25.
1. Ihr Herren Kaiser leiht mir in Geduld euer heiliges Gehör, um Euren Gnaden alles, was wir versprechen, darzulegen. Warum Gott das heißt Gottes Sohn, die Menschwerdung auf sich nahm, wird in kurzer und richtiger Weise Eurer Frömmigkeit erklärt. Als Gott den ersten Menschen, das heißt Adam, nach seinem Bilde erschuf, hat er ihm eine bestimmte Anordnung von Geboten gegeben. Er verlor durch das Weib, das heißt Eva, getäuscht infolge der Überredung des Teufels, die ihm versprochene Würde und Herrlichkeit. Es war ein Baum im Paradiese, welcher die Gunst der von Gott verheißenen Belohnungen eingebüßt hatte. 2. Aus dem Schlamm der jungfräulichen Erde ward der Mensch erschaffen. Denn noch nicht hatte es, wie die Schrift sagt, auf der Erde geregnet. Durch Übertretung der Gebote Gottes schlug er das Menschengeschlecht in die Fesseln der Sterblichkeit. All das mußte neu gebildet und gebessert werden, und die Neubildung der Abstammung mußte die Anfänge neu bilden. Aus dem Schlamm der jungfräulichen Erde geschaffen verlor Adam durch eigene Übertretung das versprochene Leben. Durch die Jungfrau Maria und den Heiligen Geist ward Christus geboren und er erhielt Unsterblichkeit und Reich zurück. Der Baum, das Holz, bot den Getäuschten verderbliche Speise dar; das Holz des Kreuzes stellte das Leben mit seinem unsterblichen Gefüge wieder her. Adam hat Gott verachtet; Christus hat Gott gehorcht. So hat Christus durch göttliche Anordnung gefunden, was Adam verloren hat. Denn viele Zeit nachher vereinigte sich in den letzten Zeiträumen, das heißt fast in der letzten Woche der Jahrhunderte, das Wort Gottes mit einem menschlichen Leibe, um den Menschen zu erlösen, um den Tod zu besiegen, um die Schwachheit des menschlichen Leibes mit göttlicher Unsterblichkeit zu verbinden. Denn was hätte die große Schar der Heiligen machen können? Welche Hoffnung des Heiles blieb ihnen? Welchen Lohn für Verdienste gab es, wenn unter einem und demselben Schicksalslose auch sie mit unüberwindlichen Schlingen der Sterblichkeit gefesselt gehalten würde. Nichts hätten sich Abel, nichts Enos, nichts Noe, nichts Sem, nichts Abraham, nichts Isaak, nichts Jakob von der Barmherzigkeit und Majestät Gottes versprechen können: auch sie hätten nach solch verdienstvollem Glauben allen andern gleicherweise beigeteilt dahinziehen müssen; alle Heiligen Gottes hätte ein schlimmer Tod getroffen, und keinen Lohn hätte die Frömmigkeit bei Gott, wenn ein und dasselbe Todeslos alle verschlingen würde. 4. Aber Gott hatte dem Abraham ein Reich glänzender als des Himmels Sterne versprochen. Deswegen empfing, aus dem Geschlechte Abrahams entstammend, Maria, die Jungfrau Gottes, damit die Nachkommenschaft der oben genannten Männer mit dem Band unsterblicher Gemeinschaft verbunden würde, damit das Menschengeschlecht so durch einen Menschen und zugleich durch Gott in gleichmäßig geschaffenem Bündnis zum Reich der Unsterblichkeit durch das Verdienst des Gehorsams gelange. Da wir nun, allerheiligste Kaiser, aufmerksamem Gehör Genüge geleistet, wollen wir das Weitere behandeln,40 , ob vielleicht auch so eine Sühnerede den Schmutz besudelter Ohren säubern könnte.
26. Symbol des Dionysos
1. Es folgt noch ein anderes Symbol, welches als großes den leichtgläubigen Ohren elender Menschen überliefert wird: der Stier Vater des Drachens und der Drache Vater des Stiers. Nun hast du einmal, Teufel, uns die Merkmale deines befleckten Namens verraten, nun einmal den ruchlosen Namen mit eigenen Worten gestanden. Ich weiß, wer du gewesen bist, was du versucht hast, ich weiß, was arglistige Überredung zu deinen Freveln getan. Das war es, was du der Eva bei ihrer Verführung nachdrücklich versprachst, als du ihr sagtest: „Ihr werdet sein wie Götter“. Damals schon hast du dir und den Deinigen Tempel verschafft. Heiligtümer gemacht und mit ruchlosen Zeremonien den abscheulich vergifteten Mund geweiht. 2. Du schleichst in den Tempeln, nährst dich vom elenden Blut geschlachteter Opfertiere; nicht fehlt deinen Giftsäften Blut noch halbverbrannte Teile von verbrannten Leibern, du hast dich auch mit Blut von Menschenopfer blutig gemacht, und durch das Blut des Latiarischen Tempels oder durch den Altar von Karthago wurden deine Raserei und dein vergifteter, ausgetrockneter Schlund genährt. Wenn du das tust, prahlst du, du würdest den elenden Menschen nützen, um sie durch deine Grausamkeit zugrunde zu richten, durch deine Überredung zu täuschen, durch dein Versprechen zu vernichten. So sorgst du für die Deinen, Mörder! Fliehet, o ihr elenden Menschen, fliehet und gebet diese böse Berührung mit größtmöglicher Geschwindigkeit auf. Ein Drache ist es, der verehrt wird; er kann nicht verborgen bleiben, er hat selbst die Eigentümlichkeit seines Namens bekannt, dem Schuldigen folgt auf das Bekenntnis die Strafe. 3. Höret, was der heilige Prophet auf göttlichen Antrieb hin verkündet. Folgende Weissagung des Isaias hat uns der Glaube überliefert; es heißt nämlich: „An jenem Tage wird Gott sein heiliges, großes und starkes Schwert schwingen über den Drachen, die große und gekrümmte Schlange, und den Drachen töten“. Der Wille Gottes kommt einer vollbrachten Tat im Wesen gleich: das Urteil lautet auf den Tod des Drachen; was Gott gesagt hat, ist geschehen. Das ist ein Trost für den dem Tod geweihten Drachen, daß eine zahlreiche Schar Verlorener sein Verderben mitmacht. Wenn ihr seinen Todestag erforscht, er ward damals getroffen, als er den Gottmenschen sah, als uns die Gottheit Christi erschienen ist. 4. Seit jenem Tag muß der, welcher der Anweisung dieser Schlange folgt mit der Schlange sterben. Diese Götter, die ihr verehrt, hat er selbst erdichtet, er selbst ersonnen. Wenn euer Sinn hartnäckig auf diesem Irrwahn beharrt, werdet auch ihr gleicherweise mit euren Göttern brennen, so daß alles, was eure Lehrmeister an göttlicher Strafe verdient haben, infolge des Gemeinschaftsbandes auch auf euer Verderben ausläuft. Glaubt mir, nichts hat der Teufel unterlassen, was den elenden Menschen schwächen oder verderben könnte. Deswegen hat er sich in vielfacher Abwechslung in alle möglichen Gestalten verwandelt, deswegen sich mit verschiedenartiger Schlauheit gestaltet, um durch mannigfache und vielfache Arglist die Menschen zu fangen und zu verderben.
27. Nichtigkeiten der Götzen
1. Sein Kult sollte nach der Anordnung des verlorenen Folterers – o Verruchtheit –immer wieder durch das Holz erneuert werden; er wollte, weil er wußte, daß das Leben des Menschen, geheftet ans Kreuzesholz, mit dem Gefüge ewiger Unsterblichkeit umgeben werde, die dem Verderben geweihten Menschen durch Nachäffung mit einem Holz täuschen. Bei dem phrygischen Kult, welchen man den der Göttermutter nennt, wird jedes Jahr ein Fichtenbaum gefällt, und mitten auf den Baum wird das Bild eines Jünglings gebunden. Bei dem Kult der Isis wird von einem Fichtenbaum der Stamm abgehauen. Der mittlere Teil dieses Stammes wird tief ausgehöhlt, dort wird die aus Holzstücklein gemachte Statue des Osiris beigesetzt. 2. Bei dem Kult der Proserpina wird ein Baum gefällt und in die Gestalt und Form einer Jungfrau gebracht, und wenn er in die Stadt hereingetragen worden ist, wird er vierzig Nächte hindurch beklagt, in der vierzigsten Nacht aber verbrannt. Doch auch jene anderen Hölzer, von denen ich gesprochen, verzehrt ein ähnliches Feuer. Denn nach einen Jahr verzehrt die Flamme auch den Stoß dieser Hölzer. Du hast dich geirrt,