Als Christen sind wir unserer Gesellschaft schuldig, den Menschen etwas von der Wirklichkeit Gottes zu bezeugen. Der katholische Theologe Eugen Biser weist auf die therapeutische Kraft des Evangeliums hin, und der protestantische Theologe Paul Tillich (1886–1965) war der Überzeugung, dass der Weg des Heilens von den verschiedenen Möglichkeiten, den Menschen die christliche Botschaft nahe zu bringen, heutzutage der wichtigste sei.
Uns allen ist – in einer Gesellschaft mit immer mehr alten und chronisch kranken Menschen – die Aufgabe gestellt, die Frage: Was bedeuten und was bewirken Krankheit und Gesundheit, Leiden und Tod und wie gehen wir damit um? aufzunehmen und zu beantworten. Mit unseren Fragen und Antworten stehen wir vor Gott, dessen Wirklichkeit wir bezeugen. Wer ist hierzu berufener als diejenigen, die an den glauben und mit ihm leben, der von sich selbst gesagt hat, er werde alle Tränen von ihren Augen abwischen und »der Tod wird keine Macht mehr haben. Leid, Angst und Schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war, ist für immer vorbei« (Offenbarung 21,4) und auch dies: »Ich lebe und ihr sollt auch leben« (Johannes 14,19; Luther 1984)?
Die Übersetzung und die Herausgabe dieser deutschen Ausgabe war keine Einzelaktion, sondern erforderte die Mithilfe Vieler. Ein ganz besonderer Dank gilt Karl Lagershausen für seine hervorragende Übersetzung aus dem Amerikanischen sowie seine wertvollen Anregungen darüber hinaus. Während seiner Arbeit stellte sich zunehmende Begeisterung ein, gepaart mit der festen Überzeugung, dass die Darstellung und Sichtweise des Autors zu einer wichtigen und lebendigen Erweiterung unseres Christseins verhelfen kann. Meiner Frau gilt Dank für die Korrektur des deutschen Manuskriptes. David Neufeld hat als Verleger mit viel Einsatz, Sachverstand und Umsicht die Fertigstellung des Buches geleitet. Die Zusammenarbeit mit ihm war zu jeder Zeit harmonisch und hat Freude gemacht. Dafür gebühren ihm unsere Anerkennung und unser herzlicher Dank.
Dem Vorstand und den Mitgliedern der Medizinischen Missionshilfe/Medical Mission Support (MMH/MMS) sei gedankt für die finanzielle Unterstützung.
Dr. med. Gerd Propach
Wettenberg, im Januar 2008
DANK
Viele der besten Gaben Gottes erreichen uns durch andere Menschen. Dieses Buch ist da keine Ausnahme. Vieles von dem, was ich über Gesundheit, Krankheit und Heilung gelernt habe, hat Gott mir durch zahlreiche unterschiedliche Mentoren zuteil werden lassen. Ihnen möchte ich hier meine Anerkennung zollen.
Ungezählte Menschen haben mir veranschaulicht, dass Krankheit tiefer reicht als nur bis ins Fleisch. Viele dieser Menschen waren bereit, mir das Innerste ihrer Seele zu öffnen – immer in der Hoffnung, gemeinsam den lindernden Balsam zu entdecken. Trotz meiner oft heftigen Art und dem Drang, möglichst schnell von einem Krankenbett ans nächste zu stürmen, haben mich diese Menschen dazu gebracht, nach Lösungen zu suchen, die tiefer greifen als Pillen, irgendein Antiseptikum oder eine ganze Batterie chirurgischer Instrumente. Nach und nach habe ich gelernt, dass ich Seele und Geist eines kranken Menschen nicht mit Latexhandschuhen anrühren kann. Genauso wenig kann ich sie berühren, wenn ich mich hinter einem weißen Kittel verstecke. Diesen wunderbaren Menschen, von denen viele Heilung gefunden haben, schulde ich ganz viel Dank.
Eine großartige Gemeinschaft von Kollegen hat mich auf dieser Reise des Lernens von unserem großen Arzt begleitet. Ganz vorn in der ersten Reihe steht Mrs. Felicity Matala, eine Afrikanerin, der Gott viele Gaben anvertraut hat. Ihr umfassendes Verständnis der biblischen Wahrheiten, ihr Gespür für die eigentlichen Leiden der Kranken und ihre mitfühlende und sanfte Art, Patienten Wege zur Heilung aufzuzeigen, sind die Erklärung für viele Heilungserfolge. Gemeinsam haben wir den allgegenwärtigen und zerstörenden Auswirkungen bestimmter Krankheiten auf die menschliche Psyche ins Auge geschaut. Gemeinsam haben wir aber auch die wunderbare Kraft des Glaubens an den Gott entdeckt, der Seele, Geist und Körper wiederherstellen kann.
Ein Ärzteteam, das sich uneingeschränkt in den Dienst am Menschen gerufen sah – einige Afrikaner, andere Deutsche, Schweizer und Nordamerikaner –, war Teil dieses Lernprozesses. Viele Fragen und Anregungen für dieses Buch nahmen Gestalt an, als wir zusammen darüber nachdachten und uns austauschten und als wir gemeinsam unsere Runden durch die einzelnen Stationen machten oder uns trafen, um über Gottes Wort zu sprechen und zugleich über menschliche Krankheiten allgemein oder ganz spezielle Fälle. Mitarbeiter in der Verwaltung, im technischen Dienst sowie das Pflegepersonal unseres Krankenhauses in der Demokratischen Republik Kongo haben viel zu unserem umfassenderen Verständnis und zur Verwirklichung dessen, was Heilung ausmacht, beigetragen.
Ich habe mir die Erkenntnisse weiser Lehrer früherer Zeiten zunutze gemacht. Sir William Osler, Dr. Paul Tournier, Dr. Paul Brand sowie Professoren und Mitstudierende an den Universitäten und während der weiteren medizinischen Ausbildung haben mir den Blick für die grundlegenden Prinzipien der Ganzheitlichkeit des Lebens geöffnet. Sie haben darauf bestanden, den geistlichen Belangen, den persönlichen Beziehungen und den Lebensgewohnheiten kranker Menschen unsere volle Beachtung zu schenken. Sie haben mir gezeigt, von welch entscheidender Bedeutung es ist, sorgfältig auf das zu hören, was der Patient wirklich mitteilen will.
Die Mitarbeiter des Verlages Harold Shaw Publishers haben mich ermutigt und mir wertvolle Ratschläge gegeben. Von Beginn an war mir klar, dass es ihnen nicht nur darum ging, ein weiteres Buch zu veröffentlichen. Sie teilten meine Vision für dieses Buch: für den ganzen Menschen zu sorgen; das Buch den leidenden Menschen, an die es sich vor allem richtet, zugänglich zu machen und nicht zuletzt all denen, die sich um kranke Menschen kümmern, Hilfestellung zu bieten. Sie haben unermüdlich mit mir zusammen daran gearbeitet, die Botschaft möglichst klar und ohne unnötiges Drumherum auf den Punkt zu bringen, sodass sie zu Herzen geht und den Verstand berührt.
Meine ganze Familie war von Beginn an beteiligt. Für meine Frau Miriam und mich war es unser Leben. Gemeinsam haben wir gerungen, wenn wir vor zunächst unlösbaren Fragestellungen standen, gegen die Feinde ankämpften, die alles mies machen wollten, und natürlich gegen all das Böse, das menschliches Leben zerstören will. Wir haben zusammen geweint, wenn wir Gefechte verloren hatten. Sie hat mir geholfen, meinen Glauben an den Gott lebendig zu erhalten, der Leben und Gesundheit will und der die Schlachten, die wir schlagen, zu seinen Schlachten macht. Mit Gott zusammen haben wir an vielen Siegen teilgehabt.
Unsere Kinder und inzwischen auch unsere Enkelkinder haben sich diese Vision ebenfalls zu eigen gemacht. Darüber freue ich mich riesig, denn an sie und ungezählte andere Freunde im heilenden Dienst reiche ich das Staffelholz weiter.
EINFÜHRUNG
Krankwerden ist menschlich. Auf die eine oder andere Weise trifft es jeden. Wenn wir krank werden, ist es nur natürlich, dass wir wieder gesund werden wollen. Wir wollen die Schmerzen loswerden, das Fieber, die Schwäche oder was immer unser Unwohlsein verursacht. Wenn wir wirklich krank sind, wenden wir uns an jemanden, von dem wir glauben, dass er uns helfen kann, wieder gesund zu werden. Aber finden wir immer die nötige Hilfe?
Krankheit, Heilung und der ganze Mensch
Die medizinischen Berufe haben ein großes Problem. Ich darf das so sagen, weil ich selbst Arzt bin. Wir konzentrieren uns zu sehr auf die Krankheit und auf den betreffenden Körperteil, der krank zu sein scheint. Und wir verwenden zu wenig Aufmerksamkeit auf die Person, die krank ist, und darauf, wie sie versucht, mit der Krankheit fertig zu werden.
Als kleiner Junge bekam ich Tuberkulose. Der Arzt sagte meinen Eltern, dass der obere Lungenlappen betroffen sei, ebenso