Abb. 94: Die archontische Verzerrung ernährt sich von niedrig schwingenden Gedanken und Emotionen, die aus Angst erwachsen.
In der Tat ist die menschliche Gesellschaft mit derartigen Energien angefüllt – nicht zuletzt aufgrund von Angst, Sorgen und Kriegen. Ist das nur purer Zufall? Sie erinnern sich an den „Gott“ (Demiurgen) des Alten Testaments, der pausenlos Krieg und Gewalt einforderte? Nun, das tut „er“ noch immer. Kriegsergebnisse sind für diese Irren weniger wichtig als der kriegerische Akt selbst. Warum kämpfen wir denn? Damit wir nicht aufhören zu kämpfen.
Angst ist der Treibstoff aller archontischen Kontrollsysteme. Der Ursprung der Angst liegt in der demiurgischen Verwerfung. Der Demiurg besteht aus Angst; von der Angst stammt er ab, und er muss, um Energie zur Verfügung zu haben, die anderen dazu bringen, ebenfalls Angst zu produzieren. Im „Dialog des Erlösers“, einer weiteren Nag-Hammadi-Schrift, heißt es explizit: „Wahrlich, die Furcht ist die Macht [der Herrscher].“ Und ihre „Nahrung“ bzw. ihr Unterhalt. Im ersten Teil der „Matrix“-Trilogie hält Morpheus eine Batterie in die Höhe und spricht eine tiefsinnige Wahrheit aus: „Die Matrix ist eine computergenerierte Traumwelt, die geschaffen wurde, um uns unter Kontrolle zu halten – und den Menschen in das hier zu verwandeln.“ (Abb. 95)
Abb. 95: „Die Matrix ist eine computergenerierte Traumwelt, die geschaffen wurde, um uns unter Kontrolle zu halten – und den Menschen in das hier zu verwandeln.“ – Morpheus sprach im Film „Matrix“ eine tiefgründige Wahrheit aus.
Seit vielen, vielen Jahren schon spreche ich über im Unsichtbaren verankerte Mächte, die sich von niedrig schwingenden menschlichen Gedanken und Emotionen ernähren. Entsprechend begeistert war ich, als mir jemand im Jahr 2016 einen Text des österreichischen Philosophen und scharfsinnigen esoterischen Denkers Rudolf Steiner (1861–1925) zusandte. Steiner hatte die Waldorfschulen ins Leben gerufen, in denen die Kinder ermutigt werden, ihr Gewahrsein und ihre Kreativität zu erwecken und zu entfalten, statt sich vom etablierten „Bildungswesen“ programmieren zu lassen. Folgendes schrieb Steiner über Energievampire:
Es gibt in der geistigen Welt Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von dem Menschen ausströmen, wie eine willkommene Nahrung sind. Hat der Mensch nicht Angst und nicht Furcht, dann hungern diese Wesen. Derjenige, der noch nicht tiefer eingedrungen ist, möge das als Vergleich nehmen. Derjenige aber, welcher diese Sache kennt, weiß, dass es sich um eine Wirklichkeit handelt. Strömt der Mensch Furcht und Angst und Kopflosigkeit aus, dann finden diese Wesen eine willkommene Nahrung, und sie werden mächtiger und mächtiger. Das sind feindliche Wesen für die Menschen.
Alles, was sich nährt von negativen Gefühlen, von Angst, Furcht und Aberglauben, von Hoffnungslosigkeit, von Zweifel, das sind in der geistigen Welt dem Menschen feindliche Mächte, die grausame Angriffe auf ihn führen, wenn sie von ihm genährt werden. Daher ist es vor allen Dingen notwendig, dass der Mensch, der in die geistige Welt eintritt, vorerst sich stark mache gegen Furcht, Hoffnungslosigkeit, Zweifelsucht und Angst. Das sind aber gerade Gefühle, die so recht moderne Kulturgefühle sind, und der Materialismus ist geeignet, weil er die Menschen abschneidet von der geistigen Welt, durch Hoffnungslosigkeit und Furcht vor dem Unbekannten diese dem Menschen feindlichen Mächte gegen ihn aufzurufen.
Rudolf Steiner starb 1925. Erst im Jahr 2016 erfuhr ich von der Existenz dieses Textes – in dem das tatsächliche Geschehen präzise beschrieben wird.
Körper und Seele
In den Manuskripten von Nag Hammadi werden viele christliche Motive aufgegriffen und unter einem anderen Blickwinkel betrachtet. Dazu zählt etwa die Erschaffung von Adam und Eva. Auch die gnostische Version von Adam (der in den Schriften als der erste Mensch der niederen Äonen bezeichnet wird) war ursprünglich eine Manifestation der erhabenen Äonen, deren Kopie bzw. Schatten der Demiurg jedoch zu entstellen begann. Der in den erhabenen Äonen beheimatete Adam war wie seine ursprüngliche, den niederen Äonen zugehörige Kopie androgyn. Der Demiurg unterteilte diese Blaupause jedoch in eine männliche und eine weibliche Version. An dieser Stelle kommt die Geschichte von Adam und Eva ins Spiel. Den Gnostikern zufolge sind auch der Demiurg und die Archonten androgyne Wesen: „Und sie sind mannweiblich entstanden, entsprechend dem unsterblichen Typos, der vor ihnen existierte“, lesen wir in der Schrift „Über den Ursprung der Welt“. Im Apokryphon des Johannes heißt es:
Und als alle Gewalten und der erste Archon [der Demiurg] hinschauten […] sahen sie im Wasser [erhabene Äonen] den Typos des Abbilds. Und er sprach zu den Mächten, die bei ihm waren: ,Lasst uns einen Menschen schaffen nach dem Abbild Gottes und nach unserem Bild, damit sein Abbild für uns zu Licht werde.‘ […] Er schuf ein Wesen nach dem Bild des ersten, vollkommenen Menschen.
Für die Gnostiker war der menschliche Körper ein Gefängnis. Der Mensch sei, so sagten sie, ein Funken oder Tropfen derselben Essenz, aus der auch „Gott“ beschaffen ist; doch seien die Menschen zu Gefangenen ihres Körpers geworden. Eines Tages würden sie diesem Kerker entrinnen – ein weiteres Motiv, das sich durch die gnostischen Schriften zieht. Das wahre Gefängnis rührt von der Unwissenheit über das Selbst und die Wirklichkeit her; der Körper spielt dabei jedoch insofern eine entscheidende Rolle, als er die Eingrenzung der Aufmerksamkeit auf das winzige Frequenzband der fünf Sinne ermöglicht. All die Umkehrungen und Verzerrungen, die von der archontischen Macht ausgehen, zielen darauf ab, die menschliche Wahrnehmung im Körper zu verkapseln sowie niedrig schwingende Energien zu generieren, die als Nahrung dienen können. Die Letztgenannten entspringen der Unwissenheit und allen Arten mentaler oder emotionaler Schieflagen, die sich daraus ergeben. Unwissenheit über die wahre Natur des Selbst und der Wirklichkeit kann Angst, Missstimmungen, psychopathische Persönlichkeitsstörungen und Depressionen zur Folge haben, aber auch Konflikte, Kriege und andere Arten gewalttätiger Auseinandersetzungen.
Dem gefangenen Gewahrsein darf man unter keinen Umständen gestatten, sich seiner selbst bewusst zu werden. Es darf nur an ein falsches Selbst glauben – an das Ich-Phantom – und muss sich mit seinen fünf Sinnen identifizieren. Das ewige Bewusstsein als Emanation des Unendlichen Gewahrseins, das sich seiner selbst gewahr ist, erfährt die niederen Äonen über die Seele / den Körper. Die gnostische Aussage, dass Geist (spirituelles Bewusstsein) und Seele zwei verschiedene Instanzen darstellen, deckt sich mit meiner eigenen Sichtweise. „Geist“ bezeichnet das wahre, ewige Selbst, das grenzenlose „Ich“ bzw. das „Eine“; die „Seele“ hingegen ist mit dem Verstand verknüpft (zusammen bilden sie eine minderwertige Version des spirituellen Bewusstseins). Von Menschen, die psychopathisches Verhalten an den Tag legen, sagt man landläufig, sie hätten keine Seele; doch im Sinne der vorstehenden Ausführungen sollte man stattdessen vom fehlenden Geist sprechen.
Die den niederen Äonen zugehörige Seele dient als Vehikel, Ausdrucksformen des spirituellen Bewusstseins in die energetisch dichteren Bereiche zu locken. Es ist die Seele, die durch die Decodierung holografischer Formen innerhalb des sichtbaren Lichts „inkarniert“. Ähnlich wie der Körper stellt auch die Seele eine Falle dar, wenn auch auf andere Art. Das, was viele Nahtoderfahrene in dem Moment zu Gesicht bekommen, da sie das auf die fünf Sinne beschränkte Gewahrsein hinter sich lassen, sind die niederen Äonen der Seelenebene. Sie mögen durchaus wunderbar erscheinen und das Gefühl von Einheit vermitteln – schließlich handelt es sich um die Kopie von etwas Wunderbarem und Ungespaltenem; doch sehen die Betroffenen wirklich die Quelle, der alle Dinge entspringen? Oder erleben sie nur ein „Trugbild“ bzw. einen Schatten derselben?
Da es sich bei den niederen Äonen ursprünglich um (minderwertige) Kopien