Sehenswertes
Evangelische Stadtpfarrkirche: Das Gotteshaus wurde um das Jahr 1200 auf dem Gelände des römischen Kastells und späteren Klosters errichtet. Von dieser ersten Bauzeit ist der untere Teil des mächtigen Kirchturms erhalten. Mitte des 15. Jh. entstand der die Kirche bis heute prägende, hoch aufstrebende gotische Chor, den Baumeister Endres Embhard d. Ä. 1461 vollendet hatte. Der würdevollen Schlichtheit des Äußeren entspricht eine unaufdringliche, eher nüchtern wirkende Architektur im Innenraum, die den Besucher nicht unbeeindruckt lässt; die Ausstattung stammt vorwiegend aus dem 18. Jh. Das Kruzifix des Kreuzaltars (1705) und die barocke Kanzel aus Nussbaumholz (1707) schuf Guiseppe Volpini aus Ansbach. Die steinerne Grabplatte des Ritters Paulus von Absberg zählt zu den schönsten gotischen Grabsteinen Süddeutschlands. Die Glasfenster im Chor schuf der bekannte Künstler Hans Gottfried von Stockhausen 1989. Am neu gestalteten Kirchenplatz steht das Mesnerhaus, ein ansehnlicher Fachwerkbau aus dem 17. Jh.
Storchenturm: Der Turm wurde um 1400 errichtet, 1450 teilweise abgetragen und 1749 für Wohnzwecke umgebaut. Heute bildet er mit seiner ungewöhnlichen Umgebung eines der liebenswürdigen Ensembles der Altstadt.
♦ Ecke Sonnenstraße/Bühringer Straße, Zugang bei der Metzgerei.
Färberturm: Der Turm, auch Diebs- oder Pulverturm genannt, bildet den Abschluss des Marktplatzes nach Süden (Weißenburger Straße). Der Färberturm ist Teil der ehemaligen Stadtbefestigung und wurde vermutlich im 14. Jh. gebaut (Besichtigung Di, Do und So 10-17 Uhr). Von oben (111 Stufen) bietet sich ein herrlicher Rundblick über die Stadt, das Seengebiet und das Altmühltal. Gegenüber dem Färberturm ist noch ein Rest des überdachten Wehrgangs erhalten. Er war Teil einer ausladenden Bastei, die einst das unsichere Eck der Mauer zur oft überschwemmten Altmühl hin absicherte. Das Weeberseck wird heute von der Stadt gehegt und gepflegt.
Rathaus: Der markgräfliche Oberamtshof am Marktplatz reicht noch weit in die Rathausstraße hinein. Der nach außen eher schmucklose Bau wurde 1621 aus zwei Bürgerhäusern errichtet. Im 18. Jh. wurde der Regierungssitz zu einem herrschaftlichen Schloss ausgebaut. Hier starb auch der „wilde Markgraf“ Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach 1757.
Stadtmuseum: Für kurze Zeit war es das Rathaus der Stadt, 1706 wurde es vom Gunzenhäuser Johann Wilhelm von Zocha, markgräflicher Obristbaumeister in Ansbach, für seinen Eigenbedarf erbaut. Das Adelspalais, ein dreigeschossiger Walmdachbau, birgt heute wertvolle Exponate der lokalen Volks- und Handwerkskunst .
♦ Rathausstr. 12. Mai bis 15. Okt. Di-So 10-12 und 13-17 Uhr, im Winter Di-Fr 13-17 Uhr, So 10-12 und 13-17 Uhr. Im Erdgeschoss befinden sich auch das Kulturamt und die Touristinformation.
Blasturm: auch unter dem Namen Ansbacher Tor bekannt und mit 33 m Höhe das „herausragende“ Wahrzeichen der Stadt. Hier öffnet sich nach Westen hin die Altstadt (Rathausstraße). Der Turm stammt aus dem 15. Jh., stürzte 1578 ein und wurde bis 1603 neu aufgebaut. Der wuchtige Renaissancebau erhebt sich auf einem quadratischen Untergeschoss, durch das eine spitzbogige Durchfahrt führt. Drei Wappen zieren die Südfassade (links der fränkische Rechen mit brandenburgischem Adler, in der Mitte das Markgrafenwappen, rechts das Gunzenhäuser Stadtwappen). Sein elegantes Aussehen erhält der Turm durch den umlaufenden Sims unterhalb des Obergeschosses und die zierliche Turmlaterne, die das schlanke Zeltdach krönt.
♦ In der Saison Do und So 11-12 Uhr.
Haus des Gastes: Das Haus gegenüber dem Blasturm (Dr.-Martin-Luther-Platz 4) wurde unter dem Ansbacher Fürsten Carl Wilhelm Friedrich 1749 als Gartenhaus im Hofgarten errichtet.
Judenverfolgung in Gunzenhausen
In der NS-Zeit erlangte die Altmühlstadt traurige Berühmtheit. Bereits 1934 kam es hier zu einem der ersten Pogrome in Deutschland), vier Jahre vor der sog. Reichskristallnacht. Ein Grund für die Vorreiterrolle der Gunzenhäuser Nationalsozialisten war das Interesse Julius Streichers für die Stadt an der Altmühl, in der sich über die Jahrhunderte hinweg eine bedeutende jüdische Gemeinde entwickelt hatte, wovon noch heute ein beachtenswerter jüdischer Friedhof zeugt. Julius Streicher, Herausgeber des NS-Hetzorgans „Der Stürmer“, hatte in einer Kampagne gegen den jüdischen Lehrer Kurzmann (1931) und gegen den jüdischen Bankier Gerst (1932) bereits frühzeitig den Nährboden für seine Aktivitäten im Raum Gunzenhausen geschaffen. Der ländliche Raum des südlichen Mittelfranken hatte es Streicher schon lange angetan. 1933 schrien die SA-Horden bereits ungeniert durch Gunzenhausens Straßen: „Lasst die Messer flutschen in den Judenleib! Blut muss fließen knüppelhageldick!“
Ian Kershaw schrieb in seinem Werk „Bayern in der NS-Zeit“ über das Jahr 1934: „Im überwiegend protestantischen Mittelfranken bildeten sich die radikalsten Formen des NS-Antisemitismus heraus. Unter dem Einfluss Streichers wurde oft erbarmungslos gegen die Juden vorgegangen. Obwohl auch hier bei den meisten Ausschreitungen die örtliche Parteileitung bzw. die SA, SS oder HJ die Regie führte, so zeigte sich doch, z. B. anlässlich des berüchtigten Gunzenhausen-Pogroms vom März 1934 - des schlimmsten Auswuchses von Judenhass vor der ‚Reichskristallnacht’ in Bayern - dass sich in extremen Situationen ein breiteres Publikum zu hysterischer Stimmung gegen die ansässigen Juden hinreißen lassen konnte.“
Spitalkirche Heiliggeist: Das Gotteshaus in der Spitalstraße geht auf eine Stiftung Burkhards von Seckendorff im Jahr 1352 zurück. Mit dieser Stiftung verwoben ist die Legende vom „Kreuz im Altmühltal“; danach soll der edle Ritter bei der Jagd seine Geliebte versehentlich getötet haben, weil er sie für ein Reh hielt. Aus Reue über seine Tat entschloss sich der Seckendorffer, so die Sage, zu der großzügigen Spende des Heiliggeist-Spitals und der Spitalkirche. 1761 erfolgte unter Johann David Steingruber ein Neubau im spätbarocken Stil. Im Innern der Kirche befindet sich das Hochgrab des Burkhard von Seckendorff, der 1365 starb. Er zeigt sich dem Besucher in voller Rüstung mit Gürtel, Schwert und Topfhelm. Sehenswert ist die Stuckdecke mit dem Wappen der Fürsten des Hauses Brandenburg-Ansbach. Besichtigung nach Anmeldung im Ev.-Luth. Dekanat möglich (Tel. 09831-884860). Das benachbarte ehemalige Spitalgebäude ist heute ein großzügig ausgestattetes Jugendzentrum. Ebenfalls in der Nachbarschaft erhebt sich der moderne Bau der Jugendherberge (→ Übernachten).
Wanderung auf den Spuren der Römer
Auf den Spuren der Römer im Burgstallwald von Gunzenhausen
Im Burgstallwald, der wie eine grüne Lunge in das Stadtgebiet von Gunzenhausen ragt, verläuft ein Trimm-dich-Pfad („Vita-Parcours“), der, wenn man sich beim Waldbad am Limes (Steintreppe) im Uhrzeigersinn einfädelt, in knapp 30 Min. an der Hensoltshöhe vorbei und über die Himmelsleiter zum Bismarckdenkmal führt. Der Weg wurde um 1900 aus den hier vorgefundenen Steinen des Limes und einer vor- und frühgeschichtlichen Ringmauer errichtet. Hier befindet sich auch der erste der drei römischen Wachttürme (4,7 x 6,3 m) des Burgstallwaldes.