Der Omega und das Tier. Jay Boss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay Boss
Издательство: Bookwire
Серия: Burg der Wölfe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969693254
Скачать книгу

      »Einen Scheiß machst du«, blaffte der Riese. »Nimm deine Pfoten von meiner Beute!«

      »Wenn du zu feige bist, knacke ich die Walnuss halt.« Der Alpha ließ Cian los und fummelte am Verschluss seines Gürtels herum. »Cathal, halt ihn fest. Das Ferkel bringe ich zum Quieken.«

      Der Kilt fiel und eine halb steife Rute kam zum Vorschein, in einem Nest drahtiger Haare. Sie roch noch schlimmer als der Mund, selbst auf die Entfernung. Cian versuchte, zurückzuweichen, aber der andere Alpha hielt ihn zu fest.

      »Hände weg!« Der Riese schlug die Hand des Stinkenden weg, als er nach Cian greifen wollte. »Meine Beute!«

      »Hol sie dir!«

      Knurren. Zähnefletschen. Genau wie eben. Panik rann durch Cians Körper. Und doch war da eine kalte, ruhige Stimme in seinem Hinterkopf. Eine Stimme, die flüsterte: Gut so. Mehr.

      »Fickt mich jetzt endlich jemand?«, brüllte Cian, so laut, dass es über das Wasser hallte. »Ihr elenden Feiglinge seid wohl nicht in der Lage, ein Ferkel zu stechen, wenn es gefesselt vor euch liegt! Die Alphas in meinem Rudel zögern nicht! Kein Wunder, dass sie euch die Ärsche aufgerissen haben!«

      »Kleiner, das waren deine letzten Worte.« Der Alpha, der ihn hielt, schlug die Zähne in seine Schulter. Cian schrie auf. Er spürte Hände an den Hüften. Der Mistkerl hob seinen Kilt.

      »Nein!«, brüllte Cian. »Bitte!«

      Ein Schlag ließ seinen Körper erbeben. Ein MacDonnell-Alpha rammte den Stinkenden zur Seite. Seine Zähne wurden schmerzhaft aus Cians Fleisch gerissen. Die beiden Krieger rollten über den Boden.

      »Mein!«, schrie einer von ihnen.

      Cian stolperte, ging zu Boden und fing sich, kurz bevor er ihnen hinterhergepurzelt wäre. Er krallte die Finger in eine Brombeerranke und sah erstaunt auf die Szene, die sich in der Böschung abspielte.

      Sie kämpften. Alle. Sieben Männer rangen miteinander, verbissen sich, verwandelten sich. Wasser spritzte, als einer den anderen in den Bach trieb. Sieben Wölfe, sieben Paar Reißzähne fochten im verschwindenden Nebel. Knurren, Reißen und Platschen erfüllte die Luft.

      Dann brach das Tier aus dem Gebüsch. Graues Fell, furchtbare Narben und ein Maul wie das Tor zur Hölle. Gigantische Muskeln unter zottigem Fell. Klauen wie Klingen. Schon sprang er auf den ersten Wolf und schlug die Zähne in seinen Nacken.

      Hör auf, zu starren, du Idiot, dachte Cian. Du bist frei. Lauf.

      Stolpernd und rutschend bewegte er sich rückwärts. Krabbelte keuchend die Böschung hoch. Lief. Über Moos und Steine, durch Farn und Gebüsch. In den finsteren Wald.

      Er kam nicht weit.

      Etwas traf seinen Rücken und begrub ihn unter sich. Klauen schlugen sich in seine Schultern. Heißer Geifer tropfte in seinen Nacken.

      Die Klauen verwandelten sich in Finger. Harte Finger, die seine Handgelenke packten und ihn herumrissen. Das wutverzerrte Gesicht des Sutherland-Riesen starrte auf ihn nieder.

      »Du kleiner Hexer«, knurrte er. Speichel floss über weiße Lippen. »Wie hast du das gemacht? Du dreckige Kröte. Was hast du uns angetan?«

      »Nichts!«, rief Cian. »Lass mich los!«

      »Das war Magie, richtig?« Die Augen des Riesen weiteten sich. »Ich erkenne Magie, wenn ich sie sehe. Du Dämon. Du hast uns verhext und jetzt ist Liam tot und der MacDonnell auch. Aber ich nicht. Ich werd dich ficken bis dein Arschloch reißt, und dann schlitze ich dir die Kehle auf.«

      »Hilfe!«, brüllte Cian. Er wand sich, zappelte, war hilflos. »Hilfe!«

      Ein Name schoss in sein Gehirn. Einer, den er schon im Traum geschrien hatte, unter ganz anderen und doch ähnlichen Umständen. Als er sich ebenfalls unter einem gigantischen Körper gewunden hatte.

      »Hilfe! Logan!«

      7. Logan

      Es war schnell vorbei. Es war völliges Chaos. Jeder kämpfte gegen jeden und der Gestank von Blut, Lust und Scheiße verpestete die Luft. Als Logan die letzte Kehle durchbiss, als der andere Wolf zuckend vor ihm in den Schlamm fiel, waren erst wenige Augenblicke vergangen. Warmes Blut benetzte seine Schnauze. Auf der Zunge schmeckte er Eisen und nasses Fell.

      Er verwandelte sich und sah sich um. Sieben Leichen lagen hinter ihm im Wasser, eine weitere vor ihm im Schlamm.

      »Eine zu wenig«, sagte er und lauschte. Hinter ihm murmelte die rote Strömung. Vor ihm lag der Wald. Er hörte dumpfe Kampfgeräusche. Schreie.

      Fast hätte er gelächelt. Da.

      Er packte ein herumliegendes Schwert und kletterte die Böschung empor. Nackt rannte er über Moos und Steine. Die Schreie kamen näher. So nah, dass er einzelne Wörter verstehen konnte.

      »Hilfe! Logan!«

      Seine Brust gefror zu Eis.

      Niemand kannte seinen Namen. Niemand wusste, wer er war. Nicht, seit sie sein Rudel ausgelöscht hatten. Warum rief Cian MacKay nach ihm?

      Er hätte umdrehen sollen. Wenn er den Schreien den Rücken zugekehrt hätte, hätte er sich eine Menge Ärger erspart. Aber er tat es nicht.

      Cian lag unter einem riesigen Sutherland, brüllte und schlug um sich, aber er hatte keine Chance. Die Oberschenkel seines Angreifers drängten seine Beine auseinander. Der Sutherland packte seine eigene Rute, bereit, zuzustoßen. Logan sah seinen haarigen Arsch unter dem Kilt.

      »Dämon«, keuchte der Sutherland. »Dir fick ich die verrottete Magie aus dem Leib und dann schlitze ich dich auf, von oben bis unten.«

      »Nein, bitte!« Tränen rannen über die Wangen des Kleinen. »Ich bin kein Dämon.« Er stockte, als er Logan erblickte, über die Schulter seines Angreifers hinweg. Die Katzenaugen weiteten sich.

      Logans Schwert fuhr in den Rücken des Sutherland, direkt unter dem Schulterblatt, und durchbohrte sein Herz. Der Mann erstarrte. Blut färbte sein Hemd.

      Stich tiefer und du durchbohrst auch den Kleinen, flüsterte die Angst in Logan. Er kennt deinen Namen.

      Aber er war kein Sutherland und dazu noch ein Omega. Und er sah Logan an. So entsetzt, dass Logan sein Schwert aus dem Rücken des Sutherland riss und ihn zur Seite trat. Herunter von dem blonden Jungen. Der zerzaust und breitbeinig im Moos saß, so schön, dass die Sonne einen Moment lang hinter den zerrissenen Wolken hervorschaute und seine Haare vergoldete.

      »Ich wusste, dass du kommst«, flüsterte der Junge. »Ich habe dich gespürt.«

      Logans Schwerthand verkrampfte sich.

      Magie!, schrillte die Panik in seinem Kopf. Das muss Magie sein!

      Er packte den Kleinen am Kragen und riss ihn hoch. Hektischer Atem streifte seine Lippen. Er roch die Angst des Jungen. Todesangst.

      »Woher kennst du meinen Namen?«, knurrte Logan.

      »Ich weiß nicht«, flüsterte der Junge.

      Er leckte sich die Lippen und Logans Wolf knurrte beim Anblick der nassglänzenden Haut laut auf. Fast hätte er den Goldenen ins Moos geworfen und zu Ende gebracht, was der Sutherland angefangen hatte. Er schüttelte sich. Verjagte Bilder, in denen er seinen Prügel in den nassen Mund des Omegas drängte.

      »Sag mir, woher du ihn kennst.« Logan packte den Jungen fester. Seine Schwertspitze berührte Cians Bauch. Der zuckte zusammen. »Oder du bist so tot wie dieser Alpha.«

      »Aber ich weiß es nicht.« Tränen rannen über gerötete Wangen. Und aus geröteten Nasenlöchern. Cians ganzer Körper bebte. Wie konnte er dabei nur so entzückend aussehen? »Ich weiß es wirklich nicht.«

      »Bist du ein Hexer?«, brüllte Logan und schubste Cian gegen den nächstbesten Baumstamm. Der Junge schrie auf und ging in die