Breathe Harder. Katie Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Weber
Издательство: Bookwire
Серия: Keep Breathing
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969876404
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jetzt sagen. »Erinnerst du dich an die letzte Geburtstagsparty von Kyle?«

      »Nicht so richtig. Wieso, was war da?« Ben war ahnungslos wie eh und je.

      »Du hattest zu viel getrunken. Viel zu viel.«

      »Okay, das ist wohl das Einzige, woran ich mich von der Party erinnere. Und an die höllischen Kopfschmerzen am nächsten Tag werde ich mich wohl mein Leben lang erinnern können«, scherzte mein bester Freund, verstand er schließlich nicht, worauf ich hinaus wollte.

      »Ich war auch dort. Weißt du das auch noch?«, fragte ich ruhig und dennoch voller Zorn.

      »Nein. Ja. Keine Ahnung. Was hat das alles mit Annie zu tun, Jonah?« Ben wurde ungeduldig und mir wurde wieder einmal bewusst, dass es nichts an all dem ändern würde, wüsste er, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte. Ben war nach wie vor mein bester Freund und ich wollte ihn nicht verlieren, auch wenn viele hunderte Meilen zwischen uns lagen. Er war alles, was ich noch hatte. Alles, was mir noch blieb. Ich wollte nicht auch das noch zerstören. Schon gar nicht wollte ich, dass er sich dafür schuldig fühlte und deswegen Ärger oder gar Streit mit Annabelle bekam. Es war besser, sie machte mich allein für alles verantwortlich. Auch wenn das bedeutete, dass sie mich hasste. »Jonah? Was hat Kyles Party mit meiner Schwester zu tun?«

      »Nichts. Schon gut. Ich hatte mich gerade nur daran erinnert, wie betrunken du an diesem Abend warst.« …Und dass du mir dort zum ersten Mal die Wahrheit darüber gesagt hast, was du über mich denkst, dachte ich, sprach es aber nicht aus.

      Das jedoch machte Ben nur noch ungeduldiger. »Jonah, verdammt! Hör auf in Rätseln zu quatschen und sag mir, was los ist.«

      »Ich glaube, Annie hat Gefühle für mich.« Das war nicht gelogen. Und dennoch nicht die volle Wahrheit, allerdings ein Teil des Problems.

      »Okay.« Ben schien offensichtlich nicht zu wissen, was er dazu sagen sollte. Kein Wunder, schließlich wusste ich nicht einmal, was ich mir davon versprach, es ihm zu sagen. »Und weiter?«, fragte er seelenruhig, während ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.

      »Und die kann und werde ich nicht erwidern können!« Jetzt war sie raus. Die nächste Lüge, nur um Annabelle vor mir zu schützen.

      »Warte, was?« Ben war verwirrt. Weshalb, verstand ich allerdings nicht.

      »Deswegen hab ich mich dazu entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen. Damit ich sie nicht weiter mit meinem Verhalten verletze und sie ihr Leben weiterleben und einen anderen Jungen finden kann. Einen, der sie genauso liebt und nicht jede Woche mit einer anderen in der Gegend umhervögelt. Das ist der Grund, warum ich mich nicht mehr bei ihr melde.«

      »Du…« Mein bester Freund schien sprachlos.

      »Du kennst sie, Ben. Solange sie Hoffnung hat, gibt sie niemals auf«, versuchte ich ihn auf meine Seite zu holen, auch wenn er nicht die ganze Wahrheit darüber kannte. Ich musste es tun, ich hatte keine Wahl.

      Ben schien es ähnlich zu sehen. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, ehrlich gesagt«, meinte er nach einer Weile der Stille. Vermutlich musste er all das erst einmal sacken lassen.

      »Aber du verstehst, warum ich das tun muss, oder?«, fragte ich mit Nachdruck und hoffte auf seine Vernunft. Er kannte seine Schwester schließlich genauso gut wie ich. »Solange Annie weiter mit mir Kontakt hat, vor allem jetzt, da wir uns ohnehin nicht mehr so oft oder gar nicht mehr sehen werden, wird sie sich an ihre Hoffnung klammern und ihre Gefühle für mich nicht ziehen lassen. Das muss sie aber! Sie lebt jetzt mit dir in Greenfield und muss sich dort ein neues Leben aufbauen, neue Freunde finden. Vor allem aber einen anderen Jungen, dem sie ihr Herz schenken kann. Ich will es nicht. Und ich verdiene es auch nicht. Ich würde ihr nur wehtun, sobald ich mit der nächstbesten ins Bett steige. Ich möchte ihr aber nicht ständig wehtun, Ben. Dafür ist sie mir zu wichtig.«

      Wieder war es eine ganze Weile still am anderen Ende, bis ein verzweifeltes Seufzen die Ruhe durchschnitt. »Bist du sicher, dass sie Gefühle für dich hat?«

      »Sie hat es ziemlich deutlich gezeigt in dieser Nacht im Baumhaus. Vertrau mir, Ben. Bitte! Ich muss das tun. Sonst wird Annie nicht glücklich in Greenfield.«

      Erneut Stille. Dann ein unüberhörbar hartes Schlucken. »Ich vertraue dir, Jonah.« Das überraschte mich jetzt doch. Oder aber er sagte das nur, weil es ihm ohnehin recht war, dass ich mich fern von ihr hielt. »Ich weiß nur nicht, was ich ihr sagen soll, weswegen du dich zwar weiterhin bei mir meldest, jedoch zu ihr keinen Kontakt mehr haben willst.«

      »Sag ihr die Wahrheit. Sag ihr, ich kann ihre Gefühle nicht erwidern.«

      Ben zögerte. »Das wird sie zerstören, das ist dir klar, oder?«

      »Aber nur vorübergehend. Danach hat sie die Chance, endlich glücklich zu werden«, versuchte ich meinen besten Freund zu überzeugen.

      Ben zögerte dennoch. »Bist du dir wirklich sicher, dass du das willst, Jonah?« Nein!

      »Ich bin mir sicher, ja.«

      3

      Annabelle

      Eine halbe Ewigkeit starrte ich nun schon hinaus in die unfassbare Wildnis Alaskas. Dass ich einmal hier landen würde, hätte ich niemals für möglich gehalten. Es war schon immer ein Traum von mir, hierher zu kommen. Dank Jonah war er jetzt tatsächlich wahr geworden. Seit unserer Ankunft vor wenigen Stunden hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen. Mir war das nur recht. Die letzten zwei Tage bei ihm und Gracey Zuhause waren zu viel für mich gewesen. Zu viel Kontakt, zu viel Nähe, zu viel von dem, was früher einmal war.

      Manchmal schien nur Gracey der Beweis dafür, dass sich alles zwischen uns geändert hatte und genau das machte mir Angst. Ich konnte und wollte Jonah nicht verzeihen. Zumal er mir noch immer nicht erklären wollte, was damals passiert war. Weswegen er mich hatte gehen lassen und sich nie wieder gemeldet hatte. Solange er mir diese Erklärung nicht liefern konnte, würde ich ihm weder vertrauen, noch verzeihen. So einfach war das. Da machte es seine Anspielung, Ben hätte mir irgendetwas verschwiegen, nicht besser. Überhaupt nicht!

      Seitdem er das gesagt hatte, saß der Gedanke in meinem Kopf fest. Vor allem, weil ich Jonah glaubte. Ich konnte nicht anders, ich wusste, es musste stimmen, es musste etwas dran sein, sonst wären ihm die Worte nicht aus Versehen über die Lippen gekommen. Ich konnte sehen, wie unangenehm ihm das schien, sich verplappert zu haben. Konnte sehen, wie er sich dafür schämte. Weswegen, verstand ich jedoch nicht.

      Was hatte Ben mir verschwiegen, was hatte er mir nicht gesagt, was Jonah wusste? Hatte er meinem Bruder ein Versprechen geben müssen, es mir nicht zu erzählen? Anders konnte ich mir Jonahs offensichtliches schlechtes Gewissen nicht erklären.

      »Du stehst ja immer noch hier draußen, Schneewittchen. Ist dir nicht langsam kalt?« Jonah trat hinaus auf den großen Balkon unseres Hotelzimmers, in den Händen eine dicke Winterjacke, die er mir sorgsam um meine Schultern legte. Es war typisch für ihn, sich um mich zu sorgen. Zumindest war es damals so. Und ich musste mir eingestehen, dass es sich auch jetzt wieder so anfühlte. Als wäre er immer für mich da und würde mich niemals fallen lassen. Doch dieses Gefühl trog.

      »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir in Alaska sind«, meinte ich nachdenklich und genoss die Aussicht auf die dunklen, kalten Wälder vor uns.

      »Dann ist meine Überraschung ja geglückt.« Ich wusste, dass Jonah lächelte, ohne hinsehen zu müssen.

      »Wann ist das erste Konzert?«, wollte ich wissen, während ich meine eiskalten Hände in die Hosentaschen schob, um sie aufzuwärmen.

      »Heute Abend.« Jonah klang aufgeregt, was mich unweigerlich schmunzeln ließ.

      »Sind die anderen auch bereits alle hier?«

      »Noch nicht ganz. Beth