Liebe mich nicht-Hasse mich nicht Duett. Jessa James. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessa James
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783985229390
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war ziemlich brutal.

      Als die Kunden in den Laden zu strömen beginnen, kümmere ich mich darum, die Cocktailbestellungen der Tische zu mixen, da ich keine Lust habe, herumzustehen und mit den Gästen zu plaudern. An Tagen wie heute mache ich diese Arbeit sehr gerne, denn dadurch habe ich so gut wie keine Zeit zum Nachdenken.

      Maia und Alice bringen die Bestellungen vorbei und ich muss die Getränke zubereiten. Den Großteil der Cocktailrezepte kann ich auswendig. Es ist beinahe wie am Fließband, verschiedene Varianten der gleichen sechs oder sieben Drinks.

      Ich mache das fast vier Stunden lang, wobei ich die Zeit zwischen den Bestellungen nutze, um die Geschirrspülmaschine unter der Theke laufen zu lassen und den Alkohol in den Regalen aufzufüllen.

      Erst als Gunnar hinter mich tritt und mir auf beide Schultern klopft, halte ich inne, um mich umzusehen. Die Bar ist ruhig, was für einen Sonntagabend ziemlich normal ist.

      „Du kannst gehen“, meint er. „Ich werde auch gleich eines der Mädels nach Hause schicken. Ich weiß, der Laden war gestern Abend proppenvoll. Du hast wahrscheinlich nicht viel Schlaf bekommen, hm?“

      „Mir geht’s gut.“ Doch selbst als ich das sage, verspüre ich den starken Wunsch zu gehen. „Eigentlich… yeah. Ich möchte heute früher von hier verschwinden.“

      „Ich wusste es“, sagt Gunnar. „Ich bin Hellseher.“

      „Bist du dir sicher, dass du klarkommst?“, frage ich, während ich mir über den Hinterkopf reibe.

      „Yeah“, bestätigt Gunnar fröhlich. „Ich habe alles unter Kontrolle.“

      Ich klopfe ihm auf die Schulter und laufe zum Hinterzimmer. Ich tausche meine Barkeeperschürze gegen meinen Hoodie aus, schnappe mir meinen Rucksack und gehe dann zur Eingangstür.

      Inzwischen ist es offiziell dunkel. Ich laufe zum Strand, der nur einen Block entfernt liegt. Auch wenn ich nicht viel vom Ozean sehen kann, bewirken die salzhaltige Luft und das Geräusch der Wellen wahre Wunder. Ich mache einen tiefen, beruhigenden Atemzug.

      Auf einem kleinen Pfad laufe ich zum Strand hinab, während ich meinen Gedanken nachhänge. Ich spüre mein Handy in meiner Tasche vibrieren. Es ist das erste Mal an diesem Abend, dass ich es spüre.

      Ich ziehe es heraus und bemerke, dass ich einige SMS von Emma verpasst habe.

       Hey! Was machst du gerade?

       Willst du lernen?

       Schlüpfe gleich in meinen Pyjama, wenn du mir nicht zurückschreibst…

      Die letzte Nachricht ist erst eine Minute alt. Ich sehe ein Bild von ihr in ihrem Pyjama vor meinem inneren Auge, das mir von Anfang dieser Woche ins Gedächtnis gebrannt ist.

      Ich weiß, ich darf meine Gedanken nicht in diese Richtung wandern lassen, aber ich komme einfach nicht dagegen an. Ich lächle leicht vor mich hin, während ich ihr texte.

       Ich bin hier. Komme gerade von der Arbeit. Es ist noch nicht zu spät zum Lernen, oder?

      Einige Sekunden später erhalte ich meine Antwort.

       Nö. Willst du herkommen?

      Das möchte ich wirklich, wirklich gerne tun. Aber ich schreibe nur zurück: Okay. Bin in 5 Minuten da.

      Ich laufe zu ihrem Haus, das nur eine Handvoll Blocks vom Strand entfernt liegt. Es ist ein winzig kleines Haus, das in Babyblau gestrichen ist, und kaum genug Platz für zwei Schlafzimmer bietet. Kein nennenswerter Garten, nur Sand umgeben von einem weißen Lattenzaun.

      Als ich mich dem Haus nähere, sitzt Emma auf der Veranda und liest in einem riesigen Buch. Ihre dunklen Haare sind wie eine Krone um ihren Kopf geflochten und ihre langen Beine sehen in ihren kleinen, kurzen Shorts hübsch gebräunt aus. Sie hat ein zu großes pinkes Shirt an, aber keine Schuhe, und sie hat es sich auf einem großen grauen Papasansessel gemütlich gemacht.

      Das ist wirklich eine fürchterliche Idee, sagt eine Stimme in meinem Hinterkopf. Nur ein Blick auf sie und ich fühle mich bereits verdammt schuldig. Aber ich schiebe die Stimme beiseite und trete durch das quietschende Tor des weißen Lattenzauns.

      Emma schaut auf und lächelt, ihre blauen Augen blicken mich warm an.

      „Hey“, begrüßt sie mich.

      „Unterbreche ich etwas?“, frage ich und nicke zu ihrem Buch.

      Sie klappt es zu und schüttelt den Kopf. „Ganz und gar nicht. Ich habe ohnehin nach irgendeinem Grund gesucht, kein Grundstücksrecht mehr lernen zu müssen.“

      „Mmm“, mache ich. Ich schaue auf den leeren Stuhl neben ihr, auf dem sich einige weitere Bücher stapeln. „Kann ich mich setzen?“

      „Jepp.“ Sie zieht alles von dem Stuhl und stapelt die Bücher ordentlich auf dem Boden. „Mach es dir bequem. Möchtest du etwas trinken?“

      Ich setze mich und bin mir meiner selbst plötzlich ziemlich bewusst. Bei dem Stuhl handelt es sich um einen einfachen Holzstuhl und er ist zu klein für meinen großen Körper. Ich nehme meinen Rucksack von meiner Schulter und stelle ihn auf den Boden. „Oh… ne.“

      „Ich habe Wein“, sagt sie mit nachdenklicher Miene. „Ein paar Flaschen, die Asher vorbeigebracht hat. Pinot noirs, glaube ich.“

      „Nein danke. Ich bin immer noch damit beschäftigt, das Komasaufen vom Freitagabend vollständig hinter mir zu lassen“, erwidere ich und schneide eine Grimasse. „Du kannst aber gerne etwas trinken, wenn du möchtest.“

      Sie winkt mit der Hand ab. „Nicht nötig. Hast du deine Bücher mitgebracht?“

      „Jepp.“ Ich ziehe den Reißverschluss meines Rucksacks auf und die Naturwissenschafts- und Mathevorbereitungsbücher für den GED heraus. „Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll.“

      „Hast du einen Lernplan? Dass du an bestimmten Tagen in der Woche bestimmte Fächer lernst? Oder…“

      Mein verlorener Gesichtsausdruck reicht, um ihren Wortschwall zu stoppen. Ich schüttle den Kopf. Diesbezüglich bin ich völlig ahnungslos. Das ist kein angenehmes Gefühl.

      „Okay“, sagt sie. „Das ist keine große Sache. Ich denke allerdings, es wäre das Beste, wenn wir ein Lernsystem aufstellen.“

      Ich neige meinen Kopf. „Wenn du das meinst.“

      Emma lächelt mich an. „Das meine ich. Lass mal sehen… wie viele Tage stehen dir zum Lernen zur Verfügung und für wie lange?“

      Sie streckte ihre Hand aus und nimmt mir das Mathebuch ab. Dabei streift ihre Hand meine. Ich schlucke und bemühe mich, mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich kein Middle School Schüler mehr bin und dass das hier keine Seifenoper ist. Hier läuft kein scharf-auf-den-Tutor Ding.

      Ich rutsche auf meinem Stuhl herum und zwinge meinen Körper dazu, den Wünschen meines Gehirns zu gehorchen.

      „Vermutlich zwei Abende pro Woche, ein oder zwei Stunden?“, antworte ich.

      Sie sieht von meinem Buch auf und beißt sich auf die Lippe. „Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass du drei Tage schaffst? Und zwei Stunden machst? Das wäre wirklich ideal.“

      Ich zögere, dann schüttle ich den Kopf. „Ich glaube nicht. Zumindest in Bezug auf die Anzahl der Tage. Ich muss das Cure schmeißen und ich muss mindestens ein paar Mal pro Woche surfen gehen. Ansonsten springe ich wirklich schnell jemandem an die Gurgel.“

      Sie sieht leicht verblüfft aus, aber zuckt nur mit den Achseln.

      „Okay. Dann dauert es wahrscheinlich… eineinhalb oder zwei Monate“, meint sie, wobei sie durch das Buch blättert. „Ich hoffe, du kannst eine Menge Stoff in dein Gehirn stopfen.“

      „Nun, es hilft, dass die Prüfungen