog John Monk die Mundwinkel nach unten.

      „Was ist?“, fragte der Spieler. „Denkst du daran, wie ihr es bisher gemacht habt?“

      „Schon möglich.“

      „Dann versuche es schnell wieder zu vergessen. Inzwischen wird auch dir aufgefallen sein, wohin euch das geführt hat. Nur Narren bringen unbedingt einen Mann um!“

      „Vergiss nicht, dass er in Shelton Falls sagen wird, dass wir die Kutsche angehalten haben. Er wird es einen Überfall nennen.“

      „Es spielt keine Rolle, wie er es nennt. Wichtig ist, dass außer einem Pferd nichts verloren ging. Die Postgesellschaft wird sich deshalb keine unnütze Mühe und Geldausgabe machen.“

      „Befürchtest du nicht, dass dein Name im Zusammenhang mit dem Geld genannt werden könnte? Ich meine, mit dem Geld und dem Überfall!“

      „Nein, John. Bekannt wird es sowieso. Aber solange dabei niemand getötet wurde, ist das halb so schlimm. Außerdem wird es mir nicht viel Mühe machen, mir einen anderen Namen einfallen zu lassen. Bliff, hole sein Gewehr!“

      Der Bandit brachte das Gewehr, und Cory nahm es ihm aus der Hand.

      Dreeks Blicke wanderten wachsam von einem zum anderen der Banditen. Gegen alle hatte er keine Chance.

      „Das verstehe ich nicht“, knurrte Monk. „Vorhin haben wir doch auch geschossen. Dabei konnte er genauso getötet werden.“

      „Das war etwas anderes. Vorhin wollten wir noch etwas gewinnen. Inzwischen wissen wir, dass es nichts zu gewinnen gibt. Rod, mach du es!“

      Dreek blickte auf den Mann, der vorhin direkt vor ihm gestanden hatte. Jetzt kam er wieder auf ihn zu und streckte den Arm aus.

      Ein schmetternder Hieb traf seinen Hinterkopf. Er wurde gegen die Kutsche geschleudert und brach an ihr zusammen.

      Monk hatte den Colt in der Hand und drehte die Walze durch.

      „Du lässt es!“, sagte Cory zischend. „Sonst würdest du es bedauern!“

      „Das klingt ja so, als hättest du es noch nie gemacht.“

      „Das geht dich nichts an. Bestimmt würde ich es nie ohne einen zwingenden Grund tun. Dass wir es waren, die die Kutsche angehalten haben, werden alle Leute annehmen, sobald sie davon hören.“

      Monks Hand mit dem Revolver sank herab.

      „Wir reiten!“, kommandierte Cory. „Das sieht ja fast so aus, als hättest du das Kommando bei unserem Haufen übernommen, Sam?“

      „Vielleicht will ich das."

      „Ich werde es nicht zulassen.“

      „Das wäre nicht sehr klug von dir, John. Du hast doch gesehen, dass ich klüger bin als du. Auch die anderen haben es festgestellt.“

      „Es ist aber nichts dabei herausgekommen.“

      „Dafür konnte ich nichts. Wir holen das Geld jetzt. Calhoun und Kieler sind allein in der Station. Bei ihnen ist noch die Frau. Sie wird uns helfen. Ich sage euch, jetzt bekommen wir die Dollars!“

      *

      Als Al Dreek die Augen aufschlug, war der Hufschlag verklungen. Nur die von den Hufen aufgewirbelte Staubwolke hing noch träge in der Luft.

      Stöhnend richtete sich der Kutscher auf. Mit beiden Händen hielt er sich den Kopf, in dem ein dumpfer Schmerz rumorte. Dabei merkte er, dass er seinen Hut verloren hatte. Er lag neben ihm auf dem Boden. Als er sich danach bücken wollte, fiel vor ihm ein langer Schatten auf die Erde, der sich bewegte.

      Eine unbestimmte Angst überfiel Dreek und schien ihm die Kehle zuzuschnüren. Er wagte es nicht, den Kopf zu heben. Sicher hatte einer der Banditen hier gewartet, weil er anders über die Sache dachte.

      Jetzt bewegte sich der Schatten nicht mehr.

      Schließlich richtete sich Dreek auf.

      Vor ihm stand Ben Warthon. Seine Hand lag auf dem Revolver, den er im Hosenbund trug.

      „Du bist es, Ben“, kam es erleichtert über Dreeks Lippen. „Tom Calhoun nimmt an, dass du nach Westen geritten bist.“

      „So?“

      „Ja. Was willst du? Ich habe das Geld nicht.“

      „Ich will das Geld nicht. Ich habe es nie gewollt, Dreek. Aber ich habe mir überlegt, dass ein Mann immer auf der Flucht sein muss, wenn er erst einmal damit angefangen hat.“

      „Damit kannst du recht haben“, sagte Dreek. „Ich glaube, Calhoun war nicht mehr überzeugt davon, dass du ein Bandit bist. Was willst du jetzt tun?“

      „Zurückreiten, Dreek. Soll er mich ruhig nach Shelton Falls bringen. Wenn der Richter mir glaubt, habe ich Glück gehabt, wenn nicht, kürze ich die Zeit nur ab.“

      „Die Banditen sind auch zur Station zurückgeritten. Cory hat sich mit ihnen verbündet. Sie haben ungefähr zwanzig Minuten Vorsprung. Tom Calhoun wird deine Hilfe gebrauchen können. Vielleicht würde ihn das von deiner Unschuld überzeugen.“

      „Wohin wollen Sie, Dreek?“, fragte Ben Warthon. „Sie können doch mit der Kutsche nicht weiter.“

      „Ich komme auch zurück. Aber mit den drei Pferden werde ich nicht sehr schnell sein.