Der Omega und das Tier. Jay Boss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay Boss
Издательство: Bookwire
Серия: Burg der Wölfe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969693254
Скачать книгу
war eins dieser Alpha-Rituale, von denen Cian bisher nur gehört hatte. Ein Kampf auf die alte Art. In Wolfsform, obwohl Schwerter schneller und effizienter waren.

      Das Knurren der Bestien strich über die Böschung, streifte Cians nackte Beine. Er wurde nur noch von zwei Alphas gehalten und schaffte es, sich soweit zu drehen, dass er alles beobachten konnte. Übelkeit stieg in ihm auf. Die Lautstärke stieg, die Augen der Anwesenden wurden starr.

      Der hellgraue Wolf fletschte die Zähne und schnappte nach dem Dunklen. Der wich aus. Der Hellgraue setzte nach, erwischte die Schulter seines Gegners. Fleisch riss. Der Dunkle jaulte und warf sich herum. Rutschte im Schlamm aus, was der Hellgraue nicht erwartet hatte. So wurde er mitgerissen.

      Zwei haarige Körper rollten die Böschung hinab. Wasser spritzte. Nasses Fell blitzte auf, Reißzähne schnappten. Hektisches Atmen erklang und dann ging alles viel zu schnell. Ein Wirbel aus Wasser, Krallen und Beißen explodierte und dann färbte der Bach sich rot. Ein ekelhaft nasses Geräusch ertönte. Blut schoss in die Strömung.

      Jubel ertönte ringsum. Die MacDonnells. Die Sutherlands sahen mit steinernen Mienen zu, wie der dunkle Wolf davontrieb. Langsam, mit weißen Augen und einem erstarrten Lächeln im Maul. Der Hellgraue erhob sich. Wurde zu einem nackten Mann mit roten Haaren und einem sorgfältig gestutzten Bart.

      Der Bock lächelte. Wasser rann über seinen nackten Körper, verfing sich in seiner Körperbehaarung, tropfte von seinem baumelnden Gemächt. Nicht nur Wasser. Verwundert schaute der Bock an sich herunter. Zuckte, als er das Loch in seinem Bauch bemerkte. Die Gedärme, die heraushingen, glänzend wie Schlangen. Er keuchte. Krümmte sich und schrie.

      Krallenhand muss ihn mit dem Hinterlauf erwischt haben, dachte Cian.

      Galle drängte seinen Hals hoch. Würgend erbrach er sich, immer noch zu Boden gepresst von den beiden Alphas. Er erstickte fast, als es sauer durch seine Nase schoss. Hinter sich hörte er das Brüllen des Bocks. Wasser platschte. Die Luft war erfüllt von Blut und Moder.

      Das Brüllen schien ewig weiterzugehen. Als das Wasser aufhörte zu spritzen, hatte Cian seinen gesamten Mageninhalt in den Schlamm geleert und schluchzte nur noch. Tränenüberströmt wandte er den Kopf und sah den Bock im Wasser zucken. Einer seiner Verwandten erbarmte sich schließlich. Mit harter Miene packte der MacDonnell sein Schwert und kletterte zum Ufer hinunter. Die Klinge stieß in die Brust des Bocks und sein Körper erschlaffte. Die Strömung färbte den Schlamm rot.

      Cian schluchzte.

      Das wollte ich nicht, dachte er. Das wollte ich ganz bestimmt nicht.

      »Und jetzt?«, fragte einer der Alphas. Ein MacDonnell. »Sie sind beide tot. Was machen wir nun?«

      Weiße, harte Mienen wandten sich Cian zu. Es waren noch sieben Alphas. Fünf standen, zwei hielten Cian fest. Zu viele, um ihnen zu entkommen.

      Einer der Sutherlands spuckte aus. »Jetzt ficken wir den kleinen MacKay so blutig, dass er daran verreckt.«

      Cian wand sich, stemmte die Füße in den Schlamm und versuchte, den Klauen der Alphas zu entkommen. Es war sinnlos.

      »Vorher sollten wir von der Brücke weg.« Einer der Alphas sah sich um. »Der Nebel verzieht sich. Nicht, dass noch einer vorbeikommt und uns sieht. Die MacKays dürfen nicht gewarnt werden.«

      »Die MacKays werden nicht wissen, was sie erwischt, wenn wir ihre Burg stürmen.« Ein großgewachsener Sutherland rieb sich den Mund. »Und wer zum Mond soll vorbeikommen, auf diesem Weg? Hier ist niemand.«

      »Das Tier lebt in diesem Wald«, sagte einer von ihnen. Cian sah ein winziges Zucken in seinem Kiefer. Hatte er etwa Angst vor dem Tier?

      »Das Tier hat keine Chance gegen uns«, herrschte der Sutherland-Riese seinen Kameraden an. »Wir sind zu siebt!«

      »Ja.« Der andere schluckte sichtbar. »Natürlich. Wir sind zu siebt.«

      Wachsam sahen sich nun alle um. Alle sieben. Waren es wirklich zu viele, als dass das Tier sie bezwingen könnte? Es hatte unbesiegbar gewirkt. Stärker als jeder, den Cian je gesehen hatte. Nicht wie ein Wolfswandler. Wie ein Wolf, der sich die Menschenhaut nur übergestreift hatte.

      »Ja.« Ein MacDonnell räusperte sich. »Trotzdem. Wir sollten wachsam sein. Eben beim Kampf haben wir nicht aufgepasst. Er hätte uns einfach von hinten aufschlitzen können.«

      Schade, dass er es nicht gemacht hat, dachte Cian. Angst kroch in seine Glieder. Wer war er, dass er solche Gedanken hatte? Sicher nicht Cian MacKay.

      In diesem Moment spürte er es. Als würde ein Geist durch ihn treten. Etwas Warmes breitete sich in ihm aus, wie das Blut im Wasser des Baches.

      Er spürte IHN.

      Er ist hier, dachte er. Sein Herz hämmerte. Das Tier war nah.

      Irgendwo hinter den dunklen Baumstämmen schlich seine Rettung heran. Er spähte durch die Ginsterbüsche auf der anderen Seite des Ufers, sah aber nichts. Nur Dunkelheit und Dornen. Und doch wusste er, dass der verbrannte Riese da war.

      Er beobachtet uns, dachte Cian. Er braucht nur eine Gelegenheit, dann schlägt er zu. Und ausgerechnet jetzt waren die blöden Sutherlands und die dummen MacDonnells so wachsam.

      »Hauen wir ab«, sagte der Riese. Offenbar war er jetzt an der Macht, wo die anderen beiden tot waren. »Und nehmt den kleinen Prachtarsch mit. Ich ficke ihn, sobald wir außer Sichtweite sind.«

      Diesmal protestierte niemand. Schade. Hätten sie jetzt gestritten, hätte das Tier die Gelegenheit gehabt, ihnen die Kehlen aufzuschlitzen.

      Cian wurde auf die Beine gezerrt. Hungrige Blicke betrachteten ihn.

      »Keine Sorge, kleiner Auerhahn.« Die Hand des Riesen verirrte sich unter Cians Kilt und tätschelte seinen Hintern. »Gleich werden deine Backen gespalten.«

      Cian schnappte nach Luft. Nein. Nein, das wollte er nicht. Und doch war da diese winzige Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte, wie abgelenkt die Alphas sein würden, wenn sie ihn schändeten. Wie leicht es für das Tier sein würde, sie umzubringen.

      Ja, und Jaxson würde mich verstoßen, wenn ich beschmutzt bin, dachte er. Ein großartiger Plan.

      Aber sie würden ihn ohnehin schänden. Und dann, wenn sie mit ihm fertig waren, würden sie ihn umbringen. Er hatte zu viel gehört und er war ein MacKay. Cian schluckte trocken. Schaffte es, den Mund zu öffnen, obwohl seine Zunge gefroren vor Angst war.

      »Ich wette, das Tier würde es gleich hier tun«, krächzte er.

      »Was laberst du?«, fragte einer der Alphas, die ihn hielten. »Vorwärts.«

      »Das Tier hätte keine Angst, mich gleich hier zu stoßen«, sagte Cian, so laut, dass alle es hören konnten. Panik flatterte in seinem Magen. »Ich wette, der würde sich nicht im Wald verkriechen wie ihr Feiglinge. Das Tier würde mich hier in den Schlamm drücken, meinen Kilt heben und seinen Prügel in mich rammen bis ich schreie.«

      Oh Mond, die Sprache, die er benutzte. Beinahe hätte er sich noch einmal übergeben. Und er wusste nicht einmal, ob sein Plan funktionierte.

      »Halt die Fresse, Bückling!«, herrschte der Riese ihn an. »Wer bist du, dass du uns Feiglinge nennst?«

      »Ich bin Cian MacKay.« Er legte alle Würde in diese Worte, die er aufbringen konnte. »Der älteste Sohn des Rudel-Chiefs. Und wer mich schänden will, sollte die Eier haben, es hier und jetzt zu tun.« Er wandte sich zu einem der Alphas um, der ihn hielt. Dessen Atem stank wie eine verwesende Ratte. »Traust du dich? Dein Anführer ist offenbar zu feige. Komm, ich spreize die Schenkel für dich, dann geht es ganz leicht.«

      Und woher wusste er das jetzt? Nun, natürlich hatte er den Erzählungen der anderen Omegas gelauscht. Aber als anständiger Junge hatte er sie anschließend selbstverständlich vergessen. Hatte er zumindest gedacht.

      Panisch sah er, wie Hunger in den Augen des stinkenden Alphas aufglomm. Der Mief aus seinem Mund wurde stärker, als er schneller