"Sicher!"
"Ich nehme stark an, dass Ihr Komplize auch hier trainiert! Also will ich an die entsprechenden Daten heran!"
Ich bog Tameles die Arme nach hinten, ließ die Handschellen klicken.
Tamales protestierte lauthals.
"Ich weiß überhaupt nicht, was das soll!"
"Das wird Ihnen schon klar werden!"
"Ich habe mächtige Freunde!"
"Über die können Sie gerne mehr erzählen!"
Inzwischen hatten alle Anwesenden mit dem Training aufgehört. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich uns.
Sie bildeten eine Art Halbkreis.
Ein ratschendes Geräusch ließ mich herumfahren.
Ich blickte in die Mündung eines Pump Action Gewehrs, das einer der Kerle aus irgendeiner Ecke hervorgezaubert hatte.
George Tamales grinste zufrieden.
"Ich glaube nicht, dass ihr G-men hier einfach so herausspazieren könnt", meinte er triumphierend.
"Und ich glaube, dass es sich sehr ungünstig für Sie auswirkt, was hier passiert", erwiderte ich. "Insbesondere, wenn der Haftrichter über eine Kaution zu entscheiden hat!"
Tamales atmete tief durch.
"Leg die Bleispritze weg, Ricky!", befahl er dem Kerl mit dem Pump Action-Gewehr.
Dieser zögerte, gehorchte aber schließlich und legte die Waffe auf den Boden.
Sekundenbruchteile später krachte hinter uns ein Schuss.
Tamales stieß einen gellenden Schrei hervor, taumelte getroffen nach vorn.
Mit einer reflexartigen Bewegung riss ich die SIG aus dem Holster, wirbelte herum.
Milo, der seine Waffe ja schon in der Faust gehabt hatte, war schneller.
Er feuerte sofort in die Richtung, aus der Schuss gekommen war.
Der Schütze war aus einer Nebentür hervorgetaucht, schnellte jetzt zurück.
Für Sekundenbruchteile sah ich das Gesicht eines Mannes mit dunklem Vollbart.
Ich erkannte ihn sofort wieder.
Es handelte sich um Tamales' Komplizen, der offenbar verhindern wollte, dass der Boxclubbesitzer ihn verraten konnte.
Der Bärtige musste sich in einem der Nachbarräume aufgehalten haben.
Jetzt lief er wohl den Korridor hinunter in Richtung Hinterausgang.
Ich gab eine entsprechende Meldung über mein Hemdkragen-Mikro an die Kollegen durch.
"Alles klar, den kaufen wir uns!", schrillte Jay Kronburgs Antwort in meinem Ohrhörer.
Wenig später hörte ich einen Schuss.
"Jay?", rief ich.
Keine Antwort.
13
DER BÄRTIGE STÜRMTE den Flur entlang. Zehn Meter bis zur Hintertür lagen noch vor ihm.
In der rechten Hand hielt er eine Automatik.
Augenblicke später erreichte er die Tür, riss sie auf...
...und blickte in die Mündung eines 4.57er Colt Magnum.
Seit seiner Zeit bei der City-Police benutzte Jay Kronburg diese Waffe. Weder mit dem früher üblichen Smith & Wesson-Revolver vom Kaliber .38 Special noch mit der seit einigen Jahren zur Standard-Ausrüstung des FBI gehörenden Pistole vom Typ SIG Sauer P226 hatte er sich je anfreunden können.
"FBI! Waffe Weg!", rief Jay.
Sein Partner Leslie Morell befand sich etwa zwanzig Meter hinter ihm, hielt seine SIG mit beiden Händen im Anschlag.
Der Bärtige zögerte.
"Okay", sagte er dann.
Er senkte die Waffe.
Aber nur zum Schein.
Als Jay ihm die Automatik abnehmen wollte, schnellte der Fuß des Bärtigen blitzschnell hoch.
Der Ex-Cop bekam den Fuß seines Gegners direkt vor den Solar Plexus.
Jay rang nach Luft, taumelte rückwärts die drei Stufen hinab, die zum Hintereingang hinaufführten. Er landete mit dem Rücken auf dem Boden.
Der Bärtige feuerte.
Aber er verriss die Waffe, denn fast im selben Moment feuerte auch Leslie Morell.
Der Bärtige wurde an der Schulter getroffen, stöhnte auf.
"Keine Bewegung!", rief Leslie.
Am Türpfosten rutschte der Bärtige zu Boden. Die Linke presste er gegen die Schulterwunde. Rot rann es zwischen seinen Fingern hindurch.
Er sah ein, dass sein Spiel aus war und ließ die Waffe los.
Leslie war Augenblicke später bei ihm.
Jay rappelte sich wieder auf.
Er steckte sich den Ohrhörer wieder dorthin, wo er hingehörte.
"Alles klar, wir haben ihn!", meldete er über das Kragen-Mikro.
14
EIN HELIKOPTER LANDETE auf dem Dach des 32 Stockwerke hohen Saratoga-Towers in Queens. Die Schiebetür öffnete sich.
Mit Sturmhauben und Splitterwesten ausgerüstete Bodyguards sprangen heraus. Sie fuchtelten nervös mit ihren MPis herum.
Insgesamt ein Dutzend Mann waren es.
"Alles in Ordnung!", gab einer von ihnen durch sein Walkie-Talkie durch.
Ein zweiter Heli näherte sich, landete schließlich ebenfalls.
Zwei der maskierten Bodyguards eilten herbei, öffneten die Tür, nachdem die Rotorblätter zum Stillstand gekommen waren.
Ein leicht übergewichtiger Mann im dunkelblauen Jackett stieg aus. Das auffallendste Kennzeichen seines Gesichtes war eine Narbe am Kinn.
In der New Yorker Unterwelt brauchte man nicht einmal seinen Namen zu erwähnen, um zu wissen, von wem die Rede war.
Es reichte, wenn