Der Erleuchtete war nicht mehr, und Hartmann vom Silberstern konnte nichts mehr tun, um seine damalige Fehleinschätzung zu korrigieren. Die Kosmokraten hatten einen Mann namens Atlan nach Alkordoom und später nach Manam-Turu geschickt, damit er die Gefahr beseitigte.
Sinnend blickte der Arkonide auf einen Bildschirm, der die Umgebung der STERNENSEGLER mit der STERNSCHNUPPE zeigte.
Ging es wirklich noch um Guray und EVOLO? Oder war Guray längst kein Wesen mehr, das in der Auseinandersetzung um stellare und galaktische Machtposition eine Rolle spielte?
Er dachte daran, dass die Schachzüge des Neuen Konzils viel bedeutender waren, und doch lehrte ihn die Erfahrung, dass die eigentlich wichtigen Dinge manchmal in scheinbar unbedeutenden Ereignissen abliefen oder sich daraus entwickelten.
»Guray hat lange Zeit vor sich hingelebt«, sagte Atlan schließlich. »Er wird nicht so schnell sterben. Aber ich werde ihm eines Tages gegenübertreten und mein Hilfsangebot erneuern, das ich ihm auf Phurthul gab. Guray wird sich entscheiden müssen, ob er aktiv wird oder weiterhin den Ohnmächtigen spielt. Seine Passivität kann sein Untergang sein.«
»Ich weiß es«, hauchte Anima. »Aber kann ich es ihm übelnehmen? Nein. Er ist ein bedauernswertes Geschöpf.«
Atlans Gedanken kreisten bereits um Dinge, die weit in der Zukunft lagen. Er musste an die Krelquotten denken und daran, dass ihr psionisches Reservoir nicht ungenutzt bleiben durfte. Und Guray, war er in der Lage, mit Psi zu arbeiten und so etwas wie sinnvolle Gemeinschaftsarbeit zustande zu bringen?
Spekulationen über Spekulationen, warf der Extrasinn ein. Sie bringen nichts, denn es kommt doch völlig anders.
Und wenn schon, dachte Atlan. Flexibilität ist alles.
Eigentlich war ihm gar nicht zum Scherzen zumute. Er war enttäuscht, weil er sich von seinem Flug nach Cirgro mehr versprochen hatte.
Chipol deutete auf Anima.
»Du solltest wirklich mehr an die Zukunft denken als an die Vergangenheit«, meinte der junge Daila. »So wahr, wie ich meine Familie gefunden habe und hier stehe, werden wir auch deine Heimatwelt finden und das Volk der Vardi. Und du wirst sehen, dass es noch existiert!«
POSIMOL ließ eine Nachricht über alle Monitore flimmern. Die Sonden waren zurückgekehrt. Sie hatten keine Spur von Mrothyr gefunden. Der Zyrpher war vom Erdboden verschluckt worden.
Der Arkonide setzte sich mit der STERNSCHNUPPE in Verbindung. Das Bewusstsein des Schiffes konnte ihm auch nicht viel mehr als gute Ratschläge mit auf den Weg geben, und Atlan prüfte seinen Einsatzanzug durch und nickte den Gefährten zu.
»Weit kann er nicht sein. Wenn er uns gefolgt ist, ist er vielleicht den Tessalern in die Hände gefallen. Nicht jeder versteht seine manchmal raue Art, mit der er Fragen stellt.«
»Das können wir einfacher haben«, stellte Goman-Largo fest. Er ließ die Positronik eine Verbindung mit der YOI 1 schaffen und befragte den Obmann. Soray schwor heilige Eide, dass der Zyrpher nicht in der Nähe des Schweren Erkunders oder einer der Suchgruppen aufgetaucht war.
Atlan dachte an sein und Chipols Erlebnis mit der Riesenspinne. Auch die beiden seltsamen Felsnadeln fielen ihm wieder ein. War Mrothyr ein Opfer der Natur des Planeten geworden?
»Ich melde mich regelmäßig und gebe meine Position durch«, sagte er. »Es hat keinen Sinn, wenn wir alle suchen. Er kann nicht weit sein und muss doch von keinem von uns gefunden werden. Mit Spuren können wir nicht rechnen. Er hat sein Funkgerät, und wenn er bei Bewusstsein ist, wird er sich melden!«
»Es sei denn, er befindet sich in einem Kokon!«, wandte Chipol ein.
»Dann ist die Wahrscheinlichkeit, ihn zu finden, noch geringer. Wir können nicht das gesamte Höhlensystem durchsuchen.«
Inzwischen stand durch Erkundungen der Tessaler einwandfrei fest, dass die gesamte Ebene unterkellert war.
»Ich werde ein paar Wahrscheinlichkeitsberechnungen anstellen, wo er sich aufhält«, sagte Goman-Largo. Atlan nickte und verließ die Zentrale, nachdem er Anima einen letzten Blick der Aufmunterung zugeschickt hatte. Kurz darauf sahen sie auf dem Bildschirm, wie er die Schleuse verließ und in einer Höhe von zwanzig Metern über dem Boden davonraste.
8.
Du hast dich hoffnungslos in deinem Labyrinth verfangen. Es führt kein Weg hinaus, und du weißt, dass dich irgendwann der Irrsinn umfangen wird. Spätestens dann, wenn es geschehen ist.
Du warst es, der dafür sorgte, dass Anima nach Cirgro kam. Du hast dich so intensiv mit deinem Auftrag beschäftigt, dass die Gedanken an Anima und ihre Begabung deine mentale Sperre durchbrachen und von den Bewohnern Cirgros empfangen wurden.
Du bist unglücklich darüber, aber der denkende und handelnde Körper, in dem dein Bewusstsein gefangen ist, macht sich nichts daraus. Du bildest dir ein, Spott von ihm zu verspüren. Du bist machtlos dagegen, und deine Gedanken beginnen sich im Kreis zu drehen.
Plötzlich sehnst du den Zeitpunkt herbei, an dem es geschehen soll. Du stellst dir vor, dass du im richtigen Augenblick ausbrechen kannst, dass der verfluchte Körper, der dir nicht mehr gehorcht, für ein paar Augenblicke abgelenkt sein wird. Aber wie willst du dich bemerkbar machen? Auch der längste Augenblick wäre zu kurz für dich, und du hast Angst davor, dass du versagen könntest. Du ertappst dich bei dem Gedanken, dass es viel besser wäre, gar nichts zu tun.
Aber wärest das noch du, wäre das der Mrothyr, der versucht hatte, seine Heimatwelt von den Naldrynnen und Ligriden zu befreien und auch die Hyptons zu verjagen?
Du brauchst dir die Antwort nicht zu geben. Du weißt sie, ohne sie zu denken.
Du bist Mrothyr. Dein Bewusstsein ist Mrothyr. Es ist als einziges von dem übrig, was du früher warst.
Unwiederbringlich.
Nie wirst du Zyrph befreien, nie wirst du Atlan und Anima warnen können.
Dein Körper, dieses verseuchte Etwas, bereitet die Falle vor und wartet darauf, dass Atlan in diese Falle geht. Nur er kann der Köder sein, nicht Anima. Anima besitzt heilende Kräfte, die jede Maßnahme sinnlos erscheinen lassen. Du weißt, dass dein Körper die Psyche Animas einkalkuliert und auf den Augenblick wartet, in dem diese Psyche zusammenbricht oder so erschüttert ist, dass Anima nicht an eine Gegenwehr denkt. Es ist der einzige Augenblick, in dem sie wehrlos ist. Dann wirst du zuschlagen und beide töten. Anima wird weder sich selbst noch Atlan helfen können. Sie wird sterben, bevor sie sich an ihre Kräfte erinnert und an jene Zeit, in der sie gelernt hatte, mit diesen Kräften umzugehen.
Dein Körper, die denkende Waffe EVOLOS, weiß, dass Anima diese Fähigkeit niemals zum Töten einsetzen würde. Zu tief hat sich der Schock ihrer Kindheit in ihr gehalten.
Du weißt es seit langem, und auch EVOLO weiß es. Er hat das Wissen vom Erleuchteten übernommen.
Mrothyr, deine Stunde naht. Du bist der Killer. Du bist eiskalt und gewissenlos, nicht mehr als eine perfekt agierende Maschine. Du musst an Wesen wie Androiden denken, die speziell für einen bestimmten Auftrag konditioniert werden. Du bist ein psionischer Androide, ein Sklave.
Dein Bewusstsein rebelliert. Du kannst denken, aber deine Gedanken bewirken nichts mehr. Lebendig begraben zu werden ist eine Kleinigkeit gegen das, was du durchmachst.
Ein Ruck geht durch deinen Körper. Das Signal wird dir bewusst.
Der Zeitpunkt ist also gekommen.
EVOLO hat den Plan seit längerer Zeit entwickelt und ihn dir eingeimpft. Du sollst dich mit Atlan absondern