Breathe Harder. Katie Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Weber
Издательство: Bookwire
Серия: Keep Breathing
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969876404
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Bens Antwort zu hören.

      »Sollte er denn?« Ben musterte mich eindringlich. Ich wusste, ich musste dringend das Thema wechseln, wenn ich mich nicht verraten wollte. Mich und Jonah. Und vor allem das, was in unserer letzten Nacht passiert war. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie Ben darauf reagieren würde.

      Gleichgültig schüttelte ich den Kopf. »Schon okay, ich dachte nur…«

      »Hat er sich denn nicht bei dir gemeldet, seitdem wir hier sind?«, unterbrach mein Bruder mich erneut. Doch diesmal konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Nicht, nachdem er es ausgesprochen hatte.

      »Nicht ein einziges Mal. Dabei hatte er es versprochen«, schluchzte ich leise und versuchte mich zurückzuhalten und nicht wie ein Schlosshund vor ihm loszuheulen. Was würde er sonst von mir denken?

      Ben stutzte und wischte mir die ersten Tränen von der Wange. »Hattet ihr Streit, bevor wir nach Greenfield gefahren sind?«, fragte er irritiert. Scheinbar wusste er nichts davon, dass Jonah sich bis heute nicht mehr bei mir gemeldet hatte.

      »Nein.« Und das war weiß Gott keine Lüge. Jonah und ich hatten nicht gestritten. Auch nicht, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Stattdessen hatte Jonah mich nach einer halben Ewigkeit, in der wir noch still aneinander gekuschelt auf dem Boden im Baumhaus gelegen und dem Rauschen des Regens zugehört hatten, wohlbehütet nach Hause gebracht und mir versprochen, er würde sich melden, wenn wir in Greenfield waren. Er hatte es versprochen, verdammt nochmal!

      »Ist vielleicht etwas anderes zwischen euch vorgefallen?«, fragte Ben verständnislos und versuchte mich zu beruhigen und meine Tränen zu stoppen. Vergebens! Je mehr mir bewusst wurde, dass Jonah mich wie alle anderen Mädchen nur benutzt und danach abserviert hatte, desto mehr liefen die Tränen wie Bäche über meine Wangen.

      Schniefend und mit verschwommenem Blick sah ich zu meinem Bruder auf. »Wie kommst du darauf?«

      Ben grinste amüsiert. »Ihr habt euch doch noch in der Nacht gesehen, bevor wir gefahren sind. Oder?«

      Ich erschrak. »Woher weißt du das?«

      »Ich hab dich aus dem Haus schleichen hören.« Das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter. Weswegen, wusste ich jedoch nicht. Was war daran so komisch?

      »Und da wusstest du, dass ich zu Jonah wollte?«, fragte ich ungläubig, doch mein Bruder nickte nur.

      »Ich hab es mir denken können, ja«, meinte Ben leise und drückte mich an seine Brust, damit ich endlich aufhörte zu weinen. »Was ist passiert, Annie?«

      Ich konnte es ihm nicht sagen. Es ging einfach nicht. Stattdessen fragte ich: »Glaubst du, er hat mich vergessen?«

      Ben umarmte mich so fest er konnte. »Er wird sich schon noch melden, Annie. Jonah liebt dich genauso wie ich dich liebe. Er würde dich niemals vergessen«, meinte mein großer Bruder ohne jeden Zweifel. Ich aber war mir da nicht mehr so sicher. Außerdem war das genau mein Problem. Ich wollte nicht, dass Jonah mich so liebte wie mein Bruder es tat. Ich wollte von ihm so geliebt werden, wie in unserer letzten Nacht vor einigen Tagen. Doch wie immer war ich zu naiv, zu verstehen, dass Jonah sich in dieser Hinsicht niemals ändern würde.

      2

      Jonah

      Es war mitten in der Nacht, als ich durch das ohrenbetäubende Gebrüll meiner Tochter geweckt wurde. Seit über einer Woche schon schlief sie kaum noch. Und wenn, dann nur sehr kurz. Emilia und ich wussten mittlerweile keinen Rat, waren sogar schon bei einem Kinderarzt deswegen.

      Der hatte allerdings nichts feststellen können. Zumindest nichts, was darauf hinwies, weswegen Gracey so schlecht schlief. Momentan zahnte sie nicht. Auch sonst gab es keine Anzeichen dafür, was sie wachhalten könnte. Koliken gab es auch keine.

      Langsam aber sicher machte ich mir wirklich Sorgen um meine Prinzessin. Dass ich bereits übermorgen wieder abreiste und mit meiner Crew und Annie wegen der Tour nach Alaska flog, unendlich weit weg von Gracey, machte die Sache nicht besser.

      Müde quälte ich mich aus dem Bett und ging zu meiner Tochter. Doch noch ehe ich ihr Zimmer betreten konnte, blieb ich verwundert vor der bereits offenen Tür stehen und starrte wie gebannt die Frau an, die noch vor wenigen Wochen keinen Sinn mehr in ihrem Leben sah.

      Annabelle schien schneller als ich gewesen zu sein und hielt Gracey vorsichtig in ihren Armen, wiegte sie liebevoll in den Schlaf und erzählte ihr dabei die Geschichte von Arielle, der Meerjungfrau und ihren Freunden.

      Ich musste unweigerlich lächeln, als ich mich daran erinnerte, dass die rothaarige Arielle einst Annies Heldin war und Ben und ich den Film mit ihr gefühlte tausend Mal angesehen hatten.

      »Hat sie dich geweckt?«, fragte ich, als ich das Zimmer meiner Tochter betrat und den Anblick von Gracey in Annabelles Armen in mich aufsog und tief in meinem Gedächtnis abspeicherte.

      Seit der Nacht in meinem Haus in den kanadischen Rockys hatte sich einiges zwischen uns geändert. Ich hatte mich entschuldigt – für alles, was ich ihr damals angetan hatte. Dafür, dass ich nicht da war, als sie mich brauchte und dass ich das Versprechen brach, immer bei ihr zu bleiben. Dass sie mir dennoch nicht verzeihen konnte, war nicht ihre Schuld. Ich verstand es allzu gut. Denn nicht einmal ich selbst konnte mir meine Fehler von vor sieben Jahren verzeihen und hasste mich für den fatalen Entschluss, den ich nach unserer Nacht im Baumhaus damals getroffen hatte. Ich hätte sie niemals gehen lassen sollen. Doch ich war schlichtweg zu feige. Zu feige, ihr meine Gefühle zu gestehen. Und vor allem war ich zu feige, mich gegen das aufzulehnen, was mein Dad – oder sein Verschwinden – aus mir gemacht hatte.

      »Zittert sie nachts immer, wenn sie aufwacht?«, wollte Annie nachdenklich von mir wissen und riss mich damit aus meinen Gedanken.

      Alarmiert blickte ich zu Gracey in ihren Armen. »Nicht dass ich wüsste. Zumindest hat mir Emilia bisher nichts davon erzählt«, meinte ich besorgt und hoffte, es war eine Ausnahme, dass sie heute Nacht zitterte. »Ist ihr vielleicht kalt? Oder hat sie Fieber?«

      Annie schüttelte den Kopf. »Scheint alles okay soweit. Ihre Temperatur hab ich bereits überprüft.«

      Ich war überrascht. Wie lange war sie schon wach und kümmerte sich um meine Prinzessin? Oder hatte ich so tief und fest geschlafen, dass ich durch das Schreien erst viel später aufgewacht war? »Irgendwas stimmt nicht mir ihr, glaube ich.«

      Annabelle blickte zu mir auf und ich bemerkte, dass sie überhaupt nicht müde aussah. Ihre Augen wirkten hellwach und fokussiert. Anders als meine vermutlich. »Schläft sie die letzte Zeit häufiger so schlecht?«

      Ich nickte. »Wir haben es bereits von einem Kinderarzt checken lassen. Es ist ungewöhnlich, dass sie ständig aufwacht und dann kaum noch zu beruhigen ist. Selbst als sie noch kleiner war, hatte sie weitaus länger durchgeschlafen.«

      »Vielleicht ist es nur eine Phase. Solange alles andere in Ordnung ist, gibt es keinen Grund sich Sorgen zu machen, Jonah.« Das hatte Emilia auch schon mal gesagt. Sogar der Kinderarzt hatte erwähnt, dass es nur eine Phase sein könnte und es bald von allein wieder besser würde. Doch das war das erste Mal, dass mich diese Worte tatsächlich ein wenig beruhigten. Wahrscheinlich weil sie von Annabelle kamen und ich wusste, ich konnte ihr vertrauen. Bei Emilia war das nicht immer so. Aus gutem Grund. Doch diesen kannte Annie bisher nicht.

      »Tut mir leid wegen vorhin«, flüsterte ich niedergeschlagen, als Gracey ruhiger wurde und ihr langsam müde die Augen zufielen, während sie in Annabelles Armen lag.

      »Schon gut. Ehrlich gesagt, ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Es ist dein Leben und deine Familie. Ich habe kein Recht, darüber zu urteilen. Und schon gar nicht habe ich das Recht, dir Ratschläge zu erteilen.« Annie versuchte zu lächeln. Doch man sah ihr an, wie schwer es ihr fiel.

      »Ich finde, eine beste Freundin hat