Dieses Buch will dir helfen, das Gewicht der Seele zu vergrößern.
Bevor ich beschreibe, wie das gehen soll, muss ich dir noch etwas sagen: Ich bin Pastor. Ich glaube an Gott. Nicht nur von Berufs wegen, sondern tatsächlich. Und darum gehe ich davon aus, dass Gott etwas mit dem Gewicht unserer Seele zu tun hat.
Genauer gesagt glaube ich, dass Jesus Christus etwas mit dem Gewicht unserer Seele zu tun hat.
Ich weiß nicht, ob du meinen Glauben teilst. Wenn nicht, bist du jetzt vielleicht drauf und dran, dieses Buch wieder wegzulegen.5 Doch solltest du dich entscheiden weiterzulesen … ich glaube, dann kann ich dir zusagen, dass du für dein Leben profitieren wirst, auch wenn du dem christlichen Glauben am Ende immer noch skeptisch gegenüberstehst.
Ich werde gleich in ein paar kurzen Sätzen erklären, was die Grundlage meines Glaubens und dieses Buches ist, aber dann werde ich auf den restlichen Seiten einfach so tun, als seien wir beide einer Meinung. Du entscheidest selbst, wie du mit dem umgehen willst, was du liest. Du wirst dabei ein paar Dinge über das Christentum lernen. Ein paar Dinge, die dir so bisher gar nicht bewusst waren. Und du wirst feststellen, wie direkt vieles, was Jesus tat und sagte, mit dem alltäglichen Leben eines Menschen im 21. Jahrhundert zu tun hat.
Also – zur Grundlage meines Glaubens und dieses Buches:
Ich glaube, dass diese Welt und das Leben seinen Ursprung in Gott hat. Ich glaube, dass stabiles und echtes Leben aus einer Beziehung zu diesem Gott entsteht. Und ich glaube, dass er in Jesus Christus Mensch wurde, um uns zu zeigen, wie er ist – um uns zu zeigen, wie Menschsein funktioniert – und um uns zu ermöglichen, tatsächlich so zu leben.
Darum ist Jesus Christus auf den nächsten 270 Seiten das Vorbild für alles, was dieses Buch beschreibt. Er ist quasi der Prototyp des Menschen.
Dieses Buch hat das Ziel, dir zu helfen, innere Stärke und Charakter zu entwickeln, und zwar einen Charakter, der dem von Jesus ähnlich ist.
Der dem von Jesus ähnlich ist!
Meine Überzeugung ist also: Ein Mensch mit einem von Jesus Christus geprägten Charakter ist ein Mensch, dessen Seele Gewicht hat und der innen hält, was er außen verspricht. Doch Charakter entwickelt sich nicht von selbst. Charakter muss geformt werden. N. T. Wright6 drückt es auf seine unnachahmlich kluge wie einfache Art so aus:
„Mit dem Charakter ist es wie mit einem lustigen Gesicht, das eine Kinder-Fleischwurst von vorne bis hinten durchzieht. Es ist nicht nur außen aufgedruckt. Wo man die Wurst auch anschneidet, immer kommt das Gesicht zum Vorschein. (…) Der menschliche ‚Charakter‘ ist in diesem Sinne das Denk- und Handlungsmuster, das jemanden durchdringt. Wo du eine Person mit Charakter auch ‚anschneidest‘, immer kommt dieselbe Person zum Vorschein. (…) Der Punkt, um den es geht, ist dieser: Ich weiß im Grunde gar nicht, wie die Wurst mit dem Gesicht hergestellt wird, doch eine Fleischwurst hat normalerweise kein lustiges Gesicht. Irgendjemand hat es erzeugt. So entstehen auch die Charakterstärken, auf denen Jesus und seine Nachfolger als den entscheidenden Zeichen eines gesunden christlichen Lebens bestehen, nicht automatisch. Man muss sie entwickeln.“7
Das klingt nach Arbeit. Steine schleppen. Doch es ist Arbeit, die sich lohnt. Denn ich kenne keine Persönlichkeit, die der des Jesus von Nazareth auch nur annähernd vergleichbar wäre, und ich bin überzeugt, dass es das Ziel menschlichen Lebens ist, ihm ähnlicher zu werden8.
Noch etwas solltest du wissen. Ich bin Pastor, und zwar Pastor einer jungen Kirche, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Glauben auf eine Art und Weise zu kommunizieren und zu leben, dass er für eine postmoderne und weitgehend „entkirchlichte“ Generation relevant wird. Ein Merkmal dieser Kirche ist zum Beispiel, dass die Gottesdienste der CityChurch9 (so heißt sie) in einem Multiplexkino stattfinden.
Vor einiger Zeit haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir den Leuten – und damit meinten wir auch uns selbst – helfen können, dass der Glaube wirklich im Alltag ankommt und tatsächlich das Leben verändert, Persönlichkeit entwickelt, Charakter prägt, der Seele Gewicht gibt. Was uns beim Überlegen geleitet hat, war die Überzeugung:
Es muss einfach sein.
Und es muss im normalen alltäglichen Leben stattfinden.
Wir haben keine Zeit (und irgendwie auch keine Lust) für irgendwelche volkshochschulähnlichen Seminare zu allen möglichen Themen, wie man als Christenmensch nun dies und jenes macht, damit das Leben gelingt.
Das Leben ist wirklich schon anstrengend genug.
Über den Zeitraum von gut einem Jahr haben wir deshalb die LebensMuster entwickelt. Es sind neun einfache Bilder. Neun Wege, um dem Leben Tiefe zu verleihen. Neun Muster, die wir uns bei Jesus abgeschaut haben und die leicht auf das Leben übertragbar sind. Inspiriert wurden wir von den Life-Shapes10, die Mike Breen entworfen hat. An dieser Stelle gebührt unser Dank darum dem Autor dieser sehr gelungenen Vorlage, die wir für unseren Kontext etwas verändert und – so bilden wir uns natürlich ein – verbessert haben.
Das Buch heißt Neunmalweise, weil ich jedes einzelne LebensMuster für weise halte. Nicht weise in dem Sinne, dass es besonderer Klugheit bedarf, so etwas zu entwickeln und in ein Buch zu schreiben. Sondern weise in dem Sinne, dass es klug ist, jedes dieser Muster auf das eigene Leben anzuwenden.
Und ich habe diesen Titel gewählt, weil die Gesamtheit der Neun unsere Art und Weise ist, dem Leben seine Form zu geben. Die LebensMuster sind so etwas wie unsere LebensPhilosophie.
So – und nun noch ein paar Zeilen darüber, wie du dieses Buch lesen solltest.
Jedes der folgenden Kapitel ist einem LebensMuster gewidmet.
Und jedes Kapitel ist gleich aufgebaut:
Zum Beginn findest du immer ein LebensBild. Ich habe dafür einen Menschen interviewt und zeichne nun ein Leben nach, in dem ich das LebensMuster verwirklicht sehe, das ich im Folgenden beschreiben will. Diese Menschen sind alle ganz normale11 Menschen wie du und ich. Ich kenne sie alle persönlich. Sie gehören (oder gehörten) zum Umfeld der CityChurch.
Dann schauen wir zusammen in unsere LebensWelt. In diesem Abschnitt versuche ich, die Welt, wie ich sie sehe, zu beschreiben, und zu begründen, warum ich glaube, dass das LebensMuster für das Leben in dieser Welt Bedeutung hat.
Der dritte Abschnitt jedes Kapitels trägt unterschiedliche Titel, je nach dem, um was es gerade geht. In ihm schaue ich jedes Mal in das Leben von Jesus Christus und zeichne nach, wo ich dieses LebensMuster in seinem Leben entdecke.
Der vierte Abschnitt dreht sich dann um das LebensMuster selbst. Was ich bei Jesus sehe, übertrage ich auf unser Leben und gieße es in eine leicht zu behaltende Form. Wer die Life-Shapes von Breen kennt, wird sie hier wiederentdecken.
Zum Schluss jedes Kapitels wird es dann praktisch. Die MusterVorschläge beschreiben verschiedene Möglichkeiten, wie du das Gelesene in deinem Alltag anwenden kannst, so dass es die Seiten dieses Buches und damit die Theorie verlässt und wirklich im echten Leben ankommt.
Die LebensMuster sind zum Nachmachen da. Zum Ausprobieren. Manchmal werden diese Muster genau zu dir passen, aber hier und da werden sie dich hoffentlich auch inspirieren, eigene Ideen zu entwickeln – passendere. Dann wird aus dem Nachmachen das Selberglauben, deine eigene Art und Weise, dem Leben seine Form zu geben. Die neun LebensMuster sind dabei eine Hilfe – aber sie sind eben nur das: Muster. Und Muster passen niemals hundertprozentig!
Ach, wichtig ist noch dies: Dieses Buch ist eigentlich kein Buch, dass du in einem Rutsch von vorne bis hinten durchlesen solltest. Damit es sich lohnt, musst du dir eigentlich nach jedem Kapitel genug Zeit nehmen, das jeweilige LebensMuster auf dein Leben zu übertragen und den einen oder anderen MusterVorschlag wirklich auszuprobieren.
In echt, meine ich jetzt.
Man sagt, dass man im Schnitt